Schluss mit dem Alkohol! Aber wie aufhören?

Es geht hier sowohl um stoffgebundene Süchte und Abhängigkeiten (wie Alkohol- und Drogenmissbrauch) und nicht-stoffgebundene Süchte wie Verhaltenssüchte (z.B. Internetsucht, Kaufsucht, Spielsucht etc.), als auch um Zwangsstörungen (Zwangshandlungen und Zwangsgedanken/-ideen).

Schluss mit dem Alkohol! Aber wie aufhören?

Beitragvon Atisha » Mi. 06.06.2012, 03:39

Seit Monaten trinke ich nun jeden Tag sone halbe Flasche Likör, also begrenzt und überschaubar und nicht zu viel für mich. Angefangen überhaupt wieder zu trinken habe ich so im Februar dieses Jahr. Nun will ich aber gar nicht mehr trinken und ich will aufhören damit. Aber ich zwinge mich jetzt regelrecht jeden Tag was zu trinken, denn ich will es langsam herunterfahren, ich habe zu sehr Angst vor Entzugserscheinungen bzw. doch Ermangelungserscheinungen. Ich muss jetzt jeden Tag funktionieren und arbeiten, kann nicht mal drei oder vier Tage lang herumhängen.
Kann mir jemand sagen ob das berechtigt ist was ich da befürchte und wie langsam muss ich den Konsum herunterfahren, über Tage , Wochen oder Monate?
Atisha
 

Re: Schluss mit dem Alkohol! Aber wie aufhören?

Beitragvon sternenstaub » Mi. 06.06.2012, 08:17

Hallo Atisha,

ich kenne mich damit nun nicht aus, was ich mich jedoch Frage ist, wenn du täglich trinkst und auch das verlangen hast, ist dann überhaupt eine konrtollierte Reduzierung möglich? Eine Reduzierung heißt doch auch, dass du dennoch trinkst. Und was ist, wenn du das Bedürfnis weiterhin hast? Dann kommt Tag eins mit Ausnahme und schnell geht es dann weiter damit mit den Ausnahmen.
Alkoholismus ist eine Sucht. Und Sucht ist bekanntlich nicht kontrollierbar.
Warum möchtest du denn nicht professionelle Hilfe? Hast du Zahnschmerzen, dann doktorst du doch auch nicht daran rum und ziehst dir den Zahn selber, sondern besuchst einen Zahnarzt. Warum dann nicht auch jetzt?
Die Idee mit den Spardosen war doch auch sehr gut. Doch selbst die Motivation für deine Kinder etwas gutes zu tun hast du immer weniger geschafft. Meinst du, du würdest dann die Reduzierung schaffen?

Ich kann deine Angst schon verstehen und gerade vor den Entzugserscheinungen. Du gehst nun wieder regelmäßig arbeiten und musst funktionieren. Meinst du, dass du auf die Dauer funktionieren kannst, wenn du täglich trinkst? Ist dann nicht doch besser eine Auszeit von ein paar Tagen als täglich zu trinken?

Entschuldige wenn ich nun so offen geschrieben habe. Ich wollte dich da jetzt nun auch nicht angreifen und kenne mich damit nicht aus. Ich mache mir halt nur so meine Gedanken und würde mich wirklich freuen, wenn du es schaffst. Egal wie der Weg auch aussehen wird!

Alles Liebe
Sternenstaub
sternenstaub
 

Re: Schluss mit dem Alkohol! Aber wie aufhören?

Beitragvon TickTack » Mi. 06.06.2012, 10:32

Hey.

Ich denke, kontrolliert zu trinken schafft man alleine nur sehr schwer. Man wird immer wieder in den Konflikt mit sich selbst kommen und irgendwann nicht mehr Chef über das eigene Tun sein! Bei solchen Konflikten dann zu sagen "Ich bleibe stark und halte durch", stell ich mir sehr schwer vor.. Und das nicht, weil ein Mensch keinen Willen hat, sondern weil die Sucht oft einfach (und leider) stärker ist.

Atisha, vllt hilft dir diese Seite etwas: http://www.kontrolliertes-trinken.de/
Habe da auch gerade ein bisschen gelesen und denke, das kann eine gute Anregung sein.

Ich finde es sehr stark und gut von dir, dass du uns offen davon erzählst, dass du wieder Probleme damit hast.
Kann es verstehen, dass man in erster Linie allein Wege finden will, um da raus zu kommen.. Aber bitte nimm dir Hilfe, wenn du merkst, es läuft aus dem Ruder!

Alles Gute für dich !!!
TickTack
 

Re: Schluss mit dem Alkohol! Aber wie aufhören?

