Depression & Ehe

Wenn ihr depressiv seid, könnt ihr euch hier über die Krankheit Depressionen austauschen, aber auch über andere depressive Zustände wie Burn-Out oder die manisch-depressive (bipolare) Störung.

Depression & Ehe

Beitragvon DrPolaris » Mi. 13.10.2010, 21:53

Hallo Leute,

ich brauche ganz dringend eine Antwort. Wer immer mir eine geben kann...

Ich bin mein ganzes Leben lang schon immer wieder mies drauf. Ich habe ewig gekämpft, aber momentan geht mir die Kraft aus. Das Schweirigste ist, ich bin seit 19 Jahren verheiratet und habe jetzt das Gefühl, als ob ich meine FRau, die für mich vor circa 10 tagen noch eine Göttin war, nicht mehr liebe. Das sagt zu wenig, weil ic sie toll finde!!! Aber wenn ich nach unserer Liebe greife, rutscht sie weg. Ich fühle mich total mies, habe kaum Hoffnung dasss das jemals anders wird, keine Hoffnung, dass ich jemals glücklich sein kann. Mein Leben ist toll!! ("Objektiv" und so im Ganzen). Wie ist das, wenn man akut depressiv ist - kann das dann passieren, dass man das Gefühl hat, man liebt seine Frau nicht mehr ohne sagen zu können, warum? Und ohne das Gefühl zu haben, es ginge einem ohne sie besser? Ohne das Gefühl zu haben, eine Trennung wäre erlösend?

Ich bin seit Ende Mai beim Psychiater, aber bei mir geht es rauf und runter. Ich habe mit ihm nicht über Depressionen gesprochen. Heute abend habe ich zu viel Wein getrunken und Neurexan genommen, meine Frau ist auch nicht da. Jetzt fühle ich mich besser, aber das ist abends oft so. Morgens nach dem Aufwachen ist es meist ganz scheiße. Meine Frau ist heimgekommen und am liebsten wäre ich ihr um den Hals gefallen. Aber da ich ihr heute schon den Tag versaut habe, macht sie einen auf alles in Ordnung. Nur küssen durfte ich sei bloß auf die Wange. Das ist so ein Kompromiss. Jetzt habe ich riesige Schuldgefühle und merke wie ich traurig werde.
DrPolaris
 

Re: Depression & Ehe

Beitragvon Atisha » Mi. 13.10.2010, 23:01

DrPolaris hat geschrieben:Ich bin mein ganzes Leben lang schon immer wieder mies drauf. Ich habe ewig gekämpft, aber momentan geht mir die Kraft aus. Das Schweirigste ist ... Mein Leben ist toll!! ("Objektiv" und so im Ganzen).


Ich kenne das irgendwie aus meiner Vergangenheit, ich habe mich auch so gefühlt (depressiv) und mein ganzes Leben gekämpft und bin nicht glücklich geworden, obwohl äußerlich alles ok war. Hatte Frau, Kinder, Gutbezahlten Job, Garten, Auto ..., aber in Wirklichkeit war ich total unglücklich. Das hatte sich dann alles in Luft aufgelöst mit meiner Erkrankung (Schizophrenie) mit 33 Jahren. Mir ging es jahrelang sau schlecht, aber das ist eine andere Geschichte. Also ich habe alles verloren Gesundheit, Job, Frau ... lebe seit 4 Jahren von Hartz IV, bin auf dem Weg mich selber zu finden und mir geht es, bis aufs Geld, besser als je zuvor.
Was kann also mein Ratschlag für dich sein? Gehe dein Leben und dich selber an. Du musst ja nicht beim Schwierigsten (deiner Frau) anfangen, aber kremple mal was um. Denke mal darüber nach was du wirklich willst und brauchst, wie du wirklich dich geben und sein willst - und setz es um. Vieleicht versuchst du weniger zu arbeiten, suchst dir einen einfacheren Job und nimmst dann natürlich auch leichten Herzens weniger Geld in kauf. Aber was ist dir wichtiger, du und deine Zufriedenheit oder ein objektiv tolles Leben. Dahinter musst du stehen, es voll und ganz füllen und leben. Du bist keine Funktionseinheit, bist ein Mensch.
So würde ich ran gehen, kann aber sein ich liege da ganz falsch bei dir. Und beziehe in deine lebensveränderungspläne deine Frau schön mit ein. Und zu guter Letzt noch den Rat, mache ruhig mal eine Psychotherapie, plane deine Veränderungen mit dem Psychologen.
Viel Spass auf deinem neuen Lebensweg. Manchmal müssen Veränderungen sein, auch wenns schwer fällt.
Atisha
 

