Bromazanil seit ca. 2 Jahren

Es geht hier sowohl um stoffgebundene Süchte und Abhängigkeiten (wie Alkohol- und Drogenmissbrauch) und nicht-stoffgebundene Süchte wie Verhaltenssüchte (z.B. Internetsucht, Kaufsucht, Spielsucht etc.), als auch um Zwangsstörungen (Zwangshandlungen und Zwangsgedanken/-ideen).

Bromazanil seit ca. 2 Jahren

Beitragvon Katzenfrau74 » Mo. 16.03.2015, 15:04

Hallo,

erstmal ein paar Eckdaten: weiblich, 40 Jahre alt, keine Kinder, seit 7 Jahren in einer nicht immer einfachen Beziehung, voll berufstätig.

Nun zum eigentlichen Problem - ich bin seit ca. 2 Jahren abhängig von Bromazanil. :(
Begonnen damit habe ich durch ein Rezept unseres Betriebsarztes, weil ich aufgrund meines sehr frühen Arbeitsbeginnes (6:30 Uhr) und sehr viel Publikum, vor dem ich immer gute Laune ausstrahlen muss, Schlafstörungen entwickelt habe.
Es gab dann auch immer Folgerezepte und die Suchtgefahr hat der Arzt mit den Worten "Was meinen Sie, wieviele Menschen von sowas abhängig sind!" runter gespielt. Ich bin derzeit bei ca. 6 mg/Abend, in Belastungssituationen auch bis zu 12 mg, an den Wochenenden schaffe ich aber auch mal 2 Nächte ganz ohne.

Nun will ich aber unbedingt weg davon.
Mein Hausarzt wollte mir - zum absetzen - vor einigen Wochen ein Antidepressivum verschreiben, nachdem ich das dann gegoogelt hatte und las "Gewichtszunahme", hab ich das Rezept weggeschmissen, weil ich derzeit auch daran arbeite, mein Gewicht zu reduzieren (79 kg auf 1,56 m). :oops: Daher weiss ich auch leider den Namen des Präparates nicht mehr.

Nun hatte ich ein verlängertes Wochenende und wollte mich auf einen "kalten Entzug" setzen, damit ging es mir dann nach 3 Nächten ganz grauenvoll. Panikattacken, das Gefühl, gleich einen Herzinfarkt zu bekommen, "neben mir zu stehen" und danach hab ich dann auch im Internet gelesen, dass ein kalter Entzug sehr gefährlich sein kann.

Hab nun nachher einen weiteren Termin beim Hausarzt und werde mich wohl doch auf das Experiment mit den Antidepressiva und gleichzeitigem runterdosieren des Bromazanil einlassen.

Hat da jemand Erfahrungen? Kann ich das ambulant machen und dabei voll weiter arbeiten (42 Std./Woche)? Ich bin leider so jemand, der immer perfekt sein will, immer denkt "ich muss funktionieren", es allen recht machen will und bei jeder Krankschreibung extreme Schuldgefühle hat. Das sind wohl noch alte Muster aus der Kindheit, denn meine Mutter wollte mich vor allem funktionierend (brav und gute Schulnoten).

Freue mich über Feedback!
Katzenfrau74
 

Re: Bromazanil seit ca. 2 Jahren

Beitragvon Charlotte » Do. 19.03.2015, 09:46

Hallo Katzenfrau!

Zum Entzug selber kann ich nicht viel sagen, gerade zum Thema 'was geht und was geht nicht beim Entzug' hab ich keinerlei Erfahrungen.

Aber mir kam beim Lesen der Gedanke, dass dein Wunsch nach Perfektion dich schon in die Sucht getrieben hat. Vielleicht wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, um das Muster, das dir schadet, zu durchbrechen?

Ich wünsche dir alles Gute!
Charlotte
 

Re: Bromazanil seit ca. 2 Jahren

Beitragvon Lightning » Fr. 20.03.2015, 00:30

Naja.. ich denke, du solltest evtl. mit einem langsamen herabsetzen der Dosierung beginnen. Also z.B. auf die 12 mg dann auch verzichten, wenn es großteils mit 6 geht.. und dann evtl mal auf 5 oder 4 runter gehen oder es mal mit alle 2 Tage versuchen, statt täglich. Hauptsache in irgendeiner Form reduzieren.

Dass es beim kalten Entzug zu Problemen kommen kann, ist klar. Auch beim runter Dosieren kann es sein, dass du wieder Schlafprobleme bekommst oder Unruhe und Zittern etc.. Dein Körper hat sich eben daran gewöhnt, dass du ihn täglich Abends ausbremst, um schlafen zu können. Es stellt sich natürlich auch die Frage, ob du seelisch abhängig bist oder körperlich.. oder beides.

Wenn du davon weg kommen möchtest und trotzdem zugreifst.. auch wenn du es evtl gerade nicht so nötig hättest.. ist es wohl eher eine psychische Abhängigkeit. Die körperliche kannst du im Normalfall durch langsam runter reduzieren meistern.. die psychische naja.. durch Willensstärke - und natürlich auch durch runter dosieren. Keine Ahnung ob es sinnvoll ist, das Benzo durch ein AD zu ersetzen. Wenn das sediert und du dadurch ohne Benzo schlafen kannst.. dann evtl. schon. Wobei du dann danach auch vom AD wieder wegkommen müsstest.. sonst würde es ja nicht viel Unterschied machen.

