Therapie-Theorie und Praxis klaffen auseinander

Wenn ihr depressiv seid, könnt ihr euch hier über die Krankheit Depressionen austauschen, aber auch über andere depressive Zustände wie Burn-Out oder die manisch-depressive (bipolare) Störung.

Therapie-Theorie und Praxis klaffen auseinander

Beitragvon Lavendel » Mo. 05.10.2015, 10:52

Liebe Community.

Sicher kennen viele von euch die Schwierigkeiten, die ich habe, das was man schon weiss, umzusetzen.

Ich weiss theoretisch, dass ich mich aufraffen, was tun, Skills anwenden, mir was Gutes tun, den Haushalt schmeissen, endlich Versuche starten neue Leute kennenzulernen, meine Todoliste, was Berufliches wieder in Angriff nehmen, mich um mich selbst kümmern, etc. sollte.

Ich weiss, dass ich mir oft zuviel vornehme, dann vor dem Berg kapituliere, mich von der Depression und/oder dem inneren Schweinehund unterkriegen lasse...von Ängsten...meinen negativen Gefühlen und Gedanken.

 Aber irgendwie scheitere ich, obwohl ich das weiss, immer wieder einen halbwegs erträglichen Trott zu entwickeln. Daran mal Spass zu haben, etwas zu finden, was mir wirklich guttut ist gar nicht mehr zu denken.

Vielleicht wäre der Alltag mit etwas Freude zwischendrin erträglicher, aber da ist seit Ewigkeiten alles nur Leere und Schauspiel für die anderen, damit die sich nicht noch von mir abwenden, weil ich so negativ bin. Ich will ja, dass es mir besser geht, aber es klappt nicht.

Ich tue Dinge die mir guttun sollen nur, weil sie auf irgendwelchen Listen stehen und immer noch besser sind als mir zu schaden.

Wenn ich überlege oder aufschreiben will, was mir...MIR selber gefällt, dann ist da Leere, ein schwarzes Loch und haufenweise negative Gefühle.

 

Dazu natürlich noch meine verwirrenden Krankheitssymptome und all die tausend Einflüsse und Erinnerungen meines Lebens...


 Ich bin echt ratlos...ich kann mich mit Kraftaufwand weiterzwingen, aber positive Gefühle scheinen mir unerreichbar.

Wem gehts denn noch so...oder wer weiss aus eigener Erfahrung nen Weg raus? Ich les manchmal so "Heilungsberichte", Menschen die schreiben sich nach einer Depression wieder über Kleinigkeiten gefreut zu haben...es scheint mir unerreichbar, obwohl ich viel versuche...
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Re: Therapie-Theorie und Praxis klaffen auseinander

Beitragvon Christine » Mo. 05.10.2015, 13:20

Ich kenne das Gefühl sehr gut... bei mir war es lange Zeit genau so, wie du es beschreibst. Diese ewige Maske für alle anderen, aber bei einem selbst kommt gar nichts positives an... alles, was man tun sollte, ist einfach nur irgendeine Beschäftigung und scheint nicht zu helfen...

Ich würde dir gerne ein Rezept geben, wie es anders werden kann, aber ich merke, dass ich gar nicht genau weiß, wie und warum es passiert ist. Ich kann dir nur sagen: Ich war an genau dem Punkt, an dem du gerade stehst, und jetzt ist es anders. Es gibt immer noch Momente, in denen ich traurig oder verzweifelt oder innerlich leer bin, aber sie gehen vorbei. Es gibt auch anderes: Farbe, Musik, Lebensfreude. Klar ist nicht alles gut, aber auch nicht mehr alles schlimm.

Ein wichtiger Schritt dahin war, glaube ich, mich selbst zu akzeptieren mit den Gefühlen, die ich habe. Anstatt mich dafür zu verurteilen, wenn es mir schlecht ging und ich nicht funktionieren konnte, habe ich mir Zeit gelassen und (wenn zeitlich möglich) auch gelegentlich mal akzeptiert, dass es eben gerade nicht geht. Dafür habe ich zu anderen Zeiten auch zugelassen, dass es gerade wieder mal weniger schlimm ist. Ich habe lange Zeit meine Sensibilität für schöne Momente geschärft.
Es hat zwar nicht funktioniert, mich auf Kommando in die Sonne zu stellen und die Wärme der Sonnenstrahlen als angenehm zu empfinden. Aber wenn ich nun zufällig gerade mal in der Sonne war, hat es durchaus geholfen, eine Sekunde innezuhalten und bewusst die Wärme zu fühlen.

