Wie weit darf ich egoistisch sein?

Das Forum für Euren Kummer und Sorgen oder wenn Ihr über Eure Probleme schreiben wollt.

Wie weit darf ich egoistisch sein?

Beitragvon Karah » Mo. 14.01.2013, 18:52

Hallo,
ich trage mich schon lange mit dieser Frage und ich weiß auch sehr wohl, dass darin ein Großteil meiner seelischen Probleme liegt. Wie ich hier lesen konnte, sind bei vielen von euch Weihnachten die Gefühle wieder hoch gekocht. Tja...bei mir auch.
Ich gelte als robust (bin ja auch dick), stark, laut, duchsetzungsstark und gefestigt. War ich auch früher mal. Bin ich nur schon lange nicht mehr. Meine Leute wissen das natürlich, aber sie kommen damit nicht klar. Ich funktioniere seit drei Jahren wohl nicht mehr. Ich will euch nicht gleich als Neue meine ganze Lebensgeschichte aufhalsen, nur soviel: Wie weit kann man NEIN sagen?
Logisch, wenn etwas einfach nicht mehr geht, dann muss es sein. ZB. habe ich mich auch Weihnachten so geärgert, dass wieder alle bei mir hocken (sämtliche Verwandte haben eigene Wohnungen), sich an den gedeckten Tisch setzen und dann ist nur miese Stimmung. Mich hat keiner eingeladen, seit Jahrzehnten schon nicht mehr. Das werde ich nun abändern, bin grad dabei es allen mitzuteilen.
Aber was ist mit den Kleinigkeiten?
All das was im Alltag so nervt?
Wie macht ihr das?
Geht ihr dann lieber das Risiko ein, dass jemand sauer ist und setzt eure Psyche in den Vordergrund?
Ich will ja auch nicht ins Abseits geraten, aber ich habe einfach mit meinem eignene Leben genug zu tun derzeit und möchte mich um Haushalt/alte Mutter/Mann/erwachsene Kinder/2 Hunde/Garten auch ordentlich kümmern. Nur dann ist einfach nichts mehr drin bei mir, außer dösig in den Fernseher gucken oder Buch lesen.
Hoffe ihr versteht mich.
LG von Karah
Karah
 

Re: Wie weit darf ich egoistisch sein?

Beitragvon GLaDOS » Di. 15.01.2013, 09:23

Hallo Karah,

Karah hat geschrieben:Geht ihr dann lieber das Risiko ein, dass jemand sauer ist und setzt eure Psyche in den Vordergrund?
Ich will ja auch nicht ins Abseits geraten, aber ich habe einfach mit meinem eignene Leben genug zu tun derzeit und möchte mich um Haushalt/alte Mutter/Mann/erwachsene Kinder/2 Hunde/Garten auch ordentlich kümmern. Nur dann ist einfach nichts mehr drin bei mir, außer dösig in den Fernseher gucken oder Buch lesen.
Bin eigentlich auch sehr dafuer, dass man mehr auf sich selber achten sollte, und seinen Ressourcen nicht vollkommen fuer andere verausgabt, aber mir faellt das auch nicht immer leicht.

Es ist schon sehr viel um das du dich kuemmern musst/sollst, aber manche Dinge kann man getrost verschieben, und der Mann, und die beiden erwachsenen Kindern koennen auch etwas beitragen, oder bittest sie um Unterstuetzung, und das ist auch vollkommen ok so, und absolut kein Zeichen von Schwaeche. Stark sein bedeutet nicht immer sich hinten anstellen, und alles andere davor, es bedeutet auch sich um seine eigenen Beduerfnisse zu kuemmern. So kann man auch immer sicher sein, dass man genug Energie fuer den Alltag aufbringen kann, und nicht irgendwann in ein Loch faellt, was dir anscheinend vor lauter tun, vor drei Jahren passiert ist.

Frueher konnte ich eigentlich nie um Hilfe bitten, und hab alles alleine gemacht, weil da wusste ich das es ordentlich war. Heute geht das besser. Wenn ich merke das ich mit meinen Kraeften am Ende bin, lasse ich gewisse Taetigkeiten einfach ausfallen (ohne mir selber Stress zu machen), oder bitte meinen Partner darum. Es ist doch egal ob ich heute die Waesche mache, oder morgen, ob nun heute gesaugt wurde oder morgen...etc. die Welt geht davon nicht unter, und die Wohnung/Haus verdreckt wegen 1-2 Tagen auch nicht komplett :wink:

Ein gewisser Egoismus ist gesund, und notwendig :!: Ich find's jedenfalls gut das du da etwas aendern willst :okay:

Lieben Gruss...
GLaDOS
 

Re: Wie weit darf ich egoistisch sein?

