Wenn die Außenwelt nichts erkennt

Thematik dieses Forums: Dissoziationen wie Depersonalisation, Derealisation und andere dissoziative Zustände sowie Traumata und ihre möglichen Folgen, so wie u.a. auch die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), die akute Belastungsreaktion oder die Dissoziative Identitätsstörung (DIS) bzw. Multiple Persönlichkeitsstörung (MPS).

Wenn die Außenwelt nichts erkennt

Beitragvon Lillemoor » Sa. 05.03.2016, 13:43

Ich weiß von anderen dass ich nicht alleine mit diesem Problem bin.

Auf meine Mitmenschen wirke ich "normal", immer lustig und
mit einem unschlagbaren Humor.

Das hatte damals auch meine Suche nach einem Therapieplatz
erschwert.
Sätze wie" sie scheinen aber doch gut klar zu kommen" habe ich nicht nur
einmal zu hören bekommen.
Erst meine Therapeutin erkannte dass es in mir ganz anders
aussah.
Auch wenn "wir" switchen bemerken das nur wenige.

Zur Zeit arbeiten "wir" daran mehr zu zeigen wie es uns geht.
Klingt zwar nicht schwer, ist es aber.

Ich glaube dass das so sehr verinnerlicht ist,
man durfte ja auf keinen Fall nach Außen zeigen was
wirklich los ist.
Quasi gute Mine zum bösen Spiel.

Zugleich fällt es mir extrem schwer Schwäche zu zeigen.
Viele meiner Anteile sind Kämpfernaturen.
Laut meiner Thera hat mir das bislang ja auch geholfen
trotz allem zu überleben.

Wie geht es euch mit diesen Themen?

LG Lillemoor
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Re: Wenn die Außenwelt nichts erkennt

Beitragvon Carmen » Sa. 05.03.2016, 18:25

Ich bin nicht viele. Ich bin vielleicht ein bisschen mehr als andere ;)

Als meine Probleme angefangen haben, hat mir das auch keiner geglaubt. Schließlich waren die Noten gut und ich immer fröhlich. "Das hätte ich gar nicht erwartet"
Jetzt, fast drei Jahre später, merkt man mir das an, wenn es mir schlecht geht. Ich bin verschlossen, reagiere langsam, sehe traurig aus oder bin nervös.
Schwäche zeigen oder äußern kann ich immer noch nicht gut. Zu sagen, dass es mir schlecht geht und warum das so ist, halte ich manchmal für schwieriger als die Weltherrschaft zu übernehmen. ^^
Eine Strategie für mich ist es, damit locker umzugehen, Witze zu machen, mich selber nicht ganz ernst zu nehmen. Es ist ein bisschen Maske, das stimmt schon.

LG Carmen
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Re: Wenn die Außenwelt nichts erkennt

Beitragvon Wächterin » Mi. 03.08.2016, 21:45

Grüß dich,

ich wusste und weiß wie es dir dabei geht. Eines morgens komme ich in die Gruppentherapie und die Therapeutin sagt zu mir:
"Ach,sie sehen heute aber frisch und gut aus. Schön, das es Ihnen besser geht."
Manchmal hasse ich mein Gesicht. Mir ging es damals an dem Tag richtig dreckig, so richtig schlimm und kaum zum aushalten.
Ich sprach, dann später noch mir ihr, wie es mir wirklich ging und warum sie dachte, dass ich gute gelaunt wäre.
Sie sagte, weil ich ein blasser Mensch bin und immer lächle. Ich lächel aus Höflichkeit. Wenn mich jemand anlächelt,
dann lächel ich zurück oder einfach so.
Früher war ich immer die mit dem besten Humor, die Starke und Unerschütterliche.
Das bin ich jetzt nicht mehr, weil ich gelernt habe, zuerst sich um mich selbst zukümmern.
Und dann kommen die anderen. Was mir oft aufgefallen ist, dass es Menschen gibt, die nach außen hin Aufmerksamkeit brauchen.
Das ist jetzt nicht böse gemeint, aber es gibt eben auch Menschen, die ihr Leid mit der ganzen Welt teilen und dann gibt
es zum Beispiel mich, die lächelt, weil sie höflich ist, die schweigsam in der Gruppe ist und zuhört, die lacht, weil der Humor ihr Lebensretter ist. Was bleibt in dunklen Zeiten denn mir, außer meinem Humor. Und dann gibt es auch die Menschen, die nicht verstehen,
dass Erfahrungen und Schmerzen rein subjektiv sind und dennoch meinen Sie zu sagen: Du hast doch keine Ahnung von nichts, mein Trauma ist das allerschlimmste von allen und ich leide doch so.
Das bin ich auch nicht. Ich leide nach innen und nicht nach außen. Darum merken viele nicht, wie es mir wirklich geht. Doch im
letzten Jahr habe ich dazu gelernt, mich selbst bewusster wahrgenommen, mein Verhalten analysiert und verstanden, dass ich keine Maske aufsetze, sondern dass das Persönlichkeitsanteile (Facetten) von mir sind, die ich benutze um eine Situation durchzustehen oder mich selbst zu schützen. Das die Therapeuten mich anfangs nicht durchschaut haben, lag daran das ich gut geübt war, diese Facetten von mir zu zeigen.
Doch so oder so, muss auch ein Therapeut dich erstmal kennen lernen und meine jetzige durchschaut mich langsam schon ganz gut.
Was mir bleibt, wenn ich nach innen leide, ist der fleiß und der Humor und die anderen Denken, das es mir gut gehen würde und ich auf dem besten Weg der Genesung bin. Dabei ist es genau anders herum. Im Endeffekt muss man sich eingestehen auch mal sagen zu dürfen: Nein, heute gehts mir nicht gut und die Kraft nicht für den Schein auszugeben, sondern für das Sein und sich Strategien zu recht legen, wie man selbst es überstehen kann. Ich weiß ich schweife ab. Allgemeines Problem von mir.
Aber ja, ich kenne das nur zu gut.
Liebste Grüße
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Re: Wenn die Außenwelt nichts erkennt

