von Ruby » Do. 04.02.2016, 17:44
Aufgrund meiner selbstzerstörerischen Tendenzen war ich selbst längere Zeit auf Drogen.
Genau genommen war ich meine ganze Jugendzeit bis ins Erwachsenenalter auf Heroin, mit Beschaffungskriminalität, Strich und allem drum und dran. Insgesamt war ich 3 Mal aufgrund einer Auflage zum Entzug in der Klapse und einmal in einer Langzeittherapie in "Le Patriarche", die damals als die härteste Therapie aller Zeiten galt. Wer nicht spurte, hat knallhart eine Backpfeife kassiert.
Nach dieser Therapie hat es nur wenige Wochen gedauert, bis ich wieder drauf war. Danach haben mich meine Eltern ein weitere Mal in die Klapse gesteckt, um mich psychiatrisch abklären zu lassen. Dort bin ich dann abgehauen. Später wurde ich mit Methadon substituiert. Gleichzeitig habe ich mir aber Koks gespritzt, weil Heroin in Verbindung mit Methadon nicht mehr richtig geknallt hat. Mein Methadonarzt hat mir damals nur noch ein paar Monate gegeben, zumal ich in dieser Zeit kaum mehr gegessen habe und wie ein Skelett ausgesehen habe. Den Absprung von Methadon habe ich dann eigenständig geschafft, in dem ich ins europäische Ausland (Portugal) verzogen bin, wo ich über mehrere Wochen gebraucht habe, um von dem ganzen Methadon-Dreck wieder herunter zu kommen. Wer glaubt, dass ein Heroinentzug bereits schlimm ist, hat noch nie ein Entzug mit Methadon erlebt. Heroinentzug ist dagegen ein Kindergeburtstag. Den Methadonentzug habe ich anfänglich mit Rohypnol gemacht, die ich wie bunte Smarties gefuttert habe und dann mit Bier runtergespült habe. Dieser Entzug war schlichtweg einfach nur der Horror. Ich hatte in dieser Zeit unter anderem zwei heftige Epileptische Anfälle. Einmal mitten in einem Park. Niemandem würde ich das wünschen. Nicht mal meinem ärgsten Feind.
Nach dem Entzug bin ich dann mehrere Jahre in Portugal geblieben, bin aber auch dort immer mal wieder abgestürzt. Mal auf Koks, mal auf Speed, mal längere Zeit auf LSD usw... Gekifft habe ich in diesen Jahren ebenfalls beständig. Ich hatte dazwischen aber auch Phasen, in denen ich über einige Jahre vollkommen sauber war. Das war bei den Hare Krishnas, die alle Drogen komplett ablehnten. Danach habe ich zwar wieder angefangen, aber nur noch mit Cannabis. Seit sechs Tagen versuche ich auch davon die Finger zu lassen. Erstaunlicherweise klappt das bisher sehr gut.
Ich werde nun dieses Jahr 50 Jahre alt. Ich bin ein körperliches und psychisches Wrack. Mein Vater und meine Mutter wollen immer noch keinen Kontakt zu mir. Auch meine beiden Schwestern meiden mich. Ich habe mir im Grunde genommen mein ganzes Leben mit diesem Mist verbaut und versaut und bin auch immer mal wieder deswegen im Krankenhaus gelandet. In meinem linken Arm mussten mir Teile meiner Blutvehnen entfernt werden, weil die durch das viele Spritzen so elendig kaputt waren. Ich habe mich in der Zeit mit Hepatitis A, B und C angesteckt. Meine Leber ist ziemlich ruiniert.
Derzeit bekomme ich Opipramol, ein Psychopharmaka, dass mich ein bisschen ruhiger werden lässt. Des Weiteren bemühe ich mich um eine Verhaltenstherapie, um endlich auch meine schwierige, instabile Persönlichkeit in den Griff zu bekommen. Ich hätte das bereit vor vielen Jahren machen sollen. Aber man wird leider oftmals erst aus der Erfahrung klüger. Hätte ich nochmals eine Chance, mein Leben ganz neu zu beginnen, würde ich es komplett ohne Drogen zu gestalten versuchen. Heutzutage weiß ich, dass ein Leben ohne Drogen besser und gesünder für mich gewesen wär.
Lieben Gruß
Ruby
"Wenn Dir das Leben eine Zitrone gibt, mach Limonade draus."
"If you change nothing, nothing will change!"