Lebenslänglicher Druck?

Forum zum Austausch über das so genannte Selbstverletzende Verhalten (SVV), auch bekannt als Ritzen, Selbstverstümmelung, Cutten usw.
Wichtig: Bitte keine Bilder von SVV zeigen und kein Pro-SVV!

Lebenslänglicher Druck?

Beitragvon Glühwürmchen » Do. 04.11.2010, 18:13

Heey,

ich habe seit 5 Jahren SVV. Meistens schn*ide ich mich, aber manchmal füge mir Verbr*nn*ngen zu oder will auch manchmal mit dem Kopf durch die Wand (wie man so schön sagt).

Nach und nach komme ich immer mehr damit klar. Ich versuche es immer länger ohne Verletzungen auszuhalten. Vor etwa einem Monat hatte ich einen Rückfall.... Mittlerweile mache ich mir auch keinen Kopf mehr darum. Ich denke (leider), dass das eigentlich schon zu mir gehört. Auf der anderen Seite finde ich es manchmal auch sehr traurig!

Zwischen meinen Rückfällen liegen mittlerweile schon 5 - 6 Monate, aber das bedeutet auch sehr oft dem R*tzdr*ck zu wiederstehen. Der Druck ist das schlimmste an der ganzen Geschichte!

Ich frage mich oft ob der Druck und diese Gedanken irgendwann aufhört?
Kann ich irgendwann ohne den Scheiß leben?

Habt ihr Erfahrungen damit???

Liebe Grüße
Glühwürmchen
Glühwürmchen
 

Re: Lebenslänglicher Druck?

Beitragvon kaffeetante80 » Do. 04.11.2010, 19:05

Ich habe jetzt 10 1/2 Monate ohne geschafft. Druck habe ich aber oft, zur Zeit täglich und ich stelle mir die gleiche Frage wie du :?
kaffeetante80
 

Re: Lebenslänglicher Druck?

Beitragvon kratzetatze » Fr. 05.11.2010, 06:46

Ich bin jetzt bald 6 Jahre clean (wie man es so schön sagt ;) ), abgesehen von einpaar Ritzern neulich während der Psychose, aber die wahren aus einem anderen Grund entstanden als die Borderline-Narben. Meiner Erfahrung nach lässt der Druck immer etwas mehr nach, je länger man aushält. Allerdings sind es nicht Monate, eher Jahre. Aber verschwinden wird er wohl nie, bleibt wohl tatsächlich lebenslänglich.
kratzetatze
 

Re: Lebenslänglicher Druck?

Beitragvon kaffeetante80 » Fr. 05.11.2010, 13:27

kratzetatze, ab wann lässt der druck denn nach? bei mir wird er nämlich immer stärker, teilweise hab ich richtige schmerzen in den armen, die durch andere schmerzen ersetzt werden wollen. das einzige was mich standhalten lässt ist, dass ich es schon so lange ohne geschafft habe. trotzdem hab ich das gefühl, es kann jeden tag, jede stunde, jede minute wieder passieren. was ich natürlich nicht hoffe.
kaffeetante80
 

Re: Lebenslänglicher Druck?

Beitragvon kratzetatze » Fr. 05.11.2010, 18:26

kaffeetante80 hat geschrieben:kratzetatze, ab wann lässt der druck denn nach? bei mir wird er nämlich immer stärker, teilweise hab ich richtige schmerzen in den armen, die durch andere schmerzen ersetzt werden wollen.

Es gibt keinen Zeitpunkt, ab dem man sagen kann "wenn du es (2 Jahre) geschafft hast, wird der Druck allmälig weniger." Auch dein Stresspegel ist zu hoch, bei soviel Stress will ich auch nichts als schneiden - zum Glück habe ich den nicht so oft.

Und doch kann ich rückwirkend behaupten, dass der Druck im Algemeinen nachgelassen hat, auch wenn er nicht ganz weg ist.
kratzetatze
 

Re: Lebenslänglicher Druck?

