Hallo,
es ist seltsam, die letzten Tage, auch schon Wochen. Es schleicht sich etwas an, oder hatte es.
Es ist schwer zu erklären was nun mein momentaner, oder vielleicht auch entgültiger Zustand ist. Es war schon einmal so, dass ich dachte es wäre etwas vielleicht eine Phase, aber mit dem Gefühl das es keine Phase ist. Ich hatte hier davon geschrieben, von dem nicht mehr reden wollen oder können. Es war keine Phase, es war zumindest bis jetzt entgültig.
Es fällt mir schwer zu schreiben, zu formulieren, ich weiss nicht einmal genau was ich gerade überhaupt schreiben möchte.
Etwas ist passiert, es fühlt sich entgültig an. Ich habe kaum bis gar keine Gedankenflüsse mehr. Ich fühle mich seit Tagen als würde ich schlafen, träumen. Ich bin auch schon letztendlich auf den Entschluss gekommen, dass ich vielleicht während meiner kleinen Operation ins Koma gefallen bin, oder sogar gestorben & lebe in einer Art Zwischenwelt weiter die mich nun gefangen hält. Klingt wohl dämlich.
Es ist seltsam, es erfordert so viel kraft nur um das hier zu schreiben, meinen Kopf in Gang zu bekommen. Ich kannte das seit.. sagen wir fast einem Jahr, dass ich meine Gedanken kaum formulieren konnte. Beim schreiben ging es noch halbwechs, zumindest hier im Forum. Wenn man mir gegenüber steht & mit mir reden möchte kann ich oft einfach gar nicht reagieren. Irgendwo in meinem Kopf schwirrt die Antwort, aber es kommt zu keiner Reaktion & so antworte ich nicht. Bin nicht in der Lage noch eine Konversation aufrecht zu erhalten. Das hat zu vielen Verletzungen & auch Streits geführt. Was ich eigentlich aber auch nicht verstehe, denn meine Gegenüber sind auch nicht gerade die redegewandtesten & erwarteten von mir was sie selbst nicht taten. Naja was solls.
Ich möchte nun erzählen wie mich Menschen & auch ich selbst mich früher gesehen haben.
Äußerlich bin ich nicht gerade recht gross, hatte jahrelang schwarze, sehr lange, gefärbte Haare. Blaue Augen, recht blasse Haut. Ich mochte schlichtes Make up, habe gerne meine Lippen oder Augenbrauen betont. Ich trug gerne Kleider, entweder sehr konservativ, einfarbig, langärlig & bis zum Knie.. oder eher das Gegenteil zerschlissen, punkig, grell. Ich denke das hat wohl auch sehr gut meinen Charakter gespiegelt, der einfach zwei sehr gegensätzliche Grundzüge hatte.
Charakterlich wirkte ich auf meine Ummenschen sehr ruhig, beruhigend. Die Menschen um mich rum schlossen mich recht schnell ins Herz, vertrauten mir auch recht schnell, öffneten sich. Ich war ein recht beobachtender Mensch. Mir war es immer wichtig wie Menschen reagierten. Mimik, Gestik, was mochten sie, was tat ihnen weh. Nicht nur bei Menschen die mein Interesse hatten, oder diejenigen die ich in mein Herz geschlossen hatte. Nein, eigentlich galt dies jedem Menschen. Ich hörte gerne zu, hörte mir auch gerne Dinge tausend mal an. Von älteren Menschen an der Bushaltestelle, fremden im Bus. Ich wurde sehr oft in Gespräche verwickelt, selbst wenn ich nur schnell ein Eis kaufen ging, konnte es sein dass ich aufeinmal 15 Minuten weg war, weil ich in ein Gespräch verwickelt wurde. Ich lernte so viel über zwischenmenschliches, aber ich denke auch so kam es dazu dass ich einfach zu sehr sensibel wurde, oder es schlichtweg war.
