Bitte Mami, hör auf zu trinken

Es geht hier sowohl um stoffgebundene Süchte und Abhängigkeiten (wie Alkohol- und Drogenmissbrauch) und nicht-stoffgebundene Süchte wie Verhaltenssüchte (z.B. Internetsucht, Kaufsucht, Spielsucht etc.), als auch um Zwangsstörungen (Zwangshandlungen und Zwangsgedanken/-ideen).

Bitte Mami, hör auf zu trinken

Beitragvon Casi » Mi. 02.03.2016, 23:48

Hallo liebes Forum,

ich habe mich jetzt doch dazu entschieden mal etwas persönlicher zu werden. Ermutigt dazu wurde ich durch die zahlreichen Beiträge all jener, die so bereitwillig und offen über ihre Sucht schreiben. Ich finde das wirklich sehr mutig und ihr alle verdient meine größte Anerkennung.

Es gibt Erinnerungen