Mutter trinkt manchmal zu viel

Es geht hier sowohl um stoffgebundene Süchte und Abhängigkeiten (wie Alkohol- und Drogenmissbrauch) und nicht-stoffgebundene Süchte wie Verhaltenssüchte (z.B. Internetsucht, Kaufsucht, Spielsucht etc.), als auch um Zwangsstörungen (Zwangshandlungen und Zwangsgedanken/-ideen).

Mutter trinkt manchmal zu viel

Beitragvon innerlich » Do. 04.08.2016, 11:10

Hallo,

Das hier wird mein erster wirklicher Eintrag in diesem Forum sein und dieses Thema ist auch ein wesentlicher Grund, weshalb ich mich hier angemeldet habe.
Ich wohne noch Zuhause bei meinen Eltern... Keine Frage, sie sind toll und ich liebe sie über alles - meistens jedenfalls.
Momentan bin ich aber wahnsinnig sauer auf meine Mutter.
Seit ich denken kann, trinkt sie immer wieder mal etwas zu viel und... zu oft. Manchmal sind es nur 1-2 alkoholische Getränke am Tag (was sehr angenehm ist), dann aber wieder mal viel zu viel..

Letzte Woche war ich mit ihr und einer guten Freundin von mir im Kino - das hat sie mir schon lange davor fest versprochen.
An diesem Abend war sie aber leider ziemlich betrunken, ich bemerkte es bereits auf dem Weg in die Stadt, ließ mir aber (vor allem vor Scham wegen der Freundin) nichts weiter anmerken. Vor dem Kino waren wir noch in einem Café, sie saß draußen, weil sie rauchen wollte und ich war mit der Freundin im Café. Vor meinen Augen bestellte sie einen Orangensaft - als ich dann aber raus kam um ihr zu sagen, dass es Zeit wäre, uns auf dem Weg zu machen, entdeckte ich eine ganz kleine Flasche Wein auf ihrem Tisch... ich war wirklich traurig darüber, entsetzt - sagte jedoch nichts dazu.
Im Kino selbst benahm sie sich ziemlich daneben, war mir irgendwie echt peinlich.

Ich musste das einfach mal loswerden, irgendwem "erzählen"... natürlich gibt es noch etliche andere Vorfälle.

Ich hörte meine Eltern schon oft über dieses Thema streiten. Meine Mutter streitet immer wieder alles ab, meint, er würde übertreiben und dass sie kein Problem habe. Es ist schrecklich für mich..
Was ich noch dazu sagen sollte: Soweit ich weiß, litten einige aus der Familie meiner Mutter an Alkoholkrankheiten - auch die Mutter meiner Mutter trinkt sehr, sehr viel (ich erlebte sie schon seit Jahren nicht mehr nüchtern, besonders seitdem sie keinen Job mehr hat)...von einem Alkoholproblem spricht aber niemand. Ich hab keine Ahnung, ob einfach alle die Augen davor verschließen oder ob ich übertreibe..
Ich weiß nicht genau, ob meine Mama wirklich Alkoholikerin oder so etwas ist... aber es belastet mich, wenn sie trinkt.

Andererseits will ich auch nichts unternehmen... ich möchte sie nicht in Schwierigkeiten bringen. Außerdem ist sie manchmal auch normal - sie kann eine wahnsinnig tolle Mutter sein..


Wünsche allen anderen einen schönen und angenehmen Tag, Liebe Grüße :)
innerlich
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Re: Mutter trinkt manchmal zu viel