Beitragvon Atisha » Mi. 06.06.2012, 12:20

Ich gehe heute mal zur Suchtberatung und zur Selbsthilfegruppe (mal wieder seit 5 Monaten), mal sehen was die sagen.
Atisha
 

Re: Schluss mit dem Alkohol! Aber wie aufhören?

Beitragvon Atisha » Mi. 06.06.2012, 12:42

Ersmal führe ich jetzt Trinktagebuch, damit ich überhaupt weiß wieviel ich den genau täglich so trinke. Diese Menge kann dann ne Ausgangsbasis bilden für eine Reduzierungskurve. Vorläufig habe ich mir schon mal ne Auslaufgrenzkurve über zwei Monate festgelegt, aber deren Verlaufsform ist mir noch nicht klar.

Na mal sehen was die heute dazu sagen.
Atisha
 

Re: Schluss mit dem Alkohol! Aber wie aufhören?

Beitragvon Atisha » Mi. 06.06.2012, 15:32

Suchtberatung habe ich nen Termin anfang nächste Woche. Bis dahin weiß ich auch was ich so täglich trinke. Auf SHG hatte ich dann doch keine Lust.
Atisha
 

Re: Schluss mit dem Alkohol! Aber wie aufhören?

Beitragvon GLaDOS » Mi. 06.06.2012, 15:43

Ich find's gut das du dir helfen lassen willst und das du Tagebuch schreibst. Das du nicht zur SHG gehen magst versteh ich auch...mochte das auch nie wirklich :roll: .
GLaDOS
 

Re: Schluss mit dem Alkohol! Aber wie aufhören?

Beitragvon Atisha » Mi. 06.06.2012, 16:08

Man zur Zeit ist es so, dass ich gar nichts trinken will, aber mich richtig bemühe was zu trinken. Habe also nicht die Furcht zuviel zu nehmen, sondern zu wenig. Seit dem ich mir nun Gedanken drum mache spielen auch die Gefühle anders. Wie gesagt ich habe mir nun eine abfallende Grenzkurve festgelegt und an die werde ich mich immer rantrinken bzw. sie nicht überschreiten. Sie ist so denke ich großzügig ausgelegt und bis ende Juli bin ich dann bei Null. Und ich habe ne digitale Haushaltwaage und mit der messe ich die Mengen genau ab!
Atisha
 

Re: Schluss mit dem Alkohol! Aber wie aufhören?

Beitragvon Vanilla » Mi. 06.06.2012, 18:24

zwar habe ich Zweifel, Atisha, ob das funktionieren kann,
wünsche dir aber von Herzen viel Erfolg :cuddle:
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
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Ja, ich hasse meine MS und sie mich scheinbar auch. Aber manchmal sitzen wir auch zusammen und lachen gemeinsam über meinen Gang

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Re: Schluss mit dem Alkohol! Aber wie aufhören?

Beitragvon GLaDOS » Mi. 06.06.2012, 19:22

Atisha hat geschrieben:Man zur Zeit ist es so, dass ich gar nichts trinken will, aber mich richtig bemühe was zu trinken.
Ich finde das klingt irgendwie nach einer Ausrede...bitte nicht falsch verstehen...ich weiß es geht um die Entzugserscheinungen, die fürchtest du. Das ist aber ein Wiederspruch...du fängst an zu trinken weil es dir schlecht geht...dann willst du es nicht mehr...musst aber weitermachen wegen der Nebenwirkungen...du hast das schon öfters durchgemacht und es nie geschafft warum sollte es diesmal anders sein?

Sorry wenn ich da jetzt vielleicht zu hart sein sollte, ich wünche dir SEHR das du es diesmal schaffst und hoffe das dein Wille stark genug ist.

Könntest du dir den vorstellen für immer die Finger vom Alk zu lassen? Ich meine ernsthaft...nicht nur ja ich brauche das Zeugs nicht und 4 Jahre später dann alles wieder von vorne.

:cuddle:
GLaDOS
 

Re: Schluss mit dem Alkohol! Aber wie aufhören?

Beitragvon Atisha » Mi. 06.06.2012, 19:33

GLaDOS hat geschrieben:Könntest du dir den vorstellen für immer die Finger vom Alk zu lassen? Ich meine ernsthaft...nicht nur ja ich brauche das Zeugs nicht und 4 Jahre später dann alles wieder von vorne.



Das kann sich wohl kein Alkoholiker vorstellen wie alles kommt. Am Ende zählt jeder Tag den man nicht trinkt.
Atisha
 

Re: Schluss mit dem Alkohol! Aber wie aufhören?