Auf der anderen Seite war ich innerlich, trotz dass ich immer ruhig wirkte, immer unruhig. Die Welt war mir stets zu schnell, zu laut, zu oberflächlich. Ich konnte nicht verstehen, wie man eine Omi die auf der Bank sass, einsam war & gerne jemanden zum reden hatte.. ich konnte nicht verstehen wie die Leute daneben standen, zwei Sätze redeten, sie abwimmelten. Sich dann Ohrstöpsel in die Ohren taten um irgendein Lied, dass sie auch noch in einer Stunde, morgen, übermorgen hören konnten, an zu hören. Diese Frau wollte sich nur mitteilen & ob sie morgen, übermorgen oder in einer Stunde noch da sein würde..
ich erinnere mich an eine Werkstunde, ich war 15 oder 16 Jahre alt. Wir sollten einen Bilderrahmen zusammen basteln, ihn mit einer Masse bearbeiten, ein Muster & Farbe geben. Er sollte den Menschen beschrieben der ihn bearbeitete. Ich hatte mich dafür entschieden eine Art Buschwerk daraus zu machen. Ich erinnere mich daran wie meine Lehrerin zu mir sagte dass sie sich wundere dass ich dieses Muster so unausgeglichen, durcheinander & wild gestaltete, da ich immer so ruhig wirkte & ausgeglichen. Aber für mich konnte dieser Rahmen nicht wild genug, unruhig genug aussehen.
Ich kann nicht mehr genau sagen, was ich in diesem Moment dachte, ich hatte einfach auf den Rahmen gebracht was ich schön fand & empfand. Ich denke einfach so konnte man mein Wesen sehen, wenn man empfindlich genug dafür war. Nach aussen hin ruhig, nach innen hin unausgeglichen, unruhig, Zuviel.
Aber keines davon war eine Maske, oder wie es jemand so schön formulierte, eine Facette. nein so war ich einfach, beides war ich. Ich störte mich auch nicht daran, es war normal.
Mir hatte immer etwas gefehlt, bis ich letzendlich mit 16 mit meinem Ex Mann zusammen kam. Er war die erste Person die eine wirkliche, nicht oberflächliche, sondern ganz normale Konversation mit mir führte. Wir redeten so jeden Tag die Stunde bis wir in der Schule ankamen, im Bus, eigentlich immer. Einfach über alles. Das war sehr erfrischend. Nach einer Weile wurde schliesslich auch meine innere Unruhe etwas weniger. Sie ging nicht weg, warum auch, das war ja eben ein Teil von mir, den ich ja auch mochte.
Es war recht ungewohnt, dasselbe Maß an vertrauen, Offenheit, konversationswille entgegengebracht zu bekommen. Auch er war ein Mensch der ständig mit Menschen redete, viel Interesse hatte. Auf der anderen Seite war er aber nicht den ganzen Tag so. War er zu Hause, oder bei Freunden wurde aus ihm ein Partymensch, oder ein kleiner Zocker. Mich störte das schliesslich nicht, ich dachte nicht einmal darüber nach. Er war für mich ein Mensch der.. in dieser oberflächlichen lauten Welt auch einmal in die zwischenmenschliche Welt wechselte & beruhigte so ein wenig meine Seele.
Nach einer Weile wurde er ruhiger. Er sagte immer ich hätte eine beruhigende Wirkung auf ihn, was ich öfter von Mitmenschen zu hören bekam. Er zockte nicht mehr, er ging nicht mehr Party machen. Eigentlich verschwand alles aus seinem Leben, bis auf ich & unsere Gespräche.
Einige Jahre störte mich das nicht, aber irgendwann, als er wegen der Ausbildung öfter weg war, wurde mir klar.. das er diese Seite irgendwo brauchte & vermisste. Er strahlte immer, wenn er mal eine, zwei Wochen weg war. Deshalb entschied ich mich etwas zu ändern. Ich tat 1..2 Jahre etwas, wir zogen um, neue Arbeit, aber irgendwie schaffte ich es nicht das er so strahlte. So kam es irgendwann zum Ende dieser Beziehung.
