Kann Mitleid helfen?

Für die Philosophen und Debattanten unter uns - hier könnt Ihr über Gott und die Welt oder den (Un-)Sinn des Lebens philosophieren ;)
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Kann Mitleid helfen?

Beitragvon -ce- » So. 31.10.2004, 12:07

Für mich eine schwierige Frage, weshalb ich hier mal keine Antworten weiß.

Tue ich das alles hier aus Mitleid, wenn ich mir die Nächte um die Ohren schlage, um hier zu lesen, respektive, sobald es mir hilfreich erscheinen will, auch schreibe?

Ist es Mitleid, was mich umtreibt, wenn ich mir den Kopf zermartere, einen Lösungsansatz für die Probleme anderer zu finden?
Wenn ich nicht einschlafen kann deswegen?

Was überhaupt ist es, wenn es mich beim Lesen hier schüttelt und Tränen rollen, sobald einer von sich erzählt?

Wollen viele von Euch Mitleid überhaupt zulassen, oder wäre es ein rotes Tuch?

Wären die, die einzig Mitleid antreibt, überhaupt akzeptierbare Ratgeber?
Aber was initiiert überhaupt ein "Einmischen"?

Sollte man Ratschläge nur von denen annehmen, die zumindest ähnliche Erfahrungen machen mußten?

Hätte gern Eure Meinung gewußt.

-ce-
-ce-
 

Beitragvon Luna I. » So. 31.10.2004, 12:21

Hallo -ce-!
Man muss schon ein gewisses Mitgefühl aufbringen, um den Leuten hier helfen zu können, denke ich. Man kann aber weder nur mit Mitgefühl noch nur mit Fachwissen, wenn es jemand denn hat, helfen. Mitleid ist so ein Begriff, ich denke, dass kaum einer sich traut, es an sich ranzulassen, weil man meist hört "Ich will kein Mitleid!!" und jedem, der es "haben" möchte, dem würde dann nachgesagt werden, dass er die Symptome, die er hat, nur hat, weil er Mitleid haben will oder von seinen Problemen erzählt, um welches zu bekommen. Ich selber sehe Mitleid als nichts Falsches an, aber kann man nicht Mitleid und Mitgefühl gleichsetzen? Ist es dasselbe? Mitgefühl ist etwas, was wir alle nötig haben, sonst wäre es ziemlich kalt hier! Ich denke aber, dass Mitleid oder Mitgefühl gar nicht mal so falsch sind. Man kann aus Mitgefühl jemanden in den Arm nehmen und einfach zeigen, dass man Anteil hat an dem Gefühl, was der andere hat und ich denke, Mitgefühl zeigt, dass der andere einem wichtig ist, auch, wenn an ihn in deinem Fall hier, nicht kennt, man kann dennoch nachvollziehen wie jemand sich fühlt. Allerdings hilft Mitleid nicht aus Krisen! In Krisen braucht man Ratschläge, am besten von erfahrenen Leuten, oder solchen, die es schon mal durchlebt und geschafft haben. Da hilft Mitleid ziemlich wenig, wenn man konkret an eine Sache rangehen will. Aber auch trockene Erfahrungsberichte können allein nicht helfen, ich denke, man muss auch dort ein gewisses Gefühl rüberbringen, um denjenigen zu erreichen.

Also würde ich sagen, dass Mitleid/gefühl gut ist, um jemanden von der Kälte zu erlösen! Natürlich darf das Mitleid nicht so weit gehen, dass es den anderen noch mehr runterzieht, da dieser dann denkt, er ziehe den anderen runter! Aber grundsätzlich denke ich dass jeder Mitgefühl braucht!

Aber um Lösungen zu suchen, braucht man andere Hilfe, in Verbindung mit Gefühl!

Was denk(s)t ihr/du darüber?


Du fragtest, ob es Mitleid ist, was dich treibt, hier zu helfen? Ich weiß es nicht, aber es kann sein, wenn du Ähnliches erlebt hast oder einfach nur mitfühlst und schon allein, dass du dir vorstellen kannst, wie es Einigen hier geht, kann dich dazu bringen, zu antworten.

Das mit den Ratschlägen ist eine schwierige Sache! Ich denke, dass Leute, die Ähnliches durchgemacht haben, besser helfen können, aber auch komplett "Verschohnte" können helfen, eben weil sie komplett andere Denkansätze bringen können.