Hab Geduld mit dir. Es darf auch mal gleichzeitig gut UND schlecht sein. Es darf sein, dass du hoffnungslos bist. Es darf sein, dass du über irgendwas ehrlich und herzhaft lachen kannst und zwei Sekunden später wieder weinen könntest. Es darf sein, dass du dir was Gutes tust und es genießt - nicht weil es auf einer Liste steht, sondern weil dir gerade danach ist. Es darf sein, dass dir mal überhaupt nichts einfällt, was das Leben lebenswert macht.
Diese Akzeptanz von allem, was da kommt... das hat mir sehr geholfen. Da wurde die Welt ganz langsam wieder bunter. Weil alles da sein durfte, nicht mehr nur das Grau.

Viel Kraft wünsche ich dir. :cuddle:
Christine
 

Re: Therapie-Theorie und Praxis klaffen auseinander

Beitragvon Lavendel » Mo. 05.10.2015, 13:39

Dankeschön Christine für deine tolle, schnelle, hilfreiche und ausführliche Antwort :ty:
Hier scheine ich wirklich die richtige Community gefunden zu haben :tanz:
Werd mir das mal eben abschreiben und an die reale Pinnwand hängen wenn das ok ist?
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Re: Therapie-Theorie und Praxis klaffen auseinander

Beitragvon Christine » Mo. 05.10.2015, 13:43

Natürlich ist das okay :) Es freut mich, wenn ich dir helfen konnte!
Christine
 

Re: Therapie-Theorie und Praxis klaffen auseinander

Beitragvon SoundOfSilence » Mo. 05.10.2015, 20:57

Liebe Lavendel,

ich kenne diese Schwierigkeit auch, das Theoretische im praktischen Leben umzusetzen, ich glaube das kennt wirklich auch jeder...
Was mir dann manchmal hilft ist, tatsächlich mir zu gestatten, mich auf ein oder zwei Dinge zu beschränken... Es muss ja nicht alles gleichzeitig sein. :wink:

Die Haltung, sich selber zu akzeptieren, so wie Christine es hier (ganz ganz toll!!!) beschrieben hat, habe ich allerdings auch nicht ... Aber es gibt Fortschritte, nach und nach, langsam, aber immer mal wieder. Und wenn es mir gelingt, mir das auch zu erlauben, mich schlecht oder gut zu fühlen SO WIE ES MIR EBEN GERADE GEHT, dann merke ich, dass ich aus den Tiefs schneller heraus komme.

Andererseits: wenn es mir gut geht und ich das auch bemerke, dann erwische ich mich oft bei dem Gedanken, dass "etwas Schlimmes" passieren wird - und inzwischen kann ich auch da bewusster gegensteuern und mir sozusagen ausdrücklich erlauben, dass es mir JETZT gut gehen darf, egal was noch kommt...

Liebe Grüße,
SoS
SoundOfSilence
 

Re: Therapie-Theorie und Praxis klaffen auseinander

Beitragvon iyuraeel » Di. 06.10.2015, 07:41

Hi Lavendel,
Ich tue Dinge die mir guttun sollen nur, weil sie auf irgendwelchen Listen stehen

Solche Listen bekam ich auch. Eine davon hatte 300 Punkte, da sollte ich ankreuzen was mir gut tun könnte.
Schon das ausfüllen nervte. Sicher stehen auf diesen Listen Dinge, die vielen Leuten gut tun, aber das ist nunmal
nicht bei allen dasselbe.
Was mir half / hilft ist, zu schauen was ich früher, vor der Krankheitszeit, gern gemacht habe.
Dies versuche ich dann zu tun, auch wenn das wirklich häufig nicht funktoniert. Hin und wieder klappt es, mich
dazu zu zwingen, obwohl ich keinen Spaß dran habe, mit dem Gedanken: "Der Spaß kommt schon noch".
Falls du also vorher Hobbies hattest, denen du theoretisch noch nachgehen könntest, wäre das vielleicht eine Idee.

auch gelegentlich mal akzeptiert, dass es eben gerade nicht geht.

