Totale Lebenskrise momentan, Existenz- und Versagensängste

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Totale Lebenskrise momentan, Existenz- und Versagensängste

Beitragvon Ignotus » Fr. 24.01.2014, 00:12

Hallo liebes Forum,

Hilfesuchend in meinem Dilemma wende ich mich hier an euch aber zunächst einmal ein Wort der Warnung: Es tut mir sehr Leid, euch diesen echt monströs-langen Text zumuten zu müssen, aber es musste alles raus und dennoch habe ich nicht das Gefühl, alles im Detail erläutert zu haben. Lasst euch nicht abschrecken von der Länge, lest ihn vielleicht mit Pausen, aber kommt bitte unten an und gebt eure Meinungen, Kommentare, Ratschläge!

Ich weiß überhaupt nicht mehr, wo ich überhaupt anfangen soll; es ist so vieles zusammengekommen, so vieles kommt immer noch dazu und so vieles geht mir durch den Kopf, verursacht psychosomatische Reaktionen meines Körpers und Schlaflosigkeit in der Nacht.

Ich fange einfach mal mit einem Teilbereich von ganz vielen an, der aber gerade der aktuellste zu sein scheint:

Ich bin gerade 23 Jahre alt, männlich und Student. Abiturjahrgang 2010, momentanes Studium Englisch und Deutsch auf Gymnasiallehramt.

Während meiner Schulzeit und bis zum Abitur war mein Leben eigentlich "im großen und ganzen" noch sorgenfrei und in Ordnung. Ich hatte die tägliche schulische Routine und trotz einiger Schulfächer, die man halt nicht unbedingt so gemocht hat, hat man sich damit arrangiert, denn man hatte ja das weit entfernte Ziel "Abitur" vor Augen, von dem einem immer von allen Seiten, besonders der elternlichen Seite stolz verkündet wurde, dass einem damit ja nachher so gut wie alle Türen offen ständen. Der Wunsch, maximal breitgefächert aufgebaut zu sein, um also später die "Qual der Wahl" zu bekommen, hat sich also bereits dort manifestiert.
Die Mittelstufe der Schule hat sich, wie vielleicht bei den meisten Jugendlichen, nicht unbedingt immer von der allerbesten Notenseite gezeigt, besonders Naturwissenschaftliche Fächer waren mein Manko und ich hatte in der Mittelstufe durchaus schon mal einen Gesamtzeugnisschnitt von 2,8 oder 2,9. Allerdings hat sich das Ganze mit Eintritt in die Oberstufe dann drastisch verbessert, denn da ging es dann um das Abitur und die Abitursnote ist ja schließlich "Lebens- und Richtungsweisend", so meine Vorstellung damals.

Abitur habe ich jedenfalls mit einer 2,1 bestanden, sowohl in Fächern wie Mathematik in denen ich sonst immer 5en und 6en gewohnt war, habe ich im Abitur den 2er-Notenbereich berührt zur Verwunderung aller.

Nach dem Abitur brach dann aber plötzlich diese schöne alltägliche Routine allmählich weg, dieses "Ich arbeite auf dieses Ziel hin, das mir gesetzt worden ist und ich akzeptiere das so" war dann plötzlich erledigt mit dem Erlangen des Abiturs. Dann ging die große Fragerei los, was nun danach kommen sollte und ich realisierte und realisiere bis zum heutigen Tage immer noch mehr und mehr, dass ich wohl ein Mensch bin, der sich äußerst schwer mit Entscheidungen tut, besonders wenn die "Qual der Wahl" gegeben ist.

Um mir mehr Zeit zu geben, über den späteren Werdegang Klarheit zu bekommen, trat ich also direkt nach dem Abitur ein FSJ im sozialpädagogischen Bereich in einem Jugendheim an, was auch soweit richtig gut lief; man war mit meiner Arbeit dort sehr zu frieden, derart, dass man mir dort ein Duales Studium anbot, wonach ich später in der Einrichtung wohl übernommen worden wäre.

