Wie steht ihr zu einem bedingungslosen Grundeinkommen?

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Wie steht ihr zu einem bedingungslosen Grundeinkommen?

Beitragvon Mirai » So. 08.09.2013, 16:54

GefallenerEngel hat geschrieben:Hallo Ewige Mutter,
hmmm... einerseits müsst ihr ihn natürlich nicht finanzieren, wenn ihr nicht wollt. Jeder ist nur für sich zuständig. Auf der anderen Seite bin ich der festen Überzeugung, daß man das Recht hat nicht zu arbeiten, wenn man nicht will. Deshalb plädiere ich für ein bedingungsloses Grundeinkommen! Die Betonung liegt auf bedingungslos. Da aber diese Option noch ferne Zukunftsmusik ist, falls sie denn überhaupt jemals umgesetzt wird, bleibt deinem Sohn nichts anderes übrig, als den ALG2 Antrag zu stellen... auch wenn er dadurch in menschenunwürdige Verhältnisse gedrängt und zum "Betteln" gezwungen wird...


Deiner Meinung kann ich gar nicht zustimmen. Du verlangst also wirklich, dass jeder Mensch ein Grundeinkommen auch ohne Arbeit bekommen sollte?
Wie soll das denn bitte funktionieren? Wie soll man das denn finanzieren? Warum sollte man dann überhaupt noch arbeiten wollen, wenn man das Geld geschenkt bekommt?

Wer aus reiner Bequemlichkeit nicht arbeiten will, der sollte meiner Meinung nach kein Geld bekommen. Warum denn auch?
Würdest du dich nicht schämen, wenn die ehrlichen Arbeiter dich mit durchfüttern müssten?

Es ist schlimm genug, wenn Menschen durch körperliche oder seelische Leiden arbeitsunfähig werden und diese haben die finanzielle Unterstützung auch wirklich verdient.

Wer nicht arbeiten will, obwohl er es könnte und trotzdem ein ordentliches Einkommen verlangt, ist für mich einfach nur egoistisch und asozial.
Dadurch macht man unseren Staat kaputt und das Leben der einfachen Leute wird nur noch mehr erschwert. Na danke.

Vielleicht habe ich dich auch nur falsch verstanden, aber so wie du es formuliert hast, wäre ein solches bedingungsloses Grundeinkommen ein Paradies für jeden Schmarotzer.
Mirai
 

Re: Mein Sohn will nicht arbeiten

Beitragvon senta » So. 08.09.2013, 17:08

Hartz IV muss eine (vorübergehende) Lösung für eine Notlage sein,
oder bei echten Beeinträchtigungen...
sonst funktioniert unser Solidaritätsprinzip nicht mehr

wenn auf einmal alle Hartz IV beantragen würden,
wer sollte denn das Geld bitte einzahlen???

regt mich auf sowas
senta
 

Re: Mein Sohn will nicht arbeiten

Beitragvon GefallenerEngel » So. 08.09.2013, 18:15

Wenn die Höhe des Grundeinkommens oder Bürgergeldes nicht hoch angesetzt wird, bleibt die Arbeitsmotivation bei vielen trotzdem erhalten. Nehmen wir an, jeder hätte Anspruch auf 1000 Euro im Monat. Das wäre etwas mehr, als der heutige Hartz4-Satz inklusive Miete (355 + 550 Warmmiete als Beispielrechnung). Ein Auto, Urlaubsreisen und sonstiger Luxus wären damit nicht finanzierbar, aber alles zum Leben Notwendige könnte man sich leisten. Damit wäre die Freiheit des Individuums ohne wenn und aber gesichert, für das "Mehr", um das Leben richtig genießen zu können, müsste man jedoch arbeiten gehen. Es gibt aber auch Menschen, die sich mit wenig zufrieden geben, dafür jedoch von allen in Ruhe gelassen werden möchten... Warum soll man ihnen das nicht gönnen?

Finanziert würde das Ganze, indem alle anderen Sozialleistungen durch dieses Grundeinkommen ersetzt werden. Dazu würde die riesige bürokratische Hartz4-Verwaltung wegfallen, welche heute ebenfalls durchgefüttert wird und jede Menge Geld kostet.