Ich weiss nicht genau, wie ich erklären soll was dieses "strahlen" "funkeln" mir bedeutet, oder was ich darin sehe. Ich sehe seither Menschen, höre ihnen gerne zu, weil ich dieses "strahlen" diese Begeisterung für etwas gerne sehe, mitempfinde. Ich konnte stundenlang Menschen ansehen, beobachten wie sie glücklich über etwas redeten das sie liebten, was sie begeisterte, was sie zufrieden machte. Vielleicht war es das Gefühl Anteil zu haben, vielleicht war es glücklich darüber sein, dass sie glücklich waren. Ich kann es nicht genau sagen. Es war mir eben etwas sehr wichtiges, fast schon essentielles.
Nicht nur das war mir wichtig. Auch das beieinander sitzen, sich in die Augen sehen. Zeit miteinander zu verbringen & sich Erinnerungen schaffen. ich fotografierte einfach alles. Zeichnete, nahm Dinge auf, filmte. Ich gehörte zu den Menschen die anderen Dinge aus ihrem Leben erzählte die zu persöhnlich waren. Um ihnen eine Freude zu machen, ihnen das Gefühl des vertrauens zu geben. Mitgefühl zu zeigen. Ihnen das Gefühl zu geben jemand hat Interesse an dir.
Wenn man genau darüber nach denkt, wurde es in meiner Ehe anders indem Moment als Smartphones in die Beziehung kamen. Weniger reden, zusammen sitzen ect
Da ist es dann wohl ein guter Zeitpunkt um zu erklären warum mir diese Welt zu oberflächlich, zu laut ect ist. Ein den ganzen Tag laufender Fernseher, im Zimmer gegenüber lautstark die Lieblingsmusik deiner kleinen Schwester. Dein Bruder sitzt am Pc & spielt Beatbal. Deine Mutter in einem anderen Zimmer um ihre Sendung an zu sehen. Das war zu der Zeit ohne hochmoderne Handys mit Internet.
Was habe ich getan? Ich hatte ein Pferd das ich vom Schlachter gerettet hatte. Mit dem Hund spazieren, Schule. Essen. Mit dem Hund spazieren, Pferd versorgen, Stall putzen. Ausreiten. Hausaufgaben, essen. Mit dem Hund spazieren & dabei vielleicht auf dem Mp3 Player Musik oder ein Hörbuch hören. Essen, schlafen. An manchen Tagen der ehemaligen Reitlehrerin mit Ställen, Einlagerung von Heuballen helfen. Lernen & wenn mal Zeit war im Garten sitzen & nichts tuen, oder pflanzen gießen. Ab & zu fernsehen.
Selbst heute, wo jeder an seinem Handy hängt, wünsche ich mir oft in einer anderen Zeit geboren zu sein. Nur um meinem gegenüber in die Augen zu sehen & seine wirkliche Aufmerksamkeit zu haben. Ich würde lieber mit Rückenschmerzen mit meinem kleinen Bruder 36 Ställe misten, als am Frühstückstisch zu sitzen mit Menschen die keine Lust hatten auf zu stehen & eher das Bedürfnis auf ihr Handy zu sehen, als mit dir zu reden.
So..
Wer nun vielleicht einige meiner Beiträge gelesen hat, der weiss das ich vor einigen Monaten eine Art Änderung im Wesen, Charakter oder meinem Kopf an sich hatte. Nämlich das nicht mehr reden wollen & können. Ich dachte dies sei vielleicht doch eine Phase, auch wenn es sich nicht so angefühlt hatte. Es war letzendlich keine Phase. Auch jetzt habe ich das Gefühl das etwas sich entgültig ändert, ich versuche es zu beschreiben.