Da mir aber geregelte Arbeitszeiten (In der Einrichtung war Schichtarbeit Gang und Gebe, da es eine vollstationäre Einrichtung war) aber auch ein geregeltes gutes Einkommen wichtig sind (der Maximalverdienst dort hätte man erst nach 20 Jahren Arbeitszeit erreicht und der war auch gerade mal bei knappen 2000 Euro monatlich) und ich zudem eine Leidenschaft für die Englische Sprache habe, generell für die englisch/amerikanische Kultur, entschied ich mich, auch basierend auf den positiven Rückmeldungen im sozialpädagogischen Bereich, für ein Lehramtsstudium. Damit wäre die sprachliche Komponente, aber auch die geregelten Dienstzeiten und das Gehalt abgedeckt.

Das war dann nun auch der Moment, wo sich bis heute ein ellenlanger Rattenschwanz hinterhergezogen hat.
War ich natürlich von meinem Erstfach Englisch unangefochten leidenschaftlich überzeugt, braucht Lehramt aber dennoch mindestens 2 Hauptfächer. D.h. Englisch alleine würde nicht ausreichen. Da ging dann bereits die große Sucherei nach einem Zweitfach los, aber die ganzen Angebote der Studienliste waren für mich wenig bis kaum ansprechend (der Naturwissenschaftliche Bereich flog ja von vorneherein schonmal weg und die restlichen Fächer, die dann noch blieben, waren wirklich nicht gerade, was ich freiwillig studieren würde, wenn ich die Wahl hätte, auch mangels Interesse).

Um aber ein Studium überhaupt beginnen zu können, schrieb ich mich also neben Englisch in ein zulassungsfreies naturwissenschaftliches Fach ein, wo ich niemandem den Platz wegnehmen würde, wenn ich dieses Fach ausnutzen würde, um einfach eingeschrieben sein zu können. In dieses Zweitfach bin ich natürlich nie hingegangen, habe auch nie eine Prüfung angemeldet o.ä.

In der Hoffnung, schon noch ein zweites Fach zu finden, studierte ich also erstmal Englisch "alleine" und es lief alles in allem recht ordentlich für Univerhältnisse und ich merkte, dass einfach die unterschwellige Leidenschaft für diese Sprache und Kultur mich auch über trögere Sachen wie Literaturschinken, etc hinweg trugen.

Da dieser Zustand so allerdings nicht weitergehen konnte, dachte ich dann an ein künstlerisches Fach als Zweitfach. Ich war immer musikalisch, spiele privat seit dem 5ten Lebensjahr ein Instrument und hatte auch sogar im Abitur den Musik-Zweig, dennoch: Musik erfordert eine unverhältnismäßig schwere Aufnahmeprüfung an so ziemlich allen deutschen Musikhochschulen und ein privater "Check" meines musikalischen Stands durch einen Musikdozenten offentbarte, dass die Chancen für eine Aufnahmeprüfung mit der momentanen "Verfassung" eigentlich nicht realistisch seien. Zwar könnte man das mit viel Fleiß und harter Arbeit etwas verbessern, aber ein kurzer Vergleich seinerseits, dass selbst die berühmt-berüchtigten Asiaten, die von morgens bis abends nur ihr Instrument üben, nicht unbedingt eine 100%ige Chance auf ein Reinkommen hätten, verdeutlichten mir meine eigenen Chancen, der ich mein Instrument eigentlich immer nur nach Lust und Laune gespielt habe und auch immer nur die Stücke, die mir gefielen und weniger die traditionelle Klassik, die dort erwartet wird. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Voraussetzungen dafür, waren nicht sehr vielversprechend und 2 Jahre Zeit in die Vorbereitung zu stecken, nur um nachher von irgendwelchen Roboter-Asiaten, die auf 24h-Übungszeit gedrillt wurden, geschlagen zu werden, schien mir zu riskant. In 2 Jahren würde ich dann also genau an dem gleichen Punkt stehen wie jetzt: Welches Zweitfach?