Ich persönlich wäre bereit auch höhere Steuern zu zahlen, wenn ich wüsste, daß ich im Falle eines Jobverlustes mich nicht erneut bewerben müsste und mit diesen 1000 Euro rechnen kann.

Und ja, Bequemlichkeit auf niedrigem Niveau ist ein Grundrecht, ich stehe dazu.
GefallenerEngel
 

Re: Mein Sohn will nicht arbeiten

Beitragvon Atisha » So. 08.09.2013, 18:18

Ich bin für sehr viel, für alternative und soziale Gesellschaftskonzepte und ich denke auch, dass Arbeitslosigkeit nicht sein muss, sondern Arbeit für alle da ist. Aber für ein bedingungsloses Grundeinkommen bin ich nicht. Wohl aber für ein bedingtes, für Kinder, Kranke und Rentner usw.
Atisha
 

Re: Mein Sohn will nicht arbeiten

Beitragvon EwigeMutter » So. 08.09.2013, 20:55

Wäre das nicht ein Thema für einen neuen Thread?
"Wie steht ihr zu Hartz4 oder einem bedingungslosen Grundeinkommen für alle ???"
EwigeMutter
 

Re: Mein Sohn will nicht arbeiten

Beitragvon Mirai » So. 08.09.2013, 23:27

GefallenerEngel hat geschrieben:Wenn die Höhe des Grundeinkommens oder Bürgergeldes nicht hoch angesetzt wird, bleibt die Arbeitsmotivation bei vielen trotzdem erhalten. Nehmen wir an, jeder hätte Anspruch auf 1000 Euro im Monat. Das wäre etwas mehr, als der heutige Hartz4-Satz inklusive Miete (355 + 550 Warmmiete als Beispielrechnung). Ein Auto, Urlaubsreisen und sonstiger Luxus wären damit nicht finanzierbar, aber alles zum Leben Notwendige könnte man sich leisten. Damit wäre die Freiheit des Individuums ohne wenn und aber gesichert, für das "Mehr", um das Leben richtig genießen zu können, müsste man jedoch arbeiten gehen. Es gibt aber auch Menschen, die sich mit wenig zufrieden geben, dafür jedoch von allen in Ruhe gelassen werden möchten... Warum soll man ihnen das nicht gönnen?

Finanziert würde das Ganze, indem alle anderen Sozialleistungen durch dieses Grundeinkommen ersetzt werden. Dazu würde die riesige bürokratische Hartz4-Verwaltung wegfallen, welche heute ebenfalls durchgefüttert wird und jede Menge Geld kostet.

Ich persönlich wäre bereit auch höhere Steuern zu zahlen, wenn ich wüsste, daß ich im Falle eines Jobverlustes mich nicht erneut bewerben müsste und mit diesen 1000 Euro rechnen kann.

Und ja, Bequemlichkeit auf niedrigem Niveau ist ein Grundrecht, ich stehe dazu.


Das halte ich für völligen Unsinn und bei genauerem Nachdenken ist das auch absolut undurchführbar und würde unseren Staat ruinieren.
Ich frage mich, wie viele Menschen in Versuchung geraten würden, dieses Grundeinkommen zu beziehen? Da gäbe es bestimmt genug.
Rein theoretisch könnte es jeder beantragen und dann kann es gar nicht funktionieren, weil niemand mehr einzahlt.
Für mich macht es das zu einer typischen Milchmädchenrechnung.

Bequemlichkeit ist auch nicht tragisch, aber wenn man wie du fordert, dass andere Menschen das eigene Leben bezahlen, dann ist das einfach nur asozial.
Das ist doch nichts anderes, als sich von fremden Menschen, die für ihr eigenes Geld arbeiten, durchfüttern zu lassen.
Mirai
 

Re: Mein Sohn will nicht arbeiten

Beitragvon Luna » So. 08.09.2013, 23:30

Stimme Mirai zu. Ist nicht praktikabel.
Luna
 

Re: Mein Sohn will nicht arbeiten

Beitragvon Christine » Mo. 09.09.2013, 01:40

EwigeMutter hat geschrieben:Wäre das nicht ein Thema für einen neuen Thread?
"Wie steht ihr zu Hartz4 oder einem bedingungslosen Grundeinkommen für alle ???"

