Zeugin einer Tat und ich weiß nicht weiter

[Sophie]

Hallo alle zusammen,
erst mal zu mir. Ich heiße Sophie und lebe in Marienberg. Ich habe einen riesen Berg Seelenmüll, den ich erst mal verarbeiten muss, falls ich das noch schaffe. Ich weiß auch nicht, ob es richtig ist, das hier zu schreiben.
Als erstes mal zu einem Ereignis, was ich einfach nciht vergessen kann: Ich war am 17.12.2011 Zeugin eines heftigen Streits in Flöha, wo ich zufällig vorbeigefahren bin. Man denkt sich ja nichts schlimmes dabei, wenn man irgendwo lang fährt. Zumindest geschah das an einer riesen Kreuzung wo jeder zuschaun kann. Auf dem Boardstein lag ein Mann, der sich nicht mehr bewegte und daneben stand ein anderer, der immer wütender wurde, der auf den anderen eingetreten hat und schließlich die Waffe zog und auf ihn richtete. Das dummer an der Geschichte, ich stand 3 Meter daneben, im maximum, weil auf der anderen Seite Autos fuhren und vor mir das Auto angehalten hatte und ich somit nicht weg kam. Wäre der Täter nicht so beschäftigt gewesen, hätte er mich locker treffen können. Ich bin total geschockt weiter gefahren und habe dies meinen Eltern dann erzählt, die wiederum die Polizei alarmiert haben und ich eine Aussage machen musste. Ich habe später meinem Freund davon erzählt und er meinte nur darauf, das ich den Täter hätte umfahren sollen und mir mein Auto wichtiger gesen wäre, als das Leben des Opfers.

Mit meinem jetzigen Ex-Freund hatte ich auch so einige Probleme: ihm ist seine faulheit wichtiger gewesen, als Arbeit zu finden und Geld zu verdienen. Und viele andere Sachen mehr...

ich kann grad nicht alles auf einmal aufschreiben, weil viele Sachen verdammt weh tun. Nur eines weiß ich: Man kann die Sachen nicht auf Knopfdruck vergessen, nur versuchen, sie zu verarbeiten. Und das kreiege ich nicht mehr auf die Reihe. Ich weiß nicht, ob mir überhaupt irgendjemand helfen kann.

[Atisha]

mache dich jetzt nicht fertig wegen der Situation. Du kannst natürlich nicht einfach jemanden umfahren. Ohne richtig über die ganze Situation bescheid zu wissen, wie solltest du da anders handeln. Außerdem war es neu für dich. Jetzt kennst du dich mit sowas schon wieder besser aus und rufst das nächste Mal gleich selber die Polizei. Das du dazwischengehst das verlangt keiner. Du lernst aus allem und das ist was du tun kannst für dich und die Zukunft.

[Minni34]

Dazwischen zu gehen halte ich auch für keine gute Idee. Denn der Täter hatte eine Waffe, es hätte dich auch selber treffen können.

Ich denke das du so geschockt warst in dem Moment, das du deshalb weiter gefahren bist, und nicht gleich selber die Polizei gerufen hast. Das ist verständlich meiner Meinung nach.

Und das du es bis her nicht vergessen kannst, ist auch nur normal.
Hast du dich mal einem Arzt anvertraut?

Lg, Maxi

[Stern*]

Huhu *winke

ich kann mich da nur meinen vorschreibern anschliesen und ich sehe keinerlei grund dafür das du nun ein schlechtes gewissen haben musst, du bist zu deinen eltern und ihr habt zusammen die Polizei gerufen..
Ihr habt hilfe geholt und nicht geschwiegen..
Dazwischen zu gehen halte ich auch nicht wirklich für einen weg, da du dich selbst sonst in gefahr gebracht hättest und dir selbst hätte was passieren können...

Ich finde das gut das du das hier alles schreibst und das du deine gedanken aufschreibst..
ICh denke das es sinnvoll wäre wenn du mit deinem Hausarzt darüber sprichst und dir einen Psychotherapeuten suchst um mit ihm zusammen das geschehene zu verarbeiten...

Herzliche Grüße Stern

[blawo]

Sophie...niemand kann dir einen vorwurf machen...und wer den doch machen sollte, der sollte sich mal in deine situation versetzten.
Gut und richtig war, dass du deinen eltern sofort davon erzählt hast und die die polizei eingeschaltet haben...ein einschreiten von dir (egal in welcher form) wäre in diesem moment für dich äusserst gefährlich gewesen...

Es ist doch eigentlich meistens so, dass aussenstehende immer meinen, sie hätten alles besser gewusst und gemacht...und man selber bekommt auch zweifel, wenn man aus der entsprechenden situation erst einmal heraus ist...wenn die ratio wieder das kommendo hat...aber gerade die ist ja in diesen extremen situationen nicht immer zurechnungsfähig...

Vertraue dich und deine zweifel an dir selbst jemandem an...so wie schreibst, lese ich das so, dass dieses ereignis jetzt der "gipfel" ist und du auch darüber hinaus einiges zu tragen hast....dein hausarzt wäre jetzt die erste adresse, wenn du nicht schon in fachärztlicher behandlung bist...

[frank]

ich kann mich meinen vorschreiber/innen nur anschließen, in dieser situation wäre eine andere form von zivilcourage als die die du gezeigt hast unangebracht gewesen. niemand kann dir zumuten deinen selbstschutz aufzuheben um helfend einzugreifen.

es gibt keinen grund an dir selbst zu zweifeln, nur du kannst in solch einer situation entscheiden, kein anderer.
besserwisser die angeblich anders gehandelt hätten sind aussenstehende die sich das recht anmassen ein urteil über eine nicht erlebte situation zu fällen. (ab hier greift die zensur )

das dich zweifel einholen ist normal , wie stark sie auf dich wirken ist eine frage deiner persönlichkeit und deines mitgefühls. wie lange sie dich bewegen ist abhängig von dem eindruck der erlebten situation auf dich.

und wie schon oben geschrieben, vertraue dich einer anderen person an und lass dich fachlich beraten. vermeintliche dickfälligkeit (wie sie dann oft anzitiert wird) ist hier voll fehl am platz. alleine ohne professionelle hilfe von aussen wird es sehr schwer sein den erlebten eindruch aufzuarbeiten.

[Atisha]

Sophie, wie gehts dir jetzt damit?

[Sophie]

Ich war bis jetzt och nicht bei meinem Hausarzt. Ich hatte zu viel mit meiner Ausbildung zu tun, ich war kräftemäßig total kaputt. Aber ich werde es jetzt in den Angriff nehmen und mir fachliche Hilfe holen. Der Gipfel der Geschichte ist ja eig. das ich mir so einen Satz: "Dir war dein Auto wichtiger gewesen, als das Leben des Opfers und ich hätte ihn doch umfahren sollen" überhaupt anhören musste.
Das tut einfach auch verdammt weh! Und meine Eltern haben an diesem Tag auch nur gemeint, ich sollte es versuchen zu vergessen, aber das geht nicht. Mittlerweile sind die ja froh, das ich mir Hilfe holen will.

Ich versuche mir jeden Tag etwas vorzunehmen, um nicht an alles denken zu müssen. Das klappt auch ganz gut, solange keiner Probleme mit mir hat.

Danke das ihr mir zugehört habt.

LG Sophie

[Atisha]

der Satz ist völlig daneben, weil alles nicht stimmt, aber er hat dich getroffen ... vielleicht findest du selber heraus warum und wie du davon Abstand bekommen kannst.