Geisteskrankheit...

Hier könnt Ihr allgemein über psychische Störungen und Krankheiten sprechen bzw. wenn Ihr Euch nicht auf eine spezielle Thematik festlegen wollt.

Falls Ihr nicht genau wisst, um was für eine Störung es geht oder in welchem Unterforum es passen würde, könnt Ihr ebenfalls auch erst einmal hier schreiben.

Geisteskrankheit...

Beitragvon bulandus » Mi. 02.04.2014, 08:47

"Vierzig Jahre im Bereich der Psychiatrie haben mich gelehrt,daß es geistige Krankheit nicht gibt.Es gibt kein klar bestimmbares,verifizierbares,klassifizierbares 'Es'.
Natürlich gibt es eine Form des menschlichen Leids,die als tief sitzende,lähmende Traurigkeit und Melancholie erlebt wird.Natürlich gibt es eine Form des Leids,die Menschen außergwöhnliche Bewußtseinszustände erfahren läßt und dazu führt,daß sie den Kontakt zur gemeinsamen Realität verlieren und ihr Leben zerrüttet wird.
Doch dies ist etwas völlig anderes als dieses identifizier - und diagnostizierbare 'Es',das eine klinische Depression oder Schizophrenie bezeichnet.
Ich bin zu der Überzeugung gelangt,daß erst die Sprache der Psychiatrie,insbesondere die diagnostische Terminologie,abgeschafft werden muß,bevor echte Fortschritte möglich sind.Begriffe wie Psychose sind Ketten,die Menschen an das Psychiatriesystem fesseln.Es sind Begriffe,die es Menschen schwer machen,sich einen Platz in der Gesellschaft zurückzuerobern.Es sind Begriffe,die Stigmatisierungen und Diskriminierungen zementieren.Kein wunder,daß Menschen sich gegen diese Begriffe wehren..."

Peter N.Watkins Psychiatriepfleger aus Großbritannien,aus seinem Buch: Recovery - Wieder genesen können
bulandus
 

Re: Geisteskrankheit...

Beitragvon Angelika » Mi. 02.04.2014, 14:09

Stimmt.
Gestern im Trialog hatten wir auch u.a. dieses Thema.
Aber es gibt Hoffnung.
Viele grad jüngere Ärzte und Therapeuten wollen nichts mehr einfach so verallgemeinern und lieber individuell unterstützen,beraten und helfen.
Und auch die Gesellschaft fängt seeeeehr langsam an,grad körperlich und geistig Behinderte in die Gesellschaft mehr integrieren zu wollen.Dazu gehören auch psychisch behinderte Menschen.

Ich persönlich erlebe es sehr unterschiedlich.
Normalerweise ist es besser,wenn niemand über mich Bescheid weiß.
Weiß es aber irgendwer,dann stosse ich,wenn es gut läuft,anfänglich auf sowas wie menschliches Mitgefühl,aber bald werde ich fallengelassen und eher gemieden.
Es bringt also nicht viel,mich näher auf Gesellschaftsmenschen einlassen zu wollen.
Und ich selbst stosse auch immer wieder schnell an irgendwelche Grenzen und erlebe mich in einer Welt ausserhalb der Norm da draussen.
Ich kann es wegignorieren,wie ich will-es holt mich doch immer wieder ein,also ist Akzeptanz angesagt.
Jo...ich geb erst mal an Euch weiter...
Angelika
 

Re: Geisteskrankheit...

Beitragvon Amon » Mi. 02.04.2014, 15:17

Normalerweise ist es besser,wenn niemand über mich Bescheid weiß.
Weiß es aber irgendwer,dann stosse ich,wenn es gut läuft,anfänglich auf sowas wie menschliches Mitgefühl,aber bald werde ich fallengelassen und eher gemieden.
Es bringt also nicht viel,mich näher auf Gesellschaftsmenschen einlassen zu wollen.
Und ich selbst stosse auch immer wieder schnell an irgendwelche Grenzen und erlebe mich in einer Welt ausserhalb der Norm da draussen.



Das ist auch meine Erfahrung die mich zermürbt hat und ich es aufgegeben habe. Ich suche mir nur noch die Menschen aus die ich in meinen Leben haben möchte. So ist mein Leben erträglicher geworden.
Amon
 

Re: Geisteskrankheit...

Beitragvon bulandus » Mi. 02.04.2014, 17:10

Hallo,

ja,ja,die sogenannten "Normalos"...

ich habe einen Freund,der sagt immer:"Die Normalos haben auch einen Schaden,nur haben sie vergessen,daß sie einen Schaden haben.."

Ich gehe mittlerweile recht offen mit dieser Thematik um.
Da ich sowieso recht isoliert bin,ist es mir relativ egal,wenn der eine oder andere mich aufgrund von Diagnosen meidet.

Um ehrlich zu sein,verletzen tut es mich schon,doch ich kann damit leben.

Was ist schon "normal"?
Ich glaube vielmehr,daß wir in einer kranken Gesellschaft leben und Psychose-Erfahrene und Depressive nur Zerrbilder bzw. Produkte dieser geistig ungesunden Welt sind.
Es läuft so vieles schief hier auf dieser Welt,da muß ich mir nicht den Schuh anziehen,daß ich hirnkrank und gestört sei.
Ich habe Freunde,die wissen,daß ich psychotische Phasen hatte und die mich so nehmen,wie ich bin.
Das sind nicht viele,muß ich zugeben,doch es kann mehr werden.

Tief in meinem Innneren sehe ich mich selbst nicht als krank.
Ich habe einfach viel Leid und Not in meinem bisherigen Leben erfahren müssen,und daß es da einem irgendwann den Vogel raushaut,wundert mich nicht.

Grüße,Bulandus
bulandus
 


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