Immer nur eine Freundschaft? Warum?

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Immer nur eine Freundschaft? Warum?

Beitragvon BlueNight » Mi. 12.10.2011, 16:31

Hallo zusammen,

ich bin vor einiger Zeit zu der merkwürdigen Erkenntnis gekommen in meinem gesamten Leben (bin aktuell 24) immer nur eine Freundschaft haben zu können. Also konkret war es so, dass ich im Kindergarten einen besten Freund hatte, dann jemand anderen anderen kennengelernt habe und mich daraufhin vom ersten entfernt habe. Dasselbe geschah dann auch in der Volksschule, weiter im Gymnasium und immer und immer wieder.
Lerne ich einen Menschen kennen mit dem ich gerne Zeit verbringe und tue das dann auch, so verbringe ich nicht mehr wirklich gerne Zeit mit dem Menschen davor.
Dabei ist es egal ob der Mensch nur ein/e Freund/in von mir oder eine Partnerin wird.

Wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt, ist das ein sehr unpraktisches Verhaltensmuster. Ich mache nichts davon absichtlich oder bewusst.
Ich mache es ganz unbewusst, es strengt mich dann der andere Mensch oder der Versuch den Kontakt zu halten zu sehr an.
Ich wüsste nicht woher das kommt, ich scheine dieses Verhalten schon immer an den Tag gelegt zu haben. Mir ist es nur nie wirklich aufgefallen.

Ist das eine soziale Störung? Woher kann das kommen? Und auch sehr wichtig für mich, kann ich etwas daran ändern (oder bin ich einfach so)? Und vielleicht was könnte ich dagegen tun?
BlueNight
 

Re: Immer nur eine Freundschaft? Warum?

Beitragvon Atisha » Mi. 12.10.2011, 17:27

ich würds als gegeben hinnehmen, du bindest dich wahrscheinlich sehr stark an einen Menschen und gibst dann dafür auch alles. Das hat nichts mit Verhaltensstörung zu tun, solche Beziehungssachen gehen sehr tief in die seelische Ebene und da werden Banden gebunden, dass sind Sachen von denen keiner mehr was weiß. Nehms hin und sei glücklich und vertrau dir selbst. Du bist ok.
Atisha
 

Re: Immer nur eine Freundschaft? Warum?

Beitragvon planb » Mi. 12.10.2011, 17:58

Wie fühlen sich die vorher gehenden Freunde, wenn du sie gegen jemand anders eintauschst? Glaubst du, die haben ein Problem damit? Hast du ein Problem damit?

Ich komm darauf, weil ich das von mir kenne. Freunde (sehr gute) finden auf einmal jemand "besseres" und lassen mich zurück.
planb
 

Re: Immer nur eine Freundschaft? Warum?

Beitragvon BlueNight » Mi. 12.10.2011, 18:40

Es ist eine gute Frage wie sich die anderen dabei fühlen. Ehrlich gesagt habe ich da keine Ahnung. Ist wahrscheinlich unterschiedlich.
Dadurch das andere, im Gegensatz zu mir, mehrere Freunde haben denke ich nicht das es so schlimm ist mich zu verlieren. Ich bin bestimmt kein einfacher Freund, bin nicht spontan, relativ kompliziert, nicht sonderlich unternehmenslustig und bin auch meistens nicht gerade Quelle von überschwenglicher Freude. Wenn man ähnliche Interessen hat (davon habe ich eigentlich so einige) kann man halt gut mit mir reden und auch intelligente Gespräche führen.

Das Problem das ich bei dieser ganzen Sache sehe ist, dass ich komplett alleine bin sobald mir dieser eine Mensch den Rücken kehrt. Optimal ist das also eigentlich nicht.
Wenn der andere Mensch mitmacht steigere ich mich schon sehr hinein und ich denke ich binde mich immer mehr zu diesem Menschen.
BlueNight
 

Re: Immer nur eine Freundschaft? Warum?

Beitragvon planb » Mi. 12.10.2011, 18:45

Ich glaub, ich hab nen falschen Eindruck von dir bekommen. Sorry. Du bist nicht so ein Leichtgewicht, das seine Fahne nach dem Wind hängt, wie ich dachte und wie ich es auf mich projizierte. Was meinst du zu Atisha seinem Beitrag. Das erscheint mir eher passend.
planb
 

Re: Immer nur eine Freundschaft? Warum?

