Ich will das es aufhört!

Hier könnt Ihr allgemein über psychische Störungen und Krankheiten sprechen bzw. wenn Ihr Euch nicht auf eine spezielle Thematik festlegen wollt.

Falls Ihr nicht genau wisst, um was für eine Störung es geht oder in welchem Unterforum es passen würde, könnt Ihr ebenfalls auch erst einmal hier schreiben.

Ich will das es aufhört!

Beitragvon Gast » Di. 10.05.2016, 16:11

Hallo, ich in ganz neu hier und gerade ziemlich verzweifelt.

Ich habe ein Kindheitstrauma das sich durch mein ganzes Leben zog, ich habe es nie richtig verarbeitet. Es geht um Verlust und das ganze hat solche Auswirkungen auf mich, meine Leben, meine Ehe. Ich empfinde einfach alles gleich als Bedrohung, ich weis das es das nicht ist, aber dieses Gefühl, diese Welle die es in mir auslöst, wenn Gewisse Schlüsselmomente passieren. Ich bin mir meiner Defizite vollkommen Bewusst, ich weis woher es kommt, aber ich weis nicht wie ich das alles durchrechen soll? Ich bin auf der Suche nach einem Therapieplatz, weil ich es alleine glaube ich nicht schaffe, es sitzt zu tief.

Ich stecke gerade wieder in so einer Situation und schlage mich seit 2 Tagen tapfer, aber ich will nicht wieder ein rießen Ding darauß machen und erneut einen Streit mit meinem Mann riskieren. Er ist ein sehr verständnissvoller Mann, er hat immer Rücksicht auf mich genommen, aber es hat einfach alles Grenzen und ich leide ja selber darunter. Ich will nicht mehr so sein, ich will keine Panik in mir haben und mich schlecht fühlen in Momenten die "normal" sind. Die extreme Verlustangst macht mich fertig, kennt das jemand? Wie geht ihr damit um? Bis ich einen Therapieplatz habe, kann es noch dauern, was kann ich bis dahin tun?

Ich möchte es lernen, ich bin so weit, ich möchte einfach vertrauen, mich gut fühlen und glücklich sein, ohne ständig in der Vergangehit zu hängen und diese Kopfkino los werden, was völlig außer Kontrolle gerät, wenn es einmal gestartet ist. Vielleicht hat einer von euch einen Rat für mich, wie ich bis zur Therapie die Zeit gut und sinnvoll überbrücke?
Vielen Dank fürs lesen, bin für jeden Rat dankbar Grüße...
Gast
 

Re: Ich will das es aufhört!