Luna
Luna I.
 

Beitragvon Fischli » So. 31.10.2004, 17:39

Eine schwere Frage. Also ein Psych* würde sagen: Mitleid ist nicht gut, Mitgefühl ist okay.

Das ist meiner Meinung nach auch hilfreicher, als vieles andere.
Beispiel:

A: Mir geht es schlecht.
B: Och Du Armer, Du tust mir ja so leid, ich möchte Dich trösten, Dich knuddeln, Du tust mir ja so leid...


A: Mir geht es schlecht.
B: Ja, ich verstehe Dich, ich weiß, wie das ist, wenn man so am Abgrund steht und nichts weiter mehr sieht. Aber weißt Du, ich denke es wird wieder okay. Ich könnte Dir helfen, dass Du jemanden findest, mit dem Du reden kannst. Nen Psych* besorgen oder so...


Ich hoffe der Unterschied kommt raus. Das erste ist ein auf-der-Stelle-treten, was B möglicherweise auch noch runterzieht.
Das zweite ist das Suchen eines Weges nach vorne. Und soweit ich das sehe schreibst Du auch mehr auf diese Weise. Also dass Du versuchst Wege zu finden. Und das bringt den anderen sicher auch weiter. :-)
Fischli
 

Beitragvon -ce- » So. 31.10.2004, 21:24

Ihr beiden, Ihr solltet mir noch Zeit lassen, mich zu fassen und erst einmal innerlich ein wenig "aufzuräumen". So scharfsinnige Antworten hatte ich nicht erwartet. Ich weiß jetzt nicht, ob es bei mir da ein Defizit gibt, oder ob ich die Sache einfach nur viel zu umständlich gesehen habe.

Wäre auch nett, wenn sich noch andere einbringen könnten, denn schließlich geht es hier nicht so sehr um mich, als vielmehr um ein wirklich zentrales Thema.

-ce-
-ce-
 

Beitragvon Luna I. » Mo. 01.11.2004, 00:56

Fischli hat das auf den Punkt gebracht, was ich so umständlich ausgedrückt habe! Daher schließe ich mich an!!
Luna I.
 

Beitragvon Devilkind » Mo. 01.11.2004, 09:34

ich glaub nicht an echtes Mitleid, an Mitgefühl und Verständniss. Aber Mitleid kann kein Mensch empfinden.
Devilkind
 

Beitragvon Lingenia » Mo. 01.11.2004, 17:00

Ich kann mich da net mit einbringen, au wenn ick dir (wie du geschrieben hast in der pm) den denkanstoß dafür gegeben habe....ich kann mich nit ausdrücken, wiss ma ja alle..........
Lingenia
 

Beitragvon -ce- » Mo. 01.11.2004, 20:35

Also Euere beiden Beiträge, luna und fischli, könnten ohne irgendwelche Zusätze glatt als druckreife Kapitel für ein Lehrbuch durchgehen. Luna's, so komplex, hat mich veranlaßt, überhaupt erst einmal nachzuforschen, wieso mir ihre Beiträge nicht schon früher mal aufgefallen waren.

Daß da noch etwas anderes sein konnte, als Mitleid, war mir bis dato noch nie aufgegangen. Darum haben sich die Fragen alle ja auch nur ergeben. Weil vieles eben etwas anderes war, als Mitleid, ohne daß ich es hätte definieren können.

Gelernt habe ich also nun: Mitgefühl und anstoßen, Weg zeigen, ist angezeigt; nur bedauern wäre Mitleid, was viele Betroffene nicht wünschen, letztlich daher destruktiv, bringt keinen wirklich voran.

(Der Zuspruch, den die ganze Mannschaft einem gibt, der hier signalisiert, daß er gerade mal wieder ganz unten ist, fällt hierunter nicht; das ist nicht bloßes Mitleid, sondern vielmehr erste Schritte einer Hilfsstrategie.)

Ich meine, auch der Helfer, wenn ihm dann irgendwann einmal irgendwas geglaubt würde, erführe eine innere Stärkung aus der Sache. Und, schafft er es lediglich zu Mitleid, kann er dies nicht erwarten - wofür auch?

Daraus geschlossen: Wenn einen eine Geschichte also anrührt, so sollte der, sobald er sich dabei ertappt, ein Mitleid zu entwickeln, dieses nicht zulassen, sondern besser mit Einfühlungsgefühl (Mitgefühl eben) suchen, ob er mit geeigneter engagierter Hilfe für den Betroffenen nicht mehr ausrichten kann.