Beitragvon pianoalfred » So. 17.06.2012, 18:24

das erste was man rausfinden muss ist "bin ich alkoholiker" und wenn die antwort ja lautet dann heißt es alle hebel in bewegung setzten
der körberliche entzug ist in 10 tagen vorbei aber gegen die psychische abhängigkeit anzugehen ist es schon sehr ratsam in eine selbsthilfegruppe zu gehen
und noch etwas für einen alkoholiker gibt es kein konrolliertes trinken ein symtom der alkoholkrankheit ist ja der kontrollverlust ein anderes die toleranzsteigerung
ich b in alkoholiker eund es lebt sich so viel besser wenn man die sucht hinter sich gelassen hat
LG pianoalfred
pianoalfred
 

Re: Schluss mit dem Alkohol! Aber wie aufhören?

Beitragvon GLaDOS » So. 17.06.2012, 19:47

habe mich die letzten Tage mal mit dem Thema auseinandergesetzt und interessantes dazu gelesen. Ich bin ja auch der Meinung das es nur mit totaler Abstinenz funktionieren kann...

Es ist leichter, einer Begierde ganz zu entsagen, als in ihr maßzuhalten. Friedrich Nietzsche

Aber...

Ich denke ob ein Alkoholabhängiger jemals wieder "geregelt" trinken kann, hängt von vielen Faktoren ab. Es wird daher immer eine Einzelfallentscheidung bleiben. Es gibt vielleicht Anhaltspunkte für die eine oder andere Lösung, aber keine Garantien und Standardvorgaben. Am besten trifft man diese Entscheidung gemeinsam mit seinem Therapeuten/Suchtberater.

So sollten schwere Trinker, Langzeitabhängige und Menschen mit psychiatrischen Problemen - wenn möglich! - eher eine totale Abstinenz anstreben, weil jeder Schluck Alkohol ihre psychische und körperliche Verfassung weiter schädigt. Ein geregeltes Trinken ist hier meist auch eine Überforderung, weil Suchtgedächtnis und Kontrollverlust schon zu weit ausgeprägt sind.

Beim "kontrollierten trinken" ist es besonders wichtig seinen festen Trinkplan auf jeden Fall einzuhalten. Das führen eines Trinktagebuchs.
Unter keinen Umständen darf der Trinkplan kurzfristig geändert werden. Ausnahmen sind gefährlich und können zum schleichenden Rückfall führen, da sie die Tendenz haben, sich zu häufen.

Ist kontrolliertes Trinken leichter als Abstinenz?
Denke nicht unbedingt. Kontrolliertes Trinken kann auch sehr anstrengend sein, weil die Gedanken unter Umständen immer um die nächste "Trinkerlaubnis" kreisen. Auch das Führen eines Trinktagebuchs kann lästig werden. Für einige ist totale Abstinenz einfacher zu ertragen, weil weniger Selbstdisziplin erforderlich ist. Auf jeden Fall muss 'kontrolliertes Trinken' gezielt gelernt und von einem Fachmann begleitet werden. Regelmäßige Treffen mit dem Therapeuten und evtl. mit der Gruppe sind unbedingt notwendig.

In welchen Fällen ist die totale Abstinenz unrealistisch?
Bei mehrfach Abhängige und chronische Problemtrinker sind unter Umständen aufgrund ihrer langfristigen Suchtprägung nicht mehr in der Lage, das Trinken ganz aufzugeben, und fühlen sich deshalb von Totalabstinenz häufig überfordert. Ehe es zu weiteren Therapieabbrüchen kommt, weil der Erwartungsdruck zu groß ist, sollte man sich mit dem Möglichen zufrieden geben.
Trinker im Anfangsstadium oder mit "riskantem" Konsum.
Personen, die wegen ihrer Trinkgewohnheiten in ihrem sozialen Umfeld noch keine großen Nachteile erfahren haben, sind in der Regel nicht bereit, ganz auf Alkoholkonsum zu verzichten. Hier müssen individuelle Wege gefunden werden, um eine Verhaltensänderung zu erreichen.
Bei Patienten mit einer ausgeprägten "Ich-Schwäche" und mit quälenden Psychosen ist Alkohol im Laufe der Zeit oft zur "notwendigen Therapie" geworden. Fällt diese "Medizin" plötzlich und vollständig weg, ohne dass die Persönlichkeit vorher nachhaltig stabilisiert wurde, kann es zu einer gefährlichen Zunahme von Depressionen, Ängsten, psychotischen Krisen und suizidalen Tendenzen kommen.

Ich finde egal welchen Weg man auch einschlägt, dass einzig wichtige ist doch das er zum selben Ergebnis führt. Trocken zu bleiben und das für den Rest seines Lebens.
GLaDOS
 


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