Wie gut ist heutzutage die Schule?

Für die Philosophen und Debattanten unter uns - hier könnt Ihr über Gott und die Welt oder den (Un-)Sinn des Lebens philosophieren ;)
Bei Streitgesprächen bitte sachlich bleiben und nicht beleidigen!

Wie gut ist heutzutage die Schule?

Beitragvon Atisha » Mi. 18.05.2011, 13:12

Hier gibt es ja einige junge Menschen, ich wollte mal fragen, wie gut ist Schule heute? Wie gut bereitet sie aufs Leben, aufs Berufsleben vor? Oder ist sie abgehoben und einseitig und man lernt da nichts Brauchbares?
Atisha
 

Re: Wie gut ist heutzutage die Schule?

Beitragvon kaffeetante80 » Mi. 18.05.2011, 21:45

es ist noch ganz genauso wie vor 20 jahren :D
das ganze gejammer von den kids wird zu viel verlangt bla bla ist blödsinn :roll:
kaffeetante80
 

Re: Wie gut ist heutzutage die Schule?

Beitragvon iyuraeel » Sa. 18.06.2011, 15:29

Ich weiß nicht was heute so verlangt wird, aber damals, als ich zur Realschule ging(8Jahre her), fand ich es natuerlich viel.
Wenn ich heute darueber nachdenke ist es wirklich laecherlich was man da lernt an Menge.
Gerade weil man noch irgendwie Kind ist und noch viel leichter lernt, oder nicht? Ich weiß nicht bis zu welchem Alter man wirklich gut lernt.

Jedoch fand ich auch damals schon, dass man eigentlich gar nicht vorbereitet wird aufs Leben.
Man lernt fuer die Noten und nicht fuers Leben.
Bei uns hatte man nur 1Praktikum gemacht, was ich echt doof fand.
Und das jetzt Abi nach der 12. schon gemacht wird, finde ich auch nicht wirklich gut. Da muss man sich noch eher entscheiden was man machen will. Irgendwann haben wir mit 15unsere Ausbildungen fertig, sind mit 18Vater(was dann vollkommen normal ist) und sterben mit 30-40. Good old times -.-

Aber ich faende es auch interessant zu wissen, wie Schule mittlerweile ist.
Die letzte Schule die ich besuchte(2Jahre her) war ein Weiterbildungskolleg und ist somit nicht zu vergleichen.
iyuraeel
 

Re: Wie gut ist heutzutage die Schule?

Beitragvon Atisha » Sa. 18.06.2011, 15:45

meine Kinder gehen ja nun in die erste und vierte Klasse, aber die erzählen mir nicht viel über die Schule. Was ich so mitbekomme ist die Lernmenge nicht viel anders als zu meiner Zeit. Manches sollen die schneller lernen, aber am Ende klappt das doch nicht und die Kinder können ungefähr das was wir auch konnten. Was mir aber auffällt sind die Lernmethoden, die sind anders. Zum Teil auch schlechter, weil da werden Kinder wie Erwachsene behandelt und sollen wie Erwachsene arbeiten und lernen. Aber am Ende klappt das auch nicht. Und die lernen doch so wie früher am besten. So gesehen wollen die viel verändern, ich sage nicht in eine gute Richtung, aber am Ende spielt die Natur der Kinder da nicht mit.
Ich bewerte die Schule auch nicht über, Hauptsache meine Kinder sind selbständig, selbstbewusst und gesund. Und das sind sie und das ist fast die ganze Miete, der Rest ist dann Nebensache.
Atisha
 

Re: Wie gut ist heutzutage die Schule?

Beitragvon Christine » Do. 11.10.2012, 00:25

Ich bin ja nun gerade mit der Schule fertig. Meine Schwester ist in der letzten Klasse am achtjährigen Gymnasium (Q12) und macht im Sommer Abitur.
Nach aller Erfahrung, die ich direkt und indirekt mit dem neuen Schulsystem gemacht habe, trifft es dieser Artikel ganz gut.
http://www.zeit.de/2011/22/DOS-G8
Christine
 

Re: Wie gut ist heutzutage die Schule?

Beitragvon effloresco » So. 11.11.2012, 14:12

Vielleicht kann ich als Erziehungswissenschaftlerin ja was dazu beitragen, sehe das Thema gerade erst.
Dafür muss ich ein wenig weiter ausholen *räusper* Ich bitte schonmal um Verzeihung :wink: auch weil ich das ganze mal so ungeschönt wie möglich darstellen werde.
Der Artikel bzw. Brief aus der "Zeit" fasst die Situation der armen Schüler aber schon wirklich gut zusammen.

