Floras Sommer - wie alles begann.

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Floras Sommer - wie alles begann.

Beitragvon Flora Waldfee » Mi. 24.06.2015, 19:43

Floras Sommerabenteuer

Es war einmal eine kleine Waldfee, die hieß Flora. Flora wohnte in einem großen Wald mit noch größeren Bäumen.
Sie hatte bei einer Lichtung, gut versteckt, ein kleines, gemütliches Feenhaus auf einem sonnigen Felsen. Dort hatte sie alles, was sie brauchte. Und das war nicht viel: eine Hängematte, eine kleine Vorratskammer und ein großes Blatt. Das hielt sie sich über den Kopf, wenn es mal regnete und sie beim Herumhüpfen draußen nicht nass werden wollte.
Ja, Flora brauchte nicht viel, um glücklich zu sein. Und glücklich war sie. Denn sie lebte dort, wo sie hingehörte: im großen, schönen Wald.
Den ganzen Tag über hatte sie zu tun: mit den Schmetterlingen spielen, mit den Vögeln singen, neue Pfade erkunden, rote Walderdbeeren pflücken und der Musik des Windes lauschen, der durch die Bäume strich. Sie sang und tanzte durch die Zeit, und wenn sie abends müde war, kuschelte sie sich in ihr moosiges Blätterbett und träumte von Sonne, Mond und Sternen.
So verging die Zeit und die kleine Fee zählte weder Stunden noch Tage.

Aber eines Tages geschah etwas Unerwartetes.

Kleine Waldfeen singen nicht nur gerne und tanzen und pflücken Walderdbeeren. Nein, kleine Waldfeen machen noch ganz andere Sachen: Sie stecken überall ihre Nase hinein. Und das selbst in Dinge, die sie nichts, aber auch gar nichts angehen, denn sie sind furchtbar neugierig. So kam es, dass Flora mitten in ein großes Abenteuer stolperte.

-Fortsetzung folgt-

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Re: Floras Sommer - wie alles begann.

Beitragvon Flora Waldfee » Do. 25.06.2015, 12:36

Flora 2.jpg
Flora 2.jpg (78.78 KiB) 3237-mal betrachtet
Es war einer dieser Tage, an dem die Sonne sich mit Wolken abwechselt und am Himmel allerhand lustiges Wolkengetier erscheint. Flora entdeckte einen Drachen, der Feuer spie, eine Eule mit großen Augen und eine Taube mit Ringelschwanz. Ihre Gedanken waren weit weg, als sie plötzlich ein Geräusch vernahm.
Grraarrooarrrrrrr!!!!!!!
„Huch! Was war das?“
Flora spitzte die Ohren und wartete: „Da! Da war es wieder!“
Grraarrooarrrrrrr!!!!!!!
Flora kratzte sich am Kopf und suchte in ihren Erinnerungen nach etwas, das so klang wie dieses „Grraarrooarrrrrrr!!!!!!!“
„Ein Bär? Nein. Ein Wildschwein? Nein. Ein Dinosaurierer!? Ach dreimal nein, die gibt es ja gar nicht mehr!“
Flora kam zu dem Schluss, dass sie dieses Geräusch noch nie gehört hatte.
Nun, so könntet ihr vielleicht denken, bekam Flora Angst. Aber sie wäre keine echte Waldfee, wäre sie nicht – ihr wisst es schon – neugierig. So furchtbar neugierig. Darum zog sie ihre Schuhe aus und hüpfte behende über Stock und Stein in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Manchmal musste sie stehen bleiben, weil das „Grraarrooarrrrrrr!!!!!!!“ aufhörte. Dann fing es wieder an. So kam Flora dem Geräusch immer näher. Aber sie konnte nicht sehen, woher das Knurren, oder was auch immer es war, kam.
Also schlich sie sich näher und näher und näher heran... bis... ja, bis sie es sah. Floras kleines Feenherz rutschte ihr fast in die Hose. Auf der Lichtung vor ihr stand ein Monster, ein grün-orangenes Monster. Mit sehr, sehr großen Füßen. Und Zähnen in der Hand, lauten, riesigen Zähnen. So etwas hatte sie noch nie gesehen.
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Re: Floras Sommer - wie alles begann.