Beitragvon GLaDOS » Di. 15.01.2013, 09:43

Hab gerade deine Vorstellung gelesen, und wollte fragen, in wie weit die aerztliche Seite nicht berauschend war?

Karah hat geschrieben:leide unter psychischen Problemen, die sich langsam einschlichen und 2010 eskalierten. Ein wenig Hilfe hatte ich schon von ärztlicher Seite, aber nichts berauschendes.
GLaDOS
 

Re: Wie weit darf ich egoistisch sein?

Beitragvon Karah » Mi. 16.01.2013, 17:00

Hi Gladosm,
danke für dein Interesse :D
Ich hatte vor drei Jahren einen vollkommenen Zusammenbruch. Nichts ging mehr. Damals bekam ich sofort einen Termin bei einer Neurologin und Psychologin. Die war auch erstmal ganz nett und ich bekam ein Antidepressivum. Alle drei Wochen dann drei Minuten Gespräch und Erhöhung der Dosis. Ich wurde dadurch zwar ruhiger und versuchte meine Probleme eben selbst zu lösen. Aber ich hatte so alle 2 bis 3 Wochen eine Art Angstanfall (leider weiß ich sonst kein Wort dafür). Ich fühlte mich dann entsetzlich und meinte ich sterbe jeden Moment, ich hatte schwere Magen-u Darmprobleme und war nicht mal in der Lage duschen zu gehen. Diese Anfälle gingen nicht lange, manchmal nur fünf Stunden, meist eine Nacht. Ich sollte dann Schlaftabletten noch dazu nehmen, das lehnte ich ab, weil ich sonst super schlafen konnte und nicht noch mehr nehmen wollte. Nach einem halben Jahr bekam ich von der guten Frau folgenden Spruch an den Kopf: -Ihnen ist nicht zu helfen und ich habe auch keine Lust dazu. Schlafmittel wollen sie nicht und ihre Angstanfällte kenne ich so gar nicht. Sie sind nur eine verzogene Hausfrau, die sich überfordert fühlt, dafür habe ich keine Zeit. Sie können hier weiter Medis bekommen aber suchen sie sich einen Therapeuten.-
Einen Therapeuten wollte sie mir nicht nennen und ich ging dann total wütend raus und naja.......dann musste ich so heulen, dass mich Passanten nach Hause brachten. Toll, auf sowas kann ich verzichten, dachte ich mir und ließ meine Medis in Eigenbehandlung ausschleichen. Ich habe dann zwar meinem Hausarzt das Ganze erzählt und er meinte ich solle zu ihm kommen, wenn es nicht besser wird, aber das war dann auch alles in punkto Ärzte. Ich komme leidlich ohne die Medikamente klar, rauche aber nun sehr viel wieder...ich hatte eigentlich aufgehört. Die Angstanfälle blieben damals noch ein weiteres halbes Jahr und sind heute fast verschwunden, geleglentlich noch, aber in leichterer Form. Ich weiß aber ja nun, die gehen morgen wieder weg. Tja und weiter bin ich nicht. Und wenn ich ganz ehrlich bin, dann trinke ich auch öfter nun Alkohol, ganz besonders wenn es mir schlecht geht. Ich bin noch kein Alkoholiker, ich lasse allen Alk weg, wenn es mir gut geht und bin dann auch zufrieden. Aber ich weiß natürlich, dass das Scheisse ist, aber ich weiß mir sonst keine Lösung. Ein wenig hoffe ich immer noch, dass es vielleicht doch von alleine weggeht, ich bin ja auch in den Wechseljahren. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Magen-u. Darm sind bei mir ein großes Problem, aber da bin ich in Behandlung, nehme Medikamente und gehe regelmässig zur Magen- oder Darmspiegelung. Da mein Vater an Magenkrebs starb, wird das vom Arzt ernst genommen.
LG von Kahra
Karah
 

Re: Wie weit darf ich egoistisch sein?

Beitragvon GLaDOS » Mi. 16.01.2013, 18:32

Die Aerztin war ja die absolute ... :bla: :doof: zum Glueck sind solche nicht die Regel, aber ich kann verstehen, dass du da erstmal kein weiteres Interesse an Medizinern hast.

