Medikamente und Therapie
Verfasst: Mo. 15.08.2016, 17:49
In letzter Zeit frage ich mich oft, wie groß der Einfluss von Psychopharmakas auf eine Therapie ist. Denn die Psychopharmakas verändern oder unterdrücken ja teilweise die Symptomatik der jeweiligen psychischen Erkrankung, die ohne diese Psycho-Pillchen ja ganz anders spür- und wahrnehmbar ist. Man handelt ja teilweise auch ganz anders, als wenn man ganz „nüchtern“ wäre. Durch die Neuroleptikas wirke ich zum Beispiel viel stabiler und weniger impulsiv, als ich ohne Medikamente wäre. Sie lassen mich mehr im Hier und Jetzt fühlen. Ich drifte oder stürze mit meiner Persönlichkeit nicht mehr so oft oder schnell ab. Ich wirke dadurch nach außen vielleicht sogar ein bisschen vernünftiger oder abgeklärter. Die NLs lassen mich innerlich ein bisschen besser zur Ruh kommen. Und durch das Antidepressivum werden meine dunklen, düsteren Gedanken und Gefühle in Watte gepackt oder in den Hintergrund gedrängt, die Spitzen werden gekappt (leider auch die der guten, glücklicheren Gefühle). Seit meinem AD-Wechsel funktioniert das nun besser. So wurde zum Beispiel meine latente Suizidalität ein wenige mehr in den Hintergrund gedrängt. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass das so ist. Darüber bin ich auch richtig froh. Denn tagtäglich solche düsteren Gedanken zu haben, ist sehr Kräfte aufzerrend.
Nur muss ich doch jetzt durch diese medikamentösen Veränderungen auch auf mein Umfeld ganz anders wirken. Von meinem Mann jedenfalls wird das so bestätigt. Er meint, er würde ein ziemlich krassen Unterschied zu früher merken, als ich noch keine Psychopharmakas genommen habe. Er sieht das mit den Medikamenten von seiner Seite her sehr positiv, erinnert mich auch immer daran, sie pünktlich zu nehmen.
Aber eigentlich bin ich ja gar nicht mehr der gleiche Mensch, der ich ohne diese Medikamente gewesen bin. Meine Persönlichkeit, auch auf das ganze dazugehörende Handeln und Agieren bezogen und auf meine Gefühle und meine Wahrnehmung, wird mit den Medis ja künstlich/chemisch verändert. Die Medikamente lassen mich nun teilweise sogar im Gefühl, dass die ambulante Therapie, die ich nebst bei begonnen habe, gar nicht mehr so wichtig oder dringend ist. Dass ich trotz allem eigentlich alles ziemlich gut im Griff habe. Hätte ich nicht diese innere Stimme, die mir gleichzeitig noch sagt, dass das alles sehr kurz gedacht ist, nicht stimmt und ich in Wahrheit überhaupt nichts im Griff habe... Diese Stimme sagt mir auch, dass ich nur aufgrund der Medikamente erträglicher und umgänglicher für mich und meine Umwelt geworden bin. Die Medikamente gaukeln mir im Prinzip eine Pseudokompetenz vor. Sie lassen mich in Bezug auf mein Leben kompetenter wirken, als ich in Wahrheit wirklich bin. Ich frage mich dann aber auch, ob meine Therapeutin dadurch nicht ein komplett verzerrtes Bild von mir bekommen könnte. Während unseren Treffen bekommt sich mich ja gar nie so authentisch mit, wie ich ohne Psychopharmakas bin.
Ich würde die Therapie eigentlich lieber ohne NLs oder ADs machen. Habe aber auch extreme Angst bei dem Gedanken, jemals wieder ohne diese medikamentöse Hilfe leben zu müssen. Ich weiß ja, wie das dann wieder wird. Eigentlich will ich mir gar nicht vorstellen müssen, wie das dann wieder ist. Aber so mein Leben lang nun Psychopharmakas zu schlucken, erscheint mir irgendwie auch nicht ganz richtig. Und wie gesagt, frage ich mich nun zunehmend, ob die Therapie nicht vielversprechender wäre, wenn ich sie authentisch und nüchtern, also ohne die Medis, machen würde. Ich würde dann zwar wieder mehr am Rad drehen und wäre mit Sicherheit auch einiges unbequemer, hätte dadurch therapeutisch gesehen aber vielleicht bessere Anhaltspunkte und Ansätze, an meinen Mankos zu arbeiten. Die Medis hingegen stumpfen die ganze Symptomatik künstlich einfach nur ab und gaukeln mir und meiner Umwelt vor, dass ich erträglicher und einfacher zu händeln wäre und es mir besser geht. Vielleicht mag das ja auch stimmen. Aber halt auch nur so lange, wie ich die Medis nehme. Durch die Medis verdränge ich auch ziemlich viel, was ich in Therapie besser gescheit aufarbeiten sollte. Ein bisschen stumpfen mich die Medis vielleicht sogar ab, lassen mich bei manchen Dingen regelrecht gleichgültig werden. Meine Gedanken kreisen derzeit ziemlich oft um dieses Thema. Das Karusell wird dabei immer schneller. Und ich merke, wie unzufrieden mich diese Gedanken machen und wie daraus irgendwie immer mehr ein Problem zu werden scheint. Bei der nächsten Skillgruppe werde ich wohl mal die anderen Frauen (wir sind eine Frauengruppe) fragen, ob sie ebenfalls Medikamente nehmen.
