Wie Kiffen mein Leben zerstörte, Abschiedsbrief an die Vergangenheit
Hallo zusammen,
ich hatte eine schöne Kindheit. Wurde allerdings in der Schule massiv gemobbt, bis zur 7. Klasse. Dann habe ich eine 180 Grad Wendung gemacht und war ein ziemlich cooler Typ. Ein typischer Kleinrocker der sich nichts mehr gefallen lies. Ich hatte keine Angst vor Autoritäten oder schwierigen Situationen. Ich bin oft weggegangen, hab mich mit Kumpels getroffen oder bin mitm Moped durch die Gegend gedüst. Dann habe ich das Bodybuilding angefangen, ich bin 4x die Woche hin, hatte nen super Körper.
Dann habe ich mit 18 Jahren ca. das Kiffen angefangen, ich bin sofort abhängig gewesen. Ich habe es täglich gebraucht. Alle anderen Aktivitäten wurden sofort beendet. Es ging nur noch ums Kiffen. Hatte nur noch meinen Kifferfreundeskreis von 3 Leuten. Ein Tag ohne Kiffe war die Hölle. Ich habe auch nur Bongs geraucht und das ziemlich Krass. Meine Mischungen waren fast immer pur.
Im Drogenrausch habe ich angefangen Tiere zu quälen. Dafür schäme ich mich heute noch (37 Jahre) zutiefst. Ich habe Leute verarscht, meine Freundin betrogen und nur noch wenig Kontakt mit der Familie gehabt. Ich war ein richtiges A...loch.
In den 3 Jahren Dauerkiffen habe ich mich immer mehr für andere Drogen interessiert und auch bekommen. Wobei mir Speed schon gefallen hat, aber ich habe es nie gekauft. Mir war Kiffen wichtiger. Dann kam LSD.
Ich habe einmal LSD konsumiert und eine drogeninduzierte Psychose bekommen, die mich bis heute verfolgt. Ich habe sofort alle Kontakte zu Freunden, Bekannten verloren, weil ich ihnen wahrscheinlich komisch vorkam. Man konnte mit mir auch nichts mehr anfangen, ich war Still und Antriebslos. So kannte man mich nicht. Habe auch meine damalige Freundin verloren, die ich wie Scheisse behandelt habe. Das tut mir auch bis heute noch leid und ich wurde durch die Tabletten richtig dick, was mich auch sehr belastet hat.
Dann war ich gezwungener Maßen über 1 Jahr clean vom Kiffen, es hat mir auch komischerweise nichts ausgemacht. Dann habe wir mit Absprache des Arztes die Medikamente abgesetzt und hab sofort abgenommen.. Das ging ca. 4 Monate gut, ich hab mich noch nie so gut gefühlt in meinem Leben. Dann hatte ich kleine Warnzeichen, dies habe ich meiner Mutter mitgeteilt. Die ist aus allen Wolken gefallen, ist mit mir sofort zum Psychiater und hat total übertrieben. Ich habe jedenfalls sofort wieder die Höchstdosis bekommen. Und das war meiner Meinung nach ein Scheitelpunkt in meinem Leben. Ich war sowas von fertig. Ich hab wieder zugenommen, war wieder antriebslos und fühlte mich einfach Scheisse.
Dann habe ich deswegen wieder das Kiffen angefangen mit ca. 22 Jahren und habe bis heute es nie geschafft darauf komplett zu verzichten.
Ich habe mehrere Jobs verloren durch die Psychose. Bin dementsprechend auch schlecht von Kollegen und Vorgesetzten behandelt worden, denn die dachten nur, ich spinn oder nehm Drogen (was ja auch stimmte). Hatte dementsprechend schlechte Arbeitszeugnisse und war einmal 5 Jahre arbeitslos. Das war auch eine schlimme Zeit.
Ich hab dann ne Rehabilitation bekommen und einen Schwerbehindertenausweis mit 50% unbefristet. Arbeite nun auch seit 4 Jahren wieder.
Aber ich hatte in den 16 Jahren ca. 14 Psychosen und war immer der Meinung, dass dies nicht vom Kiffen kam, sondern das was mit der Medikamentation nicht stimmte, das sehe ich heute anders. Ich denke mir, um Clean zu sein/werden, gibt es Rückfälle. Ich habe schon sooft versucht Clean zu sein, hatte auch immer die tollsten Begründungen dafür, aber ich habe es nie auf Dauer geschafft. Mein Denken war immer, dass ich von Cannabis keine Psychosen bekomme. Das sehe ich nun zum ersten mal anders.
Ich bin seit ca. einem 3/4 Jahr in Therapie. Meine erste Therapie im Leben und wir arbeiten am Clean sein. Mein Therapeut gibt mir gottseidank die Freiheit, dass ich Cannabis konsumieren darf, wenn ich will. Seit ca. 2 Monaten Kiffe ich wieder regelmäßig, habe zwei zuverlässige Dealer und Kifferfreunde. Das ging total schnell und ich bin wieder mittendrin. Davor war ich ca. ein halbes Jahr Clean und hatte eine Medikamentenumstellung. Mir ist in dieser Zeit aufgefallen, dass ich mich noch nie so gesund vom Kopf gefühlt habe. Und das ist der Schlüssel. Seitdem ich wieder Kiffe habe ich das Gefühl nicht mehr, mehr im Gegenteil, ich habe sogar Warnzeichen und behandle meine Freundin Scheisse. Ich habe es endlich begriffen, dass ich vom Kiffen Psychosen bekommen kann und dass es mir gesundheitlich viel Schlechter geht, als ohne.
Ich hatte so viele gute Vorsätze auf das Kiffen zu verzichten und hatte immer bessere Begründungen es wieder anzufangen. Dass ich durchs Kiffen mein Leben zerstört habe, wurde von mir ausgeblendet.
Cannabis, Haschisch oder Grass, ist eine gefährliche Droge. Trotzdem bin ich der Meinung es hätte längst legalisiert werden müssen. Durch das Verbot wird das Zeugs erst interessant. Und ich denke mir, dass ich durch das wenige Wissen über die Droge falsch mit der Droge umgegangen bin. Bei Alkohol wusste ich immer, dass man davon abhängig werden kann, wenn man zu viel Trinkt. Bei Cannabis wusste ich das nicht und bin voll abgestürzt. Das ist natürlich nur eine Hypothese.
Was mir heute auch auffällt ist, dass Kiffer nichts in ihrer Freizeit unternehmen. Menschen die nie gekifft haben sind z.B. in Sportvereinen aktiv oder lernen ein Musikinstrument zu spielen.
Ich möchte seit 10.06.13 ein Leben ohne Drogen auf Dauer führen und Sport treiben. Ich möchte wieder Schlank werden und ein besserer Mensch sein. Mit der neuen Sichtweise über meine Vergangenheit, Suchtkrankheit und meiner Therapie werde ich das auch schaffen.
Grüße,
Andreas