von GLaDOS » So. 17.06.2012, 19:47
habe mich die letzten Tage mal mit dem Thema auseinandergesetzt und interessantes dazu gelesen. Ich bin ja auch der Meinung das es nur mit totaler Abstinenz funktionieren kann...
Es ist leichter, einer Begierde ganz zu entsagen, als in ihr maßzuhalten. Friedrich Nietzsche
Aber...
Ich denke ob ein Alkoholabhängiger jemals wieder "geregelt" trinken kann, hängt von vielen Faktoren ab. Es wird daher immer eine Einzelfallentscheidung bleiben. Es gibt vielleicht Anhaltspunkte für die eine oder andere Lösung, aber keine Garantien und Standardvorgaben. Am besten trifft man diese Entscheidung gemeinsam mit seinem Therapeuten/Suchtberater.
So sollten schwere Trinker, Langzeitabhängige und Menschen mit psychiatrischen Problemen - wenn möglich! - eher eine totale Abstinenz anstreben, weil jeder Schluck Alkohol ihre psychische und körperliche Verfassung weiter schädigt. Ein geregeltes Trinken ist hier meist auch eine Überforderung, weil Suchtgedächtnis und Kontrollverlust schon zu weit ausgeprägt sind.
Beim "kontrollierten trinken" ist es besonders wichtig seinen festen Trinkplan auf jeden Fall einzuhalten. Das führen eines Trinktagebuchs.
Unter keinen Umständen darf der Trinkplan kurzfristig geändert werden. Ausnahmen sind gefährlich und können zum schleichenden Rückfall führen, da sie die Tendenz haben, sich zu häufen.
Ist kontrolliertes Trinken leichter als Abstinenz?
Denke nicht unbedingt. Kontrolliertes Trinken kann auch sehr anstrengend sein, weil die Gedanken unter Umständen immer um die nächste "Trinkerlaubnis" kreisen. Auch das Führen eines Trinktagebuchs kann lästig werden. Für einige ist totale Abstinenz einfacher zu ertragen, weil weniger Selbstdisziplin erforderlich ist. Auf jeden Fall muss 'kontrolliertes Trinken' gezielt gelernt und von einem Fachmann begleitet werden. Regelmäßige Treffen mit dem Therapeuten und evtl. mit der Gruppe sind unbedingt notwendig.
In welchen Fällen ist die totale Abstinenz unrealistisch?
Bei mehrfach Abhängige und chronische Problemtrinker sind unter Umständen aufgrund ihrer langfristigen Suchtprägung nicht mehr in der Lage, das Trinken ganz aufzugeben, und fühlen sich deshalb von Totalabstinenz häufig überfordert. Ehe es zu weiteren Therapieabbrüchen kommt, weil der Erwartungsdruck zu groß ist, sollte man sich mit dem Möglichen zufrieden geben.
Trinker im Anfangsstadium oder mit "riskantem" Konsum.
Personen, die wegen ihrer Trinkgewohnheiten in ihrem sozialen Umfeld noch keine großen Nachteile erfahren haben, sind in der Regel nicht bereit, ganz auf Alkoholkonsum zu verzichten. Hier müssen individuelle Wege gefunden werden, um eine Verhaltensänderung zu erreichen.
Bei Patienten mit einer ausgeprägten "Ich-Schwäche" und mit quälenden Psychosen ist Alkohol im Laufe der Zeit oft zur "notwendigen Therapie" geworden. Fällt diese "Medizin" plötzlich und vollständig weg, ohne dass die Persönlichkeit vorher nachhaltig stabilisiert wurde, kann es zu einer gefährlichen Zunahme von Depressionen, Ängsten, psychotischen Krisen und suizidalen Tendenzen kommen.
Ich finde egal welchen Weg man auch einschlägt, dass einzig wichtige ist doch das er zum selben Ergebnis führt. Trocken zu bleiben und das für den Rest seines Lebens.