Re: Depression & Ehe

Beitragvon -ce- » Mi. 13.10.2010, 23:29

Du würdest Dich möglichenfalls schäbigfühlen, weil Du Deiner Frau nicht die Zuwendung zukommen lassen kannst, die sie verdient, aber es würde Dich im Detail nicht weiter bewegen.

Sie zeigt Dir, wie sie Deine "Wandlung" bedrückt, aber ich bilde mir ein, zwischen den Zeilen erkannt zu haben, daß sie eine Lösung des Problems evtl. schon wüßte.

Könnte es sein, nachdem Du schreibst, daß ansonst Deine Welt nach außen hin soweit noch ganz intakt scheint, daß dies vielleicht Vorläufer eines sich anbahnenden Burn-out wären, Dir also andere Dinge über den Kopf zu wachsen beginnen, die Du ahnst, aber (Dir) nicht zugeben willst ? Noch nicht.

Und das hier:

Ich bin seit Ende Mai beim Psychiater, aber bei mir geht es rauf und runter. Ich habe mit ihm nicht über Depressionen gesprochen. Heute abend habe ich zu viel Wein getrunken und Neurexan genommen ...
[Hervorhebungen von mir]


sagt auch einiges.

Denn wenn es "nur" eine simple Depression wäre, hätte Dein Psychiater Dir das gewiß gleich gesagt. Wo sollten ansonst Gründe sein, es nicht beim Namen zu nennen ?

(Nur mal so nebenher: Auch die Medikation wird er Dir wohl kaum so verordnet haben ... )
-ce-
 

Re: Depression & Ehe

Beitragvon DrPolaris » Mi. 13.10.2010, 23:33

Hallo Atisha,

tut mir leid, von Deinem Schicksal zu hören. Ja, ich glaube auch, dass ich in meinem Leben viel verkorkst habe. Ich bin in Psychotherapie, aber er meint, dass ich wahnsinnig viel erreicht hätte, was sich zu genießen lohnt. Mein problem läge in Abwertungen von allem, was nicht furchtbar hart erkämpft sei. Meinen Job habe ich schon auf 4 tage mit weniger geld gekürzt, auch wenn er immer noch nicht toll ist. Scheiß-Kollege, sonst keine Kollegen, Schichtdienst mit morgens um 6 uam. Aber was Besseres kriege ich nicht. Danke für die Tipps, gut ist das mit dem "Leben planen" mit dem Therapeuten. Ich hoffe nur, ich kriege die kommende Woche (Urlaub zu zweit) gut rum. Mann, vor vier Wochen hätte ich mich noch so drauf gefreut, jetzt habe ich Scheiß-Angst, dass ich wieder in mir versacke.
DrPolaris
 

Re: Depression & Ehe

Beitragvon DrPolaris » Mi. 13.10.2010, 23:35

-ce- hat geschrieben:Du würdest Dich möglichenfalls schäbigfühlen, weil Du Deiner Frau nicht die Zuwendung zukommen lassen kannst, die sie verdient, aber es würde Dich im Detail nicht weiter bewegen.

Sie zeigt Dir, wie sie Deine "Wandlung" bedrückt, aber ich bilde mir ein, zwischen den Zeilen erkannt zu haben, daß sie eine Lösung des Problems evtl. schon wüßte.

Könnte es sein, nachdem Du schreibst, daß ansonst Deine Welt nach außen hin soweit noch ganz intakt scheint, daß dies vielleicht Vorläufer eines sich anbahnenden Burn-out wären, Dir also andere Dinge über den Kopf zu wachsen beginnen, die Du ahnst, aber (Dir) nicht zugeben willst ? Noch nicht.

