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Bester Freund und seine unvollendete Liebe

BeitragVerfasst: So. 08.12.2013, 16:44
von Fuchswolf
Hallo liebe Leute,

es ist teilweise etwas schwierig und es geht hier auch nur zu einem dritten um mich selbst.
Eigentlich geht es um meinen besten Freund. Meinen "Bruder"...

Und irgendwie, glaub ich, das mir und ihm da keiner helfen kann, aber ich möchte grad selbst damit fertig werden.
Und ich würde ihm auch zu gerne helfen, das er wieder glücklich wird.

Aber nun zu der Geschichte:

Ich kenne meinen besten Freund erst seit drei Jahren. Aber so ziemlich vor drei Jahren im Frühling (ein halbes Jahr später habe ich ihn kennen gelernt), ist eine Freundin von ihm gestorben. Er war zu diesem Zeitpunkt 15, fast 16. Nun ist er 18 (wird nächstens Jahr 19).
Sie hat sich selbst umgebracht und er hatte an dem selben Tag noch mit ihr telefoniert gehabt. Großes Schock.
Ich meine, das ist ja schon schwer zu verarbeiten. Allerdings war er auch stark in sie verliebt. Hat es ihr jedoch niemals gesagt.
Das hatte er auch gestern zu einem paar Freunden gesagt: "Das einzige was ich wirklich bereuhe ist, das ich ihr niemals gesagt habe, das ich sie liebe."

Aus einer normalen kindlichen Verliebtheit ist irgendwann Liebe geworden. Ich glaube auch fast, nachdem sie gestroben war hatte sich das ganze verstärkt.
Und ich weiß auch nicht, ob er es dann überhaupt jemals überwinden wird können, so dass es ihn nicht mehr schmerzt. So dass er die arme Tote, die nur ihren Frieden wollte, auch endlich mal loslassen kann.

Nachdem sie gestorben war, war er völlig in einen Drogensumpf abgerutscht. Bei ihm ist alles den Bach runter gegangen und er hat versucht sich zweimal zu erhängen.
Er glaubt auch, das man in seinem Leben nur einmal einen Menschen lieben kann. Quasi es nur einen Seelenpartner gibt und ich denke, er ist der festen Überzeugung das sie es war.
Er glorifiziert sie so unendlich.


Allerdings wirkt er oft genug auch sehr normal, die meisten merken nichts davon. Auch die Freundinnen die er hat. (Und ja, er hat immer mal wieder welche). Und teilweise hatte er früher immer zu mir gesagt: "Ich liebe -die jetzige- so wie ich sie damals geliebt habe."
Bis ich ihm mal sagte, das er es bei jeder sagt. Irgendwann hat er damit aufgehört. Jetzt im Nachhinein glaub ich ihm es aber, das er sie in dieser ersten Verliebtheitsphase genauso so sehr liebt.

Allerdings so wie er im Moment ist, hat er mit seiner toten, großen Liebe nicht abgeschlossen und will es im Moment auch nicht. Allerdings scheucht er somit auch irgendwann immer wieder die ganzen Freundinnen die er hat davon. Nicht dadurch, das er sagt, das er in eine Tote immer noch verliebt ist. Sondern einfach nur dadurch das er immer noch nicht losgelassen hat.

Und ich merke es ja, wie sehr es mir weh tut, wenn er davon spricht, das es niemals jemanden wie sie geben wird (er hat ja Recht, aber es gibt auch keine gleichen Menschen). Dazu sei gesagt, ich war mal in ihn verliebt gewesen. Er hatte von mir jedoch niemals was gewollt. Glaub ich, war mir ne Zeit lang (nachdem ich nicht mehr verliebt war) nicht mehr sicher gewesen.
Allerdings sagt und betont er auch immer wieder, das ich seine Schwester bin. Und in letzter Zeit hab ich fast das Gefühl das er es überbetont. Immer wieder.

Und ich denke mal, wenn es mir schon so weh tut, und er hat dann irgendwann eine Freundin um den Todeszeitpunkt herum, dann wird sie das ganze abbekommen und zwar in voller Härte.
Und ich weiß nicht, wer es mit ihm aushalten könnte.
Er ist wirklich kein einfacher Mensch. Am Anfang verfallen ihm alle, bis sie ihn kennen lernen, denn dann passt immer irgendwas nicht.



Lange Rede, allerdings wüsst ich gern OB es für ihn überhaupt möglich ist über sie hinweg zukommen? Ich meine, er wird nie wissen wie sie reagiert hätte, wenn er ihr seine Liebe gestanden hätte. Vielleicht wäre geschockt gewesen. VIelleicht wären sie auch zusammen gekommen. Aber er wird es nie wissen.
Und sie ist da gestroben, wo er wohl noch total in sie verschossen war.

Und wenn er nicht darüber hinweg kommt, sie nicht loslässt, dann wird er möglicherweise nie glücklich. Nie richtig glücklich. Und die Frau an seiner Seite irgendwann - wenn es denn mit einer klappt - wird auch unglücklich werden.


