Machen Neuroleptika abhängig?

In diesem Forum habt Ihr die Möglichkeit, Eure Erfahrungen mit Psychopharmaka zu schildern bzw. Fragen zu bestimmten Medikamenten zu stellen und Informationen über sie zu suchen.

Re: Machen Neuroleptika abhängig?

Beitragvon Carmen » Sa. 07.03.2015, 20:58

Charlotte hat geschrieben:Wäre das denn so schlimm? Hast du Nebenwirkungen, die deine Lebensqualität einschränken? Ich finde es nicht schlimm, täglich eine Tablette nehmen zu müssen, wenn es mir dadurch besser geht.


Meine Psychiaterin hat mir genau das gesagt. "Es kann sein, dass du dein Leben lang AD nehmen musst"
Ich finde das schlimm. Ich habe keine NW die meine Lebensqualität groß einschränken. Ich sehe es aber nicht ein, chemische gute Laune zu haben.
Ich überleb auch so.
Charlotte hat geschrieben:Und bei den meisten ohne körperliche Dysfunktion ist eine Medikation ja nur vorübergehend. Wie gesagt, das Absetzen ist ein paar Tage lang unangenehm, aber gut auszuhalten. Das ist weit entfernt von Entzug.

Es gibt aber auch viele, viele Fälle bei denen das gar nicht so angenehm ist. Und weder gut auszuhalten noch ein paar Tage dauert.

kleeblatt123 hat geschrieben:Zu einer Zeit, als sich depressive Symptome bei mir verstärkten, überlegte man, ob man evtl. zu einem AD wechseln sollte. Man entschied sich dagegen, mit der Begründung, dass eben AD's auch Psychosen auslösen können. Dieses Risiko wollten sie nicht eingehen.

Lustigerweise können sie sogar Depressionen auslösen und/oder verstärken *Beispiel bin*

@Lightning, wie wirkt den ein AD auf Bedarf? Das muss doch alles eingeschlichen werden?
Ich mein, Trimipramin (TZA) habe ich auf Bedarf, zum schlafen. Da ich morgens davon nen leichten Überhang hab, bin ich noch leicht sediert und mir geht es halt besser. Meinst du das so?
Carmen
 

Re: Machen Neuroleptika abhängig?

Beitragvon Charlotte » Sa. 07.03.2015, 22:09

Carmen hat geschrieben:Es gibt aber auch viele, viele Fälle bei denen das gar nicht so angenehm ist. Und weder gut auszuhalten noch ein paar Tage dauert.

Natürlich gibt es die. Es gibt auch Fälle, in denen jemand an einer Aspirin stirbt.

Was ich eigenlich zu sagen versuche, ist, dass alle Medikamente Nebenwirkungen haben können, dass viele Medikamente lebenslang genommen werden müssen und dass jede Manipulation am/im Körper ihren Preis hat - ganz unabhängig davon, ob es nun ein Antidepressivum, ein Neuroleptikum, ein Schmerzmittel oder ein Hustensaft ist. Die Frage ist, ob der Nutzen das Risiko aufwiegt und das ist eine Entscheidung, die nur jeder für sich treffen kann.
Und weil wir alle einzigartig sind, können auch Ärzte einem vorher nicht sagen, wie man auf ein Medikament reagieren wird. Alles, was Medikamente einem bieten können, ist eine Chance. Eine Chance, dass es einem mit dem Medikament besser geht als ohne es. Und je nachdem, wie groß die eigene Verzweiflung/Not ist, desto irrelevanter wird es, welche Nebenwirkungen ein Medikament haben könnte.

Ich bin der Meinung, um auf ein Bezodiazepin zurückzugreifen, sollte die Not groß sein, denn diese Medikamente haben auch ein großes Risiko. Benzodiazepine haben einen Gewöhnungseffekt, d.h. sie müssen mit der Zeit hochdosiert werden, um noch die gleiche Wirkung zu haben. Sie verändern im Rahmen der Abhängigkeit die Persönlichkeit, weil das Verlangen danach so groß ist, dass die Beschaffung dieser Wirkstoffe zum Lebensmittelpunkt wird. Daraus resultierend gibt es einen Schwarzmarkt für Benzodiazepine, es wird damit gedealt. Ein Entzug von Benzodiazepinen ist vergleichbar mit einem Alkoholentzug.

