Risperdal = Hölle

In diesem Forum habt Ihr die Möglichkeit, Eure Erfahrungen mit Psychopharmaka zu schildern bzw. Fragen zu bestimmten Medikamenten zu stellen und Informationen über sie zu suchen.

Risperdal = Hölle

Beitragvon Thasar » Do. 03.04.2014, 21:53

Bin im Moment echt verzweifelt. Nach drei und halb Monaten auf der offenen Station kam ich vor vier Wochen auf die Geschlossene. Dort wurde Risperdal angesetzt. Zunächst 4mg pro Tag, dann 5mg, 6,5mg und schließlich 8mg.
Noch nie ging es mir unter einem Medikament derart schlecht. Einerseits war da diese innere Unruhe, andererseits aber diese brutale Abgeschlagenheit. Ich konnte eigentlich nur noch liegen, wälzte mich aber jede Minute von einer Seite auf die andere. Ich erinnere mich an einen Arztbesuch während dieser Zeit, wo mich das Warten buchstäblich verrückt gemacht hat, ähnlich ging es mir beim Warten auf die Visite. Ich konnte nicht mal mehr lesen. Eigentlich hätte ich gedacht, dass ein Medikament, das man mir gibt, mich 'unempfindlicher' macht - stattdessen wurde ich aber zu einem psychischen Wrack und so weinerlich, wie ich es von mir bis dato nicht kannte. Meistens musste ich meinen Eltern absagen, wenn sie mich besuchen wollten, weil mich allein der Gedanke, sie zu sehen, emotional total überfordert hat.

Dann kam am Dienstag meine Entlassung. Die Krankenkasse hat Druck gemacht, und ehrlich gesagt, hätte ich es in meinem Zustand auf der Geschlossenen auch nicht mehr länger ausgehalten. Am Tag vorher entschied ich mich, mein Risperdal nicht mehr zu nehmen. Bin also vom einen auf den anderen Tag von 8mg auf Null runter, was wohl ein großer Fehler war. Mir ging's zwar sofort etwas besser, aber seitdem leide ich unter brutalen Entzugserscheinungen.
Ich hatte noch am Tag meiner Entlassung einen Termin bei meinem Psychiater, weil ich hoffte, durch ein neues Neuroleptikum würde sich mein Zustand bessern. Als ich ihm erzählte, dass ich Risperdal abgesetzt habe, war das für ihn völlig okay, weshalb ich mir nicht mehr so große Sorgen gemacht habe. Mittlerweile habe ich aber gelesen, wie langsam Risperdal normalerweise ausgeschlichen wird und über welchen Zeitraum, weshalb ich denke, dass es ziemlich unverantwortlich von ihm war, mir zu sagen, ich hätte alles richtig gemacht.

Heute ist also mein dritter Tag ohne Risperdal und psychisch bin ich immer noch ein Wrack. Fühle mich noch weit abgeschlagener und trauriger wie zu meinen schlimmsten Depressionszeiten. Lust auf irgendetwas empfinde ich nicht, Freude gibt es nicht mehr. Meine große Leidenschaft war immer das Schreiben, aber seitdem ich mit Risperdal angefangen habe, war daran nicht mehr zu denken. Ich hocke praktisch nur noch zu hause und warte, dass ich müde genug bin, um zu schlafen, und ich habe wahnsinnige Angst, dass sich an diesem Zustand nichts ändert, dass es jetzt für immer so bleiben wird. Körperlich bin ich immer noch schlaff, zwar nicht mehr so, wie mit Risperdal, aber immer noch so, dass es mich erschöpft, Gespräche zu führen. Ich schwitze sehr stark, kalter Schweiß steht mir auf der Stirn und tränkt meine Pullover. Heute kam dann auch noch Durchfall hinzu. Von Schmerzen - wie sie ja viele bei einem Risperdal-Entzug zu haben scheinen - werde ich Gott sei dank verschont, aber auch so schon ist mein Zustand kaum zu ertragen. Habe in der Klinik auch einen Benzo-Entzug gemacht, aber so schlecht ging es mir damals nicht mal annähernd.