Das denke ich ist ein äußerst wichtiger Punkt.
An manchen tagen probiert man einiges aus, und alles funktioniert nicht, Stimmung ist trotzdem weiterhin
schlecht. An solchen Tagen sagen ich mir gelegentlich: "Okay, dieser Tag ist vorbei. Mach was du willst, was sinnvolles
kommt heute nicht mehr bei rum". Das mag zwar für den Moment resignierend wirken, aber es entlastet mich
sehr und hilft oftmals, aus sehr schlechten Tagen noch akzeptabel raus zu kommen :)
iyuraeel
 

Re: Therapie-Theorie und Praxis klaffen auseinander

Beitragvon ViJo » Di. 06.10.2015, 11:44

Hallo,

die anderen haben bereits alles geschrieben, was auch mir geholfen hat.
Hinzufügen möchte ich noch, dass mir die "Erlaubnis" meiner damalige Therapeutin, das Schlechtgehen
zuzulassen und ihr ihre Berechtigung nicht abzusprechen. Ihr in der Therapie bewusst Raun zu geben.
Dieser Raum und Rahmen, in dem ich mich seelisch auskotzen konnte, hat mir überhaupt erst, ganz ganz langsam, aber stetig, ermöglicht, mich meinen Gefühlen zu nähern.
ViJo
 

Re: Therapie-Theorie und Praxis klaffen auseinander

Beitragvon Lavendel » Di. 06.10.2015, 14:04

Hallo ihr drei,

nochmals Danke für die guten Antworten.

Es ist wirklich schwierig Gefühle zuzulassen und wahrzunehmen. Ich denke ich habe große Angst vor Ablehnung und dem Verletztwerden, wie jeder Mensch, wenn ich einfach so bin wie ich bin.
Vielleicht bin ich sensibler als andere, keine Ahnung, ich steck da ja in niemand anderem als in mir selbst. An anderen prallen in meinen Augen oft Situationen ab, die mir sehr nahe gehen.
Ihr wisst schon, das berühmte "so wie ich bin, bin ich nicht okay, nicht liebenswert".
Ausserdem hab ich tierische Angst meine Meinung in schwierigen Situationen zu vertreten. Einem Teil von mir ist so unglaublich wichtig was andere von mir denken, gemocht, geliebt zu werden und ein Teil hat irgendwie resigniert, dass es je einen anderen Menschen geben wird, der mich mag, wirklich mag, ausser meinem Freund. Und den ich auch mag.

Draussen habe ich meine Maske auf, war grade beim Psychiater, der hat sich sehr gefreut, dass es mir augenscheinlich besser geht...ich hab ja keine Ahnung an was ausser ihren blöden Fragebögen die das festmachen, ich hab mich auf jeden Fall mal wieder nicht getraut ehrlich zu sein. Vermutlich wäre ich ne prima Schauspielerin.

Manchmal hab ich das Gefühl, je mehr ich mir vornehme ehrlich zu sein, nicht immer nur das zu zeigen von dem ich meine dass die anderen es sehen wollen, desto krasser verstelle ich mich.

Es ist schon unglaublich schwer, das alles hier so aufzuschreiben, habe ewig lange gebraucht und hundertmal gelöscht und anders geschrieben. Als hätte mein eigentliches Ich sich so tief in mir drin verkrochen,dass ich es kaum noch sehen kann. klingt wahrscheinlich auch alles immer noch ziemlich wirr.
Glaube zwar, dass das normal ist, Gefühle sind unlogisch, sie beschreiben ist daher auch irgendwo unlogisch, aber ich weiss natürlich nicht ob da jemand andres durchsteigt...
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Re: Therapie-Theorie und Praxis klaffen auseinander

Beitragvon senta » Di. 06.10.2015, 14:25

also, ich habe da noch eine andere Strategie,

wenn ich zu viel Angst und sonstwas Ungutes in mir habe,
dann versuche ich etwas Unangenehmes zu erledigen,
etwas, was ich schon lange vor mir herschiebe, was viel Platz in meinem Denken einnimmt und mich Überwindung kostet
und danach abgehakt werden kann

das funktioniert bei mir, bin danach so anders, habs hinter mir, habs geschafft...