Beitragvon Flora Waldfee » Fr. 26.06.2015, 10:11

Flora 3.jpg
Flora 3.jpg (89.42 KiB) 3219-mal betrachtet
„Mit Zähnen in der Hand?“, fragt ihr euch jetzt sicherlich, „was soll denn das?“
Das kann ich euch erklären:
Mitten im Wald stand ein Mensch. Mit Schutzkleidung, orangenen Stiefeln und einer –- vielleicht habt ihr es schon erraten –- Motorsäge in der Hand. Das war Christof. Christof sägte Bäume um. Daraus macht er immer Kleinholz. Damit wiederum kann er dann im Winter seinen Ofen heizen, und seine Familie hat es schön warm. Und Christof ist gar kein Monster, sondern ein geduldiger, lieber Mensch.
Aber das alles konnte unsere Flora ja nicht wissen.
Zuerst stand sie wie versteinert hinter einem Baum. Dann aber begann ihre Nase zu kitzeln. Das tat sie immer, wenn die Neugier siegte oder die ersten Sonnenstrahlen des Tages sie berührten. Und so schlich sie sich näher. „Puh“, dachte Flora, „wie das stinkt!“ Doch als sie noch mal schnupperte, mischte sich in den Geruch vom Benzin und Öl der Säge noch ein ganz anderer. Ein unglaublich lieblicher. Er kam von ein wenig abseits. Flora schloss die Augen und folgte dem süßen Geruch, bis sie über eine Tasche stolperte. Genau hier duftete es am stärksten. Flora sah sich nach dem Monster um. Es schien beschäftigt. So kroch sie in die Tasche hinein.

Dazu muss ich euch noch etwas erklären. Christof hat eine liebe Frau, die heißt Gwendolyn. Und die hatte ihrem Mann ein großes Stück Kuchen eingepackt, damit er sich, wenn er müde vom Arbeiten war, stärken konnte. Daher der Duft.
Unsere kleine Flora kannte natürlich keinen Kuchen, sie war ja eine Waldfee. Aber sie war auch ein Schleckermaul. Und so knisterte sie die glitzernde Folie mit einem wonnigen Seufzer auseinander und – genau – begann zu essen.
„So etwas“, dachte sie schmatzend, „so etwas Feines und Leckeres habe ich noch nie gegessen.“ Sie futterte in sich hinein, bis ihr Feenbäuchlein ganz rund war. Satt und zufrieden und ohne weiter nachzudenken, rollte sie sich dann in der Tasche zusammen und schlief ein.
Es hängt das Nest zu hoch, ich kann nicht rein.
Wär`ich ein Vogel, flöge ich hinein
und drumherum und rauf und wieder weiter-
es kann nicht sein.
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Re: Floras Sommer - wie alles begann.

Beitragvon Flora Waldfee » Fr. 26.06.2015, 10:12

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Re: Floras Sommer - wie alles begann.

Beitragvon manon » Fr. 26.06.2015, 13:23

ich hoffe,man darf dir hier ein "bezaubernd" lassen :D
sollte ich stören lasse es bitte löschen
manon
 

Re: Floras Sommer - wie alles begann.

Beitragvon Flora Waldfee » Fr. 26.06.2015, 13:28

manon hat geschrieben:ich hoffe,man darf dir hier ein "bezaubernd" lassen :D
sollte ich stören lasse es bitte löschen


Das darf man gerne. Danke!
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Re: Floras Sommer - wie alles begann.

Beitragvon Flora Waldfee » Sa. 27.06.2015, 18:13

So bemerkte sie nicht, wie Christof seine Säge beiseite legte, sich den Schweiß von der Stirn wischte und zu seinem gemütlichen Pausenplätzchen ging. „Ahh“, machte er, „und nun eine kleine Pause.“ Aber als er gerade nach dem Kuchen greifen wollte, da piepste es in seiner Tasche. Das Handy.
„Wie?“, fragte er, dann: „ja?“, und dann: „Ich komme sofort!“
Er packte seine Säge ins Auto und die Tasche mit dem Kuchen, der nun allerdings in Floras Bauch war – kein Krümelchen hatte sie übrig gelassen –, und fuhr nach Hause.
Flora merkte nichts, denn sie schlief tief und fest.

Als sie schließlich erwachte, war es dunkel. „Uhhh...“, sagte sie und hielt sich den Bauch. „Ist mir schlecht! Aber... wo bin ich?“ Sie wand sich aus der Tasche heraus und musste mit Schrecken feststellen: im Wald jedenfalls nicht! Nun ergriff unsere kleine Waldfee zu ihrem Magengrummeln noch ein ganz anderes, unbekanntes Gefühl: so ein unangenehmes Kribbeln und Schlottern. Flora hatte Angst. „Wie bin ich nur hierher gekommen?“, flüsterte sie, und eine kleine Träne kullerte ihre Backe hinunter. Sie überlegte angestrengt. Und da fiel ihr alles wieder ein: der wolkige Tag, das „Grraarrooarrrrrrr!!!!!!!“, das Monster mit den Zähnen in der Hand, der gute Geruch und die Futterei. „Ohhhh, ich muss eingeschlafen sein“, schniefte sie. „Wie konnte das nur passieren!“
Nun, irgendetwas musste sie tun. Erst mal sah sie sich um.

