Hallo liebe Leute,
ich bin vor ein paar Tagen auf eurer Forum gestoßen, als ich mich über das Medikament Abilify informieren wollte und an fezzolletis Thread hängen geblieben bin.
Ich bin Judith und habe gerade mein zweites Studium begonnen. Das Erste musste ich immer wieder auf Eis legen, ich war 3 Mal in der Klinik zu der Zeit. Das erste Mal war allerdings schon früher, zu Abizeiten,
da wurde mir der Stress zu viel, ich habe einen Tag nix gesagt, Kette geraucht, sodass mein Vater mich in die Klapse schleppte. Damalige Diagnose: Anpassungsstörung, es folgte noch eine weitere, Adoleszenzkrise.
In meinem ersten Studium wurde mir dann nach einem 9-wöchigen Tagesklinikaufenthalt eine histrionisch-narzisstische Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Ich habe danach eine Therapie bei der Frau gemacht, die die Diagnose stellte und mein Studium wieder aufgenommen, mit der Hälfte der Kurse. Das ging ein halbes Jahr gut, ich hatte zwar immer wieder "mein Problem", d.h. ich bin zwischen 1-3 Wochen nicht richtig aus meinem Zimmer rausgekommen, hatte Angst, hab unglaublich (!) viel Süßes gegessen und mich durch die Welt der amerikanischen Serien gearbeitet. Aber durch die wenigen Kurse und meiner Fähigkeit, in meiner "aus dem Zimmer raus Phase" unglaublich viel Energie zu haben, lief alles ganz okay.
Dann war ich im Februar 2011 10 Tage in Spanien, danach begann das Sommersemester. Außerdem wurde ich an einer Kunstuni für freie Kunst angenommen. Mit all diesen positiven Sachen hab ich mich ins neue Semester gestürzt und bin - durchgedreht. Besser kann mans nich beschreiben. Es ging langsam los, mit wenig bis kaum Schlaf, wenig Essen und Verliebtsein in alle möglichen Leute. Ich hab die Menschen in meiner neuen Klasse zugequatscht mit meiner ganzen Lebensgeschichte. Dann gingen die Geschichten los, ich hab plötzlich in meinen Tagebüchern, in meinen Notizen und Zeichnungen Verbindungen herausgelesen, auf der Straße Zeichnungen verschenkt. Ich hatte unter anderem den Wahn, schwanger zu sein, hab mich geleitet gefühlt von einer höheren Macht, hab mich von Musik angesprochen gefühlt etc pp. Nach drei Wochen Depressionsphase und dann wieder durchdrehen wurde ich ein 4. Mal in die Klapse gebracht. Dort hat man mir dann eine neue DIagnose gegeben: Prodromalstadium einer Schizophrenie, und mir Seroquel verordnet.
Weder ich noch meine behandelnde Therapeutin außerhalb der Klinik fanden die Diagnose passend. Ich hatte Angst, dass ich durch die histrionische Persönlichkeitsstörung das alles wie "herbei phantasiert" habe und mich in die Rolle der Schizophrenen wie hinein geschauspielert habe. Allerdings habe ich mich ja verfolgt gefühlt und all diesen krassen Kram.
Ich hab das Seroquel nach 4 Monaten ausgeschlichen wegen Gewichtszunahme, Müdigkeit (14 Stunden hab ich im Durchschnitt geschlafen, ich weiß nich, wie Leute das im Arbeitsleben mit dem Scheiß machen, ich hatte ein Urlaubssemester) und Gefühlsverlust.
Seitdem hab ich mich als Person schon sehr verändert, ins Positive, ich bin an den Dingen gewachsen, allerdings sieht man das nicht unbedingt am Rahmen meines Lebens. Ich habe 8 Semester Kunstpädagogik studiert, es dann abgebrochen. Nun habe ich das Kunststudium begonnen und bin 25 Jahre alt. Seit meinem Abi war ich fast jedes Jahr einmal in der Klapse und nun schaffe ich das erste Semester wieder nicht.
Hier in der neuen Stadt haben die neue Therapeutin, der neue Doc und ein Sozialarbeiter, zu dem ich gehe, alle auf eine bipolare Störung oder Zyklothymia getippt. Noch eine Diagnose. Ich bin zum Doc gegangen mit dem Wunsch, ein leichtes Antidepressiva zu nehmen, aber er hat mir Orfiril oder Abilify empfohlen.
Nächste Woche ist mein Termin, wo wir mit der Medikation beginnen. Orfiril kommt für mich gar nicht in Frage und eigentlich hab ich auch keine Lust auf Abilify.
Meine Frage an euch: Kennt ihr so ein Diagnosechaos? Oder das Gefühl, vielleicht gar nicht krank zu sein, sondern wie... "krank gemacht" zu werden durch irgendwelche Ärztemeinungen, die einen mal in die eine, dann in die andere Schublade stecken?
Ich hab mir eigentlich gesagt, ich probiert Abilify mal aus und schau, was passiert. Aber ich habe auch schon von Folgeschäden bei kurzer Einnahme gelesen.
Meint ihr, dass ein Antidepressiva bei mir wieder bewirken kann, in so eine Durchknallphase zu rutschen?
Hm.
Das war viel.
Ich bin gespannt, auf Meinungen, Erfahrungen und Ideen.
Einen schönen Abend wünsch ich euch.