Das sehe ich auch so...
Christine
 

Re: Wie steht ihr zu einem bedingungslosen Grundeinkommen?

Beitragvon iyuraeel » Mo. 09.09.2013, 12:36

Interessantes Thema.
Es gibt aber auch Menschen, die sich mit wenig zufrieden geben, dafür jedoch von allen in Ruhe gelassen werden möchten...

Zu diesen Menschen kann ich mich zählen und ein solches Grundeinkommen wäre Klasse. Fuer mich. Theoretisch.
Da ich aber nicht nur fuer mich sprechen mag, bin ich ganz klar dagegen.
Ich bin auch dafuer, dass weiterhin 1€Jobs angeboten werden und bei Nichteinhaltung der H4-Regeln sanktioniert wird.

Die, sagen wir 1000€ Rechnung wäre schön, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das funktionieren wird.
Sicher gibt es Leute denen das nicht reicht, das wären sogar sehr viele, aber die Zahl der Menschen die dann nicht
mehr versuchen würden einen Job zu bekommen wuerde stetig sinken. Jugendliche machen kein Abi mehr, weil sie
so direkt 1000€ bekommen können.
Dazu kommt, dass man in vielen Berufen zu wenig verdient. Wieso sollte eine Mutter noch halbtags arbeiten
gehen, wenn sie dasselbe Geld einfach so bekommt? Wieso sollten Pfleger noch arbeiten fuer ein paar Euro mehr?

Das ganze könnte vielleicht funktionieren, wenn es einen dementsprechend höheren Mindestlohn gäbe, so dass
es sich einfach lohnt arbeiten zu gehen.
Unser System funktioniert nunmal so, dass jeder versucht was zu leisten. Einige die es nicht können werden von den anderen mit finanziert, das ist sozial.
iyuraeel
 

Re: Wie steht ihr zu einem bedingungslosen Grundeinkommen?

Beitragvon Charlotte » Mo. 09.09.2013, 12:41

Ich kann iyuraeel zustimmen. Ich für mich fände es auch schön, wenn es so was gäbe, denn ich würde einiges tun, um einfach meine Ruhe zu haben. Aber das wird nicht funktionieren und insofern müssen wir uns von der Idee leider verabschieden.
Charlotte
 

Re: Wie steht ihr zu einem bedingungslosen Grundeinkommen?

Beitragvon EwigeMutter » Mo. 09.09.2013, 19:52

Die Frage ist doch,- Wo zieht man eine Grenze?
Wer ist einfach nur faul,wer hat eine krankhafte Antriebsschwäche?
Wer ist ein Hypochonder,wer wirklich arbeitsunfähig?
Wenn jemand trotz Bemühungen keine Arbeit findet,die er machen möchte,was dann?
Muss er dann jede Arbeit verrichten,- ist das zuzumuten? Zu welchem Lohn?
Soll man wegen relativ weniger "Schmarotzer" mit wirklich bedürftigen Menschen
so hart und kompromisslos umgehen,wie es die Arge oft tut?
Ist jemand,der aus eigenem Verschulden krank wird (Raucher mit Lungenkrebs,Drachenflieger mit Querschnittslähmung etc.) denn nun ein berechtigter Leistungsempfänger oder soll man solche Menschen nicht von der Allgemeinheit mitversorgen lassen?
Was macht denn einen Sozialstaat aus? Soll man nicht alle Schwachen unterstützen?
Schwach ist in meinen Augen auch jemand,der den (wie ich selbst finde recht hohen) Leistungsanforderungen in der Arbeitswelt nicht gewachsen ist.
Es gibt eben Menschen ,die sozusagen nichts aushalten.

Fragen über Fragen....ich finde es sehr schwer,da allen gerecht zu werden.
Meiner Erfahrung nach sind nur wenige Hartz4-Empfänger echte Faulenzer.
Wir haben in unserer Schule häufiger sog. 1-Euro-Jobber.....ich hatte bisher das Gefühl,dass sie manchmal einfach viel Pech im Leben hatten und oft schnell mit Arbeiten überfordert sind,weil sie aus psychischen Gründen nicht belastbar sind.
Die meisten Menschen haben überhaupt keine Lust,den ganzen Tag zu vertrödeln und nichts zu tun.
Daher denke ich,es wäre menschlich,wenn man den wenigen ,die es einfach nicht hinbekommen
fleißig zu sein,eine Unterstützung in menschenwürdiger Höhe zukommen ließe.
Voraussetzung sollte allerdings sein,dass man nicht straffällig wird und auch sonst der Gesellschaft keinen Schaden zufügt.
EwigeMutter
 

Re: Wie steht ihr zu einem bedingungslosen Grundeinkommen?

