Der Faktor (Zwischen-)Menschlichkeit

Für die Philosophen und Debattanten unter uns - hier könnt Ihr über Gott und die Welt oder den (Un-)Sinn des Lebens philosophieren ;)
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Der Faktor (Zwischen-)Menschlichkeit

Beitragvon Skaphe » Mo. 10.10.2011, 18:06

Wer einmal an seine Lieben denkt (Partner, Familie, etc.), der wird sich eventuell dabei ertappen, oftmals zu handeln und in den Tag zu leben, als sei alles selbstverständlich. Meine kurz formulierte Frage in den Raum: Wie wichtig ist die Zwischenmenschlichkeit? Bleibt der Mensch so stark ein Herdentier, dass er Zuwendung braucht oder kann man mit bloßen "Zeugen" glücklich werden? Wenn man selbst und andere bloß über die eigene Rolle im Leben bescheid wissen, am Leben des Menschen selbst aber keinen Anteil haben.

Wird so je der Einzelgänger glücklich werden können oder vereinsamt er - im negativen Sinne - und wird krank? Eine Frage beim Blick aus dem Fenster.
Skaphe
 

Re: Der Faktor (Zwischen-)Menschlichkeit

Beitragvon Atisha » Mo. 10.10.2011, 18:17

Du stellst hier eine große Frage, nicht weniger als wie sollten wir leben.
Dazu fällt mir das Buch "Siddhartha" von Hermann Hesse ein, welches versucht zum Überdenken dieses Themas zu kommen.
Atisha
 

Re: Der Faktor (Zwischen-)Menschlichkeit

Beitragvon Skaphe » Mo. 10.10.2011, 18:25

Ich sah das eher als eine Prioritätsfrage. Die Arbeitswelt ist kalt und sollte, weil es die Moderne verlangt, aus Fakten, Terminen und kontinuierlicher Verbesserung/Optimierung bestehen. Hinter jeder großen Tat - je nachdem, wie man Taten in ihrer Gewichtung auslegt und wie man ihnen nachgeht - steht ein Mensch. Ein denkendes Lebewesen, das aufnimmt, verarbeitet und anwendet, was es lernt. Der Mensch kann jedoch denken und fühlen.

Reden Menschen genügend miteinander, verbauen sie sich zu viele Chancen, einander besser kennen zu lernen, werden schöne Geschichten in ihren Grundzügen zerstört, weil der Mensch entweder mit allem zu freizügig umgeht (Facebook, etc.) oder, um nicht angreifbar zu sein, Mauern baut? Was ist eine Freundschaft, was eine Liebesbeziehung? Was ist Vertrautheit, was verbindet Menschen?
Skaphe
 

Re: Der Faktor (Zwischen-)Menschlichkeit

Beitragvon Stern* » Mo. 10.10.2011, 22:17

Huhu

das is ne sehr interessante frage.
Die zwischenmenschlichen Beziehungen leiden immer wieder sehr.
Manchmal frage ich mich wirklich ob das die neue entwicklung is immer mehr bei sich zu bleiben und immer mehr Mauern zu bauen.
In der arbeitswelt eine Mauer zu bauen, das is meine Persönliche Erfahrung is sehr wichtig.
Meine Chefs haben mich behandelt wie den letzten Dreck und wenn ich keine Mauern gehabt hätte ich glaube ich wäre völlig durchgedreht.
In der arbeitswelt, arbeiten real menschen ja das is wahr, aber leider wird das immer wieder vergessen.
Man versucht menschen durch maschienen zu ersetzen man versucht einzusparen wo es nur geht und man versucht alles so kostensparsamm zu erledigen wie nur möglich.
Da sind keine Befindlichkeiten der mitarbeiter interessant selbst wenn sie auf dem Zahnfleisch gehen.

