Mag sie mich nicht genug oder will ich nur zu viel?

Hier geht's um jede Form von zwischenmenschlichen Beziehungen, also um Liebe(skummer) und Partnerschaft (auch Sexualität), um Freunde, Bekannte, Angehörige und andere soziale Kontakte in Eurem Umfeld.

Mag sie mich nicht genug oder will ich nur zu viel?

Beitragvon Panyria » Mo. 24.07.2017, 20:54

Ich hab ein Problem mit meiner besten Freundin. Eigentlich ist sie wie eine Schwester für mich. Wir wohnen 350 km auseinander aber wenn ich sie besuche, geht's mir so gut, fühle mich ausgelassen. Ansonsten vermisse ich sie jeden Tag. Wir haben seit 2 Jahren jeden Tag Kontakt, über WhatsApp oder halt über das online game, wo wir uns kennengelernt haben und da sprechen wir dann auch.
Nur seit einiger Zeit ist sie in jeder freien Minute mit einer Gruppe Leute im Spiel und spricht da. Sie hat gar keine Zeit (Lust) mit mir was zu machen. Sie sagt dann halt ich könne ja auch mitmachen mit den Leuten und versteht einfach nicht wieso mir das total schwer fällt. Wenn ich da mitgehe und die ganzen Leute da reden... und sie da so integriert ist und mit denen scherzt und alles... dann fühle ich mich überflüssig, dann hat sie doch alles und braucht mich nicht mehr. Ich habe auch ne Sozialphobie und richtige angstsymptome wenn ich da mitgehe. Außerdem hat man ja ganz andere Möglichkeiten miteinander zu sprechen und die volle Aufmerksamkeit der anderen, wenn man zu zweit ist. Und das fehlt mir einfach. Aber sie sagt es macht ihr eben Spaß dort und sie versteht nicht wieso ich nicht mitkomme. Habe schon öfter gesagt dass ich sie nicht verlieren will und ob es ihr nicht Spaß machen könnte, vielleicht alle 2 Wochen stattdessen was mit mir zu machen. Da meinte sie aber wieder nur sie versteht mich nicht.
Ich bin total enttäuscht dass sie mir zuliebe nicht EINMAL auf die Gruppe verzichten kann. Ich versteh ja dass sie sich da wohl fühlt weil sie Erfolg im Spiel hat und alle sie toll finden. Außerdem ist es ja klar dass sie lieber mit denen Spaß hat als sich mit mir rum zu ärgern.
Neulich habe ich meine Ängste da in dieser Gruppe mit der Angst vor spinnen verglichen. Ich sagte sie solle sich mal vorstellen sie könne nur zeit mit ihrem Mann verbringen wenn sie dafür die frei laufende Hausspinne ertragen würde. Sie fand den Vergleich total doof aber ich meinte dass es für mich das gleiche angst Gefühl ist. Sie sagte wie ich nur durchs Leben komme... das war zu viel. Das hat mich so getränkt und die Enttäuschung ins unermessliche gesteigert. Es tut immer noch weh und ich bin die ganze zeit traurig.
Ich bin traurig dass sie mich nicht versteht und ich ihr nicht so wichtig bin wie diese blöde Gruppe. Ich bin traurig dass ich ihr nur Ärger mache. Ich bin traurig dass ich verrückt und falsch bin. Und ich wünsche mir die Zeit zurück in der sie sich Zeit für mich genommen hat und ich was besonderes war. Ich weiß nicht was ich machen soll... Ich darf sie wohl nicht mehr so lieb haben?
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Re: Mag sie mich nicht genug oder will ich nur zu viel?

Beitragvon Mäuschen » Mo. 24.07.2017, 22:36

Mir kommt euer Verhältnis irgendwie nicht ganz gesund vor, kann das sein? Ich könnte mir vorstellen, dass sie sich eingeengt fühlt und sich dadurch zurückzieht.

Wie verlief denn das Gespräch als du ihr das mit den zwei Wochen vorschlugst?

