nihilistische Gedanken

Hier könnt Ihr allgemein über psychische Störungen und Krankheiten sprechen bzw. wenn Ihr Euch nicht auf eine spezielle Thematik festlegen wollt.

Falls Ihr nicht genau wisst, um was für eine Störung es geht oder in welchem Unterforum es passen würde, könnt Ihr ebenfalls auch erst einmal hier schreiben.

nihilistische Gedanken

Beitragvon soapskin » Mo. 23.07.2012, 20:59

Hallo ihr Lieben!

Ich bin neu hier. Ich habe mich angemeldet, weil ich einfach mal einen Rat brauche; ich bin 21, studiere, habe relativ viele Bekannte und eigentlich läuft mein Leben ganz gut, so von außen betrachtet. Aber mittlerweile fühle ich mich immer schlechter. Seitdem ich ca. 13/14 bin, also ab dem Zeitpunkt, an dem man beginnt über sich, sein Leben und den Sinn nachzudenken, neige ich zu extremen Gedanken.
Ich frage mich so gut wie jeden Tag, was für ein Sinn Leben an sich eigentlich hat. Im Großen betrachtet. Das Universum ist so riesig, wir sind ein so winziger Teil davon, wir leben so kurz auf dieser Welt, keiner wird sich in 100 Jahren an mich erinnern, es wird also völlig egal sein, ob ich jemals gelebt habe. Ich finde es so irritierend, wie wichtig Leben für uns ist - aber was genau daran? Diese Gedanken machen mich so fertig. Wenn ich über die Straße gehe, denke ich jedes Mal daran, wie es wär, wenn ich jetzt einfach überfahren werden würde. Für mich wäre es überhaupt nicht schlimm, also ich weiß nicht, wie das jetzt wirkt, aber ich sehe das immer in dieses riesigen Maßstäben zur Welt, zum Universum. Das einzige, was mich traurig stimmen würde, ist, dass meine Freunde und Familie dann am Boden zerstört wären. Aber es ist defintiv nicht so, dass ich suizidale Gedanken hab, autoaggressiv oder anderen gegenüber aggressiv wäre - gar nicht und solche Gedanken habe ich auch nicht. Es ist nur so, dass ich nach außen immer total nett, freundlich, witzig scheine und das Gefühl habe, dass ich das eigentlich nicht bin, aber generell auch nicht weiß, WER ich bin. Ich kann mich nicht definieren; ich kann mir keine Stärken zu schreiben, keine Schwächen, keine Eigenschaften - ich fühl mich eigentlich nur leer. Das ist so verwirrend. Die meisten Menschen ertrage ich nicht, weil sie sich zu wichtig sind. Am liebsten würde ich den meisten Menschen ins Gesicht spucken, weil sie so viel unsinnige Scheiße von sich geben, die so krass irrelevant ist. Und dann frage ich mich, was bringt diese Leute dazu, sich so wichtig zu nehmen? Es gibt natürlich auch Menschen, die wunderbar sind und das fühle ich auch genauso. Es ist also nicht so, dass ich Gefühle nicht definieren kann. Es ist nur so, dass ich das Leben an sich so...sinnlos finde, weil es im Ganzen betrachtet, so unheimlich nichtig ist. Ich frage mich halt mittlerweile, ob ich mir deswegen einen Therapieplatz suchen soll, weil normal sind solche Gedanken doch nicht? Ich sollte mich doch, laut gesellschaftlichem Konsens, darüber freuen, dass ich studieren kann, dass ich genügend Geld zum Leben hab, dass ich in einer sehr harmonischen Partnerschaft lebe, dass ich Freunde hab. Aber das passt nicht zusammen, meiner Meinung nach. Verschwinden die Gedanken wieder? Oder tut es Not, sich Hilfe zu suchen? Es beeinträchtigt meine Stimmung einfach jeden Tag...

um ein paar Worte wäre ich sehr dankbar :)
einen schönen Abend euch allen, soapskin.
soapskin
 

Re: nihilistische Gedanken

Beitragvon Flex » Di. 24.07.2012, 00:12

Ich kann teilweise deine Gedankenzüge nachvollziehen, da ich manchmal oder eben auch etwas öfters auch so denke.

soapskin hat geschrieben: was für ein Sinn Leben an sich eigentlich hat.