Beitragvon Richi » Di. 10.05.2016, 21:04

Hallo Gast
Ich hoffe, daß es Dich erleichtert und vielleicht auch Deinen Druck etwas verringert hat, indem Du den Mut aufgebracht hast, hier etwas von Deiner Problematik zu schreiben. Ich glaube, daß Du mit diesem Problem nicht alleine dastehst. Leider sind es oft schreckliche Traumatisierungen, die so tiefe Spuren hinterlassen können, daß es oft zu einschneidenden Veränderungen und Störungen bzw. Erkrankungen kommen kann.
Ein Leben am Rande der Verzweiflung und der eigenen Belastbarkeit ist einfach nur schrecklich, daß kenne ich aus eigener Erfahrung. Die Folgen können dramatisch sein.
Auch wenn es sehr anstrengend für Dich war und noch immer wohl ist, ist es dennoch gut, daß Du für Dich diese Problematik erkennen konntest. Ich glaube, daß Menschen sehr unter Verlustängsten leiden können, wenn sie eine gewissee Level übersteigen.
Traumatische Erfahrungen sind wohl nicht für jeden leicht zu verarbeiten. Einige Menschen können dadurch sehr leicht eine Störung der Persönlichkeit entwickeln oder bekommen heftige Depressionen, die das Leben sehr erschweren können. Es kostet sehr viel Energie, ständig dagegen anzukämpfen. Ich weiß, wie schnell dadurch die Lebensqualität verloren gehen kann.
Oft kann man mit diesem Problem nicht alleine fertig werden. Ich finde es sehr gut von Dir, daß Du Dich dazu entschlossen hast, Dir professionelle Hilfe zu holen, bevor evtl weitere Katastrophen eintreten werden. Ich glaube, daß es möglich sein kann, mit einer Therapie eine Traumatisierung aufzuarbeiten, auch wenn es für Dich anstrengend werden sollte.
Leider dauert es oft ziemlich lange, bis ein Therapieplatz frei wird. Es ist gar nicht so einfach, jemandem zu sagen, was man während der Wartezeit machen soll, damit man es irgendwie aushalten kann.
Eine Möglichkeit ist der Gang zum Psychiater, denn ich weiß nicht wie heftig Deine Problematik ist. Falls der Leidensdruck unerträglich sein sollte, wäre es vielleicht auch gut, sich darüber zu informieren, ob es geeignete Medikamente für Dich zur Stabilisierung gibt. Leider weiß ich nicht, was für Dich geeignet wäre, damit Du Deine negativen Gedankengänge für eine Zeit unterbrechen kannst. Vielleicht kann es ja Dir auch helfen, wenn Du Dir Deine Gedanken aufschreibst. Ich glaube, daß es einen Unterschied gibt, ob man ständig die negativen und belastenden Gedanken nur in seinem Kopf hin- und herwälzt, oder ob man es irgendwie schaffen kann. sie in Worte oder Bildern auszudrücken. Ich weiß auch nicht, welches Selbstbild Du von Dir hast. Es wäre vielleicht auch gut, wenn es nicht so gut sein sollte und Du es irgendwie zulassen kannst, Dir bewusst, vielleicht hin und wieder etwas Gutes zu tun, damit Du neue Kraft tanken kannst. Vielleicht kann man auch etwas zu Deiner Problematik im Internet finden. Es kann ja auch sein, daß es in Deiner Nähe vielleicht sogar eine Selbsthilfegruppe gibt, in der Du Dich mit anderen austauschen kannst. Wenn Du Dich mit diesem Thema näher beschäftigen möchtest, dann wird es vielleicht auch Bücher dazu finden. Einen Weg hast Du ja schon eingeschlagen, denn es besteht natürlich auch die Möglichkeit, sich in einem Forum über seine Probleme und Störungen auszutauschen.
Ich hoffe, daß andere Teilnehmer weitere Antworten für Dich haben werden. Ich wünsche Dir viel Kraft auf Deinem anstrengenden Weg.
Viele Grüße von Richi
Richi
 

Re: Ich will das es aufhört!

Beitragvon Gast » Mi. 11.05.2016, 07:41

Hallo Richi, danke für deine nette Antwort. An Depressionen leide ich definitiv nicht, ich weis wie sie sind, mein Mann hat lange darunter extrem gelitten :-/
Ich habe einefach kein Vertrauen in die Menschen, in die Liebe, keine Sicherheit, nichts giebt mir wirklich Sicherheit. Den Verlust den ich als Kind erfahren habe, den ich 2 Jahre bis es dazu kam live mit erlebt habe (Kinderkrebsstation) ich war dabei als es zu Ende ging und ich war alleine, die ganze Zeit. Danach hat keiner mit mir geredet, ich muste mit all dem alleine fertig werden und das ist mir wohl nicht so gut gelungen. Der Verlust zog sich durch mein Leben, immer und immer wieder und oft Frage ich mich ob es an mir liegt? Ich refelktiere mich selber sehr oft, das ist wichtig für mich um zu wissen ob Dinge gerade so sind, weil es aus meiner Angst kommt oder ob es wirklich so ist und ich nicht "übertreibe".

Ich habe über das Thema schon gelesen, ich weis was die Probleme sind. Mein Selbstbild mhhh das ist zwiegespalten. Ich mag vieles an mir, aber dieses negative überschattet einfach sehr viel und es steuert mich, das gefällt mir nicht, ich will mich nicht leiten lassen von diesen negativen Gedanken und Gefühlen. Sie machen so viel kaputt in meinem Leben. Mein Partner leidet zunehmend darunter und das finde ich schrecklich, denn er kann nichts dafür, er hat doch alles getan um mir zu helfen und doch muss er bezahlen für das was andere angerichtet haben. Ich will so gerne vertrauen und mir sicher sein, aber es geht nicht egal wie sehr ich mich anstrenge. Das frustriert mich und macht mich auch wütend auf mich selber :-(

Ich bin so leicht verletzt für die kleinsten Dinge, total bescheuert ich weis es mein Kopf sagt es mir, aber mein Gefühl sagt eben was anderes. Das doch total bekloppt!? Ich bin diese Gefühle so müde, es kostet so viel Energie.

