Depression oder "normal" pubertär?

Wenn ihr depressiv seid, könnt ihr euch hier über die Krankheit Depressionen austauschen, aber auch über andere depressive Zustände wie Burn-Out oder die manisch-depressive (bipolare) Störung.

Depression oder "normal" pubertär?

Beitragvon Syreni » So. 12.01.2014, 02:24

Hallo...
Ich bin 16 und seit über einem Jahr geht es mir immer schlechter... Ich werde immer trauriger, antriebs- und lustloser, ziehe mich immer mehr zurück.
Ich habe schon mehrere Tests im Internet gemacht und jedes Mal das Ergebnis bekommen, dass ich an einer Depression erkrankt bin und als ich mir mal die Symptome angeschaut habe, hat es auch gepasst... Dann wollte ich mit meiner Mutter darüber reden, aber schon bei dem Wort "Minderwertigkeitskomplexe" hat sie angefangen von Pubertät zu reden und dass das ganz normal ist. Das mag ja sein, aber es fühlt sich alles nicht mehr normal an...
Mein Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein liegen auf Eis, ich bin immer müde, nachdenklich, traurig, habe ständig entweder großen oder gar keinen Appetit, halte mein Gewicht aber in etwa. Ich habe kaum noch Lust zu etwas, zum Beispiel zu einer Kostümparty mit meinen besten Freunden, die in ein paar Tagen stattfinden soll. In der Schule habe ich kaum Fächer, in denen ich wirklich gut bin, das beste ist Englisch mit einer 2, der Rest besteht aus 3-en und 4-en. Ich kann mir manchmal die einfachsten Dinge nicht merken, höchstens im Kurzzeitgedächtnis.
Meine Freunde und besonders eine von ihnen regen sich immer über meinen Pessimismus auf und dass ich "immer jammere und nicht probiere etwas zu bessern". Aber das habe ich versucht, doch schaffe es einfach nicht! Ich komme einfach nicht davon los, kann mich nirgendwo zu aufraffen.
Meine beste Freundin ist schwer depressiv und alle machen sich Sorgen um sie, wollen, dass es ihr besser geht. Ich natürlich auch, denn es würde mir schon ein wenig besser gehen, wenn es ihr besser geht. Aber dabei sieht niemand, dass es mir auch schlecht geht, egal ob ich nun Depressionen habe oder nicht.
Wenn ich mit meiner Familie zusammen bin, fühle ich mich immer ganz verloren. Ich sitze mitten unter ihnen, aber sie kennen mich eigentlich gar nicht wirklich. Sie fragen mich nicht nach meiner Meinung, vergessen mich, sehen mich bildlich gesehen überhaupt nicht.
Meine Eltern merken es sowieso nicht. Mein Vater ist oberflächlich, Vorsitzender bzw. stellvertretender Vorsitzender in mehreren Vereinen und er führt sich manchmal auch dementsprechend auf, würde mich also schon mal gar nicht verstehen, da ich genau das Gegenteil bin.
Meine Mutter dagegen ist Krankenschwester und wenn ich ihr alles versuchen würde zu erklären (wozu ich gar nicht in der Lage bin), würde sie mir wieder etwas von Pubertät erzählen.
Ich habe mit den Leuten aus meinem Jahrgang aus meinem Dorf nichts mehr zu tun und das kritisieren meine Eltern ebenfalls. Sie sagen, ich sei stur und würde mich besser als sie fühlen und das würden sie merken und hätten deshalb schon gar keine Lust auf mich. Aber ich möchte gar nichts mit ihnen zu tun haben, da ich für sie schon im Kindergarten und in der Grundschule ein Opfer war. Im Kindergarten liefen sie vor mir weg, zwangen mich etwas zu tun oder ließen mich nicht vorbei gehen. In der Grundschule dann lachten sie mich aus, nahmen mir meine Sachen weg und ärgerten mich. Natürlich ging das nicht die ganze Zeit so, manchmal konnten wir auch gut zusammen spielen, wir waren ja schließlich noch Kinder, aber es war trotzdem schlimm für mich, da mich meine Freunde sozusagen verraten haben.
Meine Mutter sagt selbst, dass diese Mädchen einen schlechten Ruf haben, aber sie meint, dass "die ja nicht alle so sind". Aber diese von ihnen mögen mich sowieso nicht.