Nun sind seit meiner Unieinschreibung im Herbst 2011 2 Jahre vergangen und ich habe mich diesen Winter (2013) dazu entschlossen, als Zweitfach Deutsch zu wählen. Englisch bereits 5tes Fachsemester, wo laut Verlaufsplan eigentlich im 5ten Fachsemester bereits das Schulpraxissemester anstehen würde, um in einer Schule 1 Semester lang zu unterrichten und herauszufinden, ob einem der Beruf liegt, Deutsch 1tes Semester und daher kein Schulpraxisseemster möglich.

Als ich angefangen habe zu studieren, war das Fach Deutsch auf Lehramt nie eine Option, die ich von mir aus je durchgedacht hätte, mittlerweile überkommt mich mehr und mehr das stille leise Gefühl, es war halt einfach "das kleinste Übel" und aus der Not heraus, ein Zweitfach zu brauchen, da sonst das Lehramtsstudium eh vorbei sein würde.

Oftmals habe ich daran gedacht, dann eben nicht auf Lehramt zu studieren, aber nur der Gedanke, eine Allerweltssprache wie Englisch und irgendein Nebenfach dazu NICHT auf Lehramt, sondern auf Bachelor, oder Master zu studieren, ist ein Himmelfahrtskommando. Vom Studium in die Arbeitslosigkeit.
Der deutsche Arbeitsmarkt ist eben für die Geisteswissenschaften nicht sonderlich ergiebig.

In der Zwischenzeit hat sich allerdings ein anderer Gedanke in meinem Hinterkopf manifestiert: Da ich meine Vorliebe für Englisch und englisch-sprachiges Ausland habe, wäre da so eine Idee, Deutsch im englisch-sprachigen Ausland als "Fremdsprache" zu unterrichten, schon keine unschöne Vorstellung. In meiner Unwissenheit heraus, dafür sei es wohl am besten, komplett Germanistik studiert zu haben und da ich ja sowieso ein zweites Fach fürs Lehramt brauchte, entschied ich mich also für Deutsch neben Englisch.

Ich bin aber nach wie vor nicht wirklich glücklich - ich war zwar in Deutsch in der Schule nie sonderlich schlecht, aber jetzt auch nicht gerade im 1er Bereich. Eher zwischen 2 und 3. Bücher habe ich früher zwar privat viel gelesen, aber eben Unterhaltungslektüre - nie wäre und ist mir von mir aus eingefallen, mal einen deutschen Klassikerschinken wie Goethe oder Kafka privat zu lesen. Dafür war ja der Deutschunterricht in der Schule da, wo man da halt durch musste. Genau diese Haltung und diese Prädisposition ist es auch, die mich furchtbar unsicher werden lassen, wenn ich mir gedanklich vorstelle, wie ich später einer Klasse Literatur bzw. Literaturinterpretation näher bringen soll, wo ich mir meinerseits während der Schulzeit doch zu jedem Pflichtlektürewerk mehrere Lektürehilfen gekauft habe, um mich dort interpretationstechnisch abzusichern und zu bereichern. Noch dazu habe ich gerade im ersten Semester einen Mediävistikkurs, sprich mittelalterliche Literatur und Sprachtgeschichte.

Die Sprachgeschichte und Grammatik finde ich ihrerseits ganz interessant, auch die Linguistik allgemein (da bin ich unter den Studenten alleine auf weiter Flur, die sich ja alle soo freuen, wenn endlich die klassische Literaturschinken kommen), aber eben die mittelalterliche Geschichte und Literatur sagt mir nicht so zu.

Mittlerweile hat mich das alles in eine regelrechte Lebenskrise geworfen. Mein Studium war von Anfang an eine wilde Achterbahnfahrt, in Englisch bereits zur Hälfte durch, aber scheinbar kein optimales Zweitfach. Noch dazu bin ich mir recht unsicher, ob ich für den Beruf des Lehrers geeignet bin. Dass ich im Jugendheim bei sozialschwächeren Jugendlichen gutes Können als total unerfahrener frisch-gebackener Abiturient gezeigt habe, zeigt zwar, dass eine gewisse soziale Fähigkeit vorhanden sein muss, aber das macht eben das Unterrichten alleine auch nicht aus.