Meine Seele ist einfach vollkommen vernarbt und manchmal habe ich Angst, das es nicht zu heilen geht, die Konsequenzen wären früher oder später das Ende meiner Ehe. Meine Angst sorgt genau dafür, dass das passiert wo vor ich am meisten Angst habe, was ein Teufelskreis.
Selbsthilfegruppe, mhhh ich weis nicht ob ich vor Fremden Menschen angesicht zu angesicht so offen reden kann und möchte, ich glaube das schaffe ich nicht. Ich habe nicht mehr viele Freunde, ganz bewusst weil ich mich schützen wollte nach den ganzen schlimmen Erfahrungen, ich war nicht mehr berit noch mehr zu ertragen. Wenn ich mich schlecht fühle brauche ich jemanden der da ist, der mir zu hört (das kann echt anstrengend sein für den jenigen) und ich kann meine Freunde nicht ständig damit nerven, also sitze ich alleine hier und versuche mich in die Reihe zu bekommen und das macht mich sehr traurig, weil alleine sein... das war ich im grunde immer, allein gelassen hat man mich als Kind, hilflos zurück gelassen und keiner hat meine stummen Schreie nach Hilfe erhört :-(
Ich sollte was für mein Selbstbewusstsein tun, ich kann das alles gut überspielen wenn ich aus gehe, es merkt keiner wie es wirklich in mir aussieht, das ist ok und so gewollt muss nicht jeder wissen was in mir vorgeht, aber tief in mir, bin ich immer noch das kleine hilflose Kind, was darauf wartet das mir jemand hilft. Nur mir wird keiner helfen, ich muss mir selber helfen, deswegen die Therapie.

Vielen Dank für lesen, liebe Grüße...
Gast
 

Re: Ich will das es aufhört!

Beitragvon Ruby » Mi. 11.05.2016, 17:42

Hallo Gast,

Direkt einen Ratschlag geben, kann ich Dir leider nicht. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese Situation für Dich sehr belastend ist.

Du schreibst, dass Du Dir Deiner Defizite vollkommen bewusst bist. Hast Du Dich Deinem Mann bezüglich dieser Defizite schon mal anvertraut? Kennt er sie ebenfalls? Denn falls Du das noch nicht gemacht hast, wäre es sicherlich von Vorteil, wenn Du Dich diesbezüglich Deinem Mann offen und ehrlich anvertraust, zumal er ja sehr verständnisvoll ist, wie Du schreibst. So hat er dann auch die Möglichkeit, bei solchen belastenden Situationen wie zum Beispiel jetzt dementsprechend zu reagieren, ohne dass es zum Streit kommt. Oder seine Geduld und Grenzen Dir gegenüber werden so vielleicht auch erweitert.

Ich kenne solche Verlustängste ebenfalls. In Bezug auf meinen Mann sind diese Ängste sogar sehr extrem. Ich könnte wahrscheinlich gar nicht mehr auf dieser Welt existieren, würde er mich verlassen.

Ich finde es enorm gut, dass Du Dich nun um eine Therapie bemühen willst. Wie Richi Dir ja ebenfalls geraten hat, könnte es Dir unter Umständen in der Tat sehr gut tun, mit einem Psychologen über eine Psychotherapie Deine Defizite aufzuarbeiten. Von dem her schreitest Du mit Deinen Therapiebemühungen bereits in die richtige Richtung. Denn wir müssen erst einmal mühsam lernen, mit solchen Ängsten besser umzugehen. Ich kenne das ja auch von mir. Auch könnte eine Psychotherapie Dir sicherlich helfen, Dein Kindheitstrauma endlich gescheit aufzuarbeiten und vielleicht sogar zu verarbeiten. Denn das scheint ja die Wurzel Deiner Ängste zu sein. Es ist gut, dass Du für Dich bereits weißt, woher Deine Defizite ursprünglich kommen. Verfolge auf jeden Fall weiter Dein Ziel, Dir von Profis helfen zu lassen. Du bist damit auf dem richtigen Weg.

Auch Dein Schritt, Dich in einem solchen Forum darüber auszutauschen, kann Dir schon etwas bringen. Denn dieser mutige Schritt zeigt ja bereits, dass Du in Deinem Leben was verändern willst oder Dich zumindest damit auseinandersetzt. Du könntest Dich hier im Forum registrieren und weiter über Deine Ängste und Probleme schreiben. Das hilft manchmal auch therapeutisch, wie ich aus eigener Erfahrung glaube.

Ich wünsche Dir, dass es Dir bald wieder besser geht und Du möglichst schnell einen Therapieplatz und die Hilfe bekommst, die Du brauchst.

Ganz lieben Gruß
Ruby
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