Das alles ist in den allermeisten Fällen nicht vergleichbar mit den Auswirkungen von Antidepressiva und Neuroleptika. Natürlich gibt es Ausnahmen; es gibt auch Menschen, die Benzos nehmen und nicht abhängig werden, weil sie diszipliniert genug sind. Aber will man wirklich die eigene Entscheidung davon abhängig machen, dass man in diese Ausnahmen-Gruppe fallen könnte?
Charlotte
 

Re: Machen Neuroleptika abhängig?

Beitragvon Lightning » Sa. 07.03.2015, 23:45

@Lightning, wie wirkt den ein AD auf Bedarf? Das muss doch alles eingeschlichen werden?
Ich mein, Trimipramin (TZA) habe ich auf Bedarf, zum schlafen. Da ich morgens davon nen leichten Überhang hab, bin ich noch leicht sediert und mir geht es halt besser. Meinst du das so?


Mehr oder weniger, ja. Wenn ich Doxepin nehme.. ca 75mg.. dann komme ich eben in einen "Zustand", in dem es mir kurzzeitig besser geht. Am nächsten Tag fühle ich mich eher, als ob ich einen Kader hätte.. aber so überstehe ich eben auch mal 1-2 sehr depressive Tage besser, als ohne Medi. Laut meiner Psychiaterin gibt es auch nur sehr wenige AD, die man auf Bedarf nehmen kann. Eigentlich hat sie mir diesbezüglich nur Doxepin zur Auswahl gegeben. Ich persönlich brauche auch keine dauerhafte Wirkung, weil ich nicht wirklich chronisch depressiv bin, sondern nur phasenweise. Aber beim Doxepin könnte ich mich an den Zustand gewöhnen.. daher denke ich, dass auch bei AD zum Teil Suchtpotential vorhanden ist.

Charlotte hat geschrieben:Was ich eigenlich zu sagen versuche, ist, dass alle Medikamente Nebenwirkungen haben können, dass viele Medikamente lebenslang genommen werden müssen und dass jede Manipulation am/im Körper ihren Preis hat - ganz unabhängig davon, ob es nun ein Antidepressivum, ein Neuroleptikum, ein Schmerzmittel oder ein Hustensaft ist.


Hat sich vorher ein wenig so gelesen, als ob du die Nebenwirkungen und/oder Entzugserscheinungen der Neuroleptika/AD nicht ganz so "ernst" siehst. Das könnte ja auch gut sein, wenn du selbst wenig Nebenwirkungen von Neuroleptika oder AD hattest. Daher gut, dass du das jetzt so schreibst, falls du doch anderer Ansicht bist. Ich denke mal, deine Ausführungen vorher waren auch eher im direkten Vergleich - Neuroleptika vs. Benzos - gedacht. Hustensaft und Aspirin würde ich bei der Aufzählung raus nehmen.. ausser es ist Codein im Hustensaft ^^ :P

Der Gewöhnungseffekt der Benzos würde evtl. auch erst eintreten, wenn man sie regelmäßig nehmen würde. In meinem Fall würde ich das gar nicht anstreben. Es geht mir nur um Notfallsituationen.. also wenns hoch kommt, 4-5 mal im Monat und sicher auch mal 1-2 Monate gar nicht. So wie ich eben derzeit das Neurocil einnehme. Aber gut, dass du es erwähnst.. an den Gewöhnungseffekt hatte ich gar nicht gedacht. Dieser ist auch ein wirklich gutes Argument dafür, warum Benzos "gefährlicher" eingestuft werden. Nach einem solchen habe ich gesucht. Wenn die Dosis steigt, wächst logischerweise auch das Suchtpotential mit. Somit habe ich persönlich jetzt auch eine Erklärung, die ich verstehen kann. Thx :kiss:

Charlotte hat geschrieben:es gibt auch Menschen, die Benzos nehmen und nicht abhängig werden, weil sie diszipliniert genug sind. Aber will man wirklich die eigene Entscheidung davon abhängig machen, dass man in diese Ausnahmen-Gruppe fallen könnte?