Nur muss ich doch jetzt durch diese medikamentösen Veränderungen auch auf mein Umfeld ganz anders wirken. Von meinem Mann jedenfalls wird das so bestätigt. Er meint, er würde ein ziemlich krassen Unterschied zu früher merken, als ich noch keine Psychopharmakas genommen habe. Er sieht das mit den Medikamenten von seiner Seite her sehr positiv, erinnert mich auch immer daran, sie pünktlich zu nehmen.
Aber eigentlich bin ich ja gar nicht mehr der gleiche Mensch, der ich ohne diese Medikamente gewesen bin. Meine Persönlichkeit, auch auf das ganze dazugehörende Handeln und Agieren bezogen und auf meine Gefühle und meine Wahrnehmung, wird mit den Medis ja künstlich/chemisch verändert. Die Medikamente lassen mich nun teilweise sogar im Gefühl, dass die ambulante Therapie, die ich nebst bei begonnen habe, gar nicht mehr so wichtig oder dringend ist. Dass ich trotz allem eigentlich alles ziemlich gut im Griff habe. Hätte ich nicht diese innere Stimme, die mir gleichzeitig noch sagt, dass das alles sehr kurz gedacht ist, nicht stimmt und ich in Wahrheit überhaupt nichts im Griff habe... Diese Stimme sagt mir auch, dass ich nur aufgrund der Medikamente erträglicher und umgänglicher für mich und meine Umwelt geworden bin. Die Medikamente gaukeln mir im Prinzip eine Pseudokompetenz vor. Sie lassen mich in Bezug auf mein Leben kompetenter wirken, als ich in Wahrheit wirklich bin. Ich frage mich dann aber auch, ob meine Therapeutin dadurch nicht ein komplett verzerrtes Bild von mir bekommen könnte. Während unseren Treffen bekommt sich mich ja gar nie so authentisch mit, wie ich ohne Psychopharmakas bin.
Ich würde die Therapie eigentlich lieber ohne NLs oder ADs machen. Habe aber auch extreme Angst bei dem Gedanken, jemals wieder ohne diese medikamentöse Hilfe leben zu müssen. Ich weiß ja, wie das dann wieder wird. Eigentlich will ich mir gar nicht vorstellen müssen, wie das dann wieder ist. Aber so mein Leben lang nun Psychopharmakas zu schlucken, erscheint mir irgendwie auch nicht ganz richtig. Und wie gesagt, frage ich mich nun zunehmend, ob die Therapie nicht vielversprechender wäre, wenn ich sie authentisch und nüchtern, also ohne die Medis, machen würde. Ich würde dann zwar wieder mehr am Rad drehen und wäre mit Sicherheit auch einiges unbequemer, hätte dadurch therapeutisch gesehen aber vielleicht bessere Anhaltspunkte und Ansätze, an meinen Mankos zu arbeiten. Die Medis hingegen stumpfen die ganze Symptomatik künstlich einfach nur ab und gaukeln mir und meiner Umwelt vor, dass ich erträglicher und einfacher zu händeln wäre und es mir besser geht. Vielleicht mag das ja auch stimmen. Aber halt auch nur so lange, wie ich die Medis nehme. Durch die Medis verdränge ich auch ziemlich viel, was ich in Therapie besser gescheit aufarbeiten sollte. Ein bisschen stumpfen mich die Medis vielleicht sogar ab, lassen mich bei manchen Dingen regelrecht gleichgültig werden. Meine Gedanken kreisen derzeit ziemlich oft um dieses Thema. Das Karusell wird dabei immer schneller. Und ich merke, wie unzufrieden mich diese Gedanken machen und wie daraus irgendwie immer mehr ein Problem zu werden scheint. Bei der nächsten Skillgruppe werde ich wohl mal die anderen Frauen (wir sind eine Frauengruppe) fragen, ob sie ebenfalls Medikamente nehmen.