Freiwillig in geschlossene Station

Unterforum zu den verschiedenen Therapieformen und -möglichkeiten (sowohl ambulant als auch stationär). Berichtet von Euren Therapie-Erfahrungen mit Therapeuten, Psychologen, Psychiatern und Kliniken oder auch Selbsthilfegruppen. Wir versuchen auch, Euch bei der Arzt-/Therapeuten- oder Kliniksuche zu helfen.

Freiwillig in geschlossene Station

Beitragvon Peter » Mo. 23.05.2005, 17:58

Hallo!

Nach einem Anamnesegespräch mit einer Ärztin wegen depressiver Zustände wurde meiner Freundin an einer Uniklinik angeboten, entweder gleich in eine geschlossene Station zu gehen und dort zu sein, bis ein Bett in der offenen Station frei wird (max. Wartedauer 2 Wochen) oder aber 8 Wochen "draussen" zu warten, bis gleich ein Bett in einer offenen Station erhältlich ist.
Auch auf Druck ihrer Eltern nahm meine Freundin (Anfang 30) das Angebot an, fühlt sich aber (trotz einiger "Vergünstigungen" wie begrenzter Ausgang etc.) verständlicherweise dort sehr unwohl, besonders auch ,weil sie Angst hat, in solch einer Umgebung durchzudrehen und dann einen Grund für einen Aufenthalt dort zu bieten.
Meine Fragen dazu:
1. Ist das Anbieten solcher Alternativen gängige Praxis?
2. Welche Möglichkeiten gibt es, z.B. durch Gespräche mit dem zuständigen Arzt "Erleichterungen" zu erhalten, wie realistisch sind solche Forderungen?
3. Ich habe den Eindruck ,daß sich ihr psychischer Zustand innerhalb der ersten drei Tage stark verschlechtert hat und führe das auf diese Umgebung zurück. Andererseits habe ich jetzt gelesen, daß so eine Verschlechterung auch bei vielen Patienten einer offenen Station nach der Aufnahme vorkommt. Wie kann ich erkennen, was die Ursache der Verschlechterung bei ihr ist?
4. Leider wird auch ihr Wille zum Kämpfen kleiner, d.h. sie schweigt bereits jetzt lieber als den Arzt nach "Erleichterungen" zu fragen. Ist es in so einem Fall sinnvoll, wenn Außenstehende aktiv werden und z.B. ich direkt das Gespräch mit dem Arzt suchen oder wird gerade das als Zeichen einer schweren Depression gesehen, wenn eine Patientin nicht mehr selber ihre berechtigten Wünsche und Forderungen artikulieren kann? Auch möchte ich ungern über ihren Kopf hinweg etwas unternehmen, weil ich denke, daß dies bei ihr den Eindruck weiterer Unselbständigkeit fördert (Sie leidet bereits jetzt sehr an einer Entscheidungsschwäche).
5. Wie kann ich als Freund ihr helfen, die Zeit in dieser Station erträglicher zu gestalten?

Danke für euere Antworten!
Peter
 

Beitragvon Bär » Mo. 23.05.2005, 20:06

Hi Peter...
Ich selber habe keinerlei Erfahrung auf dem gebiet, hoffe deshalb, das hier noch ein paar andere posten.
Also muss ich leider die Fragen 1.4 überspringen, sry... Hoffe, das jemand anders darauf eingeht.
Zur 5.: Hm. Gib ihr das Gefühl bei ihr zu sein. Lass sie nicht allein. Ich kann mir vorstellen, das Einsamkeit einen da drin fertig machen kann. Hm. Ansonsten fällt mir grad auch nix...
Versuch stark zu bleiben, das ist sicher auch für Dich ne schwere Zeit. Lass sie nicht alleine. Ich finde es toll, dass du Ihr helfen willst. Weiter so!

Dein
Bär
Bär
 

Beitragvon CrazyKiwi » Mo. 23.05.2005, 21:40

Die Erfahrung in diesem Sinne fehlt mir ebenso, aber ich denke zu einien deiner Fragen kann ich dennoch ein wenig Meinung beitragen.
Also Frage 1 muss auch ich leider übergehen, dafür kann ich aber was Frage 2 angeht sagen, dass es in jedem Falle den Versuch wert wäre ein Gespräch mit dem zuständigen Arzt zu führen, denn sie sind ja durchaus an einer Verbesserung des Zustandes interessiert und können doch auf eine gewisse Erfahrung zurückgreifen und sie daher durchaus in der Lage vielleicht etwas zum Positiven zu verändern.
Frage 3, nun eine Verschlechterung des Zustandes ist ziemlich häufig, alles was das klären kann und was sowieso unabdingbar ist, ist das ihr miteinander sprecht! Was eigentlich auch meine Hauptantwort auf Frage 5 ist.
Auch Frage 4 lässt sich (hoffentlich) in einem Gespräch klären, manchmal fehlt es Menschen (egal ob nun depressiv oder anders) schwer gegenüber anderen Schächen einzugestehen und um Hilfe zu bitten, vielleicht könnte ihr ja miteinander sprechen und du dem Arzt dann im Einverständnis mitteilen was sie denkt. Das ist zwar "kompliziert", aber vielleicht hilft das weiter.

Ich hoffe es hilft ein wenig...

Dir und ihr alles Gute!

