Ich will nicht aufhören...Denn irgendwie liebe ichs *trigger

Forum zum Austausch über das so genannte Selbstverletzende Verhalten (SVV), auch bekannt als Ritzen, Selbstverstümmelung, Cutten usw.
Wichtig: Bitte keine Bilder von SVV zeigen und kein Pro-SVV!

Ich will nicht aufhören...Denn irgendwie liebe ichs *trigger

Beitragvon DarkMelly » Mo. 23.06.2014, 07:12

Hallo

Also es ist so, dass ich mich schneide usw. ... aber eigentlich gar nicht aufhören will. Einerseits denke ich mir: Das kann so nicht weitergehen, und dann bleiben da noch Narben... Aber andererseits sage ich mir wieder: Sch... auf die Narben, DIE hast du verdient! Und irgendwie ist es auch so ein "besonderes" Gefühl, wennn einem das Blut über den Arm läuft...
Und man will nicht aufhören, obwohl man immer tiefer schneidet- schneiden muss- um den "beruhigenden" Schmerz zu fühlen.

Kennt ihr das auch? NICHT aufhören zu wollen, obwohl ihr irgendwo wisst, dass es "falsch" ist?
Ich Liebe das schneiden...
Ich hasse mich dafür, dass ich es tue,
Aber ohne geht einfach nicht...wie gesagt, auf verrückte Art liebe ich es... Obwohl ich irgendwo weiß dass es, im Grunde genommen, ein falscher Freund ist..
Aber ich bin einfach von ihm abhängig, irgendwie...

Die Vormulierung tut mir jetzt leid. Es sollte anders klingen...naja. Aber kennt das jemand?
Glg DarkMelly :)
Zuletzt geändert von DarkMelly am Mo. 23.06.2014, 17:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ich will nicht aufhören...Denn irgendwie liebe ichs *tri

Beitragvon Panvie » Mo. 23.06.2014, 08:44

[Triggerwarnung] Der Mensch folgt gewissen Trieben und gibt ihnen eine Art Rangordnung. Da wären zum Beispiel das Essen, das Ausruhen, die Ablenkung, Liebe, Sicherheit, Selbstverwirklichung und einiges mehr.

Jedenfalls befriedigt er bestimmte Triebe erst, wenn unwichtigere Triebe gestillt sind. Vielleicht kennst du das inform dessen, dass du schlecht lernen kannst, wenn du müde oder hungrig bist. Das Ritzen ist für dich noch ein niederer Trieb, er schenkt dir Befriedigung, stillt deine Lust und lässt dich abschalten. In gewisser Weise ist das sogar verständlich, wenn er sich nicht durch andere negative Einflüsse in deine Bedürfnisstruktur eingeschlichen hätte. Jetzt noch siehst du darin eine Erlösung und tust es gern, obwohl da der Gedanke ist, dass es falsch ist. Dass du darüber nachdenkst, es könnte falsch sein, kann ich auch gut nachvollziehen.

Aber diese Lust wird irgendwann größer. Dann steht sie plötzlich ein paar mehr anderen (schönen) Dingen, die du dir gönnen kannst, im Weg. Und irgendwann ist sie ähnlich wie Rache, man giert danach sie zu stillen, aber wenn sie gestillt ist, bleibt das Bedürfnis immer öfter zurück. Es verschafft immer weniger Befreiung, als zu Beginn, als es noch eine einfache "Angewohnheit" und keine ausgewachsene Lust war.

So ist der ungefähre Vorgang, in dem man immer weiter kreist und irgendwann merkt, dass einem das Ganze über den Kopf wächst - man tiefer und länger schneidet. Es wird zur Abhängigkeit. Mehr Blutverlust, vielleicht die erste Ohnmacht. Vielleicht ein Schnitt zu tief? Es wird dich irgendwann nicht mehr ausfüllen und das wird dann der Punkt sein, wo aus dem Gefühl - es könnte falsch sein - bittere Wahrheit wird, dass du Hilfe brauchst.

Solange du es noch als süße Befriedigung und nicht als Problem ansiehst, wird dir kein Rat so richtig helfen können. Der allererste Schritt bei sowas ist (ähnlich wie bei anderen Süchten) ein Einsehen und die Bereitschaft sich helfen lassen zu wollen, zu haben. Ich wünsche dir aber, dass dir die Menschen, die die Tortour bereits durchmachen dich hier ein wenig abbremsen können und dich mein Textchen nicht zu sehr verschreckt hat. Ich möchte dir nur kein falsches Bild von der Gefahr vermitteln, auf die du zurast.

Viele Grüße,
Panvie
Panvie
 

Re: Ich will nicht aufhören...Denn irgendwie liebe ichs *tri

Beitragvon withoutwings » Mo. 23.06.2014, 20:08

Ich hab hier mal so ein Gedicht geschrieben... :roll:
jaaa, ich kenn das Gefühl.
Wegen der Narben aufzuhören, ist wohl der falsche Ansatz. Es muss erst "klicken".
Weil du es wert bist, dass du dich nciht verletzt. Weil du gut bist, wie du bist. Erst wenn dieser Gedanke kommt, dann ist der Grund zum Aufhören da. Denn alles andere kannst du dir irgendwie schn reden. Wenn du dich aber selbst annimmst, dann wirst du dir auch nicht weh tun wollen.