Meine Fragen an euch wären, ob jemand ähnliche Symptome kennt und eine ähnlich hohe Dosis Risperdal bekommen hat, die dann abgesetzt werden musste. Ich bin im Moment wirklich verzweifelt und würde gerne Ratschläge von Leuten hören, die Ähnliches durchgemacht haben. Habe jetzt am Dienstag den nächsten Termin bei meinem Psychiater und habe schon überlegt, ob ich ihm nicht vorschlagen soll, mir wieder eine geringe Dosis Risperdal zu verschreiben. Aber bringt das überhaupt etwas? Immerhin komme ich von 8mg am Tag und müsste Risperdal bei einem schrittweisem Entzug noch über viele Monate in sehr hoher Dosis nehmen, was ich nicht aushalten würde. Irgendwann muss ich auch wieder arbeiten. Bei dem Gedanken daran wird mir vor Sorge ganz schlecht.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Kann mir jemand helfen? Bei den meisten, die Risperdal nehmen, lese ich immer nur von 1mg oder 2mg am Tag. Ich versteh nicht, warum man es bei mir so hoch dosiert hat, obwohl die Nebenwirkungen schon so schlimm waren, und man mir immer nur gesagt hat, das Medikament braucht Zeit, um sich einzupendeln.
Thasar
 

Re: Risperdal = Hölle

Beitragvon Amon » Fr. 04.04.2014, 00:08

Warum hat sich denn dein Zustand in der offenen in den drei Monaten verschlechtert?

Deinen ambulanten Psychiater kann ich nicht verstehen, gehe besser sobald wie möglich noch mal zu einen anderen und sage dass so wie du das hier schilderst.

Ich wünsche dir alles Gute!
Amon
 

Re: Risperdal = Hölle

Beitragvon bulandus » Fr. 04.04.2014, 17:07

Hallo,g de

das,was du unter 6-8mg Risperdal erlebt hast,ist eine neuroleptikainduzierte Akathisie,eine Störung des Gehirns in dem Bereich,der für Bewegungen zuständig ist.
Einerseits dämpft das hochdosierte Risperdal die psychomotorische Energie,andererseits ist man unruhig und will sich ständig bewegen,obwohl die Bewegungen auch keine Erleichterungen mehr bringen...ein fürchterlicher Zustand.

Ich persönlich halte 8mg Risperdal für medizinischen Wahnsinn.
Es ist in meinen Augen unverantwortlich,Menschen medikamentös so abzuschießen.

Warum warst du denn in der Geschlossenen? Hattest du eine Psychose,die auf andere Neuroleptika nicht angesprochen hat?
Du schreibst von einer Depression...mir als Betroffener von Psychosen und Depressionen ist neu,daß Psychiater eine Depression mit 8mg Risperdal behandeln.
Doch in der Psychiatrie gibt es nichts,was es nicht gibt.

Wenn man schon längere Zeit Neuroleptika genommen hat ( MoNATE oder gar Jahre),sollte man in der Tat nur ausschleichen,um das Risiko einer Rebound- oder Entzugspsychose zu minimieren.

Ich weiß ja nicht,wie lange du Neuroleptika genommen hast?

Andererseits kann ich deinen Frust über die "Behandlung" durchaus verstehen.
Die Entzugssymptome lassen in der Regel nach einer unbestimmten Zeit nach.Der Körper passt sich also mit der Zeit wieder an.
Doch wie lange das dauert,vermag keiner zu sagen,das ist höchst individuell.

Grüße,Bulandus
bulandus
 

Re: Risperdal = Hölle

Beitragvon Thasar » Fr. 04.04.2014, 19:53

Danke für eure Rückmeldungen!
Neben meiner Dopple-Depression war ich auch wegen einer generalisierten Angsterkrankung in der Psychiatrie. Zuerst wurde eine ängstlich, vermeidende Persönlichkeitsstörung dann eine schizotypische diagnostiziert. Habe vorher schon seit zig Jahren Citalopram und Benzos genommen, musste in der Klinik dann auch einen Entzug machen. Auf die Geschlossene kam ich, weil meine Ängste immer schlimmer wurden.

Heute am vierten Tag ohne Risperdal ist es nun so, dass ich mich wieder ein Stückweit gefestigter fühle. Kann aber auch nur eine Bestandsaufnahme ein. Mein Schwitzen scheint weniger, gleiches gilt für meine Kälteempfindlichkeit. Weiterhin bin ich aber noch sehr müde - habe fast den ganzen Tag geschlafen und habe kaum Kraft, hier einen Beitrag zu verfassen. Auch nervlich bin ich noch ziemlich angeschlagen, aber ich kann zumindest an Gesprächen mit meiner Familie teilnehmen, ohne gleich losheulen zu müssen.
Alles in allem bin ich etwas erleichtert.
Thasar
 

Re: Risperdal = Hölle

Beitragvon Amon » Fr. 04.04.2014, 21:23

Das hört sich ja schon mal besser an. Wünsche dir weiterhin alles Gute!
Amon
 

Re: Risperdal = Hölle

Beitragvon phlep » Sa. 05.04.2014, 19:56

Hallo Thasar,

Wenn ich deinen Text lese ist vieles darin was ich schon selbst so erlebt habe, ich kann deine Verzweifelung gut nachvollziehen. Bin jetzt seit einer Woche zurück aus einer Therapie und wurde dort auf Zyprexa eingestellt. Der Wirkstoff Olanzapin ist bekannt dafür dick zu machen, aber das auch nur wenn man sich gehen lässt. Habe schon viele Neuroleptika durch wo ich teilweise nicht mehr ich selbst war (und nein, ich war zu der Zeit nicht in der Psychiatrie sondern habe gearbeitet!!!) und Zyprexa ist durchaus ein sehr potentes und wirksames Medikament mit (bei mir) keinen Nebenwirkungen ausser leicht sedierend zu Beginn. Es lockert die innere Unruhe und Angespannheit und macht dich ein wenig gleichgültiger.

