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TRE

BeitragVerfasst: Fr. 15.05.2015, 08:24
von Leben
Hallöchen,

ich bin nicht sicher, ob dies die richtige Abteilung auch für Therapien ist, die man selbst anwendet, also für Selbsthilfe. Falls dieses Thema hier falsch ist, bitte ich um Entschuldigung. Kenne mich hier noch nicht so gut aus.

Ich möchte gerne von T R E berichten, (Trauma-release-expierience), das sind Körperübungen, die dabei helfen, den Stress aus Traumata (auch alten) abzuleiten. Ich praktiziere das selbst und habe es mehrmach als sehr hilfreich erlebt. Es setzt einfach nur beim Körper an, der ja auch bei traumatischen Erfahrungen reagiert.

Will das mal kurz skizzieren: Bei traumatischen Erfahrungen verkrampft sich ein großer Muskel im Bauchraum, der Psoas. Der geht durchs Becken bis in die Oberschenkel. Tiere, die in lebensbedrohliche Situationen geraten sind zittern danach ganz unwillkürlich. Das ist die gesunde Reaktion des Körpers auf starken Stress. Damit schüttelt der Körper den Stress wieder ab. Wir Menschen sind so sozialisiert, dass Zittern Schwäche bedeutet, deshalb wird diese Reaktion unseres Körpers gar nicht erst zugelassen, wir unterdrücken das Zittern und speichern damit das Schreckliche in der Verkrampfung der Muskeln. Nun gibt es die Möglichkeit das Zittern künstlich durch Übungen zu provozieren. Wenn man das eine Weile macht, ist das äußerst entspannend, es bringt total in den Körper und führt zu mehr Ruhe, macht den Bauch warm, öffnet im Unterleib, ist einfach sehr, sehr wohltuend. Bei regelmäßigem Üben kann der Stress, auch aus uralten Traumata, gelöst werden, so dass man mehr in Frieden kommt, seltener in Dissos rutscht und man einfach ausgeglichener und auch glücklicher ist.

Es gibt dazu ein Buch von einem Dr. David Berceli. Und ich möchte zu dem Thema ein paar Links einstellen, sowie den Link zum Buch. Vielleicht kann das dem Einen oder Anderen etwas nützen. Allerdings - es ist schon auch Vorsicht geboten, weil es auch Altes aufrühren kann. Von daher ist es von Vorteil, wenn man zumindest zu Beginn jemanden hat, der für einen da ist und einen unter Umständen stabilisieren kann. Wer völlig labil ist, sollte das vielleicht besser nicht machen. Vielleicht auch erst mit dem/der Therapeuten sprechen. Doch die Meisten kennen es nicht.

Bei mir trat nach der ersten Übungssession ganz tiefe Enspannung ein. Doch die erste Gelegenheit für einen Trigger brachte mich ganz doll in die Disso, und es war sehr schmerzhaft, bis ich da wieder heraus war. Ich wollte mich da ernsthaft von meinem Freund trennen und war kaum davon abzubringen, weil ich ihn plötzlich wieder als Feind sah. Allerdings geschah in dem gleichen Prozess auch ein ganzes Stück Heilung, weil sich wie von selbst vor meinem inneren Auge heilsame Bilder abspulten (ich sprach mit meinem toten Vater, und ich sah, wie leid ihm all das tat und wie gerne er es ungeschehn machen würde...). Ich machte TRE 3 Monate lang sehr häufig, da ging es mir super. Dann ließ ich es wieder schleifen, und nach einer Weile wurde es wieder schlechter. Nun bin ich wieder dabei.

Es handelt sich um wenige Übungen, die das Zittern einleiten. Man kann nach einer Weile auch die einleitenden Übungen weg lassen und gleich zum Zittern übergehen, so kostet es weniger Zeit. Aber bitte, informiert euch selbst:

http://www.tre-deutschland.de/
https://traumadurchleben.wordpress.com/2013/03/04/was-ist-tre-trauma-release-exercise/
http://niba-ev.de/literaturliste/forum_spezial.php?hall=1

Das Buch kostet nur 10 Euro. Die Methode wird auch in Kriegsgebieten angewandt oder bei Katastrophen und Unfällen, wo Menschen traumatisiert werden. Ich halte diese Methode für äußerst wirksam und sehr hilfreich, weil es beim Körper ansetzt, der bei allen Therapien normalerweise ja keine Rolle spielt und völlig unterbewertet wird. Doch alle unsere Erfahrungen sind in den Muskeln, Organen, sowie im Energiesystem abgespeichert, sozusagen aufbewahrt. Und Körper, Seele und Geist sind eine Einheit und beeinflussen sich gegeseitig.

Vielleicht kennt der Eine oder Andere TRE auch schon, ich habe hier danach gesucht und nichts gefunden, deshalb dachte ich, ich poste das mal.