Sie stand in einem dunklen Hausflur. „Ich bin in einem riesigen Haus“, dachte sie, „in einem Menschenhaus.“ Das war nun wirklich der letzte Ort, an dem sie gerne sein wollte. Und nun erst ging ihr ein Licht auf: Das Wesen im Wald, das war gar kein Monster. Das war ein Mensch!


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Re: Floras Sommer - wie alles begann.

Beitragvon Flora Waldfee » So. 28.06.2015, 11:20

Wir können es Flora nicht verdenken, dass sie nicht sofort darauf gekommen war. Menschen sah sie in ihrem Teil des Waldes nur sehr selten. Manchmal beobachtete sie sie aus der Ferne und ärgerte sich, wenn sie ihren Müll einfach in die Natur warfen. „Ein Mensch hat mich mitgenommen, und hier bin ich in einem Menschenhaus. Und nun?“

Aber Flora wäre nicht Flora, wenn sie jetzt weinend aufgeben wollte. Nein, Flora atmete dreimal tief ein und aus – das machte sie immer, wenn sie Angst hatte oder sich konzentrieren musste –, sagte zu sich selbst: „Na dann mal los“, und machte sich auf den Weg, um das Menschenhaus zu erkunden. Irgendwie musste sie hier wieder raus und zurück nach Hause.

„Na, das ist ja mal eine Wohnhöhle“, staunte Flora, als sie das große Esszimmer betrat und sich umsah. „Eigentlich haben es die Menschen hier ja ganz gemütlich. Nur etwas zu riesig für meinen Geschmack.“
Floras Blick fiel auf einen Korb auf dem Tisch. „Ohhh“, schnüffelte sie, „Äpfel und Kirschen...“ Sie klopfte auf ihren Bauch. Der war noch voll. Aber Essen beruhigt die Nerven, hatte ihr eine Mausefreundin mal gesagt. Das brauchte sie jetzt dringend. Mühsam kletterte sie erst auf einen Stuhl und dann auf den Tisch.
Das war ein Bild: Schmatzend und schmausend saß da mitten in einem Menschenhaus eine kleine, orangene Waldfee auf einem Tisch und aß einen rotbackigen Apfel. Hat man so etwas schon gesehen!

Aber dann. Aber dann schlägt unsere Geschichte wieder einen Haken. Vor allem für Flora, unsere unbeschwerte Waldfee, die mit einer guten Mahlzeit auch gute Laune bekommt und übermütig wird. Mit einem – zumindest für eine Waldfee – lautem „Yippieyeah!“ warf sie ihren abgenagten Apfelgrips einfach hinter sich.
Und der – oh weh...! – landete weich, ganz weich. Während Flora noch kicherte, hörte sie ein Geräusch. Ein Schnaufen und dann so eine Art Quietschen.
Was war das nun wieder?



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Re: Floras Sommer - wie alles begann.

Beitragvon Flora Waldfee » Mo. 29.06.2015, 12:15

Ich verrate es euch: Das Geräusch kam von Rala, dem Hundemädchen der Menschen. Rala wurde durch den Apfelgrips, der genau zwischen ihren Ohren landete, wach. Und sie gähnte erst mal herzhaft. Dann hob sie ihre Nase und schnüffelte: „Nffnffnfff...“ Flora bekam zum zweiten Mal an diesem Tag einen Riesenschrecken. „Ein Ungeheuer?“, dachte sie zitternd, „was soll ich tun?“
Während Rala aufstand und sich reckte und streckte, suchte unsere Fee mit ihren Augen nach einem passenden Versteck. Da! Auf dem Fensterbrett hinter den Blumen, da wäre sie sicher! Mit einem mutigen Riesensatz sprang Flora vom Tisch hinüber zum Fenster und hätte dabei um ein Haar eine Vase umgeworfen. Sie kauerte sich schnell hinter den Blumen zusammen und versuchte, mucksmäuschenstill zu sein.
Rala inzwischen, die übrigens keiner Maus etwas zuleide tun würde, geschweige denn einer Waldfee, trottete zum Tisch hinüber und schnüffelte noch einmal. Aber da war nichts. Zwar lag da ein für sie undefinierbarer Duft in der Luft, aber sehen konnte sie nichts. Und da es immerhin mitten in der Nacht war und große und kleine Hunde eigentlich zusammengerollt in ihrem Körbchen schlafen sollten, tat Rala genau das: sich, ein bisschen verwundert, in ihrem Körbchen zusammenrollen und schlafen.
Als es wieder ganz still im Haus war, wagte Flora endlich, sich ein wenig zu bewegen. Ihre Glieder waren ganz steif von dem Schreck und dem Stillhalten. „Da sitze ich nun hinter einem Blumentopf, in einem Menschenhaus, bewacht von einem großen, zottigen Tier“, dachte Flora. „Ist das nun schrecklich beängstigend oder ein Abenteuer?“ Angst oder Abenteuer. Flora verschränkte die Arme, so gut das halt hinter einem Blumentopf eingezwickt geht, und flüsterte entschieden: „Abenteuer!“
Und, da sie schon wieder müde wurde und es immer noch dunkel war, rollte sie sich zusammen und schlief zum zweiten mal an einem Ort ein, an den sie gewiss nicht gehörte.


