Wird eine Diagnose immer einem mittgeteilt?

Unterforum zu den verschiedenen Therapieformen und -möglichkeiten (sowohl ambulant als auch stationär). Berichtet von Euren Therapie-Erfahrungen mit Therapeuten, Psychologen, Psychiatern und Kliniken oder auch Selbsthilfegruppen. Wir versuchen auch, Euch bei der Arzt-/Therapeuten- oder Kliniksuche zu helfen.

Wird eine Diagnose immer einem mittgeteilt?

Beitragvon Ephedra89 » Sa. 18.06.2016, 21:58

Hallo ihr Lieben,

ich mache seit ca. 2 Monaten das erste Mal in meinem Leben eine Therapie und mich würde nun interessieren wie es mit Diagnosen gehandhabt wird? Wann wird eine gemacht, und wenn ja in welcher Form wird diese dem Patient vermittelt? Ich habe jetzt schon öfters gelesen, dass Diagnosen auch hinderlich seien können und das auch den weiteren Verlauf der Therapie schaden könnte.

Ich frage mich dass nur deshalb, da ja auch hier viele im Forum ganz konkret wissen was sie haben. Woher? Wie hab ihr darüber erfahren?

Selbstdiagnose? Diagnose vom Therapheuten? Diagnose in der Klinik?

Finde das alles sehr verwirrend.. :roll:

Liebe Grüße
Jasmin
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Re: Wird eine Diagnose immer einem mittgeteilt?

Beitragvon Zacharian » So. 19.06.2016, 09:09

Hallo,

ich habe meine Diagnose im Anschluss nach der Klinik in einem nicht verschlossenen Umschlag erhalten. Der war für den weiter behandelnden Arzt gedacht. Da ich ja neugierig bin, habe ich ihn natürlich gelesen. Denke aber das man seine Diagnose auch erhält indem man nachfragt. Ist ja unser aller Recht das zu wissen.

LG
Zacharian
 

Re: Wird eine Diagnose immer einem mittgeteilt?

Beitragvon Richi » So. 19.06.2016, 10:26

Hallo Ephedra
Ich habe mit meiner Therapeutin darüber offen sprechen können. Es war kein Problem. Sie hat mir erklärt, warum sie es so sieht. Von einer Art von Selbstdiagnose halte ich persönlich nicht so viel, denn man könnte die unangenehmen Dinge, die eien betreffen können, evtl. doch zu schnell verwerfen.
Liebe Grüße von Richi
Richi
 

Re: Wird eine Diagnose immer einem mittgeteilt?

Beitragvon Ephedra89 » So. 19.06.2016, 12:34

Da ich ja neugierig bin, habe ich ihn natürlich gelesen.


WIe hast du dich gefühlt als du es gelesen hast? Hattest du schon eine Vermutung? Wie ging es dir damit?

Ich habe mit meiner Therapeutin darüber offen sprechen können. Es war kein Problem. Sie hat mir erklärt, warum sie es so sieht.


Das heißt du hast sie direkt danach gefragt? War das gleich zu Anfang oder nachdem du schon etwas länger Therapie bei ihr hattst? :)
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Re: Wird eine Diagnose immer einem mittgeteilt?

Beitragvon Richi » So. 19.06.2016, 12:47

Hallo Ephedra
Ich habe meine Therapeutin nach einiger Zeit danach gefragt, was ich für eine Erkrankung habe bzw. welche Diagnose sie mir stellt. Die Anfangsdiagnose wurde im Laufe der Zeit natürlich hin und wieder etwas verändert, da ja auch neue Dinge zum Vorschein gekommen sind.
Ich habe ja auch auf meinen Krankschreibungen die Verschlüsselte Diagnose sehen können. Ich wollte wissen, was es damit auf sich hat. Meine Therapeutin hat es mir genau erklärt, bevor ich mir von woanders her die "Informationen" besorge und evtl. etwas falsch verstehen könnte, wodurch ich mir noch mehr Gedanken machen würde.
Liebe Grüße von Richi
Richi
 

Re: Wird eine Diagnose immer einem mittgeteilt?

Beitragvon Zacharian » So. 19.06.2016, 14:35

Wie hab ich mich gefühlt ?