Unser Schulsystem sehe ich als problematisch, da mittlerweile gar nicht mehr die Schüler im Mittelpunkt stehen.
Haupt- und Realschulen wollen ihre guten Schüler nicht an das Gymnasium abgeben, weil dann der Leistungsdurchschnitt an der eigenen Schule sinkt.
Lehrer unterrichten in überfüllten Klassenräumen, in denen wenig individuelle Förderung stattfinden kann (jeder Mensch lernt anders), und Lehrer sind auch nur Menschen. Hauptsache sie prügeln ihren Lehrstoff durch und haben am Schluss Noten.
Die Pisa-Studie sagt, Deutschland habe die "dümmsten Schüler", aber in bspw. südamerikanischen Ländern gehen nicht einmal alle Kinder zur Schule (und werden Putzfrauen, Taxifahrer, Kassiererinnen. In Deutschland gehen auch diese Kinder zur Schule.)
... und und und...

Ihr seht, um unsere Schüler selbst kümmert sich kaum jemand. Hauptsache jeder selbst hat die klügsten.
Die Idee ist ja, dass Schüler Kompetenzen erwerben, um ein gesellschaftsfähiger Mensch und Arbeitnehmer zu werden (Rechnen (Prozentrechnung etc), Lesen & Schreiben,...). Dabei sollen sich ebenso Handwerker wie Akademiker herauskristallisieren, denn jede einzelne Stelle in unserem Sozialsystem ist wichtig (weshalb ich nicht verstehe, was an "schlechten Noten" so schlimm ist und die Hauptschule so in Verruf geraten ist).
Außerdem passen sich die Fächer viel zu langsam an das aktuelle Weltgeschehen an. Warum gibt es in Großstädten mit besonders vielen Ausländern noch so viel Religions-Unterricht? In den wenigsten Schulen gibt es eine Alternative wie "Werte & Normen".

Die Aussage, dass Schüler verglichen mit unseren "Erwachsenenleben" wenig tun müssen, finde ich nicht ok. Erstmal erinnert sich das Gehirn netterweise lieber an die schönen Dinge. Zweitens haben Erwachsene schon so viel mehr "gelernt", Kinder und Teenager müssen das ganze erst noch bewältigen. Genauso wenig verlangt man von einem 2-jährigen den Abwasch zu erledigen weil es sowieso den ganzen Tag nur spielt; das kann es nämlich noch gar nicht. Teenager sind auch nur Kinder und die lernen schon was das Zeug hält (was man ihnen leider nicht sofort ansieht). Sie wollen nämlich das Leben verstehen und das ist wirklich eine große Lehreinheit. Das ist so anstrengend, dass man sich als Teenie nachmittags schonmal für ein Stündchen hinlegen muss.

Zusammenfassend würde behaupten, dass die Schule noch einige Baustellen hat. In der Schulpolitik und -pädagogik sind die Schüler leider nicht mehr der Mittelpunkt. Unsere Schüler müssen nicht noch mehr Stoff in ihre Köpfchen kriegen, sie müssen Dinge nur anders lernen. (Qualität statt Quantität).
Die Klassen sind zu groß, die Fächer zu altbacken (aber nicht unwichtig), die Ansprüche zu hoch (wir müssen nicht alle ProfessorIn werden). Die Schulen sind zwar schon weg vom Rohrstock und verängstigten Schülern, aber es gibt noch viel zu tun.
Wir kommen zwar alle irgendwie durch, aber das ist gewiss nicht der optimalste Weg.
effloresco
 

Re: Wie gut ist heutzutage die Schule?

Beitragvon Atisha » So. 11.11.2012, 14:56

effloresco hat geschrieben: Dabei sollen sich ebenso Handwerker wie Akademiker herauskristallisieren, denn jede einzelne Stelle in unserem Sozialsystem ist wichtig (weshalb ich nicht verstehe, was an "schlechten Noten" so schlimm ist und die Hauptschule so in Verruf geraten ist).