Für mich ist an dieser Stelle immer die Frage: WIE ist das Leben eigentlich möglich?

soapskin hat geschrieben:Wenn ich über die Straße gehe, denke ich jedes Mal daran, wie es wär, wenn ich jetzt einfach überfahren werden würde. Für mich wäre es überhaupt nicht schlimm, also ich weiß nicht, wie das jetzt wirkt, aber ich sehe das immer in dieses riesigen Maßstäben zur Welt, zum Universum. Das einzige, was mich traurig stimmen würde, ist, dass meine Freunde und Familie dann am Boden zerstört wären


Unser Gehirn schlussfolgert oft was passieren könnte, also dein genanntes Beispiel.
Allerdings sollte es das ja nicht immer machen, wenn wir mal "nur" eben über Straße gehen.
Hast du das Gefühl, dass du dich vor das Auto werfen müsstest?
Nicht etwa weil du Suizid begehen willst, sondern eher weil es dir "richtig" erscheint.

soapskin hat geschrieben:Am liebsten würde ich den meisten Menschen ins Gesicht spucken, weil sie so viel unsinnige Scheiße von sich geben, die so krass irrelevant ist


Das Gefühl kenne ich nur zu gut..

Mich stören diese Gedanken jetzt nicht soweit das ich deswegen eine Therapie anfangen möchte, aber bei dir geht das ganze ja auch an bestimmten Stellen etwas weiter, womit es dann vielleicht doch etwas sinnvoller wäre.
Du sagst ja selbst das du dich mit diesen Gedanken nicht wohlfühlst, also warum noch zögern?
Kannst ja erstmal ein Gespräch bei einem Psychologen ausmachen und schauen ob es dir hilft oder gut tut.
Wenn`s aber irgendwie gar nichts bringt, kannst du dich natürlich auch über eine stationäre Therapie schlau machen.

Freue mich auf deine Antwort.
Flex
 

Re: nihilistische Gedanken

Beitragvon soapskin » Di. 24.07.2012, 00:22

hey, vielen vielen dank für deine antwort!

mh. ich denke tatsächlich darüber nach, mich vor das auto davor zu werfen, aber ich weiß auch, dass ich es niemals tun würde.
da weiß ich generell nicht, wo die grenze ist, ob ich mir hilfe suchen soll oder nicht? ist es jetzt nur gedanklich, oder könnte es durchaus ernster werden mit der zeit?

ich werde wohl die tage mal zu meiner hausärztin gehen; habe gestern auch das allererste mal mit jemandem darüber gesprochen und seitdem fühl ich mich total erleichtert. vielleicht reicht ja eine "einfache" gesprächstherapie. ich möchte wissen, wieso ich solche gedanken habe, wo die wurzel des übels ist. ich mache mir einfach sorgen, weil ich seit letztem jahr auch an depressiven phasen leide und mir auch schon trimipramin verschrieben wurde (lediglich einmal, habe es ca. einen monat genommen).

auf der anderen seite versuche ich erklärungsansätze zu finden. ich fühle mich häufig mit studium, nebenjob, eigener haushalt, beziehung und sozialen kontakten überfordert - dann kommen diese depressiven phasen. akut wurde es auch erst, als ich nach der schule von zuhause ausgezogen bin und jetzt ca. 600km von meiner familie entfernt lebe.


ich bin mir einfach so unsicher, ob diese gedanken daher rühren, dass ich mich selbst noch nicht gefunden habe, generell eher kritisch und skeptisch bin, oder ob es wirklich was "ernstes" ist...
soapskin
 

Re: nihilistische Gedanken

Beitragvon Flex » Di. 24.07.2012, 00:47

soapskin hat geschrieben:mh. ich denke tatsächlich darüber nach, mich vor das auto davor zu werfen, aber ich weiß auch, dass ich es niemals tun würde.
da weiß ich generell nicht, wo die grenze ist, ob ich mir hilfe suchen soll oder nicht? ist es jetzt nur gedanklich, oder könnte es durchaus ernster werden mit der zeit?