Das war für mich pure Erleichterung das mein Leben vorher eben nicht "normal" war für das ich es immer gehalten habe. Ich hatte die Befürchtung nicht krank zu sein. Hinzu kommt natürlich Gewissheit was mit einem los ist. Also durchweg positiv.

Selbstdiagnosen halte ich übrigens für sehr gefährlich, weil man Gefahr läuft sich da rein zu steigern.
Zacharian
 

Re: Wird eine Diagnose immer einem mittgeteilt?

Beitragvon Mäuschen » Di. 21.06.2016, 16:01

Also ich bei mir war das ja alles etwas komplizierter, bis ich den Arztbrief erhalten habe, wo die Diagnosen drin standen... Die Diagnosen an sich habe ich schon währenddessen so ein wenig gesagt bekommen. Nur den Arztbrief, wo alles so richtig drin stand, wollte mir die Ärztin nicht ohne weiteres geben. Könnt ihr ja aber in dem entsprechenden Tread nachlesen ;)

Was ich damit sagen möchte, es kommt einfach auch darauf an, was man hat usw., was und wieviel die Ärzte/Therapeuten einem sagen...
Mäuschen
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Re: Wird eine Diagnose immer einem mittgeteilt?

Beitragvon Ephedra89 » Mi. 22.06.2016, 23:04

Hallo ihr Lieben,

erstmal vielen Dank für eure Antworten, ihr hilft mir sehr, das Ganze etwas besser zu verstehen...natürlich würde ich mich freuen wenn noch ein paar weitere Antworten von weiterern Mitgliedern dazukommen! :D .


Richi hat geschrieben:Ich habe meine Therapeutin nach einiger Zeit danach gefragt, was ich für eine Erkrankung habe bzw. welche Diagnose sie mir stellt.


Puh...dazu stelle ich mir viel Mut vor, würde mich das jetzt noch gar nicht trauen :oops: oder vielleicht ist die Situation irgendwann wirklich sowas von entspannt, dass man so ungehemmt fragen kann.

Mäuschen hat geschrieben:Also ich bei mir war das ja alles etwas komplizierter, bis ich den Arztbrief erhalten habe, wo die Diagnosen drin standen... Die Diagnosen an sich habe ich schon währenddessen so ein wenig gesagt bekommen.


Ich habe deinen Thread gelesen, ganz schön unangenehm was da abgelaufen ist. Wie bist du denn mit deiner Diagnose umgegangen?

Zacharian hat geschrieben:Selbstdiagnosen halte ich übrigens für sehr gefährlich, weil man Gefahr läuft sich da rein zu steigern.


Da hast du Recht, aber im Laufe der Therapie ist es doch normal zu grübeln und zu hinterfragen was eigentlich mit einem los ist oder? :| Und dann liest man zu bestimmten Dingen mal hier mal was und dort mal was...ach schrecklich
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Re: Wird eine Diagnose immer einem mittgeteilt?

Beitragvon Zacharian » Do. 23.06.2016, 11:59

Natürlich macht man sich Gedanken, das hab ich in 5 Monaten auch oft getan. Nur verrückt machen lassen sollte man sich nicht. Das ist eher hinderlich für die Therapie.

Wenn man ganz ungeduldig ist, sollte man dann eher nach einer Vordiagnose fragen als selber eine zu erstellen.

LG
Zacharian
 

Re: Wird eine Diagnose immer einem mittgeteilt?

Beitragvon recovertopia » Di. 27.09.2016, 20:47

In meinen zwei Therapien wurde mir nicht wirklich gesagt, was ich habe. Ich habe es über die Nummer vom ICD rausgefunden, die auf der Überweisung/Konsilarbericht stand. Aber keine der Therapeutinnen hat mit mir drüber gesprochen. Ich persönlich fand das sehr schlecht. Ich hätte gerne gehört: "Sie haben wohl xy, das heißt konkret für Sie... . Folgendes können wir da jetzt machen."
Ich denke, mit einer guten DIagnose kann der Therapeut einen Plan mit Zwischenschritten erstellen. Das zumindest hoffe ich. Deswegen wechsel ich gerade die Therapie, denn mir kommt es so vor, dass die Diagnose sehr wichtig ist. Ich will wissen, was genau (oder auch nur teilweise) ist und wie man da helfe kann. Ich fühle mich ohne Diagnose irgendwie wehrlos..
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Re: Wird eine Diagnose immer einem mittgeteilt?