Ich merkte immer mehr das sich das auch auf mein privatleben so weiterzog.
Ich hatte mauern aber was für riesige und dicke mauern.
Ich dachte menschlichkeit is eine wahnsinnige schwäche, aber helfen is gut oh ja.
Durch meine erfahrungen die ich in der arbeitswelt sammelte wurde ich ein anderer mensch, manchmal sehr kalt und distanziert vor allem wenn es um mein innenleben und mich selbst ging.
Probleme der anderen waren immer willkommen, bei mir jedenfalls und sie zu lösen war jeden tag aufs neue eine aufgabe von mir, so drückte man mir selbst in der ausbildung schon die Auszubildenden auf die nase mit der aussage mensch das machst du schon und von dir können sie gut lernen, davon abgesehen hast du ja immer ein offenes ohr.
Ja so war das und ich war der seelenmülleimer für allesammt.
Ich wollte nie so kalt sein wie viele andere in meinem betrieb und gerade deshalb musste ich jeden Tag aufpassen das ich nicht unterging.
Meiner Meinung nach werden viel zu viele Dinge für viel zu selbstverständlich genommen.
Mittlerweile danke ich jeden tag dafür das ich menschen um mich herum habe die nicht so eiskalt sind, dennen der mensch wichtig is und dennen es auch wichtig ist zu wissen wie es mir geht und was ich denke.
Das beruht auf gegenseitigkeit und ich bin sehr froh darüber solche menschen um mich zu haben.
Mein mann is ein goldschatz und ich danke auch hierfür jeden Tag, er is das wertvollste was mir in meinem leben passieren konnte.

Ich denke menschen verbindet, das gefühl zueinander, den gegenseitigen respekt und die emotionen die in einer solchen beziehung stecken.
Eine richtige und ehrliche freundschaft is was so wertvolles und sollte gehütet werden wie ein schatz.
Ich denke das man dafür eben auch was tun muss, freundschaften muss man pflegen.
Eine Beziehung noch viel mehr, man muss jeden Tag das herz des anderen von neuem Erobern den nur dann, kann das von langer dauer sein.
Ich habe vor ein paar monaten meinem Mann meine Gedanken zu unserer Ehe aufgeschrieben und dazu was er mir bedeutet, er las es und wir heulten stunden lange vor Glück.
Jeden Morgen wenn ich meinem Mann in die Augen schaue und ihm sage das ich ihn liebe, rollt ein kleines glückstränchen über seine wange und er sagt mir das er mich auch liebt.

Diese kleinen gesten haben einen so großen wert und bei freundschaften is das nicht anders.
So viel meine gedanken dazu und ich hoffe das ich nicht all zu sehr abgeschweift bin *rotwerd

Liebe grüße Stern
Stern*
 

Re: Der Faktor (Zwischen-)Menschlichkeit

Beitragvon blawo » Mo. 10.10.2011, 22:51

der gedanke an den "Faktor (zwischen)-menschlichkeit wundert mich etwas...passt nicht so wirklich zu anderen threads bzw. kommentaren... :kopfkratz: ...ich sag da mal besser gar nichts zu...
blawo
 

Re: Der Faktor (Zwischen-)Menschlichkeit

Beitragvon Atisha » Mo. 10.10.2011, 23:27

he blawo antworte ruhig - ist doch ein kompliziertes Thema.

Aber ich muss sagen für mich stellt sich die Frage nicht ob ich (zwischen-)menschlich bin, na klar und gerade dann wenn die Umwelt ihn nur noch als Nummer und Faktor sieht. Und ich bleibe dabei auch nicht auf der Strecke, immer schön menschlich beleiben, nett und lieb zueiander sein. Ich weiß nicht was ich bin Humanist, Christ, Buddhist, Deutscher ... Mensch, auf jedenfall las ich mich nicht erkalten und verhärten von dieser Welt.
Hass, Unverständnis, Ausnutzung, Benutzung, alles das ist unmenschlich, alles das gibts nicht bei mir.
Atisha
 

Re: Der Faktor (Zwischen-)Menschlichkeit

Beitragvon Skaphe » Di. 11.10.2011, 15:59

blawo hat geschrieben:ich sag da mal besser gar nichts zu...


Für deine prompte Einsicht schon einmal vielen Dank!

@Stern*: Mit 23 schon verheiratet zu sein, erlaube die Bemerkung, ist selten und scheinbar andersartig. Darf ich deine Wurzeln etwas hinterfragen? Gibt es eine bestimmte Lebensphilosophie, Glaubensrichtung, die hinter deiner Person steckt?