Naja.. dazu sage ich mal, man sollte schon wissen, wie diszipliniert man selbst sein kann. Ich für meinen Teil wüsste, dass ich diszipliniert genug sein könnte. Ansonsten sehe ich es auch so, dass Benzos nicht gut wären.. zumindest nicht, wenn man irgendwann wieder ohne Medis sein möchte. Bei mir ist es ja was die Schlafprobleme angeht auch die letzte Lösung. Habe 5 Jahre alles Mögliche versucht.. da bleibt nicht mehr viel übrig.. und ob Diazepam mir helfen kann, ist ja auch nicht sicher. Evtl. vertrage ich den Zustand gar nicht oder ich kann trotzdem nicht schlafen.
Lightning
 

Re: Machen Neuroleptika abhängig?

Beitragvon Charlotte » So. 08.03.2015, 00:17

Lightning hat geschrieben:Aber wäre es wirklich schädlicher, alle 1-2 Tage eine Diazepam zu nehmen, statt sich alle 1-2 Tage Neurocil und Haldol einzuflößen? Ich weiss ja nicht.

So hattest du es im Eingangspost geschildert und bei dieser Menge ist eine Abhängigkeit meiner Einschätzung nach so sicher wie das Amen in der Kirche.

Lightning hat geschrieben:Ich denke mal, deine Ausführungen vorher waren auch eher im direkten Vergleich - Neuroleptika vs. Benzos - gedacht.

Jap, waren sie.
Aber es stimmt auch, dass ich keine schlechten Erfahrungen bisher gemacht habe. Ich hab drei ADs ausprobiert, beim dritten bin ich geblieben. Ich war mir nie wirklich sicher, ob es was für mich tut, aber es hat auch nichts gegen mich getan. Dann hab ich beschlossen, es ohne zu versuchen, hab es in Absprache mit meinem Neurologen über ein halbes Jahr ausgeschlichen und hatte als einziges Absetzsymptom kleine Stromschläge über ein paar Tage - unangenehm, aber gut auszuhalten.
Für mich verbuche ich das als Versuch, der mir zwar nicht viel gebracht hat, der mich aber auch nichts gekostet hat.

Lightning hat geschrieben:Hustensaft und Aspirin würde ich bei der Aufzählung raus nehmen.. ausser es ist Codein im Hustensaft ^^ :P

Das würde ich nicht tun. Aspirin ist ein Blutverdünner. Bei z.B. Herzkrankheiten werden 100 oder 300 mg täglich eingenommen, quasi als Mittelweg zwischen Nichts und Marcumar. Aspirin als Schmerzmittel hat eine Dosierung von 500 mg. Wenn du davon ein paar Tage lang nur einmal eine täglich nimmst, hat es schon eine deutlich blutverdünnende Wirkung. Wenn du dann irgendwo anfängst zu bluten, hörst du so schnell nicht wieder auf.
Und auch ein Hustensaft ohne Codein kann in seltenen Fällen lebensgefährlich werden, Stichwort Allergien.

Wie gesagt, jedes Medikament hat seine Risiken. Beim Hustensaft sind sie zugegebenermaßen klein, aber Hustensaft soll ja auch nur ein kleines Übel behandeln. Wäre das Risiko groß, würde ihn ja niemand nehmen.
Je größer das Problem, desto größer die Risiken. Daher mein Standpunkt (und die übliche Vorgehensweise der Ärzte), dass das Problem wirklich groß sein sollte, um auf Benzos zurückzugreifen und ADs/Neuroleptika vorzuziehen sind.
Charlotte
 

Re: Machen Neuroleptika abhängig?

Beitragvon Lightning » Mo. 09.03.2015, 14:31

Charlotte hat geschrieben: Lightning hat geschrieben:Aber wäre es wirklich schädlicher, alle 1-2 Tage eine Diazepam zu nehmen, statt sich alle 1-2 Tage Neurocil und Haldol einzuflößen? Ich weiss ja nicht.


So hattest du es im Eingangspost geschildert und bei dieser Menge ist eine Abhängigkeit meiner Einschätzung nach so sicher wie das Amen in der Kirche.