Ich finde ja aus der Ferne, das die Schule auch heutzutage einseitig ist. Einseitig in eine festgelegte rationale, materielle Welt-Lernrichtung. Was nicht gleich schlecht ist aber einseitig. Letztlich kristallisieren sich dann irgendwelche konformen Akademiker heraus. Ich habe schon Menschen getroffen die haben sich auf ihr Studium wirklich was eingebildet, das sie erfolgreich und auf der richtigen Seite im Leben stehen. Sowas wird denen vermittelt. Aber in Wirklichkeit hat jeder seine individuellen Lebensanforderungen und Fähigkeiten. Und was ein Mensch im Leben machen muss und lernen sollte das steht nochmal auf einem ganz anderen Blatt. Am Ende sind Akademiker schulnotenmäßig besser bewertet als die einfachen Menschen. Aber ich scheue mich schon diese Klassifizierung zu machen. Denn in Wirklichkeit gibt es keine besseren und schlechteren Menschen, sie sind nur anders. Und am Ende muss jeder den Anforderungen gerecht werden. Wer kennt nicht den Professor der nicht mit Geld umgehen kann, wer kennt nicht den in Ilussionen lebenden Banker, wer kennt nicht den noch nie eine Schraube hereingedrehten Büromenschen. Wieso werden manche Handwerker und Einzelhandelskaufleute als dümmer hingestellt, nur weil ihr Denkgehirn nicht so arbeitet wie heutzutage von der Schule gefordert. Die Forderungen des Lebens sind ganz andere. Wer kann Kinder richtig ins Leben bringen, sprich erziehen, wer kennt sich mit Geld und Wirtschaft wirklich aus und könnte damit ordentlicher umgehen, wer weiß wie man im Alter leben sollte, wer versteht wirklich was von psychischen Erkrankungen ...
Nein die einfachen Berufe sind gar nicht dumm oder einfach, ihre Kompetenzen liegen nur wo ganz anders und am Ende ist entscheident wie gut der Mensch ist, um das mal so einfach zu sagen.
Atisha
 

Re: Wie gut ist heutzutage die Schule?

Beitragvon effloresco » Mo. 12.11.2012, 23:26

Ja, ich gebe dir da völlig recht.

Hinter dem Notensystem steckt eine Art Alternative zur Aufnahmeprüfung (bspw. bei Universitäten). Mehr eigentlich auch nicht. Deswegen habe ich auch ein großes Problem mit der sogenannten "Blaupause der Intelligenz" (Akademikereltern gebären Akademikerkinder, Friseureltern gebären Friseurkinder. Sozusagen vererbte Intelligenz) oder den IQ-Tests. Vor allem der IQ-Test testet nur das logische Denken. Und ich mit meinem Abitur kann noch lange keine Mauer mauern oder gar ein Haus bauen.
Jeder Mensch hat eigene Kompetenzen, Fähigkeiten, kann ein oder zwei oder vielleicht drei Sachen besonders gut. Und ein Bekannter von mir mit seinem Bachelor-Abschluss (Note 1,2; besser geht es kaum) kann immer noch nicht gescheit mit Frauen reden.

Das, was man also gut kann, sollte nicht in niedrige oder hohe Intelligenz eingestuft werden. Und um zurück zur Schule zu kommen: Da wird von Lehrern, Schülern und ganz besonders Eltern einfach das Notensystem völlig falsch interpretiert. Es müssen nicht alle eine 1 oder 2 haben. 4 ist ausreichend. Das Wissen reicht aus (= um diesen oder jenen Beruf zu erlernen).
Vor allem deswegen verliert jeder Abschluss an Wert, quasi eine Schulabschluss-Inflation.
Ich denke, dass das ein sehr sehr negativer Aspekt an unseren Schulen ist. Es geht immer nur um möglichst gute Noten, egal in welchen Fächern! Da können die einzelnen Menschen noch so nett sein (= soziale Kompetenzen haben)
effloresco
 

Re: Wie gut ist heutzutage die Schule?

Beitragvon Mirai » Fr. 30.08.2013, 20:33

Hier wurde ja schon einiges angesprochen, aber ich würde gerne noch auf einen Punkt eingehen, der mich gewaltig nervt.

Der individuelle Wissensdurst der Schüler wird kaum bis gar nicht befriedigt. Ich habe mich immer sehr für Geschichte interessiert, aber einige Dinge kommen einfach zu kurz oder werden fast völlig verschwiegen.
Ein Beispiel dafür wäre zum Thema Zweiter Weltkrieg der Pazifikkrieg. Es wird mal kurz erwähnt, dass die Japaner im Zweiten Weltkrieg mitgekämpft haben, aber der Pazifikkrieg wird außen vor gelassen.
Wenn man tiefergreifende Fragen stellt, wird oft gesagt, dass man das aus Zeitgründen nicht besprechen kann. Manchen Lehrern fehlt natürlich auch das nötige Wissen.

Ich fände es auch gut, wenn man die Lehrpläne freier gestalten könnte, sodass jeder Schüler individuell gefördert werden kann.
Ich hatte in der Schule 10 Jahre Englisch, 4 Jahre Französisch, 5 Jahre Latein und 3 Jahre Russisch, aber ich denke, ich hätte noch Kapazität für mehr Fremdsprachen gehabt, wenn ich stattdessen vielleicht kein Sport oder Chemie gehabt hätte.
Hätte ich beispielsweise die Chance bekommen, Italienisch anstatt Sport zu wählen, hätte ich es sicher getan und es hätte mir wahrscheinlich auch mehr gebracht.