Es ist kein falsches Bild von Gefahr was dir Panvie vermittelt. Denn du bist schon da. Du rast nicht darauf zu, das hast du schon geschafft. So hart es klingt.
Es ist ein laaanger, steiniger Weg da heraus. Und ja, erstmal musst du wollen. Sonst helfen alle Worte nicht.

:knutroe:
withoutwings
 

Re: Ich will nicht aufhören...Denn irgendwie liebe ichs *tri

Beitragvon Carmen » Mo. 23.06.2014, 21:40

Die liebe withoutwings hat da vollkommen Recht.
Mir geht/ging es sehr ähnlich wie dir... und ich falle oft genug in alte Muster zurück.
Aufhören kannst du erst, wenn du selber einen Grund gefunden hast, der für dich wichtig genug ist.
Ich verstehe dich. :cuddle:
Carmen
 

Re: Ich will nicht aufhören...Denn irgendwie liebe ichs *tri

Beitragvon withoutwings » Mo. 23.06.2014, 21:46

jaja... :jawoll:
die liebe Carmen konnte sich das auch lange genug nicht vorstellen... :kiss:
withoutwings
 

Re: Ich will nicht aufhören...Denn irgendwie liebe ichs *tri

Beitragvon Carmen » Mo. 23.06.2014, 21:59

withoutwings hat geschrieben:jaja... :jawoll:
die liebe Carmen konnte sich das auch lange genug nicht vorstellen... :kiss:


Oh ja :roll: und ich glaube, ich bin auch erfolgreich wieder 10 Schritte zurück gegangen... und mindestens acht wieder nach vorne. ^^
Irgendwann wirst du merken, dass es dich einschränkt. Es ist leichter nachzugeben, aber du wirst die Kontrolle verlieren. Du kannst nicht mehr steuern, wann und wie du dich verletzt. Deine Freiheit verschwindet. Du brauchst neues Verbandsmaterial (soweit du die Wunden verbindest).
Ich bin heute 4 Tage SVV-frei. Und ich habe mal 2 Monate geschafft. Ich dachte ähnlich wie du. Aber es wurde nach einer Zeit nur schlimmer. Fast jeden Tag geschnitten, einmal halb ohnmächtig geworden, ich konnte irgendwann einfach nicht mehr. Obwohl ich schon mal kapiert habe, dass es nichts bringt.
Aber aus den Depressionen hat es mich nicht herausgeholt. Ob mit oder ohne SVV, mir geht es schlecht.
Mittlerweile bin ich wieder an dem Punkt, den wings beschrieben hat.
Ich bin es nicht wert, dass ich mich schneide.
Mein Körper muss nicht auch noch leiden.

Was ich dir damit sagen will: keiner kann dich überzeugen. nur du selber. Irgendwann wirst du sehen, dass es auch anders geht.
Carmen
 

Re: Ich will nicht aufhören...Denn irgendwie liebe ichs *tri

Beitragvon DarkMelly » Mi. 25.06.2014, 22:09

Danke mal für eure AW's! :-)

Bei mir ist es eigentlich so, dass ich entweder; Total aggro zu meinen Mitmenschen, Tieren usw. bin. Und ich es selbst weiß, und erstmal versuche mich zu beruhigen. Aber meistens werde ich dadurch noch angespannter. Dann ist da dieser Gedanke, dieses kleine Stimmchen in meinem Kopf, welches "sagt": Ritz dich, danach bist du gechillter. Macht mich zusätzlich aggro. Und irgendwann halte ich meine Eigene Laune/Aggressivität/Angespanntheit nicht mehr aus, und schneid mich halt. Danach bin ich totaaal entspannt und "peacig". Da kann dann passieren was will, ich schaffe es ruhig zu bleiben, ohne mich sonderlich "anstrengen" zu müssen.

Oder aber es ist so, dass; Ich nur schei.. mache, nix kapiere, oder mir für meine Worte/Handlungen in den Allerwertesten beißen könnte. Zuerst mache ich mir ewig Gedanken darum, und mach mir selbst Vorwürfe. (Andere Menschen sagen/tun halt was blödes, grämen sich zwar, aber danach ist' s wieder vergessen. Ich kann mir Tagelang vorwürfe wegen irgendwas machen.) Meist ist es dann so dass ich dann erst rechts nicht mehr hinkriege. Mich frag warum ich so dumm bin. Mich dafür hasse. Und es kommt immer mehr, und staut sich in mir auf. Und irgendwann muss der ganze Druck, die ganze innere Anspannung raus.

Als Kind habe ich öfter mal so eine Art "Wutanfall" bekommen, um meine Aggressionen usw. rauszulassen. Aber ich will niemanden verletzen oder beängstigen. Außerdem ist es so eine Art Bestrafung für meine Aggressionen, Gefühle, und (falsche) Wörter/ Handlungen.