Ich habe seit einigen Monaten das Problem, dass meine Erinnerungen, die ich so gerne Menschen erzählt habe, mich gerne daran erinnert habe, verblassen. Es hat mich gestört. Seit einigen Tagen vielleicht auch Wochen versuche ich oft zwanghaft mich an Dinge zu erinnern, es funktioniert nicht. Es ist als ob ich mein Leben vergesse. Das schlimme daran ist, es stört mich nicht. Ist es eine Art Sinnlosigkeit die über mir eingebrochen ist? Eine Art Trauer? Ein Schutzwall? Ich weiss es nicht & es ist mir egal.
Meine Gedankengänge sind.. kaum vorhanden. Ich war immer ein Mensch der viel zu viel & gleichzeitig paralell Gedacht, zerdacht hat. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Nun denke ich nichts. Mein Kopf ist fast leer. das hier zu schreiben, hat mir innerhalb 5 Minuten Kopfschmerzen verpasst, weil es derart anstrengend ist. Aber zumindest fliesst es gerade aus mir raus, es geht so zu sagen ein paar Minuten. Bis zum nächsten Gedankenstopp, dann muss ich das hier 5 mal lesen, bis mein Kopf eine Art Reaktion herbeiruft. Deswegen falls das hier durcheinander ist, tut es mir leid.
Keine Gedanken. Ich schaue meinen Sohn an, er spielt. Ich rede mit ihm, er redet mit mir oder auch nicht. Mein Freund steht nicht auf um mit zu frühstücken, was solls. Reaktion, oder keine Reaktion. Oberflächlich oder tiefgründig. Verbindung, oder keine Verbindung. Was war daran so wichtig. Miteinander reden, oder nebeneinander sitzen & ein online Game spielen ohne sich an zu sehen, zu reden. Was war mir daran so wichtig. Ein Buch lesen, eine Sendung sehen, über Probleme sprechen. Was ist daran so wichtig. Denken.. Erinnerungen, was.. war daran so wichtig.
All meine Probleme die ich hier schilderte, der Verlust meiner besten Freundin der so kurz bevor steht. Der verlust eines Freundes, der Verlust einer tiefen, guten Beziehung zu meinem Freund. Was ist daran so wichtig.
Seit Jahren warte ich immer auf Dinge. das mein Schatz von der arbeit kommt. Auf eine Fernsehsendung die einmal in der Woche kommt. Meinen Vater der zu besuch kommt. Ich wartete jeden Tag. Seit einem Jahr warte ich jeden Tag nur darauf schlafen gehen zu können, nachdem mein Sohn im Bett ist.
& nun? Worauf warten? Wozu denn die Zeit tot schlagen mit einem Buch? Einem Spiel? Mit reden, etwas unternehmen. Mit Karten spielen, einen Film sehen. Wozu nachdenken, sich erinnern..
keine Gedankenflüsse, keine Erinnerungen. Keine Gefühle & es ist nicht wichtig. warum war das alles wichtig. Mein Körper fühlt sich taub an, mein Kopf ist leer. Ich sehe mich um & bin der Meinung "Tut halt alle was ihr wollt" bzw, denke ich auch das schon nicht mehr. Es ist einfach so.
Was ist das? Mein neues ich? Resignation? Bin ich gestorben, in einer Zwischenwelt? Bin ich im Koma? Es fühlt sich entgültig an & es ist nicht wichtig.
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In diesem Sinne möchte ich mich herzlich bei allen denen Bedanken, die meine Beiträge lesen. Bei denen die Antworteten, mitfühlten. Für eure Worte, euren Anteil. Manche von euch haben vielleicht die Veränderungen mitbekommen, die sich durch mein Leben & auch meine Beiträge gezogen haben. Ich werde versuchen nun alle Beiträge noch zu beantworten & mich dann diese oder nächste Woche aus diesem Forum verabschieden. Die Zeit hier war hilfreich, aber ich schätze es war an sich etwas zu spät. Ich danke euch trotzdem tausendmal, es gibt hier wundervolle, tolle Menschen, danke
Grüssle, Snow