Da ging ich eigentlich mehr von der Frage aus, ob es allgemein schädlicher wäre, täglich ein Benzo zu nehmen, statt ein AD/Neuroleptika bzw. statt der 2 genannten Neuroleptika (weil gerade diese Beiden ja sehr oft starke Nebenwirkungen haben und im Normalfall möglichst schnell durch andere Neuroleptika ersetzt werden). Und ich meinte damit auch eher eine lebenslängliche Einnahme. Das habe ich etwas undeutlich geschrieben, sry dafür. Wie ich es für mich persönlich vor habe, steht ja einige male in den anderen Posts.

Aber die Fragestellung, ob ein AD/Neuroleptika bezüglich Nebenwirkungen "besser" wäre, als ein Benzo.. ist im Prinzip auch noch nicht beantwortet. Wir kamen bisher nur zu dem Ergebnis, dass Benzos - wahrscheinlich vor allem dank des Gewöhnungseffekts und auch des Zustands, den man auf Benzos hat - mehr Suchtpotential haben, als AD/Neuroleptika. Mich würde z.B. interessieren, ob auch jemand starke Nebenwirkungen durch Benzos hatte. Weil wie gesagt.. "wenn" ein Leben lang Medis.. wäre mir das mit der "Sucht" egal. Da würden "Abhängigkeit" (körperlich?) und "Sucht" (psychisch?) für mich auch keinen Unterschied mehr machen. Hauptsache ich fühle mich wohl.

Allerdings habe ich bisher auch keine guten Erfahrungen mit Neuroleptika gemacht und leider auch deutlich mehr Nebenwirkungen gehabt wie du @Charlotte.. von Gewichtszunahme, Konzentrationsproblemen, "Sehschwäche", Schwindel, starken Kopfschmerzen und erneuten Panikattacken, bis hin zum Rückfall dank Seroquel und erneutem Aufenthalt in der Geschlossenen.. und auch das Absetzen war nicht leicht. Daher stehe ich persönlich diesen Medis sehr skeptisch gegenüber. Bei täglicher Einnahme von Haldol + Neurocil konnte ich mich kaum noch bewegen. Würde ich immer auf Ärzte hören, wäre das noch heute so. Dank einer Ärztin hatte ich auch den Rückfall.. also von dem her stehe ich Ärzten genau so skeptisch gegenüber, wie den Neuroleptika ^^

Was AD angeht, war/ist das Ganze schon etwas angenehmer.. aber auch eher, weil ich nach einer bestimmten Menge eine Art Rauschzustand habe (weshalb ich denke, da steckt durchaus auch "Suchtpotential" drinn) und die AD mein Gehirn nicht so stark abschalten, wie es die Neuroleptika tun. Trotzdem schaffe ich es dank meiner AD, in einer Woche 4-5 Kg drauf zu packen und brauche danach 8-10 Wochen "Disziplin", um die 4-5 Kg wieder weg zu bekommen.

Auf Aspirin und Hustensaft werde ich in diesem Zusammenhang nicht weiter eingehen. Das ist mir dann doch etwas zu weit weg vom Thema.. am Ende landen wir noch bei "Auch ein gesunder Mensch kann dank den Nebenwirkungen des Lebens sterben" (sry - sarkasmus) :P
Lightning
 

Re: Machen Neuroleptika abhängig?

Beitragvon Charlotte » Mo. 09.03.2015, 15:15

Lightning hat geschrieben:Mich würde z.B. interessieren, ob auch jemand starke Nebenwirkungen durch Benzos hatte. Weil wie gesagt.. "wenn" ein Leben lang Medis.. wäre mir das mit der "Sucht" egal. Da würden "Abhängigkeit" (körperlich?) und "Sucht" (psychisch?) für mich auch keinen Unterschied mehr machen. Hauptsache ich fühle mich wohl.

Na ja, das ist es ja gerade: Man fühlt sich nicht wohl, wenn man abhängig von Benzodiazepinen ist. Es ist ja nicht so, dass du nur täglich deine zwei Tabletten brauchst und dann ist alles tutti. Das geht vielleicht ein paar Wochen gut, dann brauchst du aber schon drei Tabletten, um den Zustand aufrecht zu erhalten. Dann geht es wieder ein paar Wochen und dann brauchst du schon vier Tabletten, ein Teufelskreis, der zwangsläufig im Missbrauch, also im sog. Benzodiazepinabusus endet.