Crazy Kiwi
CrazyKiwi
 

Beitragvon Lingenia » Fr. 27.05.2005, 16:42

1. Ja das machen sie öfters.

3. Die Ursachen hm...kann man nich so direkt rausfinden denke ich...ich kenne das nur auch, wenn man in ne Klinik kommt. Das muss sie allein machen...warte bis sie sich "eingewöhnt" hat, dann wird das auch wieder besser... bloß, wenn sie von der geschlossenen auf die offene verlegt wird, kanns nochmal bergab gehen, das regelt sich aber im normal fall in den nächsten Tagen und is au nich immer so...

4. hm, dass muss sie selber machen, versuch DU doch mal mit ihr darüber zu reden...

5. Einfach da sein...telefonieren (Is aber soweit ich weiß ziemlich eingeschränkt besonders in der geschl.) und öfter mal fragen was du tun kannst/ ob sie was braucht etc.....mehr fällt mir au nich ein...

sry...tut mir leid
Lingenia
 

Beitragvon Licht » Sa. 28.05.2005, 17:36

Hallo Peter,
Ich kann nur aus mein Erfahrung reden , kann dich leider keiner Ratschlägen geben da jeder Mensch anders reagiert und fühlt..
Ich habe bereits 5 Tages geschlossene Station hinter mir,( Wegen Depression) , es war meine eigene Entscheidung.
Die ersten Zwei Tagen waren sehr schlimm;
die Umgebung,
die andere (Zum Teil sehr gestört Patienten!)
meiner Krankeit,
und das Gefühl nicht verstanden zu sein.
Ich bin jetzt auf ein offenen Station mit Leute in ahnlichen Krise wie meinen.
Hier in BW gibt es wenig alternativen , Fachleute haben zum Teilen 6 Monaten Wartenzeit bis du ein Termin bekommst.
Reha oder Kuren sind nicht einfach zu bekommen, da muß man auch mit mehr als 6 Wochen rechnen..(so nach dem Motto : Erst muß es was passieren ,das was passiert!)
Hilfe bekommen ich von mein Schatzt die immer an mein Seite geblieben ist ..und noch bleibt.
Wir haben Täglich telefonniert, hab täglich geweint und gejammert...
Und ich schreibe auch sehr viel, alles was mir durch den Kopf geht, es soll kein Bestseller sein im gegenteil.Es wird sicher niemand lesen aber es schaft Platz in meinen Kopf.
Jetzt darf ich jeder Wochenend nach Hause und hier habe ich diese Forum.
Also;
Sich und andere Zeit lassen...
Versuchen nicht zu Zweifeln...
Geduld haben...

Wünsch dich alles Gute
Licht
 

Beitragvon verrückte-nudel1981 » Fr. 01.07.2005, 11:36

Hallo Peter!

Zu Deinen Fragen möchte ich Dir folgendes sagen:

1. Bei mir kam es auch schon mal vor, dass ich freiwillig auf eine geschlossene Station einer Psychiatrie gegangen bin, weil die offenen Stationen überbelegt waren. Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt nur über Nacht auf der geschlossenen & kam am nächsten Morgen auf eine offene Station.

2. Wenn Deine Freundin auf der geschlossenen ist, glaube ich leider nicht, dass sie dort irgendwelche "Erleichterungen" erhält. Für alle Patienten gelten dort dieselben Regeln, egal welche Krankheit man hat bzw. aus welchem Grund man auf einer geschlossenen Station man untergebracht wird. Aber vielleicht schaffst Du es, dem Arzt in einem Gespräch davon zu überzeugen, dass es Deiner Freundin durch den Aufenthalt auf der geschlossenen noch schlechter geht, alsa zuvor & sie hat die Möglichkeit, eventuell doch früher auf eine offene Station zu kommen. Ein Versuch wäre es wert.

3.Als ich das erste mal auf einer geschlossenen Station war, war es für mich ein Schock gewesen & dadurch ging es mir auch noch schlechter als vorher. Vielleicht ist das ja auch bei Deiner Freundin so?!?

4. Wenn Deine Freundin sich nicht dazu in der Lage fühlt, mit dem Arzt zu sprechen, wäre es bestimmt gut, dass Du mal mit ihm redest.

5. Gebe Deine Freundin das Gefühl, in dieser schweren Zeit immer für sie da zu sein & besuche sie öfters bzw. jeden Tag.

Was hat Deine Freundin denn für eine psychische Erkrankung?

Hoffe, dass ich Dir etwas weiterhelfen konnte?!?
verrückte-nudel1981
 

Hab da Erfahrung

Beitragvon blackEyez » So. 03.07.2005, 01:52

Also, war übergangsweise auch mal einer geschlossenen, muss sagen, wenn man da mit Depressionen o.ä. hinkommt ist das schon krass: Leute mit Psychosen, Wahnvorstellungen usw., ich dachte erst auch jetzt bin "durch", jetzt ist alles vorbei.
Das hat mir jetzt geschadet, wenn man so schneller an einen geeigneten Therapieplatz kommt, kann man das, glaub ich, in kauf nehmen, muss aber jeder selbst entscheiden on er/sie die, teils heftigen, Zustände und Personen erträgt.
Die eigentliche Therapie auf der Offenen hat mir sehr geholfen, war bei mir aber auch sehr lange (ca. 6mon). habe auch viele kenegelernt, die immer wieder kamen, das ist so individuell, da kann man keine pauschale Aussage machen.
blackEyez
 


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