(@Carmen) Ich verbinde meine Wunden eigentlich nicht. Auch wenn ich gerne würde. Aber.. naja irgendwie ist es so, als habe ich es nicht verdient, in irgendeiner Weiße mehr Gutes als nötig für mich zu tun. Nur wenn' s mir mal ((Selbst)Hassmäßig) besser geht, schmiere ich evtl. mal Bepanthen drauf (Wofür ich mich, wenns mir wieder nicht gut geht, auch Vorwürfe mache.)

Ich habe selbst keine Ahnung wieso ich das jetzt hier schreibe. Vermutlich will ich es selbst besser verstehen...
GLG, Melly
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Re: Ich will nicht aufhören...Denn irgendwie liebe ichs *tri

Beitragvon hiddengirl » Mi. 13.01.2016, 20:53

Oh ja, das kenne ich sehr, sehr, gut...
Irgendwie ist es für mich immer auch eine Challenge, zu beweisen, dass ich selbst entscheiden kann, wie sehr und wann und wie oft ich mich ritze, obwohl 'Kontrolle' und 'Ritzen' sich total widerspricht. Aber seit ich angefangen habe, ist die Challenge nicht mehr, mich NICHT zu ritzen, sondern mich beim Ritzen selbst zu bestimmen.
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Re: Ich will nicht aufhören...Denn irgendwie liebe ichs *tri

Beitragvon Morgan » Mi. 13.01.2016, 23:46

Hallo Hiddengirl,

was bedeutet es für Dich, Dich beim ritzen selbst zu bestimmen? Was bestimmst Du dabei?

HG Morgan
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Re: Ich will nicht aufhören...Denn irgendwie liebe ichs *tri

Beitragvon hiddengirl » Mo. 18.01.2016, 19:07

Hallo Morgan,
Ich meine damit, dass ich bestimmen kann, wann ich aufhöre... Dass ich es auch manchmal schaffe, es nicht zu tun, und dass ich es schaffe, es in einem Augenblick zu tun, in dem keiner es merkt... Ergibt das irgendwie Sinn? :shock: :wink:
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Re: Ich will nicht aufhören...Denn irgendwie liebe ichs *tri

Beitragvon senta » Mo. 18.01.2016, 19:20

ja, das ist die Tücke einer Sucht,
sie ist verführerisch
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Re: Ich will nicht aufhören...Denn irgendwie liebe ichs *tri

Beitragvon pain to peace » Mo. 18.01.2016, 21:21

Ich weiß dass es nicht richtig ist.
Aber es funktioniert für mich so gut.
Ich werde es nicht aufhören wegen meiner Freundin oder sonstwem. Höchstens werde ich Wege finden es besser zu verbergen. Ich will das nicht diskutieren müssen mit Menschen um mich herum die es eh nicht verstehen. Ich will auch keine wilden Vorwürfe, die in mir wieder neuen Druck erzeugen.
ich brauche etwas, was mich ebenso gut und sicher und schnell beruhigt, ohne zu schaden.
wenn ich das finde höre ich auf... bis dahin will ich es garnicht aufhören. Nur ein bißchen kontrollieren... das wäre schon gut.
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Re: Ich will nicht aufhören...Denn irgendwie liebe ichs *tri

Beitragvon Carmen » Di. 19.01.2016, 18:58

Ganz stumpf gesagt: Irgendwann merkst du, dass Schluss sein muss.
Ich habe drei Monate DBT gemacht und munter weiter geschnitten. Ich habe mir immer gesagt, ich habe die Kontrolle und hatte sie nie. Weil ich das SVV brauchte da.
Mittlerweile sehe ich, dass es damals wichtig war und seine Daseinsberechtigung hatte. Heute kann ich es ohne schaffen. Manchmal klappt das auch nicht, aber ich hab gemerkt, dass es nicht weitergeht so. Und manchmal denke ich auch, ich brauche es jetzt. Es geht ohne.
Und so dumm Skills dir erscheinen mögen, die Dinger sollen deine Ansoannung runterbringen damit du deine Gefühle in den Griff kriegst. Probleme lösen sie nicht und die Anspannung machen sie auch nicht sofort ganz weg.

LG Carmen
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Re: Ich will nicht aufhören...Denn irgendwie liebe ichs *tri

Beitragvon pain to peace » Di. 19.01.2016, 20:40

Ja, das klingt total logisch.
ich weiß ja auch welche Situationen mich dazu bringen, und versuche sie im Vorfeld zu entschärfen oder zu Not zu meiden.
und aus einer scheinbar unendlichen Fülle an Skills muss man sich eben heraus suchen, was für einen selbst funktioniert, denke ich.
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Re: Ich will nicht aufhören...Denn irgendwie liebe ichs *tri

Beitragvon Morgan » Di. 19.01.2016, 21:51

Hallo pain to peace,

ja, genau, machst Du dies so?
Hast Du Deine Skills gefunden?

HG Morgan
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