Auch in meiner jetzigen Schule bin ich nicht unbedingt beliebt, aber ich habe meine kleine Clique und die reicht mir, obwohl es manchmal weh tut zu sehen, dass eine meiner besten Freundinnen ständig zu Partys eingeladen wird und meine beste Freundin bei vielen Jungs total beliebt ist und sich viele, die sie außerhalb der Schule kennenlernt, in sie verlieben oder schnell auf sie aufmerksam werden, selbst wenn sie nur herumsteht.
Häufig habe ich Schuldgefühle oder denke, dass ich etwas nicht wert bin. Einmal, in der 3. oder 4. Klasse, habe ich etwas zu einem Jungen gesagt, was ich bis heute bereue und weshalb ich mich total schlecht fühle, wenn ich daran denke. Er hat im Bus total alberne Faxen gemacht und ich habe gesagt: "Weißt du, worüber alle lachen würden? Wenn du tot bist." Ich habe damals gar nicht realisiert, was meine Worte bedeutet hatten und wie sehr ich ihn damit verletzt habe. Heute ist er mit meiner besten Freundin befreundet und hat es ihr erzählt. Es hat ihn damals wirklich getroffen und ich war so ein dummes Kind. Da werde ich wohl niemals drüber hinwegkommen...
In meiner jetzigen Klasse gibt es auch einen Jungen, der eine Abneigung gegen mich hat, obwohl ich ihm nie etwas getan habe und es tut jedes Mal weh, wenn ich es zu spüren bekomme, auch wenn er es nicht öffentlich macht. Das Schlimme ist, dass meine beste Freundin, die auch gut mit ihm befreundet ist, ihm vor einem halben Jahr gegen meinen Willen erzählt hat, in welchen Jungen ich damals verliebt gewesen bin mit den Worten, dass es ihn sowieso nicht interessiere. Er selbst hat dazu nichts gesagt.
Manchmal habe ich einen Tick, dass ich meinen Fuß oder meine Hand bewegen muss oder irgendetwas anderes, also diese innere Unruhe...
Und ich habe große Angst, meine Großeltern zu verlieren, besonders die von Seiten meiner Mutter. Dabei sind sie alle vier noch ziemlich fit, aber ich kann schon den Gedanken kaum ertragen und mache mir häufig Sorgen, meistens ohne Grund.
So blöd es auch klingen mag, ich habe Angst vorm Einschlafen. Jedes Mal liege ich wach und denken darüber nach, dass ich die ganze Nacht ohne wirkliches Bewusstsein daliegen werde, die vielen Minuten, von denen mir eine einzelne schon lang vorkommt. Angst vorm Träumen habe ich dabei auch, wobei es eher die Angst vor Albträumen ist.
Ich habe so oft das Gefühl, dass ich nicht in meine Familie passe. Mache mir so viele Gedanken darüber, wie ich auf andere wirke und was sie von mir denken. Habe das Gefühl, dass ich für andere irgendwie unsichtbar bin. Und dass ich in nichts besonders talentiert bin... Ich schreibe zwar gern Gedichte, Geschichten oder andere Texte, aber die von meiner besten Freundin erregen immer die ganze Aufmerksamkeit.
Trotzdem wäre ich ohne meine Freunde verloren und sie sind wirklich meine besten. Sie können genau so verrückt sein wie ich und sind nicht so eingebildet wie die meisten Mädchen.
Meine beste Freundin hat mir schon öfter angeboten, mit meinen Eltern zu reden, aber das möchte ich nicht, da sie es trotzdem nicht verstehen würden...
Entscheidungen zu fällen fällt mir schwer und ich denke viel über das Leben nach. Auch an den Tod denke ich und wie ich Selbstmord begehen WÜRDE, was ich aber nicht tun werde, da ich Angst vor dem Tod habe (wieder diese Bewusstlosigkeit, die bis in alle Ewigkeit andauern würde) und ich will das den Menschen, die mich lieben, nicht antun.
Ich fühle mich einsam und verloren und weiß nicht, was ich machen soll... Auf Leute zugehen kann ich nicht und schrecke manchmal vor Nähe zurück, zum Beispiel wenn meine Schwester neben mir sitzt und unsere Arme sich berühren..
Habe so oft Angst andere zu enttäuschen und bitte ungern um einen Gefallen.
Einmal habe ich mich leicht geritzt...

