Abruptes Therapieende

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Abruptes Therapieende

Beitragvon Ruby » Do. 27.10.2016, 16:08

Habe heute erfahren, dass meine ambulante Therapie, die Skillgruppe und die Einzeltherapiegespräche, in Zukunft vollständig wegfallen werden, weil meine Therapeutin sich bis auf weiteres krankschreiben lassen hat. Sie ist schwanger, wird jetzt die ganze Schwangerschaft bis nach dem Mutterschaftsurlaub komplett wegfallen. Einen Ersatz für sie haben sie in der kurzen Zeit nicht gefunden. All ihre Patienten werden nun einfach im Regen stehen gelassen. Und gerade jetzt, wo ich so dringend jemanden bräuchte. Auch die Skillgruppe ist jetzt einfach weg. Quasi mittendrin. Findet einfach nicht mehr statt. Dabei habe ich doch gerade angefangen, von dieser Skillgruppe zu profitieren und mich auf sie einzulassen. Gerade jetzt, wo ich das Gefühl habe, dass ich das bereits Gelernte immer mehr verinnerlichen kann und mir die Gruppe wirklich gut tut, fällt sie nun einfach komplett weg. Gerade jetzt, wo ich mich an die anderen Frauen gewöhnt habe und wir uns untereinander immer besser verstehen, endet das mittendrin. Ich habe die ganze Fahrt von der Klinik bis nach Hause nur geheult. Ich habe mich richtig leer geheult. Und so fühle ich mich jetzt auch. Ich stehe jetzt komplett ohne therapeutische Hilfe da. Man riet mir, es beim nächsten Termin bei meiner Psychiaterin anzusprechen. Eventuell könnte ich dann ja öfters zu ihr, meinten sie. Den nächsten Termin habe ich leider erst am 18.. Momentan ist sie im Urlaub.

Diese Entwicklung ist bezeichnend für mein Leben. Als ob ich einen riesigen Magnet mit mir herum trage, der nur Mist anzieht. Was habe ich nur in meinen letzten Leben verbrochen, dass mir so ein mieses Karma gegeben ist? Was hat es denn für einen Sinn, wenn ich mich von mir aus bemühe und ernsthaft was in meinem Leben verändern will und dann dennoch alles ins Leere läuft. Ich habe so kein Bock mehr darauf. Immer wieder wirft es mich aus der Bahn. Keine Ahnung, wie es jetzt weitgehen wird.
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Re: Abruptes Therapieende

Beitragvon Senta » Do. 27.10.2016, 20:20

oh nein, das finde ich aber auch schrecklich, das tut mir echt Leid für dich!!!

ich finde es schon sträflich, dass sie euch nicht früh genug über diesen Schritt informiert hat, sodass ihr evtl. mit ihr zusammen nach einer weiteren Therapiemöglichkeit hättet suchen können.

aber, das schaffst du, da bin ich fest von überzeugt,
ich kenne dich noch nicht so lange und so gut,
aber ich habe das Gefühl, du kannst das hier gut kommunizieren, was dich daran so aufregt und das ist schon mal gut
besser, als wenn du jetzt so stillschweigend in der Ecke sitzen würdest und diese gefühle gar nicht wahrnehmen würdest!!!

wende dich doch vielleicht erstmal zeitnah an den sozialpsychiatrischen Dienst, die können dir vielleicht eine Ausweichmöglichkeit anbieten, dir bei diesen Schritten helfen?

wie wird es denn jetzt mit den weiter genehmigten Therapiestunden,
die dürfen ja auch nicht verfallen?
oder machst du das privat?

gibt es bei dir in der Nähe vielleicht ein Beratungszentrum zum Übergang?

AAAber,
ich glaube absolut nicht, dass es etwas mit schlechtem Karma zu tun hat,
du hast nix verbrochen :troest: da kannst du nix dafür!!!!!!!!!!!!!!!!

eine Zumutung und ein Fehler deiner Therapeutin finde ich!!!!!!!!!!!

versuch erstmal zur Ruhe zu kommen, dann wirst du bestimmt wieder etwas klarer sehen und es wird sich eine neue Möglichkeit finden,
das wünsche ich dir auf jeden Fall!!!!!!!!!!!!!

wie geht es dir mittlerweile?

:cuddle:
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Re: Abruptes Therapieende

Beitragvon Ruby » Fr. 28.10.2016, 10:46

Hallo liebe Sennta,

herzlichen Dank für Deine aufmunternden Worte.

Die ambulante Therapie mache ich derzeit in der Karl Jaspers Klinik, einer Psychiatrie in meiner Gegend. Die Therapie inklusive Skillgruppe wird von der GKV bezahlt.

Mit dem sozialpsychiatrischen Dienst hier hatte ich schon einmal Kontakt. Man riet mir damals, mich besser gleich an die Klinik zu wenden. Mit meiner ganzen Problematik war ich dem sozialpsychiatrischen Dienst viel zu kompliziert und zu anstrengend.

