von Exitus » Mo. 25.10.2004, 21:50
Vorsicht: Dieses Gedicht könnte triggern
Niemand
Traurigkeit,
Leere,
Einsamkeit.
Leben?
Wozu? Für wen?
Es wird sich niemals etwas ändern.
Nicht die Einsamkeit,
nicht die Leere,
nicht diese unendliche Traurigkeit...
Aber niemand versteht mich.
Niemand kann es nachvollziehen.
Alle reden mir Mut zu -
Worthülsen.
Glauben sie wirklich, was sie sagen?
Oder wollen sie nur ihre Angst,
ihre eigene Hilflosigkeit überspielen?
Warum soll ich ihnen noch etwas erzählen?
Ich erschrecke sie mit meiner Traurigkeit.
Vielleicht langweile ich sie auch.
Es ist ihnen unwohl,
sie wissen nicht, was sie sagen sollen.
Vielleicht wollen sie ihre eigene
Traurigkeit nicht spüren...
Also gehe ich.
Hier will ich nicht mehr bleiben,
ich kann es auch nicht mehr.
Es ist alles vorbereitet.
Niemand weiß es,
niemand würde es verstehen.
Niemand?
ch habe nie ihren Erwartungen entsprochen.
Jetzt aber will ich sie erfüllen.
Ein Abgang in Kitsch,
so, wie sie ihn sich vorstellen.
Stilvoll?
Das Zimmer voller Kerzen,
Alkohol und Tabletten zum Betäuben,
Die Rasierklingen liegen bereit.
Stilvoll
Oder geschmacklos?
Der Kerzenschein wirft Schatten,
romantisch, gespenstisch.
Der tote Prinz begleitet mich
während ich mich betrinke,
Tilo singt mich in das nächste Leben.
Halt mich, mein Leben - nein.
Dieses Leben nicht mehr.
Der Schmerz ist kaum zu ertragen.
Sanctus
Ich bin so müde...
Mein Körper ist schwer
doch mein Kopf ist wunderbar leicht.
Der Ballast ist weg,
keine Angst mehr,
kein Druck mehr zu spüren.
Eine seit Jahren nicht mehr erlebte Leichtigkeit.
So stelle ich mir Glück vor!
Hier bin ich willkommen,
hier kann ich leben!
Endlich!
Doch etwas hält mich zurück.
Es lässt mich nicht los,
zieht mich wieder weg.
Ich wehre mich,
doch ich bin zu schwach.
Ich will hier bleiben.
So lasst mich doch, lasst mich gehen!
Aber diese Kraft ist stärker,
ich habe keine Chance.
Eine Stimme dringt wie durch Watte zu mir:
Gott sei Dank, er hat es geschafft...
Sie fragen und fragen.
Warum, wieso.
Was soll ich erklären,
sie verstehen es ja doch nicht.
Sie sind freundlich, um mich besorgt.
Sie sagen, sie verstehen mich.
Aber sie verstehen nichts!
Sie wollen hören, dass ich es nie wieder tue.
Aber als sie nicht die Antwort bekommen
die sie wollen,
weicht die Freundlichkeit.
Sie wollen mich nicht mehr alleine lassen,
sie hätten Angst um mich.
Warum lassen sie mich nicht einfach in Ruhe...
Es ist mir egal,
was Pfleger, Ärzte, Schwestern denken.
Sie kennen mich nicht,
wollen mich nicht kennenlernen.
Ich bin eine Last für sie.
Aber was denken meine Freunde?
Wo sind sie?
Warum melden sie sich nicht?
Ich bin einsamer als zuvor.
Niemand versteht mich.
Niemand...