Liebe Grüße,
Leben

Re: TRE

BeitragVerfasst: Fr. 15.05.2015, 09:04
von senta
ja,
ist psychotherapiebegleitend sicher eine gute Sache

Re: TRE

BeitragVerfasst: So. 17.05.2015, 21:11
von Flora Waldfee
Klingt trotzdem irgendwie gruselig...
...find ich.

Re: TRE

BeitragVerfasst: Mo. 18.05.2015, 11:37
von Leben
Flora Waldfee hat geschrieben:Klingt trotzdem irgendwie gruselig...
...find ich.

Ja, das Zittern ist in unserer Gesellschaft tabuisiert, deshalb klingt es vielleicht für dich gruselig. Wenn man es macht, hat es nichts Gruseliges.

Re: TRE

BeitragVerfasst: Mo. 18.05.2015, 18:07
von Carmen
Ich finde, das klingt sehr abstrakt, dass einem das Zittern helfen soll und dass es in unserer Gesellschaft unterdrückt sein soll.
Kann mir das irgendwie nicht vorstellen.

Re: TRE

BeitragVerfasst: Mo. 18.05.2015, 18:11
von Christine
Dass Tiere Traumata überwinden, indem sie sie "wegzittern", und Menschen sie oft körperlich speichern weil wir das verlernt haben, wurde auch in der Klinik wo ich war in der psychoedukativen Gruppe zu Trauma gesagt. Ich kann mir schon vorstellen, dass das was bringt. Wäre aber sehr skeptisch, solche "Übungen" allein zu Hause auszuprobieren, die eine Menge hochholen können. Da würde ich doch lieber therapeutische Begleitung suchen.

Re: TRE

BeitragVerfasst: Di. 19.05.2015, 22:22
von Leben
Christine hat geschrieben:Wäre aber sehr skeptisch, solche "Übungen" allein zu Hause auszuprobieren, die eine Menge hochholen können. Da würde ich doch lieber therapeutische Begleitung suchen.

Das sehe ich auch so. Begleitung wäre jedenfalls angebracht, insbesondere wenn man nicht sonderlich stabil ist...

Re: TRE

BeitragVerfasst: Mi. 20.05.2015, 00:27
von Atisha
Erstaunlich interessant, diese TRE.

Re: TRE

BeitragVerfasst: Mo. 12.02.2018, 13:55
von Emmi anders
Hallo Atisha,
ich habe heute deinen Eintrag zu TRE gelesen und finde du hast das gut beschrieben. So ist es mir auch ergangen, ähnliches habe ich erlebt.
Ich bin auf ganz anderen Wegen zu TRE gekommen. Habe es ausprobiert, weil ich nach einem Sturz, der schon 8 Jahre her war, immer stärkere Probleme beim Laufen bekommen habe und ständig starke Schmerzen hatte. Das es mir auch bei Angst und Panik helfen kann, hätte ich nicht geglaubt.

Physio, Ostheo und anderes hat für meinen Fuß, Bein, Becken immer nur kurz geholfen. Medikamente waren die einzige Rettung - wollte ich aber auf Dauer nicht.
Dann habe ich TRE kennengelernt und 3/4 Jahr selbst gemacht, nur nach einer einmaligen Anleitung und dann mit Hilfe des Buches, damit ich die Übungen besser erinnerte.
Ich habe kleine, manchmal nur winzige Besserungen für meinen Fuß/ Bein erlebt, doch beständig ging es in die richtige Richtung. Und eben nach einem 3/4 Jahr habe ich gemerkt, dass sich in mir etwas ganz Anderes, Tieferes entspannt hat, nach gelassen hat, wie von mir abgelassen hat, dass ich so gar nicht mehr als hohe Anspannung wahrgenommen hatte. Ich war plötzlich wesentlich mehr gelassen.
Das hat mich verblüfft, denn das war nicht mein Fokus gewesen. Ich wollte auf der körperlichen Ebenen Hilfe oder wenigstens Linderung erfahren. Das es auch Linderung ist für die emotionale Ebene und ich durch TRE mit den PDBS besser umgehen kann/ sie weniger werden, wird zwar so propagiert von TRE Anbietern, doch es selbst zu erleben, ist etwas völlig anderes.
Und ich kann heute 2,5 Jahre nach Beginn mit TRE sagen, dass ich nicht nur wieder gut laufen kann, nur gelegentlich Schmerzen habe und wenn bei weitem nicht so stark und alles ohne Medikamente - ich bin auch wesentlich ruhiger geworden, nicht mehr so arg ängstlich und scheu. Meine anderen Belastungen, Einschränkungen und Probleme, die ich habe durch traumatische Erfahrungen in der Kindheit und in jungen Jahren meines Erwachsenseins, sind um ein vielfaches milder geworden.
Meine Lebensqualität hat sich erhöht und ich bin einfach glücklich darüber, so viel normaler leben zu können.
Ich kann nur ermutigen TRE auszuprobieren.