nur mal so eine Idee von mir für dich :wink:
senta
 

Re: Therapie-Theorie und Praxis klaffen auseinander

Beitragvon ViJo » Di. 06.10.2015, 15:00

Glaube zwar, dass das normal ist, Gefühle sind unlogisch, sie beschreiben ist daher auch irgendwo unlogisch, aber ich weiß natürlich nicht ob da jemand andres durchsteigt...

da sagst du was... . Das hat mich lange lange immer, (bei mir selber beobachtet), auf die Palme gebracht, diese eigene Gefühlslogik.
Und doch, so durfte ich erfahren, zieht sie sich wie ein roter Faden durch das innere, scheinbare Chaos des Unbewussten. Bekommt man (ich) diesen Faden an einem Ende zu fassen, lässt man (ich) es zu, dass sich eine Tür nach der anderen zum Unbewussten öffnet, dann bekommt alles einen Sinn, der schließlich auch rational zu erfassen ist.
ViJo
 

Re: Therapie-Theorie und Praxis klaffen auseinander

Beitragvon Lavendel » Di. 06.10.2015, 21:48

ja senta, das stimmt. Sachen aus dem Kopf haben erleichtert manchmal mehr, als das vor sich herschieben oder zergrübeln. Aber natürlich mal wieder leichter gesagt als getan.

Lebensringe, ich habe mal ganz selten roten Fäden gefunden, die waren aber meistens so schlimm und erschreckend oder verstörend und Illusionen zerstörend, dass sie nur schwer auszuhalten waren.
Ich weiss dass die Warheit oft erst wehtut, bevor die Heilung einsetzen kann, aber ich habe noch zuviel und zu oft Angst vor diesem Schmerz. Manchmal ist es so schlimm, dass ich denke es tötet mich. Also das Gefühl.

oder, wie du geschreiben hast, die Gefühlslogik, das Durchgehen durch all diese Türen.
Oft sind sogar die schönen Gefühle unaushaltbar, weil ich, wenn ich meine Gefühle "abspalte" (meine Therapeutin meinte das mal, denke das gehört so in die Richtung Depersonalisation/Derealisation-eigene Einschätzung, ich nenne es immer "sie töten") und das tue ich oft, ja beide "Gefühlsrichtungen" abspalten muss, die positiven und die negativen.

Aber ein wiederholtes Danke, das Schreiben mit euch hilft mir wirklich weiter!

:ty: :buch: :blumen:
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Re: Therapie-Theorie und Praxis klaffen auseinander

Beitragvon slot108 » So. 11.10.2015, 10:49

ich kenn das auch zu gut.
"meine Motivation rennt nackig mitm Cocktail in der Hand über irgend ne Wiese" und ich mach wieder nix.

hab mir schon Wecker gestellt, die Wohnung mit Zetteln behangen, meinen Monitor als Erinnerung versucht zu nutzen, mein smartphone ... funzt nur nich.

ich befürchte,für mich läuft das nur über jahrelange Versuche ...
immer einen kleinen Schritt weiter ...
slot108
 

Re: Therapie-Theorie und Praxis klaffen auseinander

Beitragvon Lavendel » Di. 20.10.2015, 19:09

@slot:
Ja das mit den kleinen Schritten ist leider so. Aber es nervt mich.

Ich habe das Gefühl festzustecken. Es ist nicht mehr so schlimm wie es war, die S-Gedanken sind seltener, ich habe keine Abstürze im klassischen Sinne, also mit Konsumkram, schon sehr lange nicht mehr gsd.

Ich stehe seit Montag auch auf der Warteliste für die Tagesklinik, nachdem ich stationäre Aufenthalte immer abgebrochen habe, weil ich einfach mehr Rückzugsmöglichkeiten brauche, als dort gegeben sind. 24/7 Menschen um mich tut mir einfach nicht gut.
Die Ärztin dort meinte, dass vllt auch ein AD hilfreich sein könnte. Ich hab da etwas Angst vor, ich nehme zwar schon lange Amisulprid, erlebe das auch als hilfreich, aber viele hier kennen sicher den inneren Kampf wegen den Medis. Auch wegen den Nebenwirkungen. Lieber ein kurzes gutes Leben? Oder ein langes quälendes?

Ich bin fürchterlich unzufrieden mit mir und der momentanen Situation. Ich weiss, ich muss einige Dinge einfach akzeptieren, andere ändern. Und ich muss das nicht nur wissen, sondern auch tun.