Ist das alles noch "normal pubertär" oder ist das wirklich eine Depression? (Der Text würde zu lang werden, wenn ich noch mehr schreiben würde, obwohl ich das noch könnte. Also schon mal ein großes Danke an die, die ihn sich ganz durchgelesen haben!)
Syreni
 

Re: Depression oder "normal" pubertär?

Beitragvon Juu » So. 12.01.2014, 03:10

Hallo Syreni. Willkommen im Forum übrigens.
Als ich deinen Text gelesen habe (ja, ich habe ihn ganz gelesen), habe ich mich in so vielen Stellen wiedererkannt. Dir geht es nicht gut, das ist offensichtlich, ob es nun wirklich eine Depression ist, kann dir wahrscheinlich aber nur einer von Fach sagen und ich möchte auch nichts Falsches schreiben.
Beinahe jeder Mensch hat in seinem Leben mal solche depressiven Phasen, viele Jugendliche haben auch mal Selbstmordgedanken. Kritisch wird es natürlich, wenn diese Phase länger andauert..
Was du da schreibst, deutet schon ein wenig auf eine Depression hin und ein Jahr ist ja doch eine lange Zeit.
Betrefflich der Lustlosigkeit solltest du etwas unternehmen, bevor das auf ewig so weitergeht und deine Freunde sich zum Schluss noch von dir abwenden. Ich weiß, wie enorm schwer es ist, sich aufzuraffen und mal bei etwas mitzumachen, aber vielleicht solltest du genau das tun. Einmal sagen "Ich stehe jetzt auf und habe Spaß da draußen." (Immerhin ist man nicht ewig Teenager und diese Zeit sollte man nicht vergeuden)
Dass die Eltern kein Verständnis für deine Gefühle haben, kommt leider auch einige Male vor. Viele reagieren ablehnend, abgeschreckt, andere wollen sofort etwas unternehmen, wiederrum andere wollen es nicht wahrhaben und verdrängen die Sache einfach und dann gibt es noch diejenigen, denen du dann völlig egal bist.
Deine Eltern können dir aber dein Leben nicht vorschreiben und sie entscheiden auch nicht, welche Freunde du dir aussuchst. Das entscheidest ganz alleine du.
Deine Vergangenheit scheint ja auch nicht gerade rosig zu sein.. Aber gewisse Dinge muss man hinter sich lassen, so schwer es auch ist. Dass der Junge damals so reagiert hat, kann ich in gewisser Weise nachvollziehen. Bei den meisten nicht Betroffenen stößt man leider nur noch auf Unverständnis.
Die Angst vor dem Einschlafen klingt überhaupt nicht blöd! Das habe ich auch öfter. Dann solltest du vielleicht mal etwas Warmes trinken (ich trinke oft noch einen Beruhigungstee, bevor ich ins Bett gehe, weil das Schlafen sonst auch unmöglich ist), auch höre ich immer wieder, dass eine Wärmflasche helfen soll (was ich aber noch nie ausprobiert habe..).
Deine beste Freundin scheint ziemlich offen mit ihren Depressionen umzugehen, dass du dich ein wenig in den Schatten gestellt fühlst, richtig? Es gibt verschiedene Arten mit dieser Erkrankung umzugehen, jeder Mensch verarbeitet solche Dinge anders.. ich kann dir nur sagen: wenn du darüber reden willst, solltest du dich in deinem Freundeskreis nicht so sehr zurückhalten. Rede mit ihnen, wenn dieses Mitteilungsbedürfnis aufkommt. Vielleicht verstehen sie dich..
Klar ist, dass es so nicht weitergehen kann. Entweder du versuchst noch einmal, mit deiner Mutter zu reden (einfach in einer ganz einfachen, entspannten Situation, wenn sie gut drauf ist) oder du gehst einen Schritt weiter und suchst dir professionelle Hilfe. Nur jemand, der sich da auch auskennt, kann dir eine Depression diagnostizieren und eventuell deine Eltern wachrütteln und aufklären. Außerdem tut es manchmal ziemlich gut, mit anderen Leuten darüber zu reden und du stößt auf Verständnis.
Das bekommst du natürlich auch jederzeit hier im Forum. Wir hören dir zu.

Hoffe, ich konnte dir wenigstens ein bisschen helfen..:troest:
& ich hoffe, dass du nicht tiefer in dieses Loch reinfällst (da kommt man nicht so leicht raus..)
Juu
Zuletzt geändert von Juu am So. 12.01.2014, 12:06, insgesamt 1-mal geändert.
Juu
 

Re: Depression oder "normal" pubertär?