Beitragvon anjuna » Do. 04.08.2016, 11:24

Liebe innerlich,
ja du hast völlig recht und wenn es dir auffällt, wird es auch so sein. Vertrau deinem Gefühl! Dieses Thema wird viel zu häufig (in fast allen Familien) totgeschwiegen. Ersten ist gewisser Alkoholkonsum gesellschaftlich akzeptiert, ja sogar gewünscht. Die Grenze zwischen "normal" und "zuviel" ist schleichend. Zweitens kannst du davon ausgehen, dass jemand, der häufig, regelmäßig, alleine oder ständig zu viel trinkt, dmit Probleme hat. Als Beispiel: Zum Frühstück bei einer Familienfeier ein Glas Sekt, ok. Aber wenn dann regelmäßig mehr daraus wird, ist es nicht richtig. Such dir bitte dringend Hilfe, in einer Beratungsstelle, wo du erst einmal anonym bleiben kannst. Zum Beispiel Caritas, Anonyme Alkoholiker (die bieten auch HIlfe für Familienangehörige an). Und JA, du wirst ihr, und auch deinem Vater, Schwierigkeiten machen. Nun so wird sich etwas ändern können. Das wird schmerzhaft und man wird dir Vorwürfe machen. Sie verschliessen die Augen, es ist peinlich, und alle glauben, es wird von selbst gut. Glaub mir, es wird von selbst nicht gut. Mach dich auf den Weg, du schaffst das!
Liebe Grüße,
anjuna
 

Re: Mutter trinkt manchmal zu viel

Beitragvon cats50 » Do. 04.08.2016, 12:13

Hallo innerlich,

der Übergang vom Alkoholmißbrauch zur Alkoholsucht ist fließend und manchmal
unmerklich. Ich denke das deine Sorgen berechtigt sind.
Das Schlimme ist nur das du von außen praktisch nichts tun deiner Mutter nicht
wirklich helfen kannst. Sie muß selbst so weit kommen sich einzugestehen das
sie ein Problem hat und Hilfe braucht. Sie muß aufhören wollen.
So lange es noch irgendwie geht wird sie weiter trinken, eure Bedenken als
Blödsinn vom Tisch wischen.
So hart das jetzt klingt da hilft nur sie nicht zu decken, ihr Verhalten nach außen
nicht zu vertuschen und zu entschuldigen sondern sie auf die Schnauze fallen zu
lassen. Vielleicht öffnet ihr das die Augen.
Du schreibst deine Oma trinkt auch. Kinder von Alkoholikern haben selbst ein
stark erhöhtes Risiko abhängig zu werden.
Ich spreche da aus Erfahrung. Meine Mutter war Alkoholikerin und ich bin es auch.
Soviel ich weiß gibt es bei den Anonymen Alkoholikern, ob das bei anderen Organisationen
auch so ist weiß ich nicht, auch Selbsthilfegruppen für Angehörige.
Vielleicht wäre das eine Möglichkeit dir Rat und Unterstützung zu holen.
Pass auf dich auf. :cuddle:

LG cats
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Re: Mutter trinkt manchmal zu viel

Beitragvon innerlich » Do. 04.08.2016, 16:29

Hallo cats,

Vielen Dank für deine schnelle und offene Antwort.
So anstrengend und hart es für mich auch sein mag - ja, das alles klingt sehr einleuchtend. Ich hoffe, dass es nicht mehr allzu lang dauern wird, bis sie sich Hilfe sucht.

Ich weiß bloß noch nicht so recht, wie ich mit meiner Wut ihr gegenüber umgehen soll..

Vielen Danke! Ich hab mich im Internet erkundigt und hab gelesen, dass es eine solche Gruppe von den Anonymen Alkoholikern sogar in meiner Stadt gibt. Vielleicht traue ich mich ja mal, dorthin zu gehen.

Liebe Grüße
Innerlich
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Re: Mutter trinkt manchmal zu viel

Beitragvon innerlich » Sa. 06.08.2016, 09:51

Hallo Anjuna,

Auch an dich Vielen Dank für deine Nachricht. Du hast mir dadurch ziemlichen Mut zugesprochen... Manchmal erscheint es mir, als könnte ich nichts schaffen, nichts bewirken. Ich hab Angst vor den Konsequenzen. Male mir schreckliche Szenen aus (bin sowieso eher ein Mensch, der erstmal das Schlimmste befürchtet)...

Ich werde demnächst vielleicht mal zu einer solchen Selbsthilfegruppe gehen. Ich fürchte mich jedoch bereits jetzt davor, den anderen Menschen von meiner Mutter und meinen Gefühlen dazu erzählen zu müssen...
Auch aus meiner näheren Umgebung weiß noch niemand davon, da ich nicht möchte, dass andere denken, sie wäre eine schlechte Mutter - denn das ist sie meist gar nicht.

Naja... das ist so ein ewiges hin - und her in meinem Kopf. Es bringt mich total durcheinander.

Liebe Grüße
innerlich
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