Ich habe mich so sehr verändert die letzten Jahre. Mein Kern ist wohl immer noch derselbe. Meine Kernprobleme wohl auch. Trotzdem bilde ich mir ein, dass ich mir mit dem Leben schon mal leichter getan habe. Eben nicht alles so schwer war. Bewege ich mich in die für mich falsche Richtung? Ist da nicht doch irgendwo noch ein anderer Weg, ein guter Weg. Ein Weg Richtung es wird wieder leichter, ich lebe wieder gern, wirklich gern???
Sehe ich ihn einfach nicht. Bin ich grade auf dem falschen und deswegen ist alles so scheußlich?

Ich habe diese Gedanken ein bißchen für mich aufgeschrieben und ein bißchen, weil hier ja doch einige (lebens)kluge Menschen unterwegs sind. Die vielleicht etwas sehen, was ich gerade nicht sehe.

Liebe Grüße
eine leidende Lavendel
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Re: Therapie-Theorie und Praxis klaffen auseinander

Beitragvon ViJo » Di. 20.10.2015, 19:47

Bewege ich mich in die für mich falsche Richtung? Ist da nicht doch irgendwo noch ein anderer Weg, ein guter Weg. Ein Weg Richtung es wird wieder leichter, ich lebe wieder gern, wirklich gern???
Sehe ich ihn einfach nicht. Bin ich grade auf dem falschen und deswegen ist alles so scheußlich?

Für mich erschließt sich jetzt nicht wirklich, ob du auf einem falschen Weg bist.
Hm, ich weiß aber von mir selber, dass mich mein Weg immer wieder tatsächlich zurückgeführt hat. An einen Punkt, denn ich zuvor übersprungen habe, weil unangenehm, oder bei einer Weggabelung verkehrt abgebogen bin. Es fühlte sich immer auch an, wie ein Rückschritt mit Enttäuschung gepaart, doch ein ganzes Stück später hat es sich gezeigt, wie gut dieser Umstand des scheinbaren Rückschritts war.
ViJo
 

Re: Therapie-Theorie und Praxis klaffen auseinander

Beitragvon FedernImFell » Di. 20.10.2015, 20:03

Halleluja ja.

Ich liebe Psychologie. Und das ist mein größtes Problem :D
Ich weiß, wie es theoretisch laufen sollte. Wie es theoretisch am besten wäre. ich weiß auch wie es praktisch läuft. Und zwar: kacke. :?

Ich selbst hab auch in der Zeit zwischen Klinik und Ausbildungsbeginn (fast 5 Monate!) einfach NICHTS gemacht. und nen therapeuten habe ich auch nicht gefunden.
nun, ich hab immer noch keinen. Aber das ist ok für mich.
Ich habe wieder einen geregelten Tagesablauf. Dank Medikamente kann ich mir plötzlich dinge merken, die ich früher schon vergessen habe wenn ich mir versucht habe sie einzuprägen :D
Ich habe To-Do-Listen für meine Woche. Da schreibe ich auf, was erledigt werden muss. Da kommt jedes noch so kleine fitzelchen drauf. Zur Schule gehen. Geschirrspüler ausräumen. Wäsche machen. Anwalt suchen. Lernen. Fahrschule. mit ner Freundin telefonieren. schlafen gehen.
Und das wird dann abgehakt. Es ist befriedigend, zu sehen, was ich schon gemacht habe. Ich denke dann nicht weiter darüber nach, dass ich bisher nur in die schule gegangen bin.. nein, immerhin BIN ich in die schule gegangen! GUT. Die Liste wird nie leer. Und wenn sie mal weniger wird, dann finde ich neues.

Depressive Menschen brauchen beschäftigung, damit sie nicht in ihren Gedanken versinken. Und depressive Gedanken sind schlimmer als Treibsand und Sumpf in einem.

Wenn ich beschäftigt bin muss ich mir keine Gedanken um mich machen. Ich kann mich voll auf die Aufgabe konzentrieren. Das musste ich auch üben, aber ich habs geschafft. Und wenn ich am tag 5 Minuten ruhe vor meinem Kopf habe ist das schon ein erfolg für mich. Stück für Stück kommen nun größere Aufgaben auf mich zu. Als nächstes: Anwalt suchen und nen Therapeuten finden.

Lassts euch gut gehen...
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