Und aus diesen Dosissteigerungen ergeben sich dann die ersten Konflikte mit den Ärzten, denn die dürfen so was nicht unbegrenzt aufschreiben, ohne dass sie mit rechtlichen Konsequenzen zu rechnen haben. Zumal sie das sehr bald eh nur noch privat verordnen werden, die Kosten trägst also du, denn eine Langzeittherapie mit Benzos kriegst du von keiner Krankenkasse finanziert. Ärzte unterliegen da ja auch einer Kontrolle und da geht es durchaus mal um die Approbation, die kein Arzt für dich riskieren wird. Irgendwann kriegst du also nicht mehr genug verschrieben, um den Wohlfühlzustand aufrecht zu erhalten und rutschst immer wieder in den Entzug. Was dich höchstwahrscheinlich auf den Schwarzmarkt führen wird und damit in die illegale Zone.

Das Ende vom Lied ist, dass du süchtig bist, straffällig wirst und von Ärzten am liebsten von hinten gesehen wirst, weil sie die leidigen Diskussionen um ein weiteres Rezept nicht mehr führen wollen. In deinem Kopf geht es nur noch darum, wie du die nächste Dosis kriegen kannst; von wohlfühlen waren alle Patienten mit Benzodiazepinabusus, die ich kennengelernt habe, weit entfernt.

Ist das für dich wirklich eine Alternative, selbst wenn du keine Nebenwirkungen verspürst (außer natürlich des Entzugs, in den du alle paar Stunden kommst, wenn du nicht brav nachfütterst)?
Ich hab den Eindruck, du unterschätzt, was da alles mit dran hängt an so einer Benzodiazepinabhängigkeit.

EDIT: Ansonsten sind hier die möglichen Nebenwirkungen laut Packungsbeilage. Ob und was du davon bekommst, ist natürlich ein Überraschungsei, aber beim Überfliegen sieht das für mich alles ähnlich aus wie bei ADs und Neuroleptika...
Charlotte
 

Re: Machen Neuroleptika abhängig?

Beitragvon Lightning » Mo. 09.03.2015, 16:44

Hast du denn Erfahrung mit Benzos @Charlotte?

Also das mit der Suchtgefahr habe ich mittlerweile durchaus verstanden. Ich habe auch 15 Jahre lang Drogen konsumiert und habe im Prinzip auch Erfahrung mit Tetrazepam als Muskelentspanner. Ich gehe mal davon aus, dass Tetrazepam auch ein Benzo ist, weil es auf "zepam" endet. Das habe ich damals auch fast ein Jahr genommen.. nicht täglich.. aber schon relativ häufig. Da hat meine Ärztin nicht mal erwähnt, dass es sich um ein Benzo handelt, oder dass man abhängig davon werden könnte. Es war eben mein Muskelentspanner, den ich immer genommen habe, wenn ich starke Schmerzen hatte.

Und mit Diazepam habe ich Erfahrungen in der Form gemacht, dass wir es genommen haben, um vom Speed wieder runter zu kommen, wenn man mal so gar nicht mehr schlafen konnte. Auch da kam nie ein Gedanke der Sucht auf, daher denke ich auch daran, es als Notfallmedikation gegen die Schlafprobleme zu nehmen. Ich weiss nur nicht, ob ich den benebelten Zustand vor dem Einschlafen vertrage, daher bin ich mir noch nicht sicher. Da bleibt wohl nur das Testen.. wie immer.

Ich habe auch durchaus schon gelesen und gehört, dass Leute dauerhaft Lorazepam bekommen und auch nicht gleich mit Heroinsüchtigen zu vergleichen wären. Da zahlt es auch die Krankenkasse. Hätte ich die Drogenvergangenheit nicht, hätte ich es auch bekommen. Und hätte ich es wirklich darauf angelegt, hätte ich es evtl. sogar aufgrund der Drogenvergangenheit als Art Ersatzdroge bekommen. Das hat einer getan, der mit auf der Geschlossenen war. Der war allerdings süchtig.. aber nicht nur nach Benzos.