Beitragvon Atisha » So. 12.01.2014, 06:00

Alles gelesen, ich weiß nicht was ich sagen soll. Du führst einen harten Seelenkampf mit dem Leben. Mache das Beste draus, stehe zu dir und vertrete dich. Verstecke dich nicht oder spiele das alles ist in Ordnung Spiel.
Was du auch immer hast, es gehört zu dir, das bist du, das ist dein Leben. Und dieses Etwas will dir nur helfen dein Glück im Leben zu finden um dich zu verändern oder eben die Welt. Mache dir mal Gedanken was dir so alles nicht gefällt, wo dir die Menschen oder du selber zu unehrlich und zu herzlos reagieren und versuche etwas daran zu verbessen. Ich wünsche dir alles gute für deinen Weg den du gehen willst.
Atisha
 

Re: Depression oder "normal" pubertär?

Beitragvon Charlotte » So. 12.01.2014, 12:32

Hallo Syreni!

Ich hab mich auch in vielem, was du beschrieben hast, wiedergefunden. Ob das nun pubertär oder depressiv ist, ist dabei völlig unerheblich, denn weder der eine noch der andere Begriff sorgt dafür, dass es dir besser geht.
Du schreibst, dass deine Eltern dich nicht ernst nehmen. Das ist hart und tut weh, ich kenne das auch. Und ich hab lange gebraucht, um zu erkennen, dass die Eltern nicht das Maß der Dinge sind. Wenn du Hilfe möchtest und sie bei deinen Eltern nicht findest, dann such sie dir an anderer Stelle. Hast du einen Haus-/Kinderarzt deines Vertrauens? Dem könntest du erzählen, was du hier geschrieben hast und der könnte schon mal abwägen, was du brauchst, damit es dir besser geht. Und wenn du das möchtest, kann er auch mit deinen Eltern sprechen und ihnen die Ernsthaftigkeit deiner Probleme klar machen.
Mit 16 hast du das Recht darauf, alleine zum Arzt zu gehen und wenn du nicht möchtest, dass deine Eltern davon erfahren, dann wird er ihnen auch nichts erzählen.

Ich wünsch dir ganz viel Kraft, um den Weg zu gehen, der dich wieder glücklich macht. Der ist hart und steinig, aber ich denke, es lohnt sich. :troest:
Charlotte
 

Re: Depression oder "normal" pubertär?

Beitragvon Panvie » So. 12.01.2014, 13:00

Herzlich Willkommen, liebe Syreni.

Ja, auch mir kommt davon sehr sehr viel bekannt vor, obwohl ich aus diesem Alter jetzt schon einige Jahre heraus bin. Einige Dinge sind vielleicht von der Pupertät bestimmt, wie zum Beispiel die Müdigkeit.

Aber wenn es wirklich "nur" daran läge, müsste es dann nicht allen anderen in deinem Alter gleich gehen? Vielleicht sagst du das deiner Mutter, wenn sie die Pupertät mal wieder anklingen lässt...

Ich finde jedenfalls nicht, dass du im negativen Sinne anders, als andere bist. Vielleicht denkst du mal über eine Psychotherapie für dich nach? Das ist im Grunde nichts Schlimmes oder Peinliches. Viele Menschen lenken so ihre Gedanken wieder etwas ein. Und mich würde es freuen, wenn es dir ein wenig besser geht und du jemanden hast, der sich auch in deinem realen Umfeld mal die ganzen Dinge anhören würde. :)

Viele Grüße
Panvie
 

Re: Depression oder "normal" pubertär?

Beitragvon Syreni » Do. 16.01.2014, 18:34

Danke für eure Antworten.
Ich denke, ich werde irgendwann bald mal mit meiner Freundin zusammen zu einem Arzt gehen. Allein werde ich das nicht schaffen, da ich vor jemandem schlecht über meine Gefühle sprechen kann, selbst manchmal bei meinen besten Freunden nicht. Deshalb brauche ich meine Freundin, damit sie mir hilft. Ich hoffe mal, dass das irgendetwas bringen wird...
Syreni
 

Re: Depression oder "normal" pubertär?

Beitragvon Kathikatze » So. 19.01.2014, 04:25

Herzlich Wilkommen :)

Vielleicht kannst Du, was Du hier aufgeschrieben hast,ausdrucken und mit zum Arzt nehmen? Das könnte leichter sein, als reden und erklären zu müssen
Kathikatze
 


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