Beitragvon Ephedra89 » Do. 10.11.2016, 16:13

Hallo ihr Lieben,

entschuldigt, dass ich etwas abgetaucht bin, ich habe Anfang September meine Diagnose bekommen. Es lief eigentlich so ab, dass ich einen Platz in der Tagesklinik wollte weil es mir so schlecht ging, dafür brauchte ich einen Überweisungsschein und auf dem standen eben 2 Diagnosen drauf. Ich habe die ICD Nummern im Internet nachgeschaut und wusste was es ist. Letzenendes wusste ich schon vor der Diagnose was ich habe (unterbewusst) und mein Therapeut hat auch schon mehrmals Andeutungen gemacht.

In den nächsten Sitzungen haben wir dann auch explizit über die Problematiken und Behandlungsmöglichkeiten der Persönlichkeitsstörung gesprochen oder machen das noch immer. Aber über das Ergebnis der Diagnose an sich nicht, was ich ganz gut fand, ich glaub das würde das Ganze zu sehr dramatisieren. Ich denke er wusste schon, dass ich nicht großartig überrascht sein werde über die Diagnose, mich wahrscheinlich schon selbst schlau gemacht habe und er mit mir einfach weiterarbeiten kann.

recovertopia hat geschrieben:In meinen zwei Therapien wurde mir nicht wirklich gesagt, was ich habe. Ich habe es über die Nummer vom ICD rausgefunden, die auf der Überweisung/Konsilarbericht stand. Aber keine der Therapeutinnen hat mit mir drüber gesprochen. Ich persönlich fand das sehr schlecht. Ich hätte gerne gehört: "Sie haben wohl xy, das heißt konkret für Sie... . Folgendes können wir da jetzt machen."


So lief es bei mir auch ab, dennoch deutet mein Therapeut in den Sitzungen immer unterschwellig die Problematiken meiner Diagnose an und was mir im Vergleich zu einem psychisch stabilen Menschen fehlt oder zuviel / zuwenig besitze.

Also mein Therapeut hat nie gesagt: " Sie haben xy und das heißt..." eher das mir erklärt wird, dass meine familiäre Vorgeschichte so belastend, schwankend und instabil ablief, dass dies unter anderem zu einer Störung von bestimmten Emotionen / Handlungen / Leiden geführt hat.

Was ich enzwischen besser finde, denn wenn man sich einfach nur die Diagnosen manchmal durchliest, darüber informiert, wie die Prognose dabei ist usw. ist das manchmal einfach nur frustrierend...ich bin an dem Punkt wo ich wirklich sämtliche Fachliteratur zu meiner Diagnose durchgelesen habe.. und irgendwann kam ich an den Punkt wo ich alles entfernt und weggelegt habe....

Aber vielleicht hilft es dir ja wirklich wenn du die Therapie wechselst!
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Re: Wird eine Diagnose immer einem mittgeteilt?

Beitragvon Ruby » Sa. 12.11.2016, 17:36

Ephedra89 hat geschrieben:...ich bin an dem Punkt wo ich wirklich sämtliche Fachliteratur zu meiner Diagnose durchgelesen habe.. und irgendwann kam ich an den Punkt wo ich alles entfernt und weggelegt habe....
Wenn Du Dir irgendwann was Gutes tun willst, empfehle ich Dir das Interaktive Skillstraining für Borderline Patienten. Kostet um die 30 Euro. Das ist ein DBT Software Programm, speziell auf Borderliner zugeschnitten. Nebst unzähligen hilfreichen Tipps, therapeutischen Übungen und Aufgaben, findest Du auch viel Fachliteratur, bis hin zu Studien. Aber auch ohne sich diese Fachliteratur durchzulesen, ist das eigentliche DBT Programm richtig gut aufgebaut. Man lernt eine Menge über sich selbst. Man lernt, besser mit BL umzugehen und zu leben. Ich arbeite gerne damit, kann es Dir nur weiter empfehlen.

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