Beitragvon BlueNight » Mi. 12.10.2011, 19:18

Den letzten Teil meiner Nachricht bezog ich auch auf Atisha.
Hinnehmen klingt zwar einfach, aber durch mein Verhalten habe ich halt auch enorme Nachteile zu ertragen. Es kann leicht passieren, dass ich ziemlich alleine dastehe und bin im Prinzip dann auch noch selber Schuld daran.
Ich setze sozusagen immer alles auf eine Karte und verliere nur dann nicht wenn ich auf eine andere Karte setze bevor ich die erste verliere.
Ich bin zusätzlich auch noch nicht sehr kontaktfreudig wodurch der Zustand des alleine seins durchaus auch mal länger andauern kann.
BlueNight
 

Re: Immer nur eine Freundschaft? Warum?

Beitragvon planb » Mi. 12.10.2011, 19:26

Alleinsein ist s*it. Ich weiß. Da wäre wohl eher ein Problem auf andere zuzugehen? Oder doch nicht nicht, weil du nur eine Person zulassen kannst, die du zu deinem Innersten lässt? So lose Beziehungen, was hälst du davon? Wen der eine nicht kann, kann der andere. Oder geht das gar nicht bei dir?

Bei mir isses so, dass ich ein zurückhaltender Mensch bin, der sich schwer tut, andere kennen zu lernen. Vielleicht ist es auch so bei dir. Hoffe, ich hab nicht schon irgendwas in der Richtung bei dir überlesen.
planb
 

Re: Immer nur eine Freundschaft? Warum?

Beitragvon planb » Mi. 12.10.2011, 19:29

Ich will noch ergänzen, dass du nicht immer alles auf eine Karte setzen solltest. Beziehungen sind vielschichtig. Bei dem einen geht mehr, bei dem anderen nicht. Mittlerweile hab ich auch so Beziehungen, wo eben nicht alles geht, sondern es ist einfach schön, mal was zu unternehmen, sich zu unterhalten. Und das wars.
planb
 

Re: Immer nur eine Freundschaft? Warum?

Beitragvon BlueNight » Mi. 12.10.2011, 19:55

Loser Kontakt funktioniert auch nicht wirklich. Das führt normalerweise zu einem Abbruch des Kontaktes, nicht weil ich das blöd find oder so, sondern ganz automatisch wird es immer weniger bis es ganz vorbei ist.
Ich denke ich versuche normalerweise den Kontakt zu intensivieren und geht das nicht führt das zum Gegenteil.

Ich bin enorm zurückhaltend und still, lerne daher nur schwer jemanden kennen. Außerdem denke ich lernt man eher jemanden kennen wenn man sich selbst gut fühlt, aber gerade wenn ich mich gut fühle habe ich ja irgendeinen Menschen um mich herum und suche gar niemanden. Verzwickte Sache würde ich sagen.

Ich denke, dass ich das Problem lösen könnte wenn ich verstehe woher das kommt und warum ich (unbewusst) immer wieder Freundschaften fallen lasse. Ich verstehe mich selbst nicht und finde zusätzlich noch, dass mein Verhalten total blöd und für mich schlecht ist.
BlueNight
 

Re: Immer nur eine Freundschaft? Warum?

Beitragvon planb » Mi. 12.10.2011, 20:07

Was hälst du von dem Ansatz: Wenn du dich gut fühlst, nimmst du dir vor, auf andere unbekannte zuzugehen?

Hatte ich heute in der Therapie. Ich wollte auch was abbrechen. Aber die Therapeutin hat mir gesagt, in der Situation, aus der ich geflohen bin, lag auch eine große Chance. Es kommt auf die Bewertung drauf an und auf die Einstellung, die man vorher hat und wie man die einschätzt.

Also ich werde da, wo ich eigentlich nicht mehr hin wollte, wieder hingehen und das mit anderen Augen sehen. Hab ich mir zumindest vorgenommen.

Und vor allem: kleine Schritte. Dir scheint die Kontaktaufnahme große Schwierigkeiten zu machen. Genau wie mir. Aber ich soll mir kleine Schritte vornehmen. Wenn nicht gleich ein guter Kontakt entsteht. Ok. Aber ich hab es probiert und vielleicht nen Fuß in der Tür.

Um das mal abzukürzen. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine.
planb
 

Re: Immer nur eine Freundschaft? Warum?

Beitragvon planb » Mi. 12.10.2011, 20:32

BlueNight hat geschrieben:Ich denke ich versuche normalerweise den Kontakt zu intensivieren und geht das nicht führt das zum Gegenteil.


Warum?
planb
 

Re: Immer nur eine Freundschaft? Warum?

Beitragvon BlueNight » Mi. 12.10.2011, 20:33

Ist sicher ein guter Ansatz, hatte auch schon des öfteren mit dem Gedanken gespielt eine Person im Bus oder der U-Bahn anzusprechen. Nur kommt mir das etwas merkwürdig vor.
Und sonst bin ich wohl zu selten irgendwo um mit jemanden Kontakt aufzunehmen, ich wüsste ehrlich gesagt auch gar nicht wo man jemanden zufällig treffen und in Kontakt treten kann.