Das klingt für mich etwas nach Zwangsimpulsen. Natürlich kann dir das hier niemand über`s Internet diagnostizieren.
Bei mir ist es so:
Wenn ich mich in Höhen befinde, gehen wir jetzt mal von einem Berg aus, empfinde ich den/das Zwang/Gefühl dort hinunter springen zu müssen. Nicht etwa weil ich mich umbringen will, einfach weil ich es für "richtig" empfinde.
Oder warum auch immer, ich weiß ehrlich gesagt nicht wirklich warum.

Falls du wirklich das Gefühl hast du müsstest vor das Auto springen, dann erzähle es aufjedenfall deinem Psychologen.
Aber das ist jetzt nicht so schlimm, selbst wenn du Zwangsimpulse hättest werden die so gut wie nie umgesetzt.
Wobei ich nochmal erwähne: Ist nicht gesagt, das du das hast.


soapskin hat geschrieben:ich werde wohl die tage mal zu meiner hausärztin gehen; habe gestern auch das allererste mal mit jemandem darüber gesprochen und seitdem fühl ich mich total erleichtert. vielleicht reicht ja eine "einfache" gesprächstherapie. ich möchte wissen, wieso ich solche gedanken habe, wo die wurzel des übels ist. ich mache mir einfach sorgen, weil ich seit letztem jahr auch an depressiven phasen leide und mir auch schon trimipramin verschrieben wurde (lediglich einmal, habe es ca. einen monat genommen).


Muss natürlich keine stationäre Therapie sein, Gespräche helfen oft auch wirklich gut.
Nur wenn dann auch noch rezessive Depressionen dazu kommen, ist das manchmal besser.
Aber die Entscheidung liegt wie so oft auch, in deiner Hand. Ganz wie es für dich am besten ist.
Warum hast du das Trimipramin, nach dem Monat, nicht mehr genommen?

soapskin hat geschrieben:auf der anderen seite versuche ich erklärungsansätze zu finden. ich fühle mich häufig mit studium, nebenjob, eigener haushalt, beziehung und sozialen kontakten überfordert - dann kommen diese depressiven phasen. akut wurde es auch erst, als ich nach der schule von zuhause ausgezogen bin und jetzt ca. 600km von meiner familie entfernt lebe.


Burnout? Vielleicht auch "nur" Folgen deiner letzten Depression..

soapskin hat geschrieben:ich bin mir einfach so unsicher, ob diese gedanken daher rühren, dass ich mich selbst noch nicht gefunden habe, generell eher kritisch und skeptisch bin, oder ob es wirklich was "ernstes" ist...


Ob es etwas ernstes ist, können wir ja leider so über`s Internet nicht feststellen.
Ich würde jetzt aber behaupten, das es ein Mix aus den ersten beiden genannten Sachen ist.
Flex
 

Re: nihilistische Gedanken

Beitragvon soapskin » Di. 24.07.2012, 00:55

Ja, es ist tatsächlich wie so ein Zwang, darüber nachzudenken, ob ich es machen soll oder nicht. Dein Beispiel mit dem Berg passt sehr gut.

Warum hast du das Trimipramin, nach dem Monat, nicht mehr genommen?

Mein Arzt meinte, es wäre nur eine depressive Erschöpfungsphase und ich solle es nach Bedarf nehmen. Ich konnte halt kaum noch schlafen und bin ohne Grund in Tränen ausgebrochen; Trimipramin hat mir da sehr gut geholfen, aber diese Phase war dann nach einem Monat auch vorbei, sodass ich, und mein Arzt auch, keine Notwendigkeit mehr sah, es zu nehmen. Seit dieser "ersten" Erschöpfungsphase kommt es aber durchaus öfter vor, dass ich wieder diese stark depressiven Gefühle hab; ich fühle mich dann wie gelähmt.
soapskin
 

Re: nihilistische Gedanken

Beitragvon Flex » Di. 24.07.2012, 01:08

soapskin hat geschrieben:Ja, es ist tatsächlich wie so ein Zwang, darüber nachzudenken, ob ich es machen soll oder nicht. Dein Beispiel mit dem Berg passt sehr gut.