Habe zwar keine Erfahrung mit einer Benzo-Abhängigkeit.. aber mit diversen Drogen habe ich oft genug aufgehört :P Da aber auch oft durch kalten Entzug. NL absetzen auch durch kalten Entzug.. auch wenn es immer heisst, die machen nicht abhängig. Aber gut.. das ist wirklich nicht angenehm.. da würdest du sicher auch nicht arbeiten gehen.
Lightning
 

Re: Bromazanil seit ca. 2 Jahren

Beitragvon steffen12 » Fr. 20.03.2015, 08:35

Hallo,
ich möchte Dir gerne meine Erfahrungen mit dem Absetzen von Depressiva mitteilen, es ist aber schon viele Jahre her.
Damals wusste ich nicht was mit mir passierte, auf einmal bekam ich mitten auf der Arbeit, (immer Kundenkontakt, immer freundlich sein) eine Panikattacken, Heisshunger u. was weiss ich nicht alles, mein Hausarzt, den ich oefters Nachts rausklingelte wegen meinen Ängsten verschrieb mir ein Mittel dass damals neu auf den Markt kam, es ging mir von heut auf morgen besser, ich freude mich und mit mir mein Hausarzt, das Mittel nahm ich über Jahre, mir viel dann auf, das ich das Lachen dadurch verlernt habe, sowie ein Grossteil meines Gefuehlslebens.
An einem Wochenende gingen mir die Tabletten aus u. ich bekam Panik. Nachts ging ich noch zur Apotheke u. bettelte um die Tabletten ohne ein Rezept zu haben.

Der Apotheker wies mich so ab, dass werde ich nie vergessen, da wusste ich, dass ich von dem Zeugs abhängig geworden bin.
Seitdem fasse ich keine Tablette mehr an, nicht einmal eine Schmerztablette oder dergleichen.
Was ich damit sagen will, als ich nun keine Tablette damals mehr hatte, dachte ich Wunder was passiert aber es passierte nichts, im Gegenteil ich kam mir vor als wäre ich von einer langen Reise wieder zu mir zurückgekehrt.
Als ich um vieles aelter wurde konnte ich mir den Ursprung meiner damaligen Depression besser erklären u. verstehen.
Aber solche angelernten Verhaltensmuster u. Erlebnisse aus der Kindheit die bekommt man alleine glaube ich nicht so leicht in den Griff.
Unbewusst habe ich die Depression die noch vorhanden war, zwar nicht mehr so stark aber eben immer noch da, mit Bierchen unterdrückt, dass wird mir jetzt bewusst, wo ich gerade dabei bin mir das auch abzugewoehnen, dabei merke ich, das die Depressionen wieder zunehmen, besonders in der zweiten Tageshaelfte, morgens bin ich immer fit, darum stehe ich schon sehr bald auf.
Eine Erfahrung habe ich aber gemacht, man muss sich immer seiner Angst stellen, dass kann die nämlich ums verrecken nicht leiden u. das ein Leben lang, sonst hat man verloren.
Wünsche Dir gute Besserung.
steffen12
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Re: Bromazanil seit ca. 2 Jahren

Beitragvon Carmen » Fr. 20.03.2015, 23:34

Lightning hat geschrieben:Naja.. ich denke, du solltest evtl. mit einem langsamen herabsetzen der Dosierung beginnen. Also z.B. auf die 12 mg dann auch verzichten, wenn es großteils mit 6 geht.. und dann evtl mal auf 5 oder 4 runter gehen oder es mal mit alle 2 Tage versuchen, statt täglich. Hauptsache in irgendeiner Form reduzieren.



Bloß nicht alle zwei Tage! Das ist ganz schlecht, kalter Entzug ist auch nicht so super.
Lieber Schritt für Schritt, und täglich was nehmen, dann ist die Gefahr von Absetzsymptomatik nicht so groß bzw. diese sind schwächer.
Carmen
 

Re: Bromazanil seit ca. 2 Jahren

Beitragvon Lightning » Sa. 21.03.2015, 18:03

Naja.. ich würde sagen, das ist individuell sehr verschieden @Carmen. Wenn sie an Wochenenden oder in stressfreieren Situationen schon teilweise ohne Benzo klar kommt und es "erst" am dritten Tag kritisch wird.. könnte es auch möglich sein, alle 2 Tage was zu nehmen statt täglich. Es gibt auch Leute, die setzten einfach ab und merken gar nichts von einem Problem durch Benzos. Von dem her wie gesagt.. sicher sehr individuell die Geschichte.. wie schnell das Reduzieren möglich ist, muss unsere Katzenfrau dann wohl oder übel selbst testen ;)
Lightning
 

Re: Bromazanil seit ca. 2 Jahren

Beitragvon Carmen » Sa. 21.03.2015, 18:13

Naja, es kommt z.T. auch auf die HWZ an. Aber wenn man abhängig davon ist und dass ist sie ja, dann ist die Idee nicht so gut, eben weil der Körper darauf eher negativ reagiert.
Carmen
 

Re: Bromazanil seit ca. 2 Jahren

Beitragvon Lightning » Sa. 21.03.2015, 18:24

Naja.. daher meine Frage danach, ob sie eher geistig oder eher körperlich abhängig ist.. oder beides ;)
Die HWZ ist bei Benzos im Normalfall nicht sehr hoch. Wenns eher ne psychische Abhängigkeit ist, macht es aber Sinn, den Versuch mit alle 2 Tage mal zu wagen. Wenns ne physische Abhängigkeit ist.. muss sie eben testen, ab wann der Körper rebelliert und trotzdem einige Symptome in Kauf nehmen, wenn sie von dem Zeug weg kommen will. Oder sich damit abfinden, dass das Absetzen 1 Jahr und länger dauern wird.. für mich persönlich wäre das nichts.. da habe ich es lieber kurz etwas schwerer, als ewig zu brauchen :X
Lightning
 

Re: Bromazanil seit ca. 2 Jahren

Beitragvon Carmen » Sa. 21.03.2015, 18:25

Achso, da hast du natürlich Recht.
Carmen
 


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