Außerdem bin ich Anfangs eben sehr zurückhaltend und überhaupt recht still. Ich rede normalerweise nur dann wenn ich denke auch etwas Intelligentes zu sagen zu haben. Ich plaudere nicht einfach so darauf los und smalltalk oder so liegt mir auch überhaupt nicht.
Ich hab das Gefühl man muss mich schon besser kennen um mich überhaupt kennenlernen zu wollen :lol:

Edit:
Warum ist eine super Frage, einfach gesagt es ergibt sich einfach. Aber welche Gründe das hat kann ich mir noch nicht erklären, werde darüber nachdenken. Vielleicht führt die Ungleichheit (ich will mehr Kontakt und der andere Mensch nicht) zu einer Unzufriedenheit bei mir und dadurch grenze ich den Menschen dann komplett aus meinem Leben aus.
BlueNight
 

Re: Immer nur eine Freundschaft? Warum?

Beitragvon planb » Mi. 12.10.2011, 20:43

Ich bewege mich mittlerweile nur noch in Kreisen, wo psyschich Kranke unterwegs sind. Soll dir kein Vorbild sein. Aber dort habe ich weniger Hemmungen und kann eher Kontakte knüpfen. Die sind einfach eher so drauf wie ich bzw. haben keine ablehnende Haltung gegen mich.

Bist du aus Deutschland? Dann meld dich doch mal bei deinem sozialpsychiatrischen Dienst. Klingt erstmal kompliziert. Aber die können dir Kontakte vermitteln und deine Situation erstmal überhaupt einschätzen. Je nach dem geben sie dir Hilfe.

Ich denke, du leidest. und könntest aber Hilfe bekommen. Dein Problem ist nicht so leicht.
planb
 

Re: Immer nur eine Freundschaft? Warum?

Beitragvon planb » Mi. 12.10.2011, 20:53

BlueNight hat geschrieben:Ist sicher ein guter Ansatz, hatte auch schon des öfteren mit dem Gedanken gespielt eine Person im Bus oder der U-Bahn anzusprechen. Nur kommt mir das etwas merkwürdig vor.

Nein, nein. Das ist zu abenteurlich. Kannst es natürlich probieren, und vielleicht funktioniert das tatsächlisch. Aber ist eher unwahrscheinlich. Versuche eher, in deiner Umgebung was zu finden. Ich bin dafür zu feige und nutze die Angebote des sozialpsychiatrischen Dienstes. Ich bin dadurch in einer Sportgruppe und in einer Kochgruppe. Ich kämpfe immer noch gegen meine Abneigung dagegen an. Aber das ist nicht richtig. Ich sollte mich darauf einlassen und das tu ich auch teilweise.

Auf jeden Fall drück ich dir die Daumen, dass du einen Weg findest, mit deinem Problem klar zu kommen.
planb
 

Re: Immer nur eine Freundschaft? Warum?

Beitragvon Atisha » Mi. 12.10.2011, 21:47

man ich verstehe euch beide gut.
Wenn ich schrieb BlueNight ist ok so meinte ich was er tut tut er weil es seine Seele-Körper verlangt, es ist also gut für ihn und anstrebenswert solche erfüllenden Beziehungen zu finden und zu haben.
Auf der anderen Seite wusste ich ja noch nicht das er solche Kennenlernprobleme hat und darunter leidet.
Kennenlernprobleme haben viele Menschen, ich höre viele sagen, wie soll ich nur jemanden kennenlernen.
Wie gesagt ich verstehe euch gut, mir ging es da ähnlich im Leben und geht es noch.
Irgendwo ist da bestimmt ein tieferliegender Seelengrund. Nun sagte ich da liegt keine Verhaltensstörung vor, aber vielleicht eine seelische. Mit Tiefenpsychologie habe ich nun keine Erfahrung gemacht. Aber ich denke auch wenn vordergründig keine Verhaltensstörung besteht, kann man mit Verhaltenstherapie viel erreichen.
BlueNight machst du was in der Richtung? Die Frage ist ja wie kannst du daran was ändern, das du Menschen kennenlernen lockerer nimmst. Ich denke eine gute Portion Selbstvertrauen ist da gut, sich immer wieder klar zu machen, das man ok ist und liebenswert. Und dann sollte man so sein wie man es wirklich möchte, muss sich im Gespräch selbst vertreten, seine Wünsche äußern lernen und sich vor seelischen Angriffen schützen lernen. Und so weiter. Das kann man mit Verhaltenstherapie mit psychosozialer Gruppenarbeit gut in den Griff bekommen.
Atisha
 

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