Gestern hat sich glücklicherweise auch mal mein Mann richtig viel Zeit genommen, um mit mir mein weiteres Vorgehen, beziehungsweise meine Optionen zu besprechen. Ich sehe jetzt schon wieder ein bisschen klarer.

Dass meine Therapeutin schwanger ist, habe ich bereits bei der letzten Skillgruppe erfahren. Sie teilte uns mit, dass sie noch bis Februar in der Klinik arbeitet und bis dahin ein Ersatz für sie gefunden werden würde, wir Patienten also nicht darunter zu leiden hätten. Gestern dann teilte uns der Chefpsychiater der Klinikambulanz mit, dass die Thera nun doch schon jetzt komplett ausfallen würde. Er versicherte uns zwar, dass er möglichst schnell einen Ersatz für sie finden will. Er wüßte aber nicht, ob das dieses Jahr noch klappen wird.

Glücklicherweise habe ich mich vor zwei Monaten noch bei zwei verschiedenen niedergelassenen Psychologinnen meiner Gegend für ein Vorgespräch auf die Warteliste setzen lassen. Mitte November soll ich bei beiden nochmals anrufen und nachfragen, wie weit ich auf der Warteliste bereits nach vorne gerückt bin und wie lange es noch ungefähr bis zum Vorgespräch dauern wird.

Anfangs November, nächste Woche am Donnerstag, muss ich erst mal wieder für eine Operation ins Krankenhaus, der siebte und hoffentlich letzte Krankenhausaufenthalt in diesem Jahr. Der künstliche Darmausgang, mit dem ich seit Februar lebe, soll dann wieder rückverlegt werden. Darauf habe ich nun die ganzen Monate sehnsüchtig gewartet. Dann endlich kann ich mich körperlich wieder vernünftig bewegen. Wenn es mir körperlich dann wieder besser geht, würde auch einer sationären DBT nichts mehr im Wege stehen. Ich werde mich dafür dann möglichst zeitnah nochmals mit der Thera der DBT Station absprechen.

So ganz ohne Hilfe stehe ich nicht da. Nächsten Monat habe ich in der Klinik zwei Termine bei meiner Psychiaterin. Für Dezember wird sie mir bestimmt auch wieder Termine geben. Darüber bin ich schon sehr froh, zumal ich zu ihr ein sehr gutes Verhältnis pflege und sie mich bei all meinen Problemen zu verstehen scheint. Sie kennt sich mit Borderline PS gut aus. Nichts ist ihr diesbezüglich fremd.

Am Montag bin ich erst einmal wieder wegen einer Ohrakupunktur in der Klinik. Zwei Mal wöchentlich wird diese gemacht und sogar von der GKV bezahlt. Die Ohrakupunktur soll gegen Suchtdruck und sogar bei Entzugserscheinungen helfen. Der Chefpsychiater setzt jeweils die Akupunktur-Nadeln. Ich werde ihn dann gleich nochmals wegen dem Therapieausfall ansprechen. Gestern war ich emotionell viel zu enttäuscht und aufgewühlt. Ich habe ihn das richtig spüren lassen. Besonders nett war ich wahrscheinlich nicht.

Was mich richtig nervt ist, dass ich zu meiner Thera erst jetzt so langsam Vertrauen gefunden habe und sie nun komplett als Stütze weg bricht. Wer weiß, wie ich mit der nächsten auskommen werde? Und wird es eine Frau oder ein Mann werden? Generell würde ich auch zu einem Mann. Bei einer Frau kann ich mich aber zu gewissen Themen offener, ungezwungener und freier offenbaren. Meine Patientenakte in der Klinik umfasst bereits mehrere selbstgeschriebene, ausführliche Aufsätze, die ich zur Vorbereitung der Therapiestunden jeweils verfasste, damit ich meine Probleme während der Therapiestunde strukturierter angehen und besprechen konnte. Denn ohne eine solche schriftliche Hilfe sind meine Gedanken vielfach zu chaotisch. Es nervt mich, dass nun der oder die zukünftigen Nachfolger meiner Thera all diese Aussätze zu lesen bekomen. Na ja, das lässt sich nun nicht mehr ändern. Vielleicht ist es ja auch ganz gut so.

Ganz so dunkel wie gestern, sehen meine möglichen Perspektiven nicht mehr aus. Ich muss jetzt einfach ein bisschen umplanen.

Ganz lieben Gruß
Ruby
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Re: Abruptes Therapieende

Beitragvon Senta » Fr. 28.10.2016, 13:41

Ruby hat geschrieben:Ganz so dunkel wie gestern, sehen meine möglichen Perspektiven nicht mehr aus. Ich muss jetzt einfach ein bisschen umplanen.
wie schön, das zu lesen

da hast du zwar in der nächsten Zeit noch Vieles zu bewältigen,
aber vielleicht gelingt es dir ja, dich ein bisschen auf die Ergebnisse, auf die Zeit, wenn das geschafft ist zu freuen,
irgendwann ist auch diese unsichere Zeit vorbei und du findest wieder eine therapeutische Struktur von außen, die dir hilft,
das wünsch ich dir

und
jetzt erstmal ein erholsames Wochenende! :cuddle:
Senta
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