VIelleicht hat jemand sowas schon mal erlebt, wie er. Vielleicht kann mir jemand sagen, das es für ihn irgendwann leichter werden wird.
Und vielleicht kann mir jemand sagen, ob ich ihm irgendwie dabei helfen kann?
Ich meine, ich bin für ihn da. Immer da. Ich bin im Moment auch seine beste Freundin. Und jetzt zZ fällt er wieder total in die Drogensucht rein (was natürlich auch noch mit dazu kommt, das es zZ schlimmer wird).

Aber irgendwann werde ich nicht immer da sein können um ihn aufzufangen, wenn es mit einer seiner Beziehungen zu Ende geht.
Irgendwann bin ich nicht mehr da um mit ihm auch in einer Welt ohne Drogen zu sein. (ich hab das Gefühl er umgibt sich nur mehr mit solchen Leuten).


Kann ich ihm überhaupt irgendwie helfen? Oder sollte ich es aufgeben? Ihn aufgeben?


Liebe Grüße,
fuchswolf

Re: Bester Freund und seine unvollendete Liebe

BeitragVerfasst: So. 08.12.2013, 19:48
von Panvie
Herzlich Willkommen im Forum, liebe Fuchswölfin. :)

Zunächst mal solltest du nicht von "aufgeben" sprechen, solltest du ihn wirklich mal loslassen müssen. Am Ende dient das auch deinem eigenen Schutz und nicht, weil du nur keine Kraft mehr hast, ihn zu unterstützen. In der Regel hat man immer genug Kraft, um mit seinem besten Freund bis zum Tod zu gehen. Es ist ein Zeichen von Stärke und Größe, wenn man dem donnernden Malstrom ausweicht, der wegen einem anderen auf einen zukommt.

Aber aufgeben kann jetzt (noch) nicht die Lösung sein.

Ich habe meine Freundin mit Anfang 20 an den Tod verloren. Ihre Krankheit währte kaum eine Woche, bis es zum Tod kam. Ich verrate dir etwas: Es macht keinen Unterschied, ob man dem verstorbenen Partner seine Liebe gestanden hat oder nicht. Dein "Bruder" macht sich da etwas vor, indem er seine Freundin mit einem Halo-Effekt versieht. Das habe ich auch bei meiner Freundin. Keine Frage: Ich habe sie geliebt und ich saß auch die letzten Tage neben ihr im Krankenhaus. Aber nachdem ich rund 2-4 Jahre in tiefe Depression stürzte, begann ich wieder zu "leben". Ich habe beziehungstechnisch 2 herbe Fehler gemacht, war naiv, dumm, labil. Aber die beiden Beziehungen haben mich mit der vollen Härte zurück ins Leben geholt - wie einnüchternde Schläge ins Gesicht.

Aus jeder Trauerphase kehrt man entweder mit Weisheit oder Wahnsinn hervor. Dein bester Freund wählt zwar den zweiten Weg, indem er sich den Drogen hingibt. Aber auch wenn das seltsam klingen mag: Solange er den Drogenkonsum wieder (vielleicht mit deiner Hilfe?) einschränkt, ist dies seine Art, mit der Situation umzugehen und seine Trauer zu verarbeiten. Ich wünsche niemandem den Tod des eigenen Partners mit anzusehen. Aber wenn es jemanden gibt, der es miterlebt hat, sollte er sich irgendwann in seinem Leben fragen, ob der Verstorbene wirklich das war, was man als "Seelenverwandten" festlegt, ohne je wieder ernsthaft weiter zu suchen.

Mittlerweile habe ich eine gut laufende Beziehung und bin sogar bereit zu behaupten, dass ich niemals jemanden mehr liebte als sie. Wenn man an diesem Punkt ist und seine verstorbene Liebschaft aber als Liebe im Herzen behält, heißt das nicht, dass man diese mit der "viel besseren Lebenden" betrügt, sondern wieder bereit für das weitere Leben ist.

Viele Grüße

Re: Bester Freund und seine unvollendete Liebe

BeitragVerfasst: Mo. 09.12.2013, 23:40
von Fuchswolf
Danke Panvie,
für das Willkommen und die ausführliche Antwort.

Ich weiß das ich die Kraft hätte ihn bis zum Ende zu unterstützen. Aber so wie du es sagst. Mittlerweile gebe ich auch auf mich selbst Acht (was ich aber erst mühsam erlernen musste).
Ich möchte ja auch nicht aufgeben. Dazu hab ich ihn zu gern.

Deine Erzählung von deiner Freundin klingt tatsächlich sehr danach, wie es bei ihm ist. Ich frage mich nur, ob er es irgendwann erkennt. Nur vom Reden/Erzählen wird er es nicht einsehen.
Aber ich bin froh zu lesen, das du wieder lebendig bist und anscheinend auch das Leben und deine Freundin liebst. =) Das freut mich wirklich, es zeigt ja, das es auch eventuell für ihn noch Hoffnung gibt.

Ich weiß nicht ob ich ihm helfen kann davon los zu kommen. Hier, wo wir Ausbildung machen auf alle Fälle nicht. Dazu lässt er sich zu sehr von anderen beeinflussen und hier werden zu viele Geschäfte abgewickelt.
Allerdings sage ich ihm auch immer wieder, das ich es nicht gut finde, das er Drogen nimmt. Ich versuche es ihm nicht vorzuwerfen, sondern bin einfach nur unbegeistert.

liebe Grüße,
fuchswolf