von Luna I. » So. 12.11.2006, 11:04
Liebe
Im Normalfall entwickelt sich die Liebe eines jungen Menschen unter positiven Bedingungen. Man lernst sich kennen, unternimmt was miteinander und lernst sich anschließend lieben. Der Verliebte strebt nach der Maximierung des Glücks und der Vermeidung des Leids. Das ist auch möglich, solange keine ernsteren Probleme bestehen. Man geht bei 18-20 Jährigen nicht zwingend davon aus, dass sie ernstere Probleme haben. Das ist natürlich keine Verallgemeinerung.
Diese Liebe, die sich im Positiven aufbaut, braucht einige Zeit, um sich zu festigen. Irgendwann, so hofft man, wird sie bereit für das Durchstehen von Problemen und schwierigen Situationen sein.
Was passiert also nun, wenn sich Liebe unter negativen Umständen bei Heranwachsenden entwickelt?
Mein Freund und ich mussten einen Diebstahl, meine Eltern als gesetzgebende Instanz (was meine Ausgehzeiten angeht), meine Krankheit, das Rennen zu sämtlichen Ämtern (ergo kaum Zeit für uns), meine starke Allergie gegen Katzen (ich kann nicht mehr zu ihm) und anschließend Bedrohung durch meinen Ex-Freund erleiden.
Der Liebe hat das keinen Abbruch getan, denn wir haben uns schon genügend Freizeit genommen.
Doch was passiert, wenn in einem jungen Menschen die natürliche Sehnsucht hochkommt, frei und unbeschwert zu sein? Wer will schon mit seiner Geliebten/seinem Geliebten nur Schwieriges meistern müssen? Der junge Mensch könnte sich doch das kleinere Übel aussuchen, seine Geliebte/Geliebten verlassen und ein wenig trauern, dafür aber anschließend ein besseres und vor allem sichereres Leben führen.
Liebe hin, Liebe her.
Doch falls man sich für den Partner entscheidet und somit für die Liebe und die Liebe als das höchste aller Gefühle anerkennt, muss man mit Einbußungen rechnen.
Kann man von einem jungen Menschen erwarten, dass er schon so krisenfest ist? Dass er schon so standhaft ist und sagt, er stehe bedingungslos zu seinem Partner, obgleich das bedeutet, dass sein Leben sich radikal verändert? Und zwar ins Negative!
Sobald die Angst auch nur ein bisschen größer ist als die Liebe, muss der Mensch gehen.
Es bleibt die Frage, ob es nicht die Pflicht und das Bewusstsein eines jeden Liebenden sein müsste, zu seinem Partner zu stehen in egal was für einer Situation. Es bleibt die Frage, ob überhaupt der Gedanke an das Verlassen des Partners bei wahrer Liebe gegeben sein darf, oder ob das "JA" sofort da sein muss.
Wenn die Liebe nicht nur durch Schönes wächst, sondern in Schwierigem gedeiht, dann ist das mehr ein Liebesbeweis als jede körperliche Annäherung, jedes Liebesgeständnis und Wort. Denn nicht durch ihre Worte, sondern an ihren Taten werdet ihr sie erkennen.
Luna