Anna liegt seit 2 Tagen im Krankenhaus. Die Wunden sind versorgt, sie soll entlassen werden. Ihr behandelnder Arzt rät ihr, sich psychologische Hilfe zu suchen. Den ersten Ansprechpartner gibt es sogar im Krankenhaus. Anna plant, auf dem Weg nach draußen mal in die Abteilung für psychisch kranke Menschen reinzuschauen. Als Anna gerade ihre Zimmertür aufmacht, steht Selina vor ihr. Sie sieht schrecklich aus. Blass, müde, dünn. Die Schwestern schauen sich an, ohne etwas zu sagen. Anna läuft an Selina vorbei, ohne sich nochmal nach ihr umzudrehen. Ihr Anblick wühlt sie auf. "Anna, bitte...". Selina bricht in Tränen aus. Anna dreht sich zu ihr um. Zwischen ihnen sind einige Schritte Platz. "Anna, es tut mir so Leid. Ich wollte nur sterben. Sie haben mich gefunden. Es war nicht deine Schuld". "Wessen dann? Warum hast du das gemacht, Selina? Du hattest doch Alles, warum musstest du dich wieder in den Mittelpunkt stellen?". Anna ist wütend. Sie weiß, dass sie gemein ist, aber es sprudelt aus ihr nur so raus.
"Ich weiß es nicht. Es hat sich richtig angefühlt". Anna hat keine Lust mehr darauf. Sie verlässt das Krankenhaus und fährt nach Hause. Ihre Mutter hat mehrmals versucht, sie zu erreichen, aber das ist ihr egal.
Anna beschließt, ihren gehassten Job zu kündigen, in eine andere Stadt zu ziehen und eine Therapie zu machen.
Es sind einige Monate vergangen. Anna hat keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie. Über Selina erfährt sie manchmal noch Einiges aus der Zeitung, wenn sie wieder Wettbewerbe gewonnen hat. Anna ist umgezogen, hat einen Job, der ihr Spaß macht und geht seit Kurzem in eine Therapie. Die Narben an ihrem Körper erinnern sie jeden Tag daran, wie sehr sie leiden musste.
Es war Annas größter Schnitt, ihre Familie zurückzulassen. Und es war ihr Letzter. Es war der schwerste "Cut" in ihrem Leben. Aber auch der Einschneidenste. Denn jetzt bestimmt Anna selber ihr Leben.
ENDE