Also es ist nicht so, dass man Benzos nicht dauerhaft auf Rezept bekommen kann. Es ist nur so, dass eben aufgrund der hohen Suchtgefahr sehr stark davon abgeraten wird. Hier gibt es sicher auch ein paar Leute, die schon längere Zeit mit Lorazepam behandelt werden. Ich nehme zwar keine Benzos und weiss auch noch nicht, ob ich das mit dem Diazepam überhaupt testen werde.. aber trotzdem finde ich die Aussage, dass man auf Benzos ziemlich sicher irgendwann straffällig wird, weil man sie illegal besorgen will.. etwas übertrieben. So wie du es beschreibst, hört es sich irgendwie an, als ob jemand Heroin oder Crack beschreiben würde.. und selbst da wird nicht jeder sofort abhängig. Das ist stark Charakter abhängig. Vielen gefällt es z.B. gar nicht, die Kontrolle zu verlieren oder sich irgendwie benebelt zu fühlen. In dem Fall bleibt es meist bei einem "Versuch".

Für mich wäre z.B. ein besseres Argument gegen Benzos, dass man durch diese sogar im Schlaf ersticken kann.. weil durch die spätere, höhere Dosierung z.B. die Muskeln (somit auch Organe) so entspannt sein könnten, dass praktisch die Atmung versagt. Zumindest habe ich das auf meiner Suche nach Nebenwirkungen so gelesen. Durch Neurocil bin ich allerdings auch schon öfter kurz vorm Einschlafen nach Luft schnappend hoch geschreckt und dachte, ich hätte vergessen zu Atmen - was wahrscheinlich auch so war.

Und ja.. für mich wäre es durchaus eine Alternative, ein Medikament zu nehmen, wenn ich davon keine Nebenwirkungen hätte und es mir dadurch besser gehen würde. Und was an einer Abhängigkeit dran hängt, weiss ich durchaus. Aber wie gesagt.. wenn ich ein Leben lang Medis nehmen müsste.. würde sich mir persönlich die Frage nach einer Abhängigkeit gar nicht mehr stellen. Da würde ich mir eher die Frage stellen.. "Will ich mein restliches Leben halbtot auf Haldol+Neurocil rumrennen.. oder grinsend auf Benzos?" (wieder davon ausgehend, dass sie besser helfen würden bzw. weniger Nebenwirkungen hätten).

Also ich unterschätze die Abhängikeit nicht.. aber ich unterschätze auch die Nebenwirkungen, die ich auf Neurocil+Haldol habe/hatte nicht. Zudem finde ich es auch schwer, von Neuroleptika weg zu kommen, wenn man diese lange Zeit nimmt. Das fand ich persönlich schwerer, als von Speed, Crystal, Koks, LSD, LSA, THC, MDMA, Tilidin, Alk und Opiaten weg zu kommen.. und Kaffee (obwohl - da hab ich es gar nicht geschafft) :P

Edith sagt: Daher ist eigentlich auch die Überschrift des Themas so gewählt.
Falls Panvie mitliest, könnte er evtl "Neuroleptika" zu "Psychopharmaka" ändern ;)
Zuletzt geändert von Lightning am Mo. 09.03.2015, 16:58, insgesamt 1-mal geändert.
Lightning
 

Re: Machen Neuroleptika abhängig?

Beitragvon Charlotte » Mo. 09.03.2015, 16:54

Ich hab Erfahrungen von der anderen Seite. Ich hab als Arzthelferin jahrelang Benzo-Patienten mit betreut und musste Rezeptdiskussionen sowohl beobachten, als auch führen. Die meisten dieser Patienten kannten sich mit dem Schwarzmarkt gut aus, die 20 Tabletten pro Woche, die sie von uns privat bekamen, waren wohl bestenfalls ein guter Grundstock. Ein oder zweimal hatten wir dann auch "Patienten", die die Tabletten nicht selbst nahmen, sondern sich zum Weiterverkauf verschreiben ließen.

Aber wie ich bereits sagte: Wenn du es probieren willst, halten dich die Argumente hier nicht auf. Ich wünsche dir sehr, dass es bei gelegentlichem Gebrauch bleibt und dass du die Kontrolle darüber behältst.
Charlotte
 

Re: Machen Neuroleptika abhängig?