Sehe jetzt klarer, -ce-
-ce-
 

Beitragvon Luna I. » Mo. 01.11.2004, 22:26

-ce- hat geschrieben:Daraus geschlossen: Wenn einen eine Geschichte also anrührt, so sollte der, sobald er sich dabei ertappt, ein Mitleid zu entwickeln, dieses nicht zulassen, sondern besser mit Einfühlungsgefühl (Mitgefühl eben) suchen, ob er mit geeigneter engagierter Hilfe für den Betroffenen nicht mehr ausrichten kann.


Genauso sehe ich das auch! Nur war mir in meinem ersten Beitrag noch nicht so ganz klar, ob es bei Mitleid und Mitgefühl einen Unterschied gibt, aber das hat Fischli ja gut auf den Punkt gebracht. Wenn mich etwas dazu treibt, hier jemandem zu antworten und zu helfen, dann ist das Mitgefühl und teilweise auch eigene Erfahrung, die ich im Laufe der Zeit gesammelt habe. Mitleid, sodass ich sagen könnte, dass ich einfach nur aus bedauern hier jemandem helfen wollte, hatte ich in dieser Art noch nicht, wohl eher konnte ich oft nachvollziehen, wie sich der/diejenige fühlte, wozu man auch nicht unbedingt dasselbe erlebt haben muss.

Mich freut, dass du jetzt ein wenig mehr Klarheit bekommen hast und wenn ich/wir dir helfen konnte/n, dann freut es mich auch sehr! Ich war ganz überrascht, als ich deine Frage las, weil du immer so den Eindruck auf mich machtest, als hättest du keine Fragen. :) Sorry, das mag wohl daran liegen, dass du dich sehr gut ausdrücken kannst und deine Vorschläge, die du hier schon gegeben hast, waren auch alle sehr gut, gingen aber in eine komplett andere Richtung, als wir es hier gewohnt waren. Jedenfalls kann man gut mit dir diskutieren ! :)

Luna
Luna I.
 

Beitragvon Dante! » Di. 09.11.2004, 17:30

wollt nochmal was zu mitleit und mitgfühl sagen.
eigentlich reicht es diese worte auseinander zu nehmen
mitleid: man leidet mit einem anderen
mitgefühl: man denkt, dass man genau fühlt wie sein gegenüber
so gesehn ist beides nicht ganz so gut aber im allgemeinem verständnis haben diese worte sowieso eine eigene bedeutung
es ist, wenn man einem anderen, helfen will (in welcher form auch immer) nicht hilfreich sein endloses mitleid kunt zu tun. ich sage nicht, dass man keines haben soll, beeinflussen können wir es eh nicht, genau wie alle anderen gefühle die wir nicht aktiv beeinflussen können.für den betroffenen klingt das wie eine verspottung seiner selbst.
empathie (einfühlungsvermögen) ist im umgang mit anderen menschen unerlässlich. dh. dem anderen zeigen, dass er einem nicht egal ist, zeigen, dass man für ihn da ist wenn er ihn braucht. zeigen, dass er mit dem was und wie er denkt nicht allein ist (und das können nicht nur betroffene). im prinzip auf signale des anderen achten und entsprechend reagieren.
leichter gesagt als getan. eigentlich müssten wir, um einem anderen menschen zu helfen nur darüber nachdenken was uns in dieser situation gut tun würde.
man kann mitgefühl zeigen man kann auch zeigen, dass es einem sehr nahe geht und in diesem mment haben wir mitleid. nur sollte beides nicht übertrieben werden, sonst klingt es wie verspottung.
ach ja... oft hört man ja, das einer nur von seinem leid erzählt um auf sich aufmerksam zu machen. so falsch is das garnicht. man sucht eben nur nach antworten. man sucht hilfe... auch wenn es bei manchen so klingen mag als wollten sie sich wichtig machen, sollte man das nicht überbewerten. natürlich gilt wie immer: ausnahmen bestätigen die regel.
na ja das wollt ich nur mal gesagt haben.
Dante!
 

Beitragvon -ce- » Di. 09.11.2004, 22:08

Wertvoller Beitrag!
Zu den Akten genommen.

