von SehnSucht » Sa. 14.01.2006, 20:46
Sie stand am Geländer einer Brücke und schaute hinunter auf das träge dahinfließende dunkle Wasser. Wieder liefen Bilder in ihrem Kopf ab, wie so oft wenn sie durch die Straßen lief. Sie stellte sich vor, wie sie bei Nacht wenn die Lichter die Stadt erhellten, hier saß, sich ein wenig betrank und dann in das schwarze Wasser sprang. Sie hatte auch schon etliche Male sich ausgemalt vor einen Zug zuspringen, im Grunde jedes Mal wenn sie auf ihre Bahn warten musste. Sie grinste und dachte an eine ihrer fixen Ideen sich gleich beim ersten Mal einen Goldenen Schuss zu setzen, doch das hatte sie gleich wieder fallen lassen, weil sie nicht wusste wie es sich auf ihren Kopf auswirkte. Noch irrer als wie schon jetzt brauchte sie nicht zu werden. Es gab viele Möglichkeiten ihrem elendigen Leben ein Ende zu setzten, am liebsten immer irgendwo mit Alkohol, aber ihre liebste Methode war immer noch eine Schmerzlose. Irgendwo an einem schönen Platz sitzen und in Sonne oder vielleicht den Nachthimmel schauen. Eine Flasche Vodka, eine Schachtel Zigaretten, eine Packung Schmerz- und Schlaftabletten und ihre Kette in der Hand. Sie trank erst ein wenig, rauchte und zeichnete dann auf ihrer Haut. Irgendwann schluckte sie die Tabletten mit dem Rest aus der Flasche runter. Manchmal spinnte sie ein wenig euphorisch und ließ sich finden und alles wurde gut, aber daran glaubte sie einfach nicht mehr und ließ es meistens mit dem Tod enden. Wer sie sah, oder kannte, würde nie von ihr denken, dass sie solche Fantasien, Wünsche hatte. Sie war eigentlich ein ganz normales, recht hübsches Mädchen, dass manchmal zu viel träumte.
Das Mädchen drehte den Rücken zum Wasser und ging auf die Stadt zu. Vielleicht tat sie es wirklich irgendwann einmal. Irgendwann. Irgendwo. Genau so.
05.01.06
Sie schaute zu Boden. War in ihre Gedanken versunken. Achtete nicht auf ihre Umgebung. Diese Wege ging sie schon immer. Sie waren in ihren Unterbewusstsein verankert. Doch plötzlich stolperte sie. Fiel hin und wollte grade anfangen zu fluchen, als sie sah über wen sie gestolpert ist. Ein kleines Kätzchen kauerte sich verschreckt auf den Boden. Das Mädchen kauerte sich hin und streckte langsam die Hand aus. Das Kätzchen zitterte noch mehr. Sanft flüsterte das Mädchen: "Hey, du Kleines. Bist du allein? Wie ich. Komm her. Ich bin jetzt da. Wir gehen zusammen. Ich bin für dich da." Sie nahm ganz vorsichtig, dieses kleine Bündel auf den Arm und steckte es unter ihren Pulli. Das kleine Tierchen war eisig kalt und sie hatte Angst. Obwohl sie dieses kleine Ding erst heute gefunden hatte, war es ihr schon sehr wichtig. Sie brachte das Kätzchen nach Hause und wärmte es langsam auf, gab ihr zu trinken und zu fressen. Sie schaute glücklich zu wie sich ihr Zustand besserte. Die nächsten Tage war sie sehr um das Kätzchen besorgt und war immer sehr glücklich wenn "Esperanza" auf ihren Arm kroch und sich an sie schmiegte. "Ihre" Kleine erholte sich schnell und gut. Froh und munter nun eine Gefährtin gefunden zu haben, machte das Mädchen sich daran ihr Leben anzupacken.
15.01.06
Zuletzt geändert von SehnSucht am Di. 24.01.2006, 14:38, insgesamt 3-mal geändert.