Durch den Versatz in den Fächern, kann ich also auch noch kein Praxissemester antreten, was für dieses aktuelle Semester eigentlich schon anberaumt wäre, also vergeht weiterhin mehr und mehr Zeit, ohne zu wissen, ob ich dafür überhaupt geeignet bin. Im November war ich sogar mal kurz davor, abzubrechen und da ich in Englisch schon so weit war und damit das alles nicht umsonst gewesen wäre, wollte ich von Lehramt auf Bachelor wechseln, dort den Bachelor beenden und mit dem Wissen, dass mir ein Bachelorabschluss in Englisch so gut wie nichts bringen würde, mich nach einer Ausbildung oder ähnlichem umsehen.

Da ich nach etwas Beruhigung diesen Schritt aber dennoch für etwas überstürzt hielt, bin ich also immer noch eingeschrieben. Wie damals im Abitur, strebe ich eine möglichst breitgefächerte Basis an, wo mir danach so viele Möglichkeiten wie möglich zur Verfügung stehen. Ich habe Angst davor, mich auf etwas festzulegen, aus Angst und Unsicherheit, es könnte nachher nicht das richtige sein und das Gerede, was man über das Lehramtsstudium immer so hört, Lehramt sei quasi eine Einbahnstraße, wer auf Lehramt studiere, wisse, worauf er sich einlasse und als was er später ende, macht die ganze Situation nicht besser für mich, sondern nur noch schlimmer.

Mein inneres kämpft mit dem Dilemma, jetzt auf Lehramt fertig zu studieren, um zumindest den Abschluss in der Tasche zu haben (das Referendariat müsste ich ja nicht zwangsweise antreten) und danach dann eventuell in eine andere Richtung zu gehen und andererseits jetzt lieber die Notbremse ziehen und jetzt nach einer Ausbildung suchen.
Mir geht dauernd durch den Kopf, dass ich ja sowieso bereits 1 Jahr später als Kind eingeschult worden bin, noch dazu habe ich nach dem Abitur 1 Jahr durch das FSJ "verschwendet", jetzt bin ich bereits 23, wenn ich auf Lehramt fertig studiere, würde ich Richtung 30 zu gehen. Mit Schrecken lese ich im Internet sogar von gewissen Altersbeschränkungen bei Ausbildungen, was bedeuten würde, ich könnte später nach dem Studium gar nicht mehr alle Ausbildungen antreten?

Das löst Panik in mir aus!! Und zwar ziemlich gewaltige, ich bekomme Existensängste, ich sehe mich später mit Anfang 30 nach Ausbildungen suchen, die eigentlich 17-jährige antreten und sehe Absagen auf mich zukommen wegen meines Alters oder wegen Überqualifizierung durch mein Studium. Etwas anderes außer Lehramt lässt sich mit meiner Fachkombination auch nur schwer machen, oder sagen wir, es gibt sonst kaum etwas, was ich arbeitsmäßig machen wollen würde (Ich will nicht unbedingt Lektor in einem Verlag sein oder in einer Bücherei arbeiten müssen).

Noch dazu stelle ich mir mehr und mehr die Frage, ob der Schritt Richtung Lehramt überhaupt der richtige war. Diese Entscheidung war noch dazu eine sehr kurzfristige!! Ich wollte etwas sicheres, mit geregelten Arbeitszeiten und gutem Einkommen - war Lehramt einfach nur eine Notoption, weil ich mir dadurch gutes Einkommen, Arbeitszeiten und Ferien inklusive Verbeamtung erhofft habe, genau die "Sicherheit", die mir eigentlich wichtig ist, denn ich bin kein Risikomensch?

