Wie Kiffen mein Leben zerstörte

Es geht hier sowohl um stoffgebundene Süchte und Abhängigkeiten (wie Alkohol- und Drogenmissbrauch) und nicht-stoffgebundene Süchte wie Verhaltenssüchte (z.B. Internetsucht, Kaufsucht, Spielsucht etc.), als auch um Zwangsstörungen (Zwangshandlungen und Zwangsgedanken/-ideen).

Wie Kiffen mein Leben zerstörte

Beitragvon fezzoletti » So. 16.06.2013, 01:13

Wie Kiffen mein Leben zerstörte, Abschiedsbrief an die Vergangenheit


Hallo zusammen,

ich hatte eine schöne Kindheit. Wurde allerdings in der Schule massiv gemobbt, bis zur 7. Klasse. Dann habe ich eine 180 Grad Wendung gemacht und war ein ziemlich cooler Typ. Ein typischer Kleinrocker der sich nichts mehr gefallen lies. Ich hatte keine Angst vor Autoritäten oder schwierigen Situationen. Ich bin oft weggegangen, hab mich mit Kumpels getroffen oder bin mitm Moped durch die Gegend gedüst. Dann habe ich das Bodybuilding angefangen, ich bin 4x die Woche hin, hatte nen super Körper.

Dann habe ich mit 18 Jahren ca. das Kiffen angefangen, ich bin sofort abhängig gewesen. Ich habe es täglich gebraucht. Alle anderen Aktivitäten wurden sofort beendet. Es ging nur noch ums Kiffen. Hatte nur noch meinen Kifferfreundeskreis von 3 Leuten. Ein Tag ohne Kiffe war die Hölle. Ich habe auch nur Bongs geraucht und das ziemlich Krass. Meine Mischungen waren fast immer pur.

Im Drogenrausch habe ich angefangen Tiere zu quälen. Dafür schäme ich mich heute noch (37 Jahre) zutiefst. Ich habe Leute verarscht, meine Freundin betrogen und nur noch wenig Kontakt mit der Familie gehabt. Ich war ein richtiges A...loch.

In den 3 Jahren Dauerkiffen habe ich mich immer mehr für andere Drogen interessiert und auch bekommen. Wobei mir Speed schon gefallen hat, aber ich habe es nie gekauft. Mir war Kiffen wichtiger. Dann kam LSD.

Ich habe einmal LSD konsumiert und eine drogeninduzierte Psychose bekommen, die mich bis heute verfolgt. Ich habe sofort alle Kontakte zu Freunden, Bekannten verloren, weil ich ihnen wahrscheinlich komisch vorkam. Man konnte mit mir auch nichts mehr anfangen, ich war Still und Antriebslos. So kannte man mich nicht. Habe auch meine damalige Freundin verloren, die ich wie Scheisse behandelt habe. Das tut mir auch bis heute noch leid und ich wurde durch die Tabletten richtig dick, was mich auch sehr belastet hat.

Dann war ich gezwungener Maßen über 1 Jahr clean vom Kiffen, es hat mir auch komischerweise nichts ausgemacht. Dann habe wir mit Absprache des Arztes die Medikamente abgesetzt und hab sofort abgenommen.. Das ging ca. 4 Monate gut, ich hab mich noch nie so gut gefühlt in meinem Leben. Dann hatte ich kleine Warnzeichen, dies habe ich meiner Mutter mitgeteilt. Die ist aus allen Wolken gefallen, ist mit mir sofort zum Psychiater und hat total übertrieben. Ich habe jedenfalls sofort wieder die Höchstdosis bekommen. Und das war meiner Meinung nach ein Scheitelpunkt in meinem Leben. Ich war sowas von fertig. Ich hab wieder zugenommen, war wieder antriebslos und fühlte mich einfach Scheisse.

Dann habe ich deswegen wieder das Kiffen angefangen mit ca. 22 Jahren und habe bis heute es nie geschafft darauf komplett zu verzichten.

Ich habe mehrere Jobs verloren durch die Psychose. Bin dementsprechend auch schlecht von Kollegen und Vorgesetzten behandelt worden, denn die dachten nur, ich spinn oder nehm Drogen (was ja auch stimmte). Hatte dementsprechend schlechte Arbeitszeugnisse und war einmal 5 Jahre arbeitslos. Das war auch eine schlimme Zeit.

Ich hab dann ne Rehabilitation bekommen und einen Schwerbehindertenausweis mit 50% unbefristet. Arbeite nun auch seit 4 Jahren wieder.

Aber ich hatte in den 16 Jahren ca. 14 Psychosen und war immer der Meinung, dass dies nicht vom Kiffen kam, sondern das was mit der Medikamentation nicht stimmte, das sehe ich heute anders. Ich denke mir, um Clean zu sein/werden, gibt es Rückfälle. Ich habe schon sooft versucht Clean zu sein, hatte auch immer die tollsten Begründungen dafür, aber ich habe es nie auf Dauer geschafft. Mein Denken war immer, dass ich von Cannabis keine Psychosen bekomme. Das sehe ich nun zum ersten mal anders.