Sicherlich schön, was du beschreibst. Diese kleinen, alltäglichen aber wichtigen "Auffangkissen" meine ich. Die vor dem Identitätsverlust schützen. Beruflich kann man scheitern aber was ist, wenn es grundsätzlich daneben nichts gibt, was den Mensch Gesicht und Wert verleiht?

Lange Zeit gab es den Faktor Menschlichkeit aus meiner Sicht als Anteil der Lebensqualität nicht, da Erfolgserlebnisse und Genugtuung durch andere Dinge kamen, durch Fehler, durch Lösungen, durch endende Kapitel, durch neue Herausforderungen. Ich sah dann eines Tages näher hin. Hörte mir anderer Menschen Bedürfnisse und Anschauungen an, erkannte Ähnlichkeiten, Gemeinsamkeiten, gleiche Wünsche, der Wunsch nach Unverwundbarkeit und kompromissloser Zufriedenheit. Eine erkannte, große Kraft in der Ferne entwickelt sich zunehmend zu einem Wunsch, den ich manchmal glaube, nicht mehr ohne weiteres erfüllen zu können, da zu viele Phasen des naiven Ausprobierens bereits an mir vorbei zogen. Pubertäre Verliebtheiten und Schwärmereien, die es nicht gab, zeigen sich heute als zu großes Hineininterpretieren und Verfolgen von kleinen Momenten des Glückes. Man unterstellte mir bereits, ein Stalker zu sein, als ich das Interesse an selektierten Gegenstücken der Vergangenheit offenkundig niederlegte.

Zerfallen Mauern, bleiben Steine über, an denen scharfkantiger, harter Putz sitzt
Skaphe
 

Re: Der Faktor (Zwischen-)Menschlichkeit

Beitragvon Stern* » Mi. 12.10.2011, 11:48

Huhu Skaphe

Skaphe hat geschrieben: @Stern*: Mit 23 schon verheiratet zu sein, erlaube die Bemerkung, ist selten und scheinbar andersartig. Darf ich deine Wurzeln etwas hinterfragen? Gibt es eine bestimmte Lebensphilosophie, Glaubensrichtung, die hinter deiner Person steckt?


Ja du darfst fragen und verstecken tut sich dahinter gar nichts.
Ich habe mit 21 Jahren freiwillig aus liebe Geheiratet.
Dahinter steckt keine Glaubensrichtung oder so :wink:
Ich bin mit meinem Mann seid fast 9 Jahren zusammen und ja, das is ungewöhnlich.
Aber dahinter steckt gar nichts ausser meine liebe zu ihm.



Sicherlich schön, was du beschreibst. Diese kleinen, alltäglichen aber wichtigen "Auffangkissen" meine ich. Die vor dem Identitätsverlust schützen. Beruflich kann man scheitern aber was ist, wenn es grundsätzlich daneben nichts gibt, was den Mensch Gesicht und Wert verleiht?

Ich möchte nicht sagen das dass leben friede freude eierkuchen is, das is es sicherlich nicht.
Mein Mann und ich haben einiges Durchgemacht und haben sehr viele schicksalsschläge hinter uns.
Und gerade das, treibt mich an, weiterzumachen und das schöne zu erleben.
Mit ihm zusammen das leben zu gestallten und daran festzuhalten das auch für uns ein bisschen glück da ist.

Hmm der wunsch nach unverwundbarkeit und kompromissloser zufriedenheit.
Ich denke diesen Wunsch haben sehr viele menschen.
Doch is die frage ob sich dieser Wunsch erfüllen lässt....

Zerfallen Mauern, bleiben Steine über, an denen scharfkantiger, harter Putz sitzt


Ja, das is richtig, trotzdem denke ich das ich für mich, diese Steine in sofern aus dem weg räumen kann, um mich daran nicht dauernt zu verletzen.
Die frage is is es gut das mauern zerfallen oder nicht, und wenn ja, was man daraus machen kann.

Liebe Grüße Stern
Stern*
 


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