Ich möchte ja selbst Lehrer werden und ich hoffe, dass ich mein Möglichstes tun kann.
Ich finde, ein Lehrer kann dann zufrieden sein, wenn er es schafft, alle Schüler angemessen zu fördern und ihnen etwas mitzugeben, was ihnen später im Leben hilft.
Mirai
 

Re: Wie gut ist heutzutage die Schule?

Beitragvon EwigeMutter » Fr. 30.08.2013, 21:23

Ich arbeite in einer Schule in der Ganztagsbetreuung.
Grundschulkinder sind heute oft den ganzen Tag in der Schule,-
morgens im Unterricht,nachmittags bei uns.
Ich sehe schon Unterschiede zu Kindern von vor zwanzig oder dreissig Jahren.
Viele Kinder sind fein- und grobmotorisch sehr unterentwickelt....sie können zwar aus dem ff Tasten drücken ,sind aber nicht in der Lage einen Faden durch ein Nadelöhr zu ziehen oder einen Purzelbaum zu machen.
Ich arbeite im kreativen Bereich mit 6-10-jährigen,- wir malen,basteln,nähen ,filzen usw.
Ich versuche,den Kindern dabei ganz spielerisch praktische Handwerkstechniken beizubringen,da sie so gut wie nichts in dem Bereich beherrschen.
Das war früher anders.Vielleicht findet man es heute auch nicht so wichtig,ob man einen Knopf annähen kann,- heute wirft man das gesamte Kleidungsstück eben weg.

Morgens in der Schule geht es heute in erster Linie darum,zu funktionieren.
Lehrer haben oft mehrere verhaltensauffällige Kinder in einer Klasse, sie können nicht auf jeden eingehen und so manches Kind fällt deswegen aus dem Raster.
Ich finde die heutigen Kinder sehr selbstbewusst,teilweise auch respektlos.
Ich versuche es immer mit ganz viel Herz und Geduld und komme deswegen mit fast jedem Kind klar.
Unsere OGT ist ein guter Platz für Kinder,leider oftmals ein besserer als das Zuhause .
Wir haben etliche Kinder,die zu Hause nichts anderes erwartet als Langeweile und das Desinteresse der Eltern.
Eltern haben oftmals viel zu wenig Zeit für ihre Kinder und sind froh,wenn sie sie bei uns in der Betreuung lassen können.Wir versuchen unser Bestes,ihnen eine Art zweites Zuhause zu sein,-
trotzdem denke ich da ein wenig altmodisch und würde es besser finden,wenn Kinder und Eltern mehr als zwei Stunden am Tag gemeinsam verbingen könnten.

Zum Thema Schule kann ich nicht viel Aktuelles schreiben, meine Kinder sind zum Glück seit einigen Jahren da raus,-
ich habe damals sehr verschiedene Erfahrungen gemacht und behaupte mal,das fast alles mit einem guten oder schlechten Lehrer steht und fällt.
Es gibt gute Lehrer,aber aus meiner Erfahrung ist es die Minderheit.
Das Schulsystem ist meiner Ansicht nach ganz falsch aufgebaut,-
ich bin eine Verfechterin der Gesamtschule.
Den Lehrern sollten mehr Sozialpädagogen zur Seite stehen,die Klassen dürften nicht mehr als maximal 20 Kinder haben.
Sitzenbleiben sollte niemand mehr,jedes Kind sollte so gefördert werden,das es den Lernstoff schafft.
Aber viele Lehrer interessiert es nicht die Bohne,wenn 50% ihrer Schüler nicht mitkommen....dabei ist es ein Armutszeugnis für sie!
Ich weiß, es ist heutzutage nicht leicht,Lehrer zu sein....ich erlebe jeden Tag,wieviel Kraft und Nerven es kostet,mit Kindern zu arbeiten.

effloresco: In einem Punkt muss ich Dir widersprechen:
Heutzutage bekommst Du keinen Job,wenn Du lauter vieren auf dem Zeugnis hast!
Man erwartet auch bei einfachen Lehrberufen mindestens die Note 3 in den Hauptfächern.
Im kaufmännischen Bereich werden fast nur noch Abiturienten eingestellt.....als Hauptschüler bekommst Du so gut wie gar keinen Ausbildungsplatz.
Schlechte Schüler sehen schon mit 12 oder 13 keine Zukunft mehr für sich,Schüler fühlen sich deswegen oft einem enormen Druck ausgesetzt.
Das war früher anders....da wurde man eben Bäcker oder Automechaniker,wenn man "nur" die Hauptschule geschafft hatte.....Arbeit bekam man aber immer.
EwigeMutter
 


Zurück zu Philosophisches und Meinungsdiskussionen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste

cron