Durch eine blöde Situation habe ich jetzt irgendwie eine Überweisung zur Psychiatrie… also ambulant. Ich werde wohl also eine Therapie beginnen – auch wenn ich nicht weiß, warum, wozu, mit welchem Ziel. Ich bekam gestern Abend Migräne und heute Morgen war es zwar etwas besser, aber es war immer noch schlimm, also wollte ich Zuhause bleiben und später zum Arzt fahren, um ihr mein Kopfschmerztagebuch zu zeigen. Meine Mutter fing natürlich sofort an zu streiten, mich schlecht zu machen und mir Vorwürfe aufzustapeln. Bei ihr fange ich sofort an, zu heulen, schafft kein anderer so zuverlässig wie sie. Ich fühle mich immer von ihr weggestoßen, immer beschuldigt, immer schlecht und unfähig. Es war wie immer: „Du redest nie mit uns, ich weiß gar nicht, wer meine Tochter ist!“ Ich konnte nur sagen: „Ich weiß es doch selbst nicht!“ (Und das ist wahr, ich fühle mich mir so fremd, aber das kann ich ihr nicht sagen, da sie meine Symptome nie ernst nimmt und alles als Einbildung oder eine „Phase“ abstempelt.) Damit kann sie natürlich nichts anfangen. Sofort kamen alle möglichen Vorwürfe, ich würde dies und das nicht tun und säße bloß in meinem Zimmer (was nicht stimmt) und ich wäre ja so anders als sie früher. (Na, was erwartet sie denn?) Ich brachte vor, dass ich mich in der letzten Zeit viel um einen Nebenjob gekümmert habe, Anzeigen aufgegeben und mich bemüht habe, und dass sie zu viel von mir erwartet. (Gute Noten, dir hat es gut zu gehen, mach neue Bekanntschaften, geh in einen Sportverein, hab Spaß am Leben, blabla.) Sie versteht überhaupt nichts – auch nicht, dass mich mein Mobbingerlebnis vor 5 Jahren so sehr geprägt hat, dass ich Fremden gegenüber misstrauisch bin und andere nicht gerne an mich heranlasse, wenn ich das Gefühl habe, sie verstehen mich nicht und verurteilen mich dafür, wie ich bin – wie meine Mutter. Doch dann kommt immer: „Ich verstehe dich doch! Aber…“ Sie erwähnte auch, dass sie glaubte, nachdem meine Therapie im Dezember 2005 abgeschlossen war (ich habe sie nicht freiwillig beendet, sondern wurde rausgeworfen, weil mein Therapeut überfordert war!), dass nun alles mit mir in Ordnung wäre. Und sie wäre schrecklich enttäuscht, dass ich ihr nicht sage, wann ich Kopfschmerzen habe (fast immer im Sommer, wozu soll ich das noch betonen? Sie kommt mir nur mit blöden Ratschlägen – „das liegt an XY“, „das liegt an dies und das“). Und genau, weil ich weiß, dass sie ohnehin nur enttäuscht von mir ist, sage ich ihr nie, wenn es mir schlecht geht… wozu? Damit es mir dann noch schlechter geht? Aber das versteht sie nicht.
Nun, ich fuhr zum Arzt und bekam eine Überweisung, blöderweise in die Ambulanz der Psychiatrie, wo ich bei meiner letzten Therapie schon war. Ich sagte ganz deutlich, dass ich meinen alten Therapeut nicht mehr wolle und er mich noch viel weniger – „die werden ja wohl noch andere Therapeuten haben.“ (Nein, haben sie nicht, ich habe angerufen und muss mir nun einen Termin in einer Praxis suchen, dazu war es heute aber zu spät.) Außerdem musste ich einen Blutdruck-Kreislauf-Test machen, der eine halbe Stunde dauerte. Demnach habe ich Kreislaufprobleme, was auch die Kopfschmerzen verursachen kann und muss nun jeden Morgen ein Medikament nehmen.
