von Kleiner Elefant » Sa. 15.03.2014, 00:02
Jenny hatte schon vergessen, wie es sich anfühlt, früh am Morgen aufstehen zu müssen. Ihr Wecker erinnerte sie aber wieder daran. Jenny gähnt. Sie hat eigentlich keine Lust, in die Schule zu gehen. Am ersten Tag nach den Ferien wird doch meist eh nichts gemacht. Jenny zieht sich an, richtet ihr Essen und geht zur Schule. Jamie wartet grinsend am Schultor. "Na, Mauerblümchen?". Jenny faucht ihn an: "Ich bin wenigstens keine notgeile, männliche Schlampe, die es nötig hat, sich Jungfrauen zu suchen, weil sie sonst nichts im Bett hinkriegt". Jamie wird rot, das hatte gesessen. Jenny ist sich sicher, dass sie vor ihm nun endlich Ruhe hat. Sie verdreht die Augen. Der Tag fängt ja super an. In der Klasse herrscht wildes Gerede. Jenny hat kein Interesse daran, irgendwem zu erzählen, wie ihre Ferien waren. So ist sie froh, ihre Lehrerin zu sehen. Jenny grinst. Wie oft kommt es vor, dass ein Teenager seine Lehrerin gerne sieht? Sie ist allerdings nicht alleine. Ein dickliches und schwitzendes Mädchen steht neben ihr. "Stellst du dich selber vor?", fragt ihre Lehrerin. "Ähm ja, also ich bin Chantal, ich bin 15 und hergezogen". Jenny lacht innerlich. Der Name passt ja. Nur Pech, dass ausgerechnet neben ihr noch frei ist. "Chantal, setz' dich neben Jenny, ja?". Das Mädchen schaut Jenny eindringlich an. "Ich werde mich nicht neben Jenny Lehner setzen". Jenny schaut auf. Was hat dieses dicke Mädchen gesagt? Woher kennt sie ihren Namen? Die ganze Klasse schweigt. Es herrscht absolute Stille, keiner traut sich, zu atmen. Jenny bekommt es mit der Angst zu tun. "Wer bist du denn bitte? Kennen wir uns, oder was?" prescht Jenny vor. Chantal lacht und sagt nur "Verlogene Schlampe". Jenny glaubt, zu träumen. Das kann nicht ernsthaft passieren. Bevor es eskaliert, wird Chantal woanders hingesetzt, und Jenny sitzt neben ihrer besten Freundin. "Man, was stimmt denn mit der nicht?" fragt Annika sie. "Ich habe absolut keine Ahnung. Was bildet die sich aber auch ein?". Jenny ist aufgebracht. Den Rest des Tages ignoriert sie Chantal.
Jennys Mutter wartet aufgeregt darauf, dass ihre Tochter endlich nach Hause kommt. Das Essen steht auf dem Tisch, Jack ist schon hungrig. Jenny kommt rein, schmeißt ihren Rucksack in die Ecke und setzt sich. "Mama, du glaubst es nicht!". "Jennyschatz, beruhige dich, lass uns essen, dann erzählst du mir, was ich nicht glauben werde". Jenny erzählt ihrer Mutter von dem dicken, schwitzendem Mädchen. Was es zu ihr gesagt hat. Jenny prustet los. "Mama, rate mal, wie sie heißt". "Keine Ahnung, Schatz". "Chantal". Jenny lacht. Sie wartet, dass ihre Mutter auch lacht, aber diese wird ganz ruhig. "Das ist ja lustig, Schatz. Mach' dir nichts aus dem Mädchen. Iss' jetzt weiter". Jenny schweigt und rätselt, ob Chantal schon so bekannt ist, dass sogar ihre Mutter sie kennt.