Beitragvon Amylee » Mi. 03.08.2016, 22:57

Hätte damals die Aussenwelt erkannt, so hätte man früh genug gelernt damit umzugehen und mann müsste jetzt nicht mit den Folgen kämpfen um sich das erbliebene Leben auf irgeneiner weise erträglich zu machen...schlimm aber wahr....ich glaube das es oft so ist das einem sehr viel leid zugefügt wird aber man mit niemanden darüber reden darf weil man das verbietet bekommt.....dieser satz unter anderem hat mein Leben geprägt .....Das ist ein Geheimnis...Du darfst es niemanden erzählen , sonst gibt es großen Ärger....an mehr kann ich mich nicht erinnern, ausser an details die ich hier jetzt nicht dokumentieren möchte weil mir das zu viel wird.....selbst meine Mutter, wenn ich ein Blauen Fleck oder ein Blaues Auge hatte schrie sie mich an "es geschieht Dir Recht !...überleg jetzt genau was du den anderen erzählst !...pass ja auf !..." so im dreh lief es immer ab....ich mag erlich gesagt nicht weiter reden.....geht mir zu sehr ins eingemachte.....deshalb beende ich jetzt dieses Thema....und kann nur sagen ....das es für den Betroffenen sehr bitter ist.....worauf man nie wirklich eine Antwort kriegt....das einzigste ist das man das in der Therapie und mit Hilfe von Medikamente versucht es zu verarbeiten so gut es geht....und lernt auch die vielen schönen Dinge im Leben zu Sehen...mit diesen Worten ...Gruß Amylee
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Re: Wenn die Außenwelt nichts erkennt

Beitragvon Ambra » Do. 09.02.2017, 13:20

Liebe Lillemoor,

deinen Beitrag hätte gerade ich schreiben können :o
Mir geht es genauso - auch ich meine immer die Starke sein zu müssen und lache, wenn ich eigentlich weinen sollte. Manchmal kann ich mich auch selbst nicht entscheiden wie es mir wirklich geht, denn da sind einfach mehrere und denen geht es ja auch nicht allen gleich. Das ist meiner Meinung nach das Schwierigste daran, wenn man zeigen möchte wie es einem wirklich geht. Die Frage, welchem Teil denn genau?
So sieht es bei mir aus! Wie ist denn das bei dir?

Lg Ambra
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Re: Wenn die Außenwelt nichts erkennt

Beitragvon Sonnentau » Do. 09.02.2017, 21:51

Ja es ist ein Schutzreflex. Auch ich gelte als der Sonnenschein. Ich lache und zeige nach aussen keine Schwächen. Es ging bei mir soweit, das ich von innen heraus Zitteranfälle bekam. Doch auch die lernte ich gut zu verbergen.
Viele Menschen möchte nichts erkennen weil sie nicht bereit dazu sind, sich mit dem anderen auseinander zu Sätzen.
Wenn die Außenwelt was erkannt hätte, würde es auch mir heute anders gehen. Man fühle sich mit seinen Gefühlen nicht so alleine.
Man ist stark und zugleich schwach....
Sonnentau
 

Re: Wenn die Außenwelt nichts erkennt

Beitragvon Wieso » So. 26.02.2017, 23:31

Geht mir auch so! Niemand erkennt, wie es in einem aussieht! Man steht täglich auf, lächelt, übersteht den Tag und fängt am nächsten Tag von Neuem an. Während Kollegen Mitleid für einen gebrochenen Arm bekommen... aber das ist ja auch von außen sichtbar...
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Re: Wenn die Außenwelt nichts erkennt

Beitragvon Lynn » Mo. 27.02.2017, 11:04

Und ich muss die Maske wieder lernen.
Da gehöre ich dann wohl zu den Menschen 'die ihr leid mit der ganzen Welt teilen.' Ich lächle und bin lustig wenn es mir gut geht und teile es mit der ganzen Welt. Aber wenn nicht. Dann nicht. Dann bin ich traurig und still. Manchmal weine ich auch. Es ist mir egal.

Aber es ist nicht gesellschaftsfähig. Ich werde explizit darauf hingewiesen dass ich so nicht sein darf. Lächeln. Probleme verstecken. Lustig sein. So tun als wäre nix.
Ich weiß echt nicht ob ich das noch kann.
Aber ich muss es wieder lernen.
Muss.
Nur so hat man eine Daseinsberechtigung.
Respekt dass ihr das alle so gut hinbekommen. Dieser Satz mag für den eine oder anderen jetzt fehl am platz sein. Aber genau so wie ihr es beschreibt sollte ich mich wohl verhalten. Und es fällt mir nicht leicht. Vor allem Menschen gegenüber die mir vorgegaukelt haben sie würde meine Geschichte und mein schmerz interessieren.
Lächle. Schweigen. Wein nicht. Schrei nicht.

Es sind doch die tage,wo man den ganzen tag Masken trägt und lächelt und am abend mit der klingen dasitzt .....

Vielleicht liegt die Lösung irgendwo in der Mitte.
Aber Mitte kann ich so schlecht.
Ich geh mal meine Maske wieder rauskramen.
Wird doch noch irgendwo sein.
Keine droge der Welt kann dir geben was nicht schon in dir ist. - aber sie kann dir alles nehmen.

Und wenn du gerade das Gefühl hast dass alles auseinander zu fallen scheint. Bleib ganz ruhig. Es sortiert sich nur neu..
Lynn
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