So viel zur Geschichte. Zwar blieb mir nun der gefürchtete Schritt erspart, meine Mutter auf eine Therapie anzusprechen, wozu ich von mehreren Seiten gedrängt wurde… dafür kam es ziemlich überraschend und ich war eine Weile am Boden zerstört. Ich habe keine Ahnung, wie ich mit ihr auskommen soll, da ich immer die Schlechte, die Böse bin. Wenn ich nur daran denke, kommen mir die Tränen – das passiert bei nichts anderem, nicht mal, wenn mein Freund (Borderline) gemein zu mir ist. So, jetzt werde ich also eine neue Gesprächstherapie anfangen, habe aber keine Ahnung, was mein Ziel sein soll. Diese Frage kann mir sicher niemand beantworten… aber ich fühle mich doch so wenig als Ich, mein Erinnerungsvermögen wird immer schlechter, und doch kommt mir immer wieder der Gedanke „Vielleicht bist du einfach so und das ist gar keine Störung, vielleicht bildest du dir alles nur ein, außerdem gibt es andere, denen geht es viel schlechter!“. Mein Ziel? Soll es mir besser gehen? Aber ich merke doch, dass so vieles im Argen liegt. Weil meine Erinnerungen so schwach sind, weiß ich aber immer nur, „da ist etwas“, aber nie genau, was. Das fällt mir nur dann ein, wenn ich mal einen Lichtblick habe. Aber ich weiß, dass ich beispielsweise Probleme im Umgang mit meiner Mutter habe, dass ich durch das Mobbing damals schwer beeinflusst bin… dass ich dadurch Angst gegenüber anderen habe und das wohl Schwerwiegendste, was immer in mir bohrt: Wenn andere einem sagen, dass man schlecht, hässlich und unbrauchbar ist, glaubt man es irgendwann… ich fühlte mich damals ungerecht behandelt, aber ich konnte meine Wut nicht ausdrücken. Ich kann diese ganzen grausamen Kinder noch nicht mal hassen, es geht einfach nicht. Stattdessen habe ich alles in mir vergraben und angefangen, mich zu schneiden. Das tue ich jetzt nicht mehr, mit jedem Schritt in meinem Leben lege ich es aber oft unbewusst darauf an, mir irgendwie weh zu tun, psychisch oder physisch. Ich stecke immer noch in dem Muster drin, kanns aber in Gesprächen nicht ausdrücken, weil meine Angst zu groß ist. Hier geht das ja, da ist man einigermaßen anonym, da kann mir auch niemand richtig zu nahe kommen. Ich kann selten richtig wütend sein, weil ich alles in mir anstaue und irgendwann explodiert das Ganze und ich werde unheimlich destruktiv, unter anderem auch gewalttätig. Ich kann das aber nicht kontrollieren, es passiert auch nicht oft… anschließend geht das Anstauen immer weiter.
Ja, vielleicht wäre es richtig, das alles meiner zukünftigen Therapeutin (noch ist nichts an Terminen geplant, weil es heute zu spät war, aber ich will eine Frau haben) zu erzählen… aber wie Ich kann das bestimmt nicht. Ich habe das doch in meiner letzten Therapie erlebt. Ich konnte nicht sprechen und wurde irgendwann trotzig und gemein, außerdem wurde ich regelrecht paranoid und verdächtigte ihn, über mich mit anderen Therapeuten aus der Psychiatrie schlecht zu reden. Es war ein gutes Gefühl, böse zu sein, einmal über jemandem zu stehen, auf ihn runterzublicken… es bringt mir im Endeffekt aber nichts. Ich kann keinen normalen Umgang mit jemandem haben, sobald es tiefer geht -_- Ich bin scheinbar unfähig. Keine Ahnung, vielleicht liest sich diesen Unsinn jemand durch. (Ach ja, nicht zu vergessen meine Neigung, mich gerne selbst runterzumachen und mich über mich lustig zu machen.) Wäre nett, wenn jemand dann irgendwas schreibt, was ihm/ihr dazu einfällt. Ich fühle mich unvorbereitet für eine Therapie. Ich weiß nicht, was ich da soll. Aber andere wissen, dass ich sie alle belaste, unerträglich bin und meinen, ich müsse mich behandeln lassen. (Letzteres denkt die Mutter meines Freundes auf jeden Fall, sie war überrascht, als ich ihr von meinen Symptomen erzählt habe und sagte, sie wusste nicht, dass ich so schwer krank sei… haha.) Ich habe irgendwie auch Angst. Die 2 Jahre Therapie haben nichts genützt, aber ich konnte mich nicht lösen. Ich habe Angst davor, dass ich jetzt eine jahrzehntelange Therapiekarriere anfange und niemand kann mir helfen…