Ich bin seit ca. einem 3/4 Jahr in Therapie. Meine erste Therapie im Leben und wir arbeiten am Clean sein. Mein Therapeut gibt mir gottseidank die Freiheit, dass ich Cannabis konsumieren darf, wenn ich will. Seit ca. 2 Monaten Kiffe ich wieder regelmäßig, habe zwei zuverlässige Dealer und Kifferfreunde. Das ging total schnell und ich bin wieder mittendrin. Davor war ich ca. ein halbes Jahr Clean und hatte eine Medikamentenumstellung. Mir ist in dieser Zeit aufgefallen, dass ich mich noch nie so gesund vom Kopf gefühlt habe. Und das ist der Schlüssel. Seitdem ich wieder Kiffe habe ich das Gefühl nicht mehr, mehr im Gegenteil, ich habe sogar Warnzeichen und behandle meine Freundin Scheisse. Ich habe es endlich begriffen, dass ich vom Kiffen Psychosen bekommen kann und dass es mir gesundheitlich viel Schlechter geht, als ohne.

Ich hatte so viele gute Vorsätze auf das Kiffen zu verzichten und hatte immer bessere Begründungen es wieder anzufangen. Dass ich durchs Kiffen mein Leben zerstört habe, wurde von mir ausgeblendet.

Cannabis, Haschisch oder Grass, ist eine gefährliche Droge. Trotzdem bin ich der Meinung es hätte längst legalisiert werden müssen. Durch das Verbot wird das Zeugs erst interessant. Und ich denke mir, dass ich durch das wenige Wissen über die Droge falsch mit der Droge umgegangen bin. Bei Alkohol wusste ich immer, dass man davon abhängig werden kann, wenn man zu viel Trinkt. Bei Cannabis wusste ich das nicht und bin voll abgestürzt. Das ist natürlich nur eine Hypothese.

Was mir heute auch auffällt ist, dass Kiffer nichts in ihrer Freizeit unternehmen. Menschen die nie gekifft haben sind z.B. in Sportvereinen aktiv oder lernen ein Musikinstrument zu spielen.

Ich möchte seit 10.06.13 ein Leben ohne Drogen auf Dauer führen und Sport treiben. Ich möchte wieder Schlank werden und ein besserer Mensch sein. Mit der neuen Sichtweise über meine Vergangenheit, Suchtkrankheit und meiner Therapie werde ich das auch schaffen.

Grüße,
Andreas
fezzoletti
 

Re: Wie Kiffen mein Leben zerstörte

Beitragvon GLaDOS » So. 16.06.2013, 19:24

Hi Andreas,

ich kann deine Geschichte gut nachvollziehen, und weiß wie schwer es ist. Deswegen finde ich deine jetzige Ehrlichkeit dir gegenüber sehr gut :okay: hoffe du kannst dir das bewahren.

Mit deiner momentanen Einstellung kannst du es schaffen, und lass dich nicht demotivieren...von was auch immer.

LG GLaDOS
GLaDOS
 

Re: Wie Kiffen mein Leben zerstörte

Beitragvon fezzoletti » Mi. 19.06.2013, 21:25

Danke für die Antwort.

Ich kann jetzt die Zeit zwischen meinem 18. und 37. Lebensjahr als ein abgeschlossenes Kapitel sehen, welches ich nicht weiter bewerten will. Da durch die Drogen alles verfälscht ist. Ich hatte lange Zeit Aggressionen gegen mich, weil ich mich in dieser Zeit oft falsch verhalten habe. Fehler in der Arbeit gemacht, fehler in Beziehungen, Freundschaften und Familie.

Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, dass ich diese Zeit nicht mehr bewerten muss. Ich kann jetzt nach vorne schauen. Mich an meinen neuen Leben freuen. Ich fühle mich auch wieder Tag für Tag gesünder im Kopf.

Grüße,
Andreas
fezzoletti
 

Re: Wie Kiffen mein Leben zerstörte

Beitragvon Lordary » So. 23.06.2013, 21:12

fezzoletti hat geschrieben:Was mir heute auch auffällt ist, dass Kiffer nichts in ihrer Freizeit unternehmen. Menschen die nie gekifft haben sind z.B. in Sportvereinen aktiv oder lernen ein Musikinstrument zu spielen.

Hallo Andreas,

ich habe diesen Satz aufgegriffen, weil es nicht unbedingt mit kiffen in Zusammenhang steht, sondern eine Sucht allgemein destruktives und lethargisches Verhalten aufweist.
Ich wünsch dir viel Erfolg bei deinem Ausstieg und den neuen Erkenntnissen!

lg
Lordary
 

Re: Wie Kiffen mein Leben zerstörte

Beitragvon UnverstandeneSeele » Fr. 26.07.2013, 22:55

Ich habe da auch so meine Erfahrungen. Mit 15, 16 Jahren hab ich mal bei Schulfreunden mitgekifft, aber immer nur sporadisch.