Ich habe das Gefühl, dass du dich selber rutnermachst und dich selbst bemitleidest. Das ist in einer Beziehung eher uncool... Sorry, dass ich das so direkt sage

Ich würde sagen, ihr solltet eure Beziehung unbedingt offen und ohne Anklage/Selbsterniedrigung/Selbstmitleid usw. klären. EInfach ganz genau ausmachen, wie ihr es machen möchtet, dass es für beide gut ist oder vielleicht sogar die Beziehung beenden. Dabei darfst du ruhig deinen Standpunkt, dass du auch Zeit zu zweit braucht, vertreten und einfordern. Du kannst nur nicht erwarten, dass sie dir das gibt. Gleichzeitig solltest du aber auch auf ihre Dinge eingehen. Ich würde zum Beispiel sagen, wenn du möchtest, dass sie dann und dann nur Zeit für dich hat und sie sich wünscht, dass du in der Gruppe dabei bist, musst du das auch machen. Ansonsten hast du kein "Recht" darauf, dass sie Zeit für dich alleine hat. Verstehst du, was ich meine?!
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Re: Mag sie mich nicht genug oder will ich nur zu viel?

Beitragvon Panyria » Di. 25.07.2017, 07:01

Erstmal danke dass du dir die Zeit genommen bzw dir die Mühe gemacht hast, dich mit meinem Thema zu befassen.

Auf jeden Fall ist meine Art da total anstrengend. Kenne das ja selbst, denn meine Mutter ist da (hoffe ich zumindest) noch schlimmer als ich. Ist immer das Opfer und weinerlich usw und das nervt mich total sodass ich gar nicht auf sie eingehen kann. Und wer würde nicht lieber zeit mit Menschen verbringen die lustig sind und Spaß haben? Ganz bestimmt ist es meiner Freundin zu viel und sie weiß nicht wie sie damit umgehen soll. Ich habe auch schon ein paar mal gehört dass ich zu fixiert auf sie sei... aber wie ändert man sowas? Ich weiß auch nicht wie ich deinem Rat nachkommen soll, das in ruhe mit ihr zu besprechen, wenn sie doch nie zeit hat. Bzw hat sie auf das Thema ja eh keine Lust mehr.

Nachdem sie mir diesen Spruch an den Kopf geknallt hatte "wie kommst du nur durchs Leben" hat sie mir später noch geschrieben dass sie mich lieb hat. Daher denke ich schon dass sie mich mag aber dann kommen wieder die Unsicherheiten wieso sie dann nicht "bei mir sein" möchte und ich bin wieder total durcheinander :(
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Re: Mag sie mich nicht genug oder will ich nur zu viel?

Beitragvon MessiasDerStille » Di. 08.08.2017, 18:23

Hallo Panyria,

deine Geschichte berührt mich grade sehr, da ich ähnliche Konflikte mit meiner besten Freundin hatte. Mir war der Kontakt genauso wichtig, weil es leider auch meine einzige engere Freundschaft war. Und weil uns sehr viel mehr verbunden hat als nur ein Spiel (nicht, dass ich sagen wollte, dass es bei euch nur das ist), weil wir beide ruhig und zurückhaltend waren, uns unter Menschen unwohl fühlen und ähnliche familiäre Gegebenheiten haben. Eigentlich hatten wir uns deshalb kennengelernt - weil wir beide Außenseiter waren und einander verstanden. Sie selbst hat, genauso wie ich, obwohl wir beide nicht richtig über Gefühle etc. reden können, durchblicken lassen, dass wir eigentlich beste Freundinnen sind. Bis sie in ein neues Umfeld kam, aufgrund ihrer Ausbildung, neue Leute kennen lernte, wodurch sie keine Außenseiterin mehr war (oder sich nicht mehr so fühlt) und es jetzt genießt, ihr Leben mit diesen Menschen leben zu können. Es war genau dasselbe, sie war selten hier, wenn sie hier war, hatte sie keine Lust auf mich alleine, wenn sie nicht hier war, fragte sie, ob ich zu ihr fahren will, um mit ihren Leuten zu feiern etc., obwohl sie wusste, wie sehr mich das stresst.

Deshalb kam bei mir zunächst die Frage auf: Wodurch entstand eure Freundschaft? Habt ihr ähnliche Probleme, Unsicherheiten? Oder konnte sie deine Angst vor anderen Menschen von Anfang an nicht verstehen? Hast du da vorher mal mit ihr drüber gesprochen?