Beitragvon Glühwürmchen » Fr. 05.11.2010, 20:14

bei mir ist es auch wie bei kaffeetante. der druck wird von tag zu tag mehr und ich denke auch jeden moment, passiert es wieder... ich werd wahnsinnig dabei! :(

aber trotzdem ist es schön zu hören, dass der druck auch über jahre weniger wird.
ich hoffe, ich kann das auch irgendwann aus eigener erfahrung sagen!

danke dir, kratzetatze ;)
Glühwürmchen
 

Re: Lebenslänglicher Druck?

Beitragvon Xenophile » Mo. 08.11.2010, 10:04

Hey, Glühwürmchen!

Ich verletzte mich seit ca. 15 Jahren selbst und kann dir aus Erfahrung sagen, dass der Druck definitiv nachlassen wird.
"Leider" bedarf das ziemlich viel Arbeit und ein intensives Auseinandersetzen mit dem eigenen Ich.
Mir hat es sehr geholfen, herauszufinden, warum ich mich verletze - und zwar schonungslos; das war ehrlich gesagt ziemlich hart für mich und es hat auch einige Zeit gedauert bis ich wirklich hinter den wahren Grund kam.

Nun weiß ich aber genau, in welchen Situationen mir Gedanken an das Ritzen (etc.) kommen und kann quasi frühzeitig Vorkehrungen treffen, die nicht mehr wirken würden, wenn der Druck zu stark wird.
Auch hier musste ich ziemlich lange experimentieren, denn die Liste an Alternativen ist zwar umfangreich, aber nicht jede hilft einem persönlich.

Das, was mir am meisten geholfen hat, war mir die Erlaubnis zu erteilen, mich zu verletzen.
Nicht falsch verstehen: Ich weiß, dass dieser Weg absolut schädlich ist und ich rate keinem mit dem Kram wieder anzufangen oder so!
Allerdings hatte diese Erlaubnis den Vorteil, dass ich meine Verletzungen reduzieren konnte und somit die KONTROLLE darüber gewonnen habe.
Bevor "es" eskaliert, kann man sich so den Druck ein bisschen nehmen - dann hat man auch erstmal wieder den Kopf frei, um andere Maßnahmen zu ergreifen (auslösende Situationen mit betroffende Personen klären, sich jmd zum Zuhören suchen, den/die Therapeutin auf genau diese Situation ansprechen etc.).
Ganz wichtig dabei ist, dass man sich selbst trotzdem Grenzen setzt und diese auch ausbaut, so dass die Veletzungen Schritt für Schritt minimiert werden.

Was ich mir konsequent verboten habe: Alkohol / Drogen
Diese haben jedesmal meine Hemmschwelle gesenkt (natürlich) und dann haben auch die Vorkehrungen nichts mehr gebracht (kennt ihr sicher).

Gedanken an selbstverletzendes Verhalten habe ich immer noch, allerdings setze ich diese höchstens 1x im Jahr um und dann nur, wenn die Situation mich emotional absolut überfordert (dieses Jahr zB: Trennung vom Partner nach 6,5 Jahren ---> Menschen verloren, zunächst keine Zukunftsperspektive, Träume wurden zerstört, blablabla...) und auch da hatte ich die Verletzungen im Griff, so dass es nicht ausgeartet ist.

Der Druck/ Drang mich TATSÄCHLICH verletzen zu müssen ist weitestgehend zurückgegangen.
In den meisten Fällen brauche ich noch nicht mal mehr die Vorkehrungen, sondern fange gleich an, schwierige Situation zu analysieren und aus dem Weg zu schaffen.

Ihr müsst also meiner Meinung nach NICHT euer lebenlang mit dem Druck leben!
Ihr seid sowieso auf einem guten Weg, denn ihr seid euch darüber bewusst, dass SVV schädlcih für euch ist und ihr setzt euch damit auseinander.
WEITER SO!
Xenophile
 

Re: Lebenslänglicher Druck?

Beitragvon kratzetatze » Di. 09.11.2010, 20:02

Mir hat die "Erlaubnis" für kleinere Rückfälle auch mehr geholfen, als alle Skills der Welt: Nicht mehr krampfhaft darüber nachzudenken, mich nicht zu schneiden. Auch das Versprechen, es auf jeden Fall morgen zu machen, mindert den Druck. Natürlich verspreche ich mir morgen auch hoch und heilig, es morgen zu tun. Hauptsache der Druck lässt heute nach.
kratzetatze
 


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