Dann schauen wir mal wie sich das entwickelt..

soapskin hat geschrieben: Seit dieser "ersten" Erschöpfungsphase kommt es aber durchaus öfter vor, dass ich wieder diese stark depressiven Gefühle hab; ich fühle mich dann wie gelähmt.


Hast du den für den Notfall, noch welche von den Trimipramin?
Man kann sich ja nie sicher genug sein..



Dann hoffe ich das du in nächster Zeit, einen guten Psychologen findest und es dir bald etwas besser geht.

Kannst ja hier reinschreiben, wie es läuft, oder generell wie es dir geht.
Flex
 

Re: nihilistische Gedanken

Beitragvon soapskin » Di. 24.07.2012, 01:15

Danke, das ist sehr lieb von dir.

Habe gerade zum ersten Mal über den Zwang nachgedacht. Bin gerade etwas erstaunt darüber, dass die Begriffe "Zwangsgedanke" und "Zwangsimpuls", laut www-Definitionen natürlich, so treffend auf mich sind.
Vielen Dank für diesen Denkanstoß!
soapskin
 

Re: nihilistische Gedanken

Beitragvon Flex » Di. 24.07.2012, 11:54

Gerne, freue mich wenn ich dir ein bisschen weiterhelfen konnte.

Wie geht es dir den heute?
Flex
 

Re: nihilistische Gedanken

Beitragvon soapskin » Di. 24.07.2012, 17:16

Habe mich heute dazu entschlossen, mich nächste Woche zu meienr Ärztin zu begeben, um mit ihr mal darüber zu sprechen, ob es nötig/hilfreich ist, mir Hilfe zu holen. Seltsamerweise ist mir heute Nacht eingefallen, dass ich als Kind unter Zwängen gelitten hab. Das war dann immer so, dass vor dem Schlafen und nach dem Aufwachen immer den Zwang hatte, an bestimmte Sachen zu denken - wenn ich es nicht getan habe, oder mich gewehrt habe, habe ich mich dazu gezwungen nicht zu schlafen. Also ganz seltsam. Das ist schon soo lange her und ich habe in den letzten 10 Jahren nie darüber nachgedacht. Vielleicht gab es was in meienr Kindheit, was diesen Zwang auslöst.
soapskin
 

Re: nihilistische Gedanken

Beitragvon Flex » Do. 26.07.2012, 01:05

soapskin hat geschrieben:Habe mich heute dazu entschlossen, mich nächste Woche zu meienr Ärztin zu begeben, um mit ihr mal darüber zu sprechen, ob es nötig/hilfreich ist, mir Hilfe zu holen.


Schaden kann es ja nicht, also eine gute Entscheidung.

soapskin hat geschrieben:Seltsamerweise ist mir heute Nacht eingefallen, dass ich als Kind unter Zwängen gelitten hab. Das war dann immer so, dass vor dem Schlafen und nach dem Aufwachen immer den Zwang hatte, an bestimmte Sachen zu denken - wenn ich es nicht getan habe, oder mich gewehrt habe, habe ich mich dazu gezwungen nicht zu schlafen. Also ganz seltsam. Das ist schon soo lange her und ich habe in den letzten 10 Jahren nie darüber nachgedacht. Vielleicht gab es was in meienr Kindheit, was diesen Zwang auslöst.


Hat sicherlich einen Zusammenhang, ja.
Mein Bruder hat auch verschiedene Zwänge, die setzen dann eine Zeit lang aus und kommen dann in anderer Gestalt wieder.
Also ich glaube es war zumindest so, oder er hatte sie die ganze Zeit und hat es gut verborgen.
Na ja ich tippe wohl eher auf ersteres.
Flex
 

Re: nihilistische Gedanken

Beitragvon minka37 » Di. 31.07.2012, 17:55

Der Gang zum Arzt ist sicher der erste und richtige Schritt.

Ich hoffe nur Du hast einen Arzt, der nicht so rückständig ist und Deine Probleme einfach abtut und einfach nicht ernst nimmt.
minka37
 


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