Meine Freundin hat sich sehr verändert. Durch eine Therapie, durch die sie glaubt, jeder kann das so einfach schaffen - obwohl sie nie solche Blockaden hatte wie ich. Und ich weiß, wie das ist, ich wollte nie, dass sie mir hilft oder mir Aufgaben abnimmt, ich wollte nur Verständnis. Aber durch ihre unbelasteten Freunde und ihren Drang, alles Negative los zu lassen, hat sie nur noch alles schlechte in mir gesehen, dass es Zeit und Energie kostet, auf mich einzugehen. Dass sie mit mir nicht immer so locker und ausgelassen feiern kann wie mit anderen - wobei das auch einfach ein Teil meines Charakters ist, Feiern ist so oder so nicht mein Ding. Aber, was einen beschwert, lässt man los. Hat deine Freundin auch so einen "Wandel" durchgemacht? Dass sie plötzlich vom Außenseiter "beliebt" wurde? Menschen halten sich nicht gerne an Dingen fest, in die man viel Kraft investieren muss (oder sie es so empfinden als ob). Sie wollen glücklich sein. Besonders, wenn man selbst nicht dieselben Erfahrungen gemacht hat, diese Ängste und Gefühle nicht kennt, ist es schwer, das zu verstehen. Man sagt dann so einfach "wenn man will, dann kann man auch". Und versteht gar nicht, wie sehr einen manche Dinge verunsichern und dann zurückhalten.

Ich bin nie zu meiner Freundin gefahren, in eine fremde Stadt, zu fremden Menschen, in einem fremden Umfeld, wo ich dann vor allem noch an meine Freundin gebunden gewesen wäre, ob sie nun feiern will und ich lieber längst im Bett wäre. Da waren einfach zu viele Dinge, die zu neu, zu unsicher waren. Vielleicht hätte ich es tun sollen. Inzwischen war ich öfters in fremden Städten unterwegs. hab mich alleine auf den Weg gemacht, mich mit fremden Leuten zu treffen, und es hat geklappt. Es waren nur einzelne Personen, keine Gruppen, aber ein Teil von den, wovor ich Angst hatte. Am Anfang war ich unsicher, hab wegen allem nachgefragt, ob der Zug richtig ist, ob dies und ob das, dass ich mich auch ja nicht verlaufe etc. Und inzwischen schmunzel ich drüber. Der Weg war total einfach, die Menschen waren mir relativ egal (ich musste nicht mir ihnen reden, außer, wenn ich im Zug um nen Platz bitten musste) und diese ganze Unsicherheit war eigentlich nur in meinem Kopf. Jetzt weiß ich das und frage mich, warum ich das jetzt gemacht habe, aber nicht zu meiner Freundin gefahren bin. Ich kann dir dazu nicht viel sagen, aber vielleicht muss man es einfach mal wagen. Der Kopf, die Gedanken, hält einen von so Vielem ab. Manchmal redet man sich Sachen schlimmer, als sie am Ende sind. Dazu fällt mir der Begriff "selbst erfüllende Prophezeiung" ein. Je mehr du denkt, dass du es nicht kannst, programmierst du dich darauf, es nicht zu können. Du verunsicherst dich selbst. Ja, ich sag das jetzt so, ich würde mir selbst in die Hose scheißen, es ist schwer, das abzuschalten, bei mir selbst klappt das auch nicht immer, aber manchmal eben doch. Und dann sieht man, dass man sich umsonst verrückt gemacht hat.

Natürlich fällt es einem noch einfacher, wenn die Freundin die Hintergründe kennt und versteht. Aber, wie ich bereits sagte, wenn sie diese Gefühle und Ängste nicht kennt, kann sie es nicht so fühlen wie du. Für sie ist das alles "Mach halt einfach". Vielleicht wäre es eine Möglichkeit für dich, dir zu überlegen, dich mit ihr und ihren Freundin zu treffen, wenn sie dir zugehört hat und dich bei den Treffen unterstützen kann. Diesen Vorschlag könntest du ihr machen. Wenn sie auch das ablehnt, dann solltest du sie vielleicht einfach mal in Ruhe lassen und selbst Abstand von ihr nehmen. Dann ist sie vielleicht auch nicht die Freundin, wie du sie dir wünschst.
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