EIne Gespraechstherapie waere vielleicht in deinem Fall wirklich ganz ratsam. Es muss ja einen Grund/Ausloeser fuer deine damalige Situation gegeben haben, oder fuer deine Angstzustaende/Panikattacken, und warum du jetzt anfaengst dir mit Alkohol zu helfen. Ich wuerde mich einfach mal an I-Net setzen und nach einem Therapeuten suchen, oder bei einer psychologischen Beratungstelle anfragen, die koennen dir moeglicherweise auch etwas helfen.

Hoffe du findest die Hilfe die du brauchst.
GLaDOS
 

Re: Wie weit darf ich egoistisch sein?

Beitragvon Atisha » Mi. 16.01.2013, 19:48

manchmal kommen ja im Leben so alte Geschichten wieder hoch. Darum meine Frage ob sich was Einschneidentes oder stark Veränderntes zwischen dem 21. und 25. Lebensjahre abgespielt hatte?
Atisha
 

Re: Wie weit darf ich egoistisch sein?

Beitragvon Karah » Mi. 16.01.2013, 20:07

Ja, es gab einen Auslöser, ganz klar.
Mein Mann wurde 2009 nach 35 Jahren entlassen. Das war so eine ganz ganz miese Nummer. Alle über 50 wurden entsorgt und die übrigen Kollegen logen bei den Arbeitsrechtsverhandlungen was das Zeug hält, damit sie ihre Jobs behalten. Wenn man so lange in einem Betrieb arbeitet und man alle so lange kennt, privat befreundet ist, auch die Frauen.........ihr könnt euch das wohl vorstellen, ich will das nicht noch mal hochkochen lassen. Dass mein Mann mit damals 53 nie wieder was Anständiges auf dem Arbeitsmarkt gefunden hat, brauche ich wohl auch nicht erklären. Ich habe zwar eine Ausbildung und auch immer nebenher gejobbt, aber ich fand natürlich auch nichts was über 400 Euro lag. DAS alles war der Auslöser. Finanziell geht es uns immer noch leidlich, wir hatten alles abgezahlt und wir haben uns eingeschränkt, was uns nichts ausmacht, aber man ärgert sich so unbeschreiblich über die Ungerechtigkeiten, über die Intrigen, die Lügen, die unfähigen Anwälte und Richter etc. Ich war überfordert damit, das wegzustecken und ich wollte meinen Mann ja auch unterstützen. Also es war nichts aus der Vergangenheit, sondern direkt diese Sache.
Ich denk mal darüber sind wir weg. Man gewöhnt sich an alles, auch ans Arbeitsamt, an Zeitarbeit und manchmal belächel ich schon Leute, die sich für ihre Firma aufopfern.
Nur scheint es so zu sein, dass ich durch diesen Auslöser nun eine seelische Erkrankung habe. Damals habe ich auch eine Rosazea bekommen, die ging zwar zurück, ist aber heute chronisch.

Kann ich mich einfach so bei einem Therapeuten melden? Ohne vorher zum Arzt zu müssen?

LG von Karah
Karah
 

Re: Wie weit darf ich egoistisch sein?

Beitragvon GLaDOS » Mi. 16.01.2013, 20:19

Das war wirklich mies :? ...

Karah hat geschrieben:Kann ich mich einfach so bei einem Therapeuten melden? Ohne vorher zum Arzt zu müssen?
Du musst vorher nicht zu einem Arzt. Einfach anrufen, und erklären warum, und wieso du das gerne möchtest. Kannst auch sagen das du schon in psychiatrischer behandlung warst, und die meinte, dass es besser für dich wäre...etc.. Lass dich nicht von den langen Wartezeiten abschrecken.
GLaDOS
 

Re: Wie weit darf ich egoistisch sein?

Beitragvon Karah » Mi. 16.01.2013, 20:49

Vielen Dank.
Ich glaube ich werde da mal einen Therapeuten anrufen. Termin dauert ja eh Monate.
Ich hatte das damals auch vor, dann aber verworfen.
Wusste ja auch nicht, dass es mich weiter verfolgen wird.
Man glaubt ja am Anfang immer, man wird wieder GANZ gesund und akzeptiert dann nur langsam, dass man da was fürs Leben hat :twinkle:
Auch kenne ich ja im Grunde mein ureigenstes Problem...ich will immer alles regeln, fühle mich für alles verantwortlich...daher der Fred hier auch.
Grad Weihnachten gab es da wieder einen Auslöser.

LG Karah
Karah
 


Zurück zu Probleme und Sorgen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste