Meine Geschichte

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Meine Geschichte

Beitragvon janina95 » Mi. 30.01.2013, 23:08

Ich glaube ich schreib jetzt auch mal ein bisschen was über mich und meine Geschichte, damit ihr auch wisst wie ich so drauf bin.

Bis ich 6 Jahre alt war hatte ich ein wunderbares Leben. Ich hatte einen älteren Bruder, eine Mutter die für mich da war und mir wahnsinnig viel Spielzeug gekauft hat. Mein Vater war derjenige, der für das Geld gesorgt hat und war deswegen nur Abends daheim. Dann ging es los.. Ich erinnere mich an Nächte, in denen sich meine Eltern sehr heftig gestritten haben. Besonders an eine: Ich kann mich erinnern, als ich als 5 Jährige gehört habe, wie meine Mutter meinen Vater angeschrien hat und ich Glas zerspringen gehört habe. Ich war neugierig und hab so getan als müsste ich auf's Klo, um zu sehen was los ist. Ich kam ins Zimmer und was ich sah war ein Boden voller Glasscherben, meine Mutter die heulend und aufgelöst auf dem Küchenstuhl saß und mein Vater, der blutend auf dem Boden saß. Das Bild werde ich NIE vergessen. Ich war total überfordert damit.

Dann passierte das, was geschehen musste: Meine Eltern ließen sich entscheiden. Mein Bruder ist zusammen mit meiner Mutter 200km weit weggezogen. Ich bin bei meinem Vater geblieben, weil ich ihn nicht alleine lassen wollte. Nach ein paar wenigen Tagen fing ich an die beiden zu vermissen und ich saß oft weinend im Treppenhaus, was meine Nachbarn oft mitbekommen haben. Das Problem war, dass mein Vater weiterhin nur am arbeiten war. Von 7 Uhr Morgens bis oft 20 Uhr abends. Und er hat mich wirklich als 1. Klässlerin so lange alleine gelassen. Wenn ich im Winter mal den Haustürschlüssel vergessen hatte ist er nicht nach Hause gekommen, um mich rein zu lassen. Nein, ich musste bis spät Abends warten bis er fertig war mit der Arbeit um in die Wohnung zu kommen. Und so fing das an, dass ich langsam aber sicher ein Kind der Trauer wurde.

Bis zur 4. Klasse hatte ich wenigstens noch Spaß in der Schule und hatte sehr viele Freunde. Ich kann mich noch an meine ersten Zeugnisse erinnern, in denen stand, dass ich "sehr beliebt" bin. Naja ab der Realschule änderte sich das dann aber. Ich wurde älter und zog mich immer mehr zurück. Ich hatte einfach eine wahnsinnige Sehnsucht nach meiner Mutter, die ich nur 2x im Jahr sehen konnte/durfte. Ganz extrem wurde es dann aber in der 7. Klasse, als ich in eine neue Klasse kam. Ich wurde total ausgegrenzt und meine einzigste "Freundin" die ich hatte, war selbst auch eine Außenseiterin. Das war auch die Zeit, in der ich erfuhr, dass meine Mutter Trinkerin ist. Seit damals 2 Jahren. Mittlerweile trinkt sie seit 7 Jahren. Und das hat mich auch sehr sehr weit runtergezogen, weil ich mit meiner Mutter stets über meine Probleme reden konnte, was ich mit meinen Vater eben nicht konnte, weil es ihn nicht interessiert hat. Meine Mutter hat mir dann auch viel über ihre Vergangenheit erzählt und mir anvertraut, dass sie sich schon zwei Mal umbringen wollte. Sowas von ihr zu hören tat sehr weh. Jedoch hatte ich damals noch keine Suizidgedanken.

Meine Mutter hat dann noch zwei weitere Kinder bekommen, mit zwei verschiedenen Männern. Leider hat sie es nicht schaffen können, bei der Schwangerschaft den Alkohol wegzulassen. Deswegen sind meine beiden Halbgeschwister geistig behindert und haben somit so gut wie keine Zukunft in der Berufswelt in die Waage gelegt bekommen.

In der Schule wurde es auch immer schlimmer. Ich wurde sehr gemobbt. Manchmal hab ich mir gewünscht, einfach nur wegzulaufen und nie mehr wieder zu kommen. Naja und dann entwickelte ich langsam aber sicher eine Sozialphobie, die mir dann alle Kontakte weggenommen hat. Ich saß/sitze nur noch daheim, schaue auf die Uhr und warte bis es Zeit ist ins Bett zu gehen. Die Tatsache, dass ich nicht mehr mit Menschen reden konnte und gleichzeitig gemobbt wurde hat mich dann auch in die Depressionen geführt. Ich hab mich gehasst und wollte nicht mehr leben. Manchmal bin ich die Schienen entlang gegangen und hab überlegt ob ich mir so den Tod vorstelle. Für mich stand fest, dass ich mein Leben nicht auf natürliche Weise beenden werde, wollte dies aber auch nicht mit Tabletten machen. Ich wollte richtig leiden. Einen schmerzhaften Tod. Bis ich mich dann wieder gefangen hatte.

Mein Vater ist übrigens das größte A...loch das ich kenne. Er hat mich schon als Kind verprügelt, nur weil ich was gefragt habe was für ihn selbstverständlich war. Er hat mir mehrmals die Nase gebrochen, mich einmal fast in der Badewanne ertränkt und mir oft angedroht hat mich umzubringen und zwar so, dass es keiner mitbekommt, indem er mich nachts im Wald vergräbt. Mittlerweile schlägt er mich nicht mehr, aber er rastet nach wie vor leicht aus. Wenn ich etwas von meinen Freunden erzähle, dann fragt er gleich: "Welche Freunde?" womit er mir auch weh tut. Aber das merkt er gar nicht.

Und meine Mutter, die ist total fertig mit den Nerven. Anscheinend hat sie Burnout, sie trinkt nach wie vor täglich Alkohol und letzte Woche hat sie mich angerufen und hat am Telefon geweint.

Ich selbst steh momentan wieder besser im Leben. Ich habe keine Suizidgedanken, jedoch stimmen einige andere Sachen nicht mit mir. Ich möchte manchmal einfach nur ein bisschen Aufmerksamkeit von den Menschen in meiner Umgebung, weshalb ich mir vor ein paar Wochen aus Verzweiflung den Arm an der Pulsader aufgeschnitten hab, nur damit die Leute es sehen, dass es mir schlecht geht. Die Sozialphobie ist nach wie vor da, jedoch kann ich sie überwinden, wenn ich will. Aber ich bin nach wie vor in meiner Freizeit ausschließlich alleine und ich sitze auch oft stillschweigend einfach nur da. Ich möchte keine Therapie anfangen, weil das nicht zu meiner Lebenseinstellung passt. Ich meine ich geh nicht mal zum Arzt, wenn überhaupt in 2 Jahren ein Mal, egal wie schlecht es mir geht. Naja, jedenfalls auch wenn ich eine Therapie machen wollen würde, dann könnte ich nicht. Und mittlerweile bin ich doch immer mehr am überlegen, wie es mir gehen könnte, wenn ich professionelle Hilfe hätte. Aber ich darf nicht. Ich möchte eine Ausbildung bei der Polizei anfangen und da ist es eine Voraussetzung, dass man NIE in einer Therapie war. Ich kann es mir also nicht leisten.

Ich habe schon mal erwähnt, dass ich einige Zeit lang bei einem Beratungsdienst für Kinder und Jugendliche auf freiwilliger Basis gearbeitet habe. Komischerweise konnte ich da sehr gut den Leuten sagen, was sie tuen sollten, aber ich selbst kann es in meinem eigenen Leben einfach nicht umsetzen.

Mein Leben ist komisch, aber es ist nichts im Vergleich dazu, was andere von euch erlebt haben.

Ich könnte noch viel mehr schreiben, aber ich muss jetzt gehen.

Bis dann,
Janina
janina95
 

Re: Meine Geschichte

Beitragvon DuskyHope » Mi. 30.01.2013, 23:24

Bis ich 6 Jahre alt war hatte ich ein wunderbares Leben. Ich hatte einen älteren Bruder, eine Mutter die für mich da war und mir wahnsinnig viel Spielzeug gekauft hat. Mein Vater war derjenige, der für das Geld gesorgt hat und war deswegen nur Abends daheim. Dann ging es los.. Ich erinnere mich an Nächte, in denen sich meine Eltern sehr heftig gestritten haben. Besonders an eine: Ich kann mich erinnern, als ich als 5 Jährige gehört habe, wie meine Mutter meinen Vater angeschrien hat und ich Glas zerspringen gehört habe. Ich war neugierig und hab so getan als müsste ich auf's Klo, um zu sehen was los ist. Ich kam ins Zimmer und was ich sah war ein Boden voller Glasscherben, meine Mutter die heulend und aufgelöst auf dem Küchenstuhl saß und mein Vater, der blutend auf dem Boden saß. Das Bild werde ich NIE vergessen. Ich war total überfordert damit.


Ähnlich wie bei mir....nur das ich erst bei meinen Großeltern gelebt hatte und als ich später nach dem Tod meiner Oma zu meinen Eltern & 4 weitere Geschwister ziehen musste....da verstand ich die Welt nicht mehr.
Diese Verhältnisse dort kannte ich nicht...war völlig damit überfordert.
Alkohol, Brutalität zwischen meinen Eltern....brutalität & lieblosigkeit den Kinder gegenüber von Seitens meines Vaters.




Ich habe schon mal erwähnt, dass ich einige Zeit lang bei einem Beratungsdienst für Kinder und Jugendliche auf freiwilliger Basis gearbeitet habe. Komischerweise konnte ich da sehr gut den Leuten sagen, was sie tuen sollten, aber ich selbst kann es in meinem eigenen Leben einfach nicht umsetzen.


Ja gute Ratschläge welchen Weg die anderen gehen sollen kann ich auch gut geben,
nur meinen eigenen Weg finde ich einfach nicht....falle immer wieder in das gleiche Loch.


Mein Leben ist komisch, aber es ist nichts im Vergleich dazu, was andere von euch erlebt haben.


Janina....ich denke das jeder sein Päckchen irgendwie trägt,
man selber komischer Weise fast immer denkt:
" Ach was sind meine Sorgen & Probleme schon im Gegensatz zu anderen Ihren"
Aber das stimmt nicht...wir sitzen alle im gleichen Boot
:troest:
DuskyHope
 

Re: Meine Geschichte

Beitragvon Atisha » Do. 31.01.2013, 00:55

Das mit deinem Vater ist wirklich ein Unding. Und das mit deiner Mutter ist total traurig.
Ich kann es gut nachvollziehen, das du nun krank davon bist.

Mehr weiß ich gerade nicht zu schreiben.
Atisha
 

Re: Meine Geschichte

Beitragvon Liv » Do. 31.01.2013, 20:02

Wegen der Ausbildung bei der Polizei. Ich kenne jemanden, die war in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und hat sich behandeln lassen. UND dann nach dem Abi eine Ausbildung bei der Polizei gemacht. Mittlerweile ist sie fertig und arbeitet bei der Kripo. Es ist also möglich. Sicher machen die einen psychologischen Test, aber es wird lieber gesehen dass man in dem Moment der Bewerbung stabil ist (egal ob man nun in Behandlung war) als wenn man sagt, ich war noch nie in Behandlung und trotzdem sieht der Polizeipsychologe das was nicht stimmt. Es kommt bestimmt immer auf die DIagnose/n an.

Ich kann dir nur raten, eine Therapie zu machen mit dem Ziel dass du dann irgendwann einigermaßen stabil bist und dich bewerben kannst. UNd dann kannst du auch mit deinem ganzen Einsatz dich auf die Ausbildung konzentrieren und deine Sache gut machen und eine super Polizistin werden.
Wenn du nur halb dabei bist, kann es nicht gut werden - deine Gedanken und Gefühle lenken dich ab. Sie lenken einen immer ab.

Viellleicht wagst du es ja
Liv
 

Re: Meine Geschichte

Beitragvon Maike » Do. 31.01.2013, 21:01

Hey Janina95,
ich hoffe auch das du dich trotz deinem Wunsch später zur Polizei zu gehen für eine Therapie entscheidest. Wenn du es allein nicht schaffst gesund zu werden dann wirst du es später wahrscheinlich gar nicht schaffen dort zu arbeiten, aber wenn du dir jetzt helfen lässt dann klappt das vielleicht trotzdem. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie das bei der Polizei abläuft, aber Liv hat ja gesagt das sie jemanden kennt der dort trotzdem angenommen wurde. Es ist ziemlich wahrscheinlich das beste für dich wenn du jetzt eine Therapie anfängst. Es tut mir echt leid, was du alles miterlebt hast mit deinen Eltern, vorallem mit deinem Vater, ich frag mich wirklich wie jemand so scheiße zu seiner Tochter sein kann. Ich wünsche dir auf jeden Fall das du wieder gesund wirst und alles gute für die Zukunft. :cuddle:
Achja und ich wünsche dir natürlich das du irgendwann eine tolle Polizistin wirst :)
Maike
 


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