Beitragvon Lightning » Mo. 09.03.2015, 17:09

Ok, dann verstehe ich natürlich deine "Bedenken" :)

Mich hält im Moment eher auf, dass ich z.B. nicht weiss, ob ich den Zustand ertragen würde. Das ist ja bei den Neuroleptika schon teilweise sehr kritisch. Letztes mal habe ich mich wieder etwas gefährdet gefühlt, nur weil ich ein Stück Rotweinkuchen gegessen habe, das wirklich stark nach Rotwein geschmeckt hat. Und so ein Gefühl hat eben auch schon mal zum Rückfall geführt. Das mit dem Ersticken im Schlaf stimmt mich auch nachdenklich.

20 Tabletten pro Woche.. uff.. na da kann ich dir jetzt schon sagen, dass mir 20 Tabletten sicher 4-5 Monate reichen. So viel Kontrolle hab ich dann schon. Wenn sie damit gedealt haben, ist es ja auch nochmal anders. Solche Leute kenne ich natürlich auch.. oft nehmen die es nicht mal selbst. Also ich kannte in der Drogenszene Keinen, der sich 20 Diaz pro Woche gegeben hat.. aber gut.. da nimmt man auch eher andere Dinge und die Diaz nebenbei.
Lightning
 

Re: Machen Neuroleptika abhängig?

Beitragvon Zwahod » Di. 10.03.2015, 17:05

Hallo miteinander,

das ist auch meine Vermutung mit den Neuroleptika, selbst ein Psychiater eines Freundes, hat dies mal ansatzweise zugegeben.
Auch ein Bericht des SPIEGEL's vom Januar 2013 legt die Vermutung nahe. Hier wurde ("sinngemäß") geschrieben, dass weniger industrialisierte Staaten nur kurzfristig Medikamente zur Psychoseeindämmung geben und die Patienten erfahren weniger Rückfälle als in den weiter industrialisierten Staaten in denen eine Dauermedikation verordnet wird.
Ja leider wird mit Neuroleptika der Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben..! Das ist auch meine Ansicht und meine Meinung.

Viele Grüße

Zwahod
Zwahod
 

Re: Machen Neuroleptika abhängig?

Beitragvon Lightning » Mi. 11.03.2015, 21:27

Naja.. in solchen Ländern gehen sie meist auch etwas "humaner" mit den Erkrankten um. Da gibt es ja z.B. die nette Reportage über den "offenen Dialog" in Finnland: https://www.youtube.com/watch?v=IsnzUxE7emI .. dort werfen sie auch weitgehend ohne Medis mit Erfolgszahlen um sich, die man hier eher in die andere Richtung hört.. 70-80%.. bei uns heisst es eher, so hoch ist das Risiko eines Rückfalls ohne Medis.

Dialog... sowas gab es bei mir in der Geschlossenen nicht wirklich. Auch in der Offenen eher weniger. Gruppengespräche, die verallgemeinert waren gab es evtl.. die waren aber nichts für mich und ich wurde sogar mal gebeten, den Raum zu verlassen.. und das obwohl ich eigentlich nur ein wenig Kritig ausgeübt habe.. also ruhig und sachlich.. ich bin da nicht ausgerastet oder so :P
Lightning
 

Re: Machen Neuroleptika abhängig?

Beitragvon fezzoletti » Mi. 08.04.2015, 23:19

Psychopharmaka gegen Psychosen unterdrücken bestimmte Rezeptoren im Gehirn. "Leider" steuert da das Gehirn dagegen und schafft mehr dieser Rezeptoren. Das führt dazu, wenn man die Dosis verringert oder die Einnahme beendet, "zu viele" dieser Rezeptoren da sind und es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Psychose kommt. Daher kann man schon von einer Abhängigkeit sprechen. Die Konsequenz ist, dass man sehr sehr langsam Absetzen muss. Leider gibt es die Tabletten meistens nur in großzügig Unterteilten Einheiten. 20mg, 15mg, usw. Bei Olanzapin ist die Meinung sogar, dass alles was unter 5mg ist, keine Wirkung mehr hat. Darum hört man beim Ausschleichen bei 5mg auf und nimmt nichts mehr. Das ist ein großer Fehler, meiner Meinung. Man muss es über Monate in 1mg Schritten bis auf 0 ausschleichen. Aber auf mich hört ja keiner. ;) Aber ich denke, die Pharmaindustrie will das auch, es geht ja Schlussendlich nur ums Geld und gebundene Kunden.
fezzoletti
 

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