Beitragvon Amon » Di. 10.09.2013, 17:09

So ein Grundeinkommen sollte für mich immer an etwas gekoppelt sein. Hätte ich z.B. Zwei bis Dreihundert Euro Netto mehr im Monat würde ich noch weniger darüber nach denken aus der Situation in der ich mich befinde, raus zu kommen.

In Skandinavien, was ja auch eine viel geringere Bevölkerungsdichte hat, als hier, gibt es zum Beispiel 1200 Euro (Dänemark) Netto und trotz anderer Preise und Inflation können die dort davon auch gut leben. Ich vermute mal das der Alkohol auch dort deshalb teurer ist, aber das ist natürlich nur eine Vermutung.

Wir haben hier ja durch Restiktionen der Agenda unter Schröder, aber wohl auch durch "beschönigte (temporäre Beschäftigung von manchen Menschen die mit einfließt und Maßnahmen der Arge usw.) Bilanzen die Arbeitslosigkeit von über 4 Millionen auf ca. 2,5 Millionen Menschen abgebaut.

Dennoch wird dann nebenbei für die Bankenrettung mehr investiert als für manche soziale Maßnahme, wo ich mich frage ob man immer noch so lange glaubt alle Menschen durch Brot & Spiele veraschen zu können.

Da ich aber weder Soziologe bin und auch kein Wahrsager, beende ich diesen Beitrag. :D
Amon
 

Re: Wie steht ihr zu einem bedingungslosen Grundeinkommen?

Beitragvon Atisha » Di. 10.09.2013, 18:08

EwigeMutter hat was Wichtiges angesprochen, den Arbeitsmarkt, der ist einfach zu hart und zu ungesund. Der internationale Konkurrenzkampf macht alles kaputt. Wie ich schon sagte in einer anderen gesunden Wirtschaftsweise, da wäre genug Arbeit für alle da und man könnte mit viel weniger Belastung für den Einzelnen auskommen. Wir stecken heutzutage in was drinnen, wo wir hätten nie hingeraden dürfen. Aber die Politik macht ja nichts. Da wieder herauszukommen ist schwer. Wie soll man mit Löhnen von paar Euro am Tag konkurrieren oder mit Arbeitsbedingungen die unter aller Gesundheitssicherheit sind.
Atisha
 

Re: Wie steht ihr zu einem bedingungslosen Grundeinkommen?

Beitragvon Vanilla » Do. 12.09.2013, 16:35

Ich habe mich mal mit meiner Thera unterhalten, als Harz IV noch neu war.
Sie sagte, in keinem Land gibt es so viel Geld, wenn man nichts selbst dafür tut.
Dazu noch KV + Wohnung.
Ehrlich gesagt, ist das ganz schön viel.
Es gibt echt viele Kids, die bei Berufswunsch Harz IV angeben.
Auch wenn ihr mich steinigt, ich bin gegen bedingungsloses Grundeinkommen.
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
Unbekannt

Ja, ich hasse meine MS und sie mich scheinbar auch. Aber manchmal sitzen wir auch zusammen und lachen gemeinsam über meinen Gang

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Re: Wie steht ihr zu einem bedingungslosen Grundeinkommen?

Beitragvon GefallenerEngel » Do. 12.09.2013, 18:26

Hallo Vanila,

nein, wir wollen dich nicht steinigen. :wink:

Mir geht es nicht um die Höhe, sondern um die Bedingungslosigkeit. Der Arbeitszwang soll wegfallen! Über die Höhe kann man dann streiten.

Die Höhe finde ich übrigens auch gar nicht schlecht, gelinde gesagt. Aber was nützt es, wenn man dabei seine Würde verliert???!!! Dann schon lieber vor Hunger sterben, als zu diesen Beamten betteln gehen...

LG Gefallener Engel
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