Selbst während der Zeit des FSJs nach dem Abitur war mir nicht klar und habe ich nie in Erwägung gezogen, je Lehramt machen zu wollen. Ich interessiere mich hobbymäßig sehr für den Medienbereich, Film/Fernsehen/Radio, habe während meiner Schulzeit ein Praktikum bei einem örtlichen bekannten Fernseh- und Radiohaus gemacht als Medientechniker in Bild und Ton und es hat mir ziemlich gefallen, aber auch da kam nach dem Praktikum die Mahnung der Ausbildungsleiterin, auf den Platz des Medientechnikers bewerben sich hunderte. Es herrsche ein totaler Überschuss an Bewerbern. Nach langer Recherche war das Bild, das ich vom Medienbereich bekam, ein eher ernüchterndes: Hohes Risiko wegen viel zu vieler Bewerber, nur befristete Jobverträge und das Gehalt ist auch eher ähnlich wie mit der Sozialarbeit im Jugendheim.

Das Interesse für die Fernseh/Radiotechnik ist aber dennoch auf jeden Fall da und auch privat habe ich mir sehr viel Wissen in diesem Bereich autodidaktisch angeeignet. Aber es erfüllt eben nicht ganz so meine Vorstellungen von Jobsicherheit und geregeltem Einkommen, denn in manchen gewissen Medienjobs kann es sogar sein, dass im nächsten Monat keine Aufträge mehr ins Haus flattern und dann sieht's düster aus.

Deswegen führte mich das alles letztendlich Richtung Lehramt, aber hier sitze ich nun, in 3 Wochen Prüfungen in Deutsch. Eine Prüfung, die Mediävistikprüfung, werde ich vermutlich sogar schieben, da ich mich zu schlecht vorbereitet fühle; das Übersetzen mittelalterlicher Texte ins Neuhochdeutsche klappt nicht immer reibungslos und ich weiß gar nicht so recht, wie ich mich auf 2 Prüfungen mit einem rießigen stofflichen Lernumfang gleichzeitig vorbereiten soll, die nur eine Woche voneinander entfernt sind. Ich will nicht versagen und schlecht abschneiden, daher gedenke ich, die eine Prüfung zu schieben, dadurch habe ich die Semesterferien mehr Zeit, mich konzentriert darauf vorzubereiten. Habe das schon einmal in Englisch gemacht, weil ich oftmals so anfällig für Prüfungsangst bin, dass es reicht, wenn irgendein Themengebiet unklar ist und ich mich dann total schlecht vorbereitet fühle und Versagensängste habe. Ich denke dies resultiert auch daraus, dass ich bisher Englisch immer nur alleine studiert habe; ich bin es scheinbar nicht recht gewohnt, dass eben im Normalfall 2 Fächer im Studium dabei sind und das wirft mich jetzt total aus der Bahn. Noch dazu halt die immer wiederkehrenden Selbstzweifel wegen des Zweitfachs Deutsch.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter, ich bin monatelang depressiv, befinde mich in einer Abwärtsspirale, weiß nicht, welche Schritte nun die besten wären, lieber Lehramt durchziehen, damit eben wenigstens die "Möglichkeit" dazu bestünde und ich so breitgefächert wie möglich aufgestellt bin, dafür aber eventuell in Kauf nehmen müssen, dass ich mit Anfang 30 vielleicht wegen zu hohen Alters kaum noch eine Ausbildung in einem anderen Bereich kriegen kann, oder jetzt lieber Lehramt schmeißen, dann halt auf die Möglichkeit des Lehrens verzichten und sich vielleicht ewig vorwerfen, warum habe ich es nicht probiert, wäre ich damit besser dran gewesen?

Ich weiß einfach nichts mehr! Das Studium empfinde ich zur Zeit nur noch als tägliche Last, weil ich gar keine Perspektive mehr habe, kein Ziel, das gründet in Versagens- und Existenzängsten, die mich dann nur noch mehr blockieren!