-ce-
-ce-
 

Beitragvon Dark Soul » Di. 09.11.2004, 23:11

Dieser Text repräsentiert MEINE Meinung!

Also ich finde selbst: Mitleid nein, Mitgefühl ja, Ratschläge evtl.

Mitleid will keiner, das klingt immer so von oben herab. Das braucht man nicht wenn man schon unten ist. Man möchte auf der gleichen Stufe stehen. Nicht kindlich, zerbrechlich behandelt werden. Man möchte gezeigt bekommen, hallo da ist jemand der mich versteht. Mitleid kann ich für alles und jeden haben. Wenn man mir sagt, och du armer Junge, hat dir niemand gesagt..... sowas brauch ich nicht.
Ich brauche eher sowas wie.... ja, das Gefühl hatte ich auch schon / kenn ich. Ich weiss wie ich dir helfen kann, evtl. Einfach jemanden zum zuhören haben, ich will mich ja auch nicht aufdrängen, jeder hat Probleme und ob da noch Platz für meine sind kann der(die)jenige mir ja sagen. Ich brauch keine aufgezwungene Aufmerksamkeit. Die kommt wahrscheinlich auch heuchlerisch und falsch rüber.
Dark Soul
 

Beitragvon -ce- » Mi. 10.11.2004, 20:17

hi dark soul

(Erst einmal ist nicht deutlich, welcher Text nun Deine Meinung verkörpern soll, Deiner, dieser Feststellung nachfolgende, oder der vorstehende von Dante! etwa.)

(1) Mitleid ... , das klingt immer so von oben herab. Das braucht man nicht wenn man schon unten ist. Man möchte auf der gleichen Stufe stehen.

(2) ... ich will mich ja auch nicht aufdrängen, jeder hat Probleme und ob da noch Platz für meine sind kann der(die)jenige mir ja sagen.

(3) Ich brauch keine aufgezwungene Aufmerksamkeit. Die kommt wahrscheinlich auch heuchlerisch und falsch rüber.


Soll das heißen, Mitgefühl (hier wohl besser) könnte man nur von denen annehmen, die auf der gleichen Stufe stehen, also unten, genau wie der, an den es gerichtet wäre? Die Sache ist nach oben hin nicht wandelbar, also die gleiche Stufe zu erreichen wie der, der Dir da Hilfe oder Ratschläge geben will, das kannst Du nicht bewirken, das ginge schlechtweg nicht.

Nr. (2) ist sehr gut erklärt! Das sollte man (oder frau - für mich selbst gilt das sogar ganz besonders!) vor Ratschlagserteilung immer noch mal durchlesen.

Aber man verfährt in dieser Sache nicht so nüchtern, weil, und damit wäre ich beim Dritten, eben viele eigene Emotionen dem anhaften. Du kannst im Grunde nicht bestimmen, wer Dir wie auf Deine Signale antwortet. Die Aufmerksamkeit wird nicht erzwungen, aber doch angestoßen, und dann mußt Du Dir fairerweise anhören, was die Leute Dir antworten. Mancheiner wird sagen können " ... kenne ich, selbst auch gehabt ... ", andere treibt dagegen eben das Mitgefühl. Je nachdem, wie die Leute gerade so drauf sind oder wie es deren Art ist.

Die letztendliche Entscheidung, ob Du es verwenden willst, liegt sowieso einzig bei Dir.

Freundlichst, -ce-
-ce-
 

Beitragvon Dark Soul » Do. 11.11.2004, 00:32

Also meine Meinung stützt sich auf die Definitionen von Dante.

Sicher, man kann niemandem sein Leiden aufzwingen, oder sollte man zumindest nicht. Dann kommt nur Mitleid.
Aber wenn jemand zu mir kommt weil er meint mir helfen zu müssen und ich ihn / sie abweise, dann soll(te) man nicht bohren und nerven. Wenn ich jemanden, der sich mir anbietet zu reden, brauche, dann rede ich. Alles weitere ergibt sich.
Ich kann auch sicherlich nicht steuern wer wie auf meine Signale reagiert, aber ein bisschen Aufmerksamkeit erwarte ich dann schon. Es ist auch was anderes wenn jemand den ich mag mit mir reden will oder jemand den ich kaum kenne bzw. nicht mag.
Dark Soul
 

Beitragvon -ce- » Do. 11.11.2004, 16:59

Auch wieder wahr.

-ce-
-ce-
 

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