Exitus

[Exitus]

Fliegen

Fliegen will ich
Losgelassen
Frei wie ein Vogel

Fliegen will ich
Verweht wie ein
Blatt im Herbst

Fliegen will ich
Um noch eine
letzte Chance zu geben
aufgefangen zu werden

Fliegen will ich
Losgelöst
Zwischen Himmel und Erde
Im völligem Nichts

Fliegen will ich
Am Ende meines Lebens
Und kurz vor meinem Tod

Fliegend sterben
Will ich

[Exitus]

Tanzend
Am schmalen Abgrund
Zwischen Leben und Tod

Noch immer lebend
Aber vielleicht bald schon
Einen Schritt weiter

Die Vergangenheit im Rücken
Die Zukunft
Als tiefer Graben
Vor mir

Wie wird meine Entscheidung fallen?
Vielleicht
Wird es kein Morgen geben
Aber vielleicht
Auch keinen Abgrund mehr

[Exitus]

Einsame Tränen

Ein Lächeln
Als Illusion
Für die anderen
Die nicht verstehen

Mein Lächeln
Eine Maske
Versteckt es doch nur
Die einsamen Tränen

[Exitus]

Glücklich sein

Springen
Und nicht ankommen
Fliegen
Zwischen den Welten
In Gedanken versunken

Springen
Und zu wissen
Dort wird nie wieder
Etwas sein

Fallen
Und die Luft
Die Sorgen abstreifen lassen

Springen
Und doch nicht sterben
Nur
Glücklich sein

[Exitus]

Die Tränen rollten schon
Bevor ich begriff

Sie zeichneten schon
Glitzernde Wege
Auf meinen Wangen
Bevor ich begriff

Sie mischten sich schon
Mit meinem Blut
Bevor ich begriff

Ich starb
Bevor ich begriff
Was ich verloren hatte

[Exitus]

Jeden Tag
Einen Schritt näher
Jeden Tag
Voran getrieben
Und am letzten Tag
Wird der Abgrund
Groß und finster
Vor mir liegen
Und dann vielleicht
Werde ich bereuen
Das ich gerannt bin
Um nicht mehr anhalten zu können

[Exitus]

Nur fliegend
Wirst du glücklich sein
Im freien Fall
Werden die Sorgen
Sich von dir lösen

Nur fliegend
Wirst du glücklich sein
Der Wind
Wird zärtlich deine Haut streicheln
Als erster und letzter

Nur fliegend
Wirst du glücklich sein
Deine Gedanken
Wirst du zurück lassen können
Und ihnen von dannen fliegen

Nur fliegend
Wirst du glücklich sein
Losgelöst von deiner Welt
Wirst du fliegend sterben
Und glücklich sein

[Exitus]

Hass

Ich verachte dich
Zutiefst.
Dein höhnisches Lächeln
Macht mich krank.
Ich hasse dich.

Ich will dich töten.
Wie konntest du mir
Das nur antun?
Dein Gesicht
So schadenfroh.
Ja, du hast erneut gewonnen.
Dafür hasse ich dich.

Ich will dich mit bloßen Händen
Erwürgen.
Hast du mir doch
Alles genommen, was ich noch hatte.
Aus Hass will ich dich
Bluten sehen

Ich will dich sterben sehen.
Dahin siechen
Und um Gnade betteln.
Denn du bist Schuld.
Meinen Hass sollst du
Als Letztes
Spüren.

Für mich bist du nichts als Abschaum.
Niemanden hasse ich so sehr wie dich.
Und Tag für Tag,
Vernichte ich dich mehr.
Bist du doch niemand anders
Als mein Spiegelbild.

[Exitus]

Toben
Schreien
Und noch immer
kein Erbarmen

Erst nach
Den ersten Schlägen
Wird der Körper ruhig
Der Atem
Keuchender
Als zuvor

Am Ende
Fließt doch nur
Blut
Tränen
Schon lange nicht mehr
Gespürt

Irgendwann
Bietet nichts mehr
Befriedigung

Erst dann
Ist das Ende
nah

[Exitus]

Am Abend

Und am Abend
Da stand sie wieder
Vor dem Spiegel
Betrachtete sich selbst

Und am Abend
Da begann wieder alles
Von neuem
Denn sie betrachtete
Sich im Spiegel
Und der Hass
Wallte von neuem
In ihr auf

Am Abend
Da schließt sich
Der Kreis
Immer wieder
Denn ihr
Spiegelbild
Zerstörte ihr
Inneres

Und nur
Weil sie sich
Jeden Abend
Im Spiegel betrachtet
Weint sie
Blutige Tränen
Vor diesem Spiegel
Denn jeden Abend
Erträgt sie sich selbst
Nicht mehr

[Exitus]

Schattenleben

Es hilft nichts
Wenn ich die
Gedanken abschalte
Bist du doch ewig
In meinen Träumen

Und auch
Wenn ich nichts
Höre
Hallen deine Worte
Noch immer in meinem Kopf

Selbst
Wenn ich die
Augen verschließe
Spiegelt sich dein Bild
Hinter meinen Lidern

Du umfängst mich
Wie die Schatten
Und wie das Licht
Allgegenwärtig
Und doch nicht
Greifbar nahe

[Exitus]

Verloren zwischen
Gefühlen

Entrückt
Der Welt

Eingeklemmt
Zwischen Gedanken

Gefangen
zwischen Menschen

Schwebend
Im Kreislauf
Des Alltags

Gefangen
im Leben

[Exitus]

Atmen

Eintauchen
Und nicht mehr
Atmen können

Auftauchen
Und nicht mehr
Atmen wollen

[Exitus]

Blicke
Nur keine
Worte

Ratschläge
Und doch
Keine Hilfe

Aufmerksamkeit
Aber keine
Anteilnahme

Lügen
Als Realität
Getarnt

Liebe
Wo doch
Eigentlich nur
Hass regiert

Feigheit
Wo eigentlich
Mut sein sollte…

[Exitus]

Gewissheit

Durch eine Menschenmasse zu gehen
Und wissen,
dass dort doch niemand ist.
Nur Einsamkeit.

Einen Menschen zu berühren
Und zu merken,
dass er dich nicht fühlt.
Nur einen Körper.

Zu reden,
nur um zu wissen,
dass der andere doch nicht
zuhört.
Nur sich selbst.

In den Abgrund zu springen,
mit der Gewissheit,
dass dort nichts ist.
Nur das Ende.