Hallo ihr lieben,
in nicht so guten Zeiten versuche ich zu träumen. Ich stelle mir mein Leben einfach vor wie es sein sollte bzw. es mir erträume um mich so selbst zu ermutigen und vielleicht ein Ziel zu verfolgen (sorry die komische Ausdrucksweise. Bin schon sehr müde.).
Viel Spaß beim Lesen!
Es ist ein herrlicher Sommertag und ich stehe gerade in der Küche und schaue aus dem Fenster in unserem Garten. Dort beobachte ich meinen Freund mit unserem 18 Monate alten Sohn. Ich kann es immer noch kaum glauben, dass ich tatsächlich eine kleine Familie habe und mein Leben einfach nur perfekt ist. Bis es dazu kam, war es ein ziemlich langer Weg. Vor 4 Jahren habe ich meinen Freund auf einer Geburtstagsfeier einer gemeinsamen Freundin von mir kennengelernt. Er war mir von Anfang an sympathisch. Fürs erste haben wir in Facebook miteinander geschrieben, wussten aber schnell, dass wir uns nochmal treffen wollen. Schließlich sahen wir uns immer häufiger, da er bei mir im Nachbarort wohnte und mit dem Auto schnell bei mir war. Ich habe mich in ihn verliebt, aber anfangs konnte ich gar nicht damit umgehen. Eigentlich wollte mich lieber von ihm distanzieren um mich nicht wieder enttäuscht zu lassen aber irgendwie ließ er nicht locker und machte den ersten Schritt. Ich glaube, wenn er nicht so hartnäckig geblieben wäre, wären wir nie zusammen gekommen. Na ja ich hatte es ihm auch nicht einfach gemacht. Nach 2 Monaten waren wir dann ein Paar. Es war gar nicht so leicht. Er war immer da. Manchmal habe ich mich erschrocken als ich morgens neben ihm aufgewacht bin. Er hat meine Launen ausgehalten und hat mich unterstützt wo er nur kann. Wir unternahmen viel. Ausflüge, Spaziergänge, Urlaube... Ob mit oder ohne Rollstuhl war eigentlich für uns egal.
Natürlich beruhte das alles auf Gegenseitigkeit. Für ihn habe ich auch alles gegeben. Zusammen haben wir sein kleines Problem mit dem morgendlichen Aufstehen in den Griff bekommen und sein mangeles Zeitgefühl für Termine oder Verabredungen. Es lief alles soweit gut zwischen uns. Trotzdem wollte ich nicht so schnell mit ihm zusammen ziehen, weil ich doch ein Mensch bin, der seinen Freiraum und auch Ruckzugsmöglichkeiten braucht. Manchmal konnte ich es nicht verstehen, warum er mich liebt. Meine Selbstzweifel machten die Beziehung nicht gerade einfach. Mal wollte ich, dass er geht, mal konnte ich ihn nicht nah genug sein. Zum Glück wusste er damit umzugehen und ich danke ihm sehr für seine Geduld. Also nach 2 Jahren hin und her schaffte er es mich zu überreden, dass wir zusammen zu ziehen. Es war die beste Entscheidung. Es ist einfach nur schön nach Hause kommen, wenn jemand auf einen wartet bzw. anders rum. Ich bin endlich angekommen und mein Leben war perfekt. Ein halbes Jahr später wurde ich schwanger. Ich wollte immer eine Familie haben, aber auf einmal war alles anders. Ich bekam Angst. Wir stritten oft und eigentlich habe ich die erste Schwangerschaftsmonate gehasst. Was sollte ich mit meinem Job machen? Wie soll das werden? Mama mit körperlichen Einschränkungen und psychischen Knacks? Nach langem Überlegen schlug mein Freund sich zu einem Jahr Elternzeit breit. Ich verdiente schließlich besser in meinem Job.
Bedingungen war allerdings, dass ich danach auf eine Halbsstelle gehe. Nachdem wir den Kaufvertrag für unser kleines Häuschen unterschrieben hatte und das große Auto mit Kofferraum für Kinderwagen und Rollstuhl kauften, konnte der Nachwuchs kommen. Mein Freund war im Babyjahr echt geschafft und oft tat er mir echt leid. Ich war arbeiten und er musste unseren Sohn zufrieden stellen. Wenigstens nahm ich im das Baby abends ab. Doch er war und ist echt ein toller Papa. Als mein Sohn ein Jahr wurde gab es den Rollentausch. Ich war zwar noch arbeiten, aber mittags holte ich mein Kind aus der KiTa und kam meinen mütterlichen Pflichten nach. Ich hätte nie gedacht, aber ich nun liebe ich mein Leben. Meine zwei Männer jeden Tag lachen und zufrieden zu sehen ist das Größte für mich. Ich sorge mich um sie und tu alles für sie was mir nur möglich ist. Irgendwie macht mich das glücklich und stolz. Mein Freund hat mir vor ein paar Wochen einen Heiratsantrag gemacht. Ich habe abgelehnt. Ich weiß nicht, ob ich mich wirklich ewig binden will. Emotional bin ich das ja eigentlich schon irgendwie. Er gehört zu mir und ich zu ihm. Sonst hätten wir bestimmt kein Kind zusammen. Aber so wirklich offiziell? Ich weiß nicht. Aber vielleicht sollte ich mir das nochmal überlegen. Ich bin nämlich wieder schwanger.