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Re: Floras Sommer - wie alles begann.

Beitragvon Flora Waldfee » Di. 30.06.2015, 12:40

Jetzt möchte ich euch noch ein wenig von der Familie erzählen, in deren Haus Flora nun trotz Schrecken so friedlich schlummerte. Den Vater kennt ihr ja schon, Christof. Seine Frau, die so lecker Kuchen backen kann, heißt Gwendolyn. Und dann haben die beiden noch drei Kinder: Silas, der Älteste, der sehr gerne sehr lange schläft; Tim, der Mittlere, der gerne Comics liest und Computer spielt; und Zoe, die Jüngste, die sich immer noch nicht ganz sicher ist, ob es Feen nun bloß in ihren Büchern gibt oder ob sie wirklich existieren. Dann gibt es noch das Hundemädchen Rala, den Kater Panther und die zwei Meerschweinchen Fridolina und Frida, die im Garten wohnen.

Der nächste Tag war ein Samstag. Zoe wachte vor den anderen auf und hüpfte aus ihrem Bett. Sie schlich die Treppe hinunter ins elterliche Schlafzimmer. „Mama? Papa?“ Zur Antwort bekam sie ein müdes Grunzen von Mama und ein verschlafenes „Wirwollennochschlafen“ von Papa. Das kannte Zoe schon. Als nächstes schaute sie zu ihrem Bruder Tim. Der war zwar wach, wollte aber seine Ruhe haben und noch im Bett lesen. Silas schlief sowieso, das wusste Zoe. So ging sie ins Esszimmer und setzte sich an den Tisch. „Und jetzt?“ fragte sie sich. Sie holte ein Brötchen aus dem Brotkorb und ein Comicbuch und machte es sich auf dem Sofa bequem.
Gleichzeitig fielen die ersten Sonnenstrahlen in den Raum und kitzelten unserer kleinen Flora in der Nase. „Hatzi!“, machte sie.
„Hatzi?“, fragte Zoe und drehte sich um. „Was war denn das?“ Rala lag auf ihrer Decke. Sie war es nicht. Panther war schon auf Mäusejagd im Garten. „Hm...“, machte Zoe, „habe ich mich verhört?“ Da war es aber noch mal, und diesmal lauter: „HATZI!“
Zoe sah zum Fenster hinüber. Wäre es Nacht gewesen, hätte sie sich sicher gefürchtet, aber an so einem hellen, schönen Sommersamstagmorgen konnte man kaum Angst haben. Sie schlich zum Fenster und suchte mit den Augen nach etwas, das niesen konnte. Hinter den Blumen lugte etwas Orangenes hervor. Zoe, ganz leise, schlich sich noch näher. Da war etwas, und wenn man genau hinschaute, konnte man sehen: Es bewegte sich ein wenig. Zoe streckte ihre Hand aus und stupste mit dem Finger daran.


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Re: Floras Sommer - wie alles begann.