Es tut mir so Leid, euch diese halbe "Doktorarbeit" vom Umfang her aufgetragen zu haben, aber wie oben angesprochen, ist dieser Bereich nur ein Bereich von vielen anderen, teils auch familären, die mich beschäftigen.

Ich danke für Hilfe und Meinungen!
Ignotus
 

Re: Totale Lebenskrise momentan, Existenz- und Versagensängs

Beitragvon Kathikatze » Fr. 24.01.2014, 11:01

Hallo Ignotus,

schön, dass Du den Weg hierher gefunden hast.

Ich kann Dich einerseits gut verstehen, denn in meinem Studium läuft derzeit auch nicht alles rund... aber ich fang mal vorne an.

Ich bin 36, habe zwei Kinder, 2 und 6 Jahre alt und bin seit 1,5 Jahren allein erziehend,weil der zugehörige Ehemann und Papa sich nach 13 Jahren bei seiner Frauenwahl alters- und intelligenzmäßig weiter nach unten orientiert hat.
Ich kann Dir nicht raten, was Du mit Deinem Studium anfangen sollst. Vielleicht hilft es Dir, ein Urlaubssemester einzureichen und nachzudenken? Aus der Uni-Tretmühle auszusteigen und nachzudenken?

Was ich Dir allerdings sicher sagen kann,ist, dass es nie zu spät ist, nochmal etwas Neues anzufangen.
Ich hab meine Schule geschmissen,als ich 17 war...hab gekellnert... war darin echt gut. Irgendwann,nach 5 Jahren, habe ich meine externen-Prüfung als Hotelfachfrau gemacht.
Es hat sich dann soergeben,dass ich die Möglichkeit bekommen habe, in einer Gastronomie-Zeitarbeitsfirma als Personaldisponentin anzufangen. Auch das hat mir wirklich Spaß gemacht, und ich habe gemerkt, dass ich wirklich gut in diesem Beruf bin. Der hat mein Organisationstalent gefordert, dieFähigkeit, kreativ um die Ecke denken zu können, ich habe festgestellt, dass ich eine wirklich gute Personalchefin bin und gut mit Menschen umgehen kann. Irgendwann hat mir mein Chef dann angeboten, zusätzlich eine "Umschulung" oder weitere Ausbildung als Bürokauffrau zu machen.ich hab also ganz normal weitergearbeitet und bin nebenbei 2 Tage proWoche in die Berufsschule gegangen. mit 25. Ich bin in einer Klasse mit lauter Umschülern gelandet oder älteren "Erstlernern".ich hatte furchtbare Angst, mit 25 zwischen lauter 16-jährigen zu sitzen... aber tatsächlich waren da viele noch viel ältere Menschen (30, 40, 62...). Und auch von den Lehrern kam nur postitives Feedback. Die unterrichteten viel lieber Schüler,die wussten,warum sie da saßen, als 16-jährige,die das GEfühlhatten,sie müssen in die Schule gehen.
Naja... Personaldisposition,speziell in der Gastronomie, ist aber kein Job,den man lange durchhält. Nach insgesamt 10Jahren bin ich mit Burnout zusammengeklappt. Ich hab ein Jahr Pause gemacht und mich erholt. Danach etwas rumgejobbt und dann mein erstes Kind bekommen. Mir war klar,dass ich meinen Job mit Kindern nicht weiter machen kann.
Zu der Zeit stellte sich heraus, dass mein Mann auch umschulen musste,da er nach einem Arbeitsunfall im Hotel nicht mehr lange stehen/laufen konnte.Er hat also mit 34 seine dritte Ausbildung begonnen :-) Und auch er hat in der Schule durchweg positive Erfahrungen gemacht.
Ich selber habe dann die Elternzeit genutzt,um auf der Abendschule mein Abitur zu machen. Mit 30 :-)
Also,alsich fertigwar,war ich bereits 34. Und auch da waren die Altersstufen bunt gemischt.
Ich hab dann kurz vor dem Abitur mein zweites Kind bekommen, ein halbes JahrPause gemacht und mich für das WS 2012 eingeschrieben.
Leider hat sich dann mein Mann hier verabschiedet, so dass derzeit die Power für`s Studium etwas ausgegangen ist.Ich mache imkommenden Semester ein Urlaubssemester ... so what, dann brauche ich eben etwas länger als die anderen. Aber ich werde einen wunderbaren Beruf haben,wenn ich fertig bin,vielfältig und sehr vielen verschiedenen Arbeitsmöglichkeiten.

Nicht immer passt der Beruf,den man einmal ausgesucht hat, auf Dauer zu einem sich ständig verändernden Leben.
Dann muss man eben von vorne anfangen.
Wichtig ist doch,dass man sich gefordert und ausgefüllt fühlt.

Klar, ich möchte auch Geld verdienen... auch deshalb das Studium statt einer neuen Ausbildung.

Aber einen Weg, das zu lernen und zu tun,was man gerade möchte, den gibt es in Deutschland Gott sei Dank fast immer. Nicht ohne Anstrengung, natürlich, aber es geht. Es gibt so vielfältige Einrichtungen für Erwachsenenbildung.

Du musst Dir klarwerden,was für Dich jetzt gerade wichtig ist.
Natürlich ist mein erster GEdanke, dass es Schade wäre, wenn Du alles bisher erreichte "wegwirfst"
Ob Du Dein Studium zu Ende durchhältst, kannst letztendlich nurDu selber beurteilen.
Oder ob Du eine Pause brauchst.... oder doch was ganz anderes machen möchtest.
Kathikatze
 

Re: Totale Lebenskrise momentan, Existenz- und Versagensängs

Beitragvon Philipp73 » Di. 28.01.2014, 19:04

Hallo

Ich habe Deinen Bericht vor eineigen Tagen teilweise gelesen, habe nicht alles gelesen und lange überlegt, ob ich antworten soll.

Ich war mit 23 in einer ähnlichen Situation, allerdings war das bei mir wesentlich schlimmer, ich hatte Ängste und Süchte.

Warum ich Deinen Bericht nur zum Teil gelesen habe ist folgender.

Mir wurde bald klar, dass du übertrieben viel grübelst und dir viel zu viel Sorgenmachst.

Mir fiel also auf, dass Du dir zuviele Sorgen machst, wie du schreibst hast du auch Schwierigkeiten Entscheidungen zu treffen.

Auch fürchtest du jetzt schon, was mit 30 sein könnte, ganz davon abgesehen, dass Dir auch mit 30 noch alles offen stehen würde.

Ich möchte mir nicht anmassen, hier eine Diagnose zu treffen, aber da ich von einem Psychiater mal folgende Diagnose bekam "Generalisierte Angststörung" und mich über die Symptome informierte, musste ich bei Deinem Bericht sofort dran denken.

Denn genau das sind die Symptome, sich ständig Sorgen machen, was alles schief geht, schwierigkeiten beim Entscheidungsfällen.

Viele Andere wären nämlichhe mit der Situation, die immer noch spitze ist (rein von den beruflichen Möglichkeiten, nicht von deiner psychischen Verfassung) überhaupt nicht erschreckt.

Daher mein Rat.

Gehe mal zu einem Facharzt und schilder ihm deine Problematik, für mich klingt das jedenfalls nach dem, was ich oben bereits erwähnte.

Also mach Dir keine Sorgen über die Sorgen, du scheinst eher psychische Probleme zu haben imho.

Ich hatte bsp mit 23 zum ersten Mal das Gefühl, dass ich alt bin, klingt lustig, aber irgendwie wurde mir halt klar, dass ich nicht ewig jung bleibe und in Diskotheken waren damals (o.k. mit 23 ging es noch) schon fast alle jünger als ich.

Ausserdem dachte ich, dass man mit 30 uralt ist, :D , dabei ist das wirklich ein tolles Alter für einen Mann.

Also Kopf hoch
Philipp73
 


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