Und das hier:

Ich bin seit Ende Mai beim Psychiater, aber bei mir geht es rauf und runter. Ich habe mit ihm nicht über Depressionen gesprochen. Heute abend habe ich zu viel Wein getrunken und Neurexan genommen ...
[Hervorhebungen von mir]


sagt auch einiges.

Denn wenn es "nur" eine simple Depression wäre, hätte Dein Psychiater Dir das gewiß gleich gesagt. Wo sollten ansonst Gründe sein, es nicht beim Namen zu nennen ?

(Nur mal so nebenher: Auch die Medikation wird er Dir wohl kaum so verordnet haben ... )


Da könnte einiges dran sein. Ich werde mal darüber nachdenken. Danke.


Wie ist das eigentlich mit Depressionen und Alkohol?
DrPolaris
 

Re: Depression & Ehe

Beitragvon Atisha » Mi. 13.10.2010, 23:35

DrPolaris hat geschrieben:Wie ist das eigentlich mit Depressionen und Alkohol?

Ein ganz schlimmer Teufelskreis ist das. Man trinkt wegen Depressionen und hat Depressionen durchs Trinken. So höre ich das immer von anderen die aus dieser Situation heraus trinken. Aber genau kann ich dir das nicht erklären. Ich bin selbst Alkoholoker, aber meine Zusammenhänge waren andere. Jetzt bin ich seit Februar diesen Jahres trocken und ich kann nur ganz dringend raten nicht anzufangen mit dem Trinken.
Atisha
 

Re: Depression & Ehe

Beitragvon DrPolaris » Mi. 13.10.2010, 23:37

Das mit dem Alk ist mir klar. mein vater hat getrunken. Wahrscheinlich aus dem gleichen grund wie ich. Ich will versuchen rauszukommen, ehe ich mit dem Alk abrutsche. Heute war es das erste mal seit vielen jahren - echt wahr!!
DrPolaris
 

Re: Depression & Ehe

Beitragvon olschig » Fr. 26.11.2010, 00:02

@DrPolaris + Atisha

Atisha hat geschrieben:Ich kenne das irgendwie aus meiner Vergangenheit, ich habe mich auch so gefühlt (depressiv) und mein ganzes Leben gekämpft und bin nicht glücklich geworden, obwohl äußerlich alles ok war. Hatte Frau, Kinder, Gutbezahlten Job, Garten, Auto ..., aber in Wirklichkeit war ich total unglücklich.

Denke mal darüber nach was du wirklich willst und brauchst, wie du wirklich dich geben und sein willst - und setz es um.

Manchmal müssen Veränderungen sein, auch wenns schwer fällt.


Bei mir sind große Ähnlichkeiten wie von DrPolaris geschrieben. Hatte auch alles. Nach Außen war alles ok. Tolles Haus, alles was dazugehört und innerlich nicht glücklich. Heute weiß ich in etwa was bei mir der Grund war, den will ich hier aber nicht öffentlich schreiben um DrPolaris nicht auf eine, vielleicht für ihn, falsche "Fährte" zu locken. Da musst Du selber drauf kommen. Irgend etwas passt nicht in Deinem Leben denke ich. Aber hier muss man sehr vorsichtig und sorgsam vorgehen.

Die Worte von Atisha finde ich sehr gut und sehr treffend beschrieben. Bei mir ist es ähnlich. Habe zum Glück aber kein Alkohol-Problem.

Ich glaube wir finden erst zu uns selber, wenn wir wirklich ziemlich viel oder alles verloren haben was uns wichtig erschienen ist. Was wirklich für uns wichtig ist, bemerkt man oftmals nach einer Krise oder in der Krise. Manchen ist es wichtig daraus einen neuen Lebensweg zu gehen, andere halten am alten Weg fest. Das ist keine Wertung weil ich denke alles was wir machen ist in Ordnung. Wir können immer wählen.
olschig
 


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