Dann habe ich das bis zu meinem 23 Lebensjahr nicht mehr gemacht und dann habe ich meinen damaligen Partner kennengelernt. Er hat dann einfach so ohne mich zu fragen in meiner Wohnung gekifft, da meine Einstellung dazu eigentlich immer ganz locker war (jedem das seine) hab ichs zugelassen. Hab dann nachdem wir ein halbes Jahr zusammen waren auch angefangen und hab es von da an 5 1/2 Jahre täglich konsumiert. An Tagen an denen ich nicht arbeiten musste, sogar schon morgens damit losgelegt. Er hat das finanziert, ich habe nie was geholt.

Letztes Jahr im Oktober ist er dann ausgezogen, ich konnte diese Beziehung einfach nicht mehr ertragen, weil er heimlich auch noch gezogen hat und das ist etwas das will ich nicht in meinem Leben haben. Habe bis jetzt auch nichts anderes als Haschich konsumiert. Hatte und habe Angst vor anderen Drogen. Er hat immer gesagt er macht es nicht mehr, aber ich habe immer wieder seine Untensilien gefunden und an den Geldscheinen das weiße Pulver.

Habe dann weiter gekifft und seit dem 24 Juni bin ich clean. Ich denke zwar manchmal "du könntest ja wenigstens einen mal am Wochenende" aber NEIN ich ziehe das durch!!! Ich will das nicht mehr, habe gemerkt wie das meinem Körper schadet, hatte Kopfschmerzen und freizeitliche Aktivitäten konnte ich auch nicht mehr wahrnehmen. Man macht ja nix anderes ausser kiffen. Ausserdem geht das richtig krass ins Geld und das gebe ich lieber für schönere Dinge aus, zum Beispiel für meine Katzen und meinen kleinen Neffen den ich über alles liebe :)

Kannst stolz auf dich sein, das du das schaffst und ich glaube an dich, das du es auch weiterhin schaffen wirst :respekt:
UnverstandeneSeele
 

Re: Wie Kiffen mein Leben zerstörte

Beitragvon Luna » So. 28.07.2013, 17:14

Ich finde es super, dass du dein Leben jetzt wieder in den Griff kriegen möchtest. Du schreibst sehr vernünftig und korrekt, das zeigt, dass du auch klar denken kannst und absolut das Potential hast, da rauszukommen. Ich wünsche dir, dass du es schaffst. Schritt für Schritt wird es dir gelingen und dann kannst du anfangen, ein geregelteres Leben zu führen.

Alles Gute
Luna
 

Re: Wie Kiffen mein Leben zerstörte

Beitragvon cats47 » So. 28.07.2013, 18:47

Die Entscheidung ohne Suchtmittel leben zu wollen ist ein Riesenschritt in
die richtige Richtung. Ich wünsche dir viel Kraft und Erfolg auf dem
Weg in dein neues Leben ohne Drogen. Aus meiner kurzen trockenen Phase, ich bin
seit vielen Jahren Alkoholikerin, weiß ich, auch wenn ich's für mich selber
nicht umsetzen kann, das es sich lohnt.
cats47
 

Re: Wie Kiffen mein Leben zerstörte

Beitragvon slot108 » So. 11.10.2015, 10:38

Kiffer machen nichts?
ich zieh ein durch und geh pumpen, Mann ...

vorhin schon mal geschrieben.
zu denken, Drogen hätten diese oder jene Psychse ausgelöst, ist nich so prall.
woher soll denn deine Psyche diese psychotische Grundlage haben? vom THC?
man sagt, dass psychoaktive Substanzen schon bestehende Psychosen auslösen, zu Tage fördern können.
schon bestehend!

warum haste denn Drogen genommen? aus Jux und Dollerei?
aus Jux und Dollerei machen ganz viele Leute was, die nicht unbedingt alle samt bei Drogen landen.
ne, da stehen andere Gründe hinter.
slot108
 

Re: Wie Kiffen mein Leben zerstörte

Beitragvon MajorSamCater » So. 11.10.2015, 10:44

Hey Slot,

ich vermute, dass du da keine Antwort mehr bekommen wirst, weil der Thread ja schon über zwei Jahre alt ist und die User hier nicht mehr aktiv. Falls du das Thema allgemein gerne ansprechen würdest und keinen aktiven Thread mehr findest, kannst du ja einen eigenen aufmachen.

Grüße

Sammy
MajorSamCater
 

Re: Wie Kiffen mein Leben zerstörte

Beitragvon slot108 » So. 11.10.2015, 10:51

oh, man ... ich sollte mal nicht nur die Texte lesen. vielleicht auch mal deren Datum.
Danke ...
slot108
 


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