Beitragvon Flora Waldfee » Mi. 01.07.2015, 12:23

Flora räkelte sich verschlafen und drehte sich um, so dass Zoe nun sehen konnte, was sich da niesend hinter den Blumen versteckt hatte: ein klitzekleines Mädchen. Zoe stieß einen leisen Schrei aus, hielt sich aber gleich darauf den Mund zu. Dafür riss sie ihre Augen auf, so weit sie konnte. Flora tat dasselbe: Als sie Zoe erblickte, schrie sie und hielt sich den Mund zu. Dafür wurden ihre Augen so groß wie Murmeln. Und das ist groß für eine Fee.
Während sich die beiden anstarrten, flüsterte Zoe: „Wusste ich es doch!“
Und dann kicherte sie.
„Wusste ich es doch“, flüsterte sie noch einmal.
Flora wusste nicht so genau, was sie fühlen sollte. War sie doch nie zuvor einem Menschen so nahe begegnet. Aber eigentlich sah dieser Mensch fast ein wenig aus wie sie. Mit den zerzausten Zöpfen und dem rosafarbenen Nachthemd.
„Äh... hallo“, sagte Flora, „ich bin Flora. Flora die Waldfee.“
„Waldfee?“, wiederholte Zoe. Und ihre Augen wurden noch ein wenig größer. „Ich wusste es, ich wusste es!“, jubelte Zoe nun laut und hüpfte vor Aufregung von einem Bein auf das andere.
„Pssst“, machte Flora, „bitte nicht so laut!“
„Jaja“, flüsterte Zoe nun. „Aber wie kommst du denn hierher, in unser Wohnzimmer? Gehören Waldfeen nicht in den Wald?“
„Ja“, seufzte Flora, „das tun sie wohl, aber...“
Da hörte Zoe ein Geräusch an der Tür. Schnell schnappte sie sich die kleine Fee und steckte sie unter ihr Nachthemd. Flora quiekte überrascht auf und versuchte, sich zu befreien.
„Psst! Halt still! Da kommt mein Papa!“
„Guten Morgen, meine kleine Maus“, sagte er, „mit wem redest du denn da?“

„Ich?“, fragte Zoe. „Ooch, ich spiele nur ein bisschen. Aber ich muss jetzt noch mal in mein Zimmer!“ Und, hast du nicht gesehen, flitzte sie ohne Gutenmorgenbussi an ihrem Papa vorbei hinauf in ihr Zimmer.
„Puh, das ist gerade noch mal gut gegangen“, flüsterte Zoe, als sie die etwas verknitterte Flora unter ihrem Nachthemd hervorzog. „Aber jetzt erzähl mal!“

Und so erzählte die kleine Flora Zoe die Geschichte von dem Mann mit der Säge, dem leckeren Kuchen und wie sie letztendlich hinter dem Blumentopf gelandet war. Danach war es einige Zeit still. Zoe staunte, und Flora überlegte:
„Und nun muss ich wieder nach Hause!“
„Aber doch nicht jetzt!“, widersprach Zoe, „wir haben uns doch noch so viel zu erzählen. Ich habe noch nie eine echte, ECHTE Fee gesehen. Bitte bitte, bleib doch noch ein bisschen!“
„Das geht nicht“, entgegnete Flora, „ich gehöre in den Wald. Du musst mich wieder nach Hause bringen.“


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Re: Floras Sommer - wie alles begann.

Beitragvon manon » Mi. 01.07.2015, 12:57

:buch: :blumen: :blumen:
manon
 

Re: Floras Sommer - wie alles begann.

Beitragvon Lightning » Mi. 01.07.2015, 14:47

Zu mir bringen! Ich will auch eine Waldfee haben *g* ;)
Dass ich ein Flora Fan bin, weisst du ja bereits.. ich muss es trotzdem nochmal sagen :kiss:
Lightning
 

Re: Floras Sommer - wie alles begann.

Beitragvon Flora Waldfee » Mi. 01.07.2015, 16:10

Lightning hat geschrieben:Zu mir bringen!


Lieber Lightning,
du weißt ja, das geht leider nicht. Eine Waldfee würde ohne ihre Bäume eingehen, wie eine Blume ohne Wasser. Eine zeitlang geht es. Aber wenn du magst, du kannst sie im Wald besuchen.
Im Moment befürchte ich allerdings, ist sie grad unterwegs. Und weiß nicht so recht, welchen Weg sie wählen soll. Du wirst sie daheim nicht antreffen.
Aber es tröstet sie, dass ihr alle, die ihr die Geschichte lest, teilnehmt an ihrem Ergehen :mrhappy: .

Danke für die Blumen @manon !
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Re: Floras Sommer - wie alles begann.

Beitragvon Heaven » Mi. 01.07.2015, 22:15

Das ist alles soooo süß! :inlove:
Ich liebe die Geschichte und auch die Idee total, Flora. Die is so total knuffig ^.^ und die Bilder sind alle echt total schön, auch das von heute (: Die machst du ja alle selber, oder? Die kleine Fee ist auch richtig putzig.. Hast du die auch selber gemacht??
Ich hoffe du erzählst deine Geschichte auch außerhalb des Forums.. mich als Fan hast du aber hier auf jeden Fall! *-*
Heaven
 

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