Hoffe dir geht es wieder besser oder zumindest ist dein Leben wieder erträglicher geworden.

Gruß
phlep
 

Re: Risperdal = Hölle

Beitragvon Poly » Mi. 09.04.2014, 13:24

Habe nun nicht alles gelesen (kann mich gerade nicht so gut konzentrieren), aber kenne das Medikament sehr gut.
Ich hatte damals am Ende denke ich 4 mg, wenn nicht mehr.
Ich konnte auch nicht mehr sitzen, das war am Anfang sehr schlimm. Es ist ein unerträglicher Zustand.
Zum Ausschleichen:
Ich habe es auch direkt abgesetzt. Hatte das ungefähr 6 Monate genommen.
Ging gut. Ich habe nichts gemerkt.
Aber ich merke bei vielen anderen Medikamenten kaum etwas, vielleicht liegt es daran.
8mg finde ich aber sehr viel. Das geht gar nicht.
Das ist nur zudröhnen, nichts weiter.
Es gibt genug andere Medikamente, versuch es mit denen.
Oder noch besser, gehts ohne? Die dachten bei mir wird es nie ohne gehen. Nun nehme ich keine (nur wenn ich ne Krise habe). Und Medikamente sind schlimm...ich habe nach 2 Jahre des Absetzen des Medikaments Risperdal Nebenwirkungen (möchte die hier aber nicht genauer ernennen)
Poly
 

Re: Risperdal = Hölle

Beitragvon Thasar » Do. 10.04.2014, 17:46

Danke euch beiden für die Rückmeldung.

Nein, leider ist mein Leben nicht erträglicher geworden. Bin jeden Tag mehr schlecht als recht am Kämpfen, ohne dass ich bis jetzt Licht am Ende des Tunnels seh.

Bei mir wird jetzt erst einmal weiter das Opripamol hochgesteigert. Ein Leben vollkommen ohne Medikamente traue ich mir im Moment auf keinen Fall zu, bin in den letzten Wochen ein richtiges Wrack gewesen. Mein Psychiater meinte aber, dass das an der Depression liegt und es keine Entzugserscheinungen von dem Risperdal mehr sein können.
Thasar
 

Re: Risperdal = Hölle

Beitragvon phlep » Fr. 11.04.2014, 12:20

Wie lange nimmst du das Opripamol schon? Ist ein Medikament aus der Klasse der trizyklischen Antidepressiva, habe ich gute Erfahrungen mit gemacht, (Trimipramin), ich denke das wird deinen Leidensdruck ein wenig eindämpfen wenn es bei dir anschlagen wird. Ich wünsche es dir.

Gruß
phlep
 

Re: Risperdal = Hölle

Beitragvon Thasar » Sa. 12.04.2014, 20:32

Hallo phlep ... nehme es jetzt 'schon' anderthalb Wochen. Bislang ist leider noch gar nichts besser geworden und ich bin im Moment auch ehrlich gesagt nicht allzu optimistisch, dass sich da noch was tut. Ende nächster Woche wieder ein Termin bei meinem Psychiater. Ich denke mal, er wird die Dosis noch mal raufsetzen, und dann sind die vier Wochen, die man einem neuen Medikament ja geben soll, auch schon fast wieder vorbei, ohne dass es angeschlagen hätte.
Thasar
 

Re: Risperdal = Hölle

Beitragvon phlep » Mo. 14.04.2014, 12:13

Hi Thasar,

Ich würde an deiner Stelle maximal 2 1/2 Wochen warten, wenn bis dahin keine leichte Besserung deiner Sympthomatik eingetreten ist das Medikament wechseln ... Schon das Burpropion versucht?

Gruß
phlep
 

Re: Risperdal = Hölle

Beitragvon Atisha » Mo. 14.04.2014, 22:36

Jeder verträgt anderes ... ich hatte Anfangs Risperdal, dann bin ich mal auf was anderes, jetzt wieder Risperdal, so 3mg am Tage und ich kann nicht sagen, das ich es übel finde. Ich habe Schizophrenie.
Atisha
 

Re: Risperdal = Hölle

Beitragvon phlep » Di. 15.04.2014, 12:18

Atisha hat geschrieben:Jeder verträgt anderes ...


Das ist das Problem ...
phlep
 


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