Nee,hier ist es fies. Kalt, windig, Sprühregen...bäh
Aber... jetzt muss ich beichten.
Ich war lange wegen meiner Depression inTherapie.
Mehrfach.
Ich habe erfolgreich gelernt, depressive Verhaltensmuster zu vermeiden, im Vorfeld dafür zu Sorgen, dass ich mich frei mache vom Druck... keinen unüberwindbaren Berg vor mir aufhäufe. Mich rausnehme, wo ich nicht mehr kann. Ohne Schuldgefühl und schlechtes Gewissen.
Ich hab gelernt, für mich zu Sorgen.
Und jetzt? Nach... Moment ...*nachrechnen* ... 9 Jahren, die ich all das Gelernte erfolgreich angewendet habe, ... hab ich es jetzt wochen- und monatelang bewusst missachtet.
Und jetzt ist es wieder da, das depressive Muster.
Der Berg Unerledigtes vor mir, das gemacht werden MUSS.
Im September 2012 hat mein Mann mich nach 13 Jahren informiert, dass er aus unserer Ehe aussteigt. Mein Großer Sohn war seit 4 Wochen 5 Jahre alt, der Kleine ein paar Tage vorher 1Jahr alt geworden.
Für mich war das, nach einigen Wochen Schock- und Schmerzstarre, eigentlich eine Erleichterung. Er ist schwer depressiv, hat einige Zwänge, Ängste und mindestens ein Trauma aus seiner Kindheit.
Zuletzt war er wirklich bösartig. Er hatte etwa ein Jahr vorher seine Therapie abgebrochen.
Der langen Rede kurzer Sinn - für meine Kinder ist das Leid heute noch unermeßlich groß; ich habe mich relativ schnell bekrabbelt, habe die Erleichterung bemerkt und genossen, diese Krankheit nicht mehr mit tragen zu müssen.
Ich hab mich daran gemacht, unser Leben neu zu organisieren und die Trauerarbeit für meine Seele zu leisten, die nötig war.
Und dann?
Dann habe ich mich verliebt.
In jemanden, den ich seit oder besser vor 21 Jahren schon kannte. Als ich 14 war, war er in mich verliebt und ein Jahr später ich in ihn... und wir waren damals beide zu blöd,das zu verstehen.
Wir waren beide ...anders als die anderen. Jeder auf seine Art.
Auch ihn hatte seine Frau verlassen, ein paar Jahre vorher, auch sie hatte sich einen wesentlich jüngeren Partner gesucht, er ist alleinerziehend so wie ich, sein Sohn ein Jahr älter als mein Großer.
Alles ging rasend schnell. Als hätten wir (haben wir irgendwie wohl auch) all die Jahre losen Kontaktes nur auf diesen Augenblick gewartet.
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mich völlig verstanden gefühlt. Angekommen.
Ich liebe diesen Mann mehr als irgendjemanden vor ihm. Anders jedenfalls. Ruhiger. Sicherer. Angekommen eben
...naja... der Haken? Er hat eine schlimme PTBS resultierend aus einer üblen Kindheit und einem Leben, in dem ihn jeder nur für seine Spielchen benutzt hat - JEDER ...
Ich habe versucht,die Trauerarbeit für mich weiter zu leisten. Was allerdings glücklich und frisch verliebt nicht so wirklich einfach ist
Das ist also seit etwa einem Jahr zu kurz gekommen.
Punkt 1.
Dann ist es so, dass mein Freund seit einigen Wochen tatsächlich aus vielen Richtungen Druck bekommt. Echten, keinen nur gefühlten.
Und er KANN das im Moment nicht alleine hinbekommen. Unter anderem ging es um sein Kind und das Jugendamt. Ich habe also in den letzten Wochen sehr viel zurückgesteckt, hab mit ihm bei Terminen gestanden, als ich eigentlich nicht dazu in der Lage war. Aber, und das ist keine Ausrede, er hätte das alleine nicht geschafft. Und es ging um sein Kind. Ich hatte keine Wahl.
In der Zwischenzeit sind viele Sachen, für die ich genug Zeit gehabt hätte, einfach liegen geblieben. Aber, dabei geht es u.a. um das Geld, das den Lebensunterhalt für die Kinder und mich sichert. Also, auch das MUSS erledigt werden.
Keine Chance, auszusteigen.
Punkt 2.
Und dann... naja, das Leben mit einem PTBS-Erkrankten.... (mit argen "Ausflügen" Richtung Borderline) ist an sich schon emotional ein Leben am Limit. Ich fühle mich oft schon wie ein Stalker, weil ich so hartnäckig bin. Und ich habe versucht, mir meine Kraft bei ihm wiederzuholen. Für eine normale Beziehung kein Thema - mal der Eine, mal der Andere. Aber in dem Fall erhöht das den Druck auf ihn nur. Er stösst mich noch weiter weg, um den Druck loszuwerden. Und ich fühle mich - auch wenn ich es besser weiss- dann tatsächlich zurückgewiesen. Und das tut weh, jedenfalls im ersten Moment. An sich weiss ich das mittlerweile ganz gut einzuordnen und wappne mich dagegen.
Aber jetzt war ich selber am Ende und habe versucht, bei ihm wieder aufzutanken...alle emotionalen Türen aufgemacht. Und dann haut sie Zurückweisung so richtig rein.
Und warum? Weil ich...
Punkt 3nämlich versucht habe, jemand anderes für mein Wohlbefinden verantwortlich zu machen.
Und das geht einfach nie.
Es ist schön, wenn man jemanden hat, um aufzutanken. Aber verantwortlich bin immer ich selber.
Zusammenfassend also
-ich hab mir einen Riesenberg zu erledigen, der immer größer wird, je mehr ich versuche, auszusteigen.
-ich habe immer wieder Momente, in denen dieTrauersymptome wieder hochkommen -ohne die Trauer. Denn ich will ja meinen Ex nicht zurück. Trauerattacken statt Panikattacken.
-ich hab meine Seele vernachlässigt und stecke in einem Loch, aus dem ich jetzt mit eigener Kraft nicht mehr herauskomme.
Und Weihnachten steht vor der Tür, wo ich mich der Kinder wegen 3 Tage lächelnd aufrecht halten muss.
Scheisse.