Alles began in meiner Kindheit.
Ich lebte mit meinen Eltern und drei älteren Geschwistern zusammen ( Altersunterschied: 10-15 Jahre)
Als Kleinkind war ich ein halbes Jahr im Kindergarten. Danach zogen wir in einen anderen Ort und dort blieb ich bis zur Einschulung in die Grundschule zu Hause. Wir lebten auf dem Land und ich war die ganze Zeit unter all den Erwachsenen. Ich wollte immer dazugehören, mit ihnen mitreden. Aber wie soll ein kleines Kind sich schon in eine Gruppe Erwachsener und Halberwachsener eingliedern und mithalten ?
Als ich dann in die Grundschule kam, wusste ich nicht was das alles sollte. Warum brachten mich Mom und Dad da auf einmal jeden Tag hin ? Überall die kleinen Kinder. Natürlich waren alle in meinem Alter, doch ich wusste nichts mit ihnen anzufangen. Ich fand sie kindisch und doof. Hab mich lieber in Ruhe irgendwo an den Turngeräten beschäftigt. Direkt bekam ich Mobbingprobleme. Und das machte es mir noch unverständlicher warum meine Eltern mich immernoch jeden Tag hinbrachten und dortließen. Jeden Tag weinte ich, jeden Tag wurde ich mehr ausgegrenzt. In der dritten Klasse wurde mir ein blaues Auge geschlagen, weil eine Schülerin an die Tafel schrieb " Werder Bremen ist scheiße!" Ein Junge hat es weggewischt und als ich es wieder hinschrieb um mich bei ihr beliebter zu machen, ging der Bengel auf mich los.
In der vierten Klasse waren wir auf einer Klassenfahrt.
Es gab nur 4er Zimmer und ein 6er Zimmer.
Mädchen und Jungs waren getrennt und die Mädels ergatterten das 6er Zimmer, in dem sie abends immer kleine Partys feierten. Ich wollte mitfeiern, wurde aber immer weggeschickt. Nur an einem Abend wurde mir gesagt ich könnte mitfeiern. Es sollte eine Bikiparty sein und als ich mit meinem Bikini hinging, musste ich eine Weile vor ihrer Tür warten.
Als sie mich reinließen habe ich mich umgezogen. Es waren ja nur Mädchen da.
Soweit ich wusste.
Als ich so gut wie nackt war, kam ein Mädel und sagte mir, sie haben nur die dreckige Wäsche unter die Betten gestopft. Sie machte einen merkwürdigen Eindruck, aber ich hab mich schließlich ganz ausgezogen.
Erst als ich dann meinen Bikini anziehen wollte, wurde ich misstrauisch und habe unter die Betten geguckt.
Dort lag der Rest der Klasse inklusive der Jungs. Alle lachten, leuchteten mit Taschenlampen auf mich und machten Fotos oder Filme.
Danach hab ich mich auf mein Zimmer verzogen und zwei Jahre lang niemandem etwas davon erzählt.
Ich kam auf ein Gymnasium und meine Mutter ließ mich selbst entscheiden ob ich am Religionsunterricht teilnehmen will oder nicht.
Das Gymnasium war erst zwei Jahre alt und es gab noch keinen Werte&Normen- Unterricht, aber trotzdem habe ich Religion abgewählt.
Die Religionslehrerin war zugleich die Ehefrau von unserem Dorfpastor und hatte es total darauf abgesehen mich ebenfalls in ihrem Religionsunterricht zu haben.
Ich musste beim Unterricht sein, wurde aber nicht benotet und sollte einfach still dabeisitzen und Hausaufgaben machen.
Später hat sie meine Eltern durch ein Fächerübergreifendes Projekt erpressen wollen.
Es betraf Religion, Musik und Kunst und wenn ich nicht mitgemacht hätte , hätte sie mir in allen drei Fächern eine 5 reingewürgt.
Da nahm meine Mutter mich von der Schule und wollte mich auf die benachbarte Realschule einschulen. Der Schulleiter wies uns dann weiter an ein anderes Gymnasium, da ich mich mit meinen hervorragenden Leistungen auf der Realschule wohl nur gelangweilt hätte.
Auf dem neuen Gymnasium war mittem im Schuljahr natürlich ein völlig anderer Stand des Stoffes als auf meinem vorherigen Gymnasium. Also brachen meine Leistungen rapide ein. Das Mobbing nahm weiter zu. Mein Vater, der Fernkraftfahrer ist, war nur an den Wochenenden zu Hause und hat an diesen am Computer irgendwelche MMORPG's gezockt. Meine Mutter war arbeitslos und hat auch gespielt. Ich kam von der Schule, musste den Haushalt schmeißen, unsere vielen Tiere versorgen und versuchen den Schulstoff aufzuholen. In der Zeit hab ich unter anderem geklaut und meine Mutter viel angelogen und wenn sie überfordert war, wurde ich geschlagen.
Meine ersten Freunde lernte ich dann in der 6. Klasse in Latein-Nachhilfe kennen. Wir haben nur gealbert

In der siebten Klasse wurde ich dann von einer Mitschülerin während der Unterrichtszeit auf dem Flur verprügelt und sie behauptete dann ich habe angefangen. Zwei Fünfen in Mathe und Latein kamen dann noch dazu und ich musste entscheiden ob ich sitzen bleiben will oder auf die Realschule runtergehe. Ich habe mich für Letzteres entschieden und mich von meinen gewonnenen Freundinninen schweren Herzens verabschiedet.
Auf der Realschule war dann die beste Zeit meines Lebens.
Meine neue Klasse konnte mich auch nicht leiden, doch auf der Schule gab es interessanter Weise kein Mobbing. Die Lehrer hatten alles unter Kontrolle und ich liebe sie bis heute dafür. Mein Notenspiegel ging sofort von 3,8 auf 2,0. Alles schön und gut, aber ich war immernoch allein. Und da die Realschule neben meinem alten Gymnasium war, war ich auf dem Pausenhof auch wieder mit alten Klassenkameraden zusammen, vor denen ich mich immer irgendwo versteckt habe.
Zu dieser Zeit hatte ich auch anderthalb Jahre lang eine Phase mit selbstverletzendem Verhalten, dass ich mir dann aber wieder abgewöhnen konnte.
Seit der 7. Klasse habe ich genau wie meine Eltern Computerspiele gespielt. Vorzugsweise ein textbasierendes Rollenspiel(lotgd.de). Ich habe mich in die Interwelt verkrochen und auch wenn ich heute kaum noch spiele, so sind meine Kontakte alle aus der Onlinewelt. Freunde in der Nähe habe ich nicht.
In der zehnten Klasse haben sich meine Eltern getrennt. Es war viel Stress, denn mein Vater hatte Morddrohungen ausgesprochen, sagte mir ich solle ihn vergessen und er wollte Mom schlagen. Ich hab sie geschützt und habe bis Mitte 2013 bei ihr und ihrem neuen Freund gelebt. In der Zeit haben mein Vater und ich uns auch wieder vertragen, obwohl ich ihm nicht mehr vertraue. Da Mom nun weggezogen ist mit ihrem Freund wohne ich bei meinem Vater und dessen neuer Freundin.
Ich mache mein Abitur und erwarte von mir selbst Bestleistungen.
Nun kommen wir allmählich zu meinen eigentlichen Problemen. In den letzten Wochen und Monaten habe ich immer wieder Tage, an denen ich einfach nur weine. Sobald mich irgendjemand kritisiert, breche ich ein. Das Abitur beantsprucht enorm viel Zeit. Dauernd habe ich bis späten Nachmittag Unterricht. Klausuren und Teste liegen alle dicht beisammen. Nebenbei halte ich freiwillige 90-minütige Referate um meine Leistungen zu steigern. Wenn ich Ferien habe gehe ich irgendwo jobben.
Letztes Jahr war ich in den Ferien in einer Fensterproduktion wo ich jeden tag 10,5 Stunden gearbeitet habe. Dieses Jahr habe ich in einem Eiscafé gekellnert. Ich helfe hin und wieder im Haushalt.
Ich will eigentlich denke ich nur irgendjemanden beeindrucken. Will dass meine Geschwister sagen "Hey, DAS ist MEINE Schwester.." oder von meinen Eltern hören wie stolz sie auf mich sind. Das sie sagen " Hey, DAS ist MEINE Tochter.."
Doch meine Mutter ist hunderte Kilometer weit weg und ich konnte es ihr noch nie recht machen.
Und mein Vater hat als Fernkraftfahrer den ganzen Tag nur Straße und Verkehr vor der Nase.
Mein Leben interessiert ihn kein Bischen. Er fragt mich nicht wie es mir geht oder wie es in der Schule läuft. Heute erst erzählte ich ihm von meinem gestrigen Niederländischreferat und dass es mit "sehr gut" benotet wurde. Er sagt dazu nichts. Stattdessen hatten wir erst vor wenigen Wochen Streit wo er äußerte demnächst mit mir zum Jugendamt zu gehen...
Vergangenes Wochenende herrschte hier Stress, weil ich zu wenig im Haushalt helfe.
Alle erwarten Leistungen von mir. Mehr und mehr Leistungen.
Ich will sie zufriedenstellen, mache mir Pläne wann ich was erledige.
Aber in den letzten zwei Monaten bin ich immer so hundemüde und antriebslos. Ich schleife mich zur Schule, spiele allen die fleißige, intelligente Schülerin vor und dann schlafe ich den halben Unterricht lang. Ich fahre nach Hause.. und schlafe im Bus.
Zu Hause will ich was tun. Tue aber zu wenig und schlafe wieder weil ich so müde bin.
Eigentlich schlafe ich pro Nacht 8h aber in der letzten Zeit hab ich das Gefühl, dass in diesen Stunden alles andere passiert als dass ich mich erhole..
Den ganzen Tag kratze ich mir wegen Stress und Nervosität den Kopf blutig. Mein Freund versucht verzweifelt es mir abzugewöhnen.
Er kommt sich neben mir so hilflos vor und tut mir so leid.
Alle erwarten so viel von mir und ich enttäusche sie eigentlich nur, obwohl ich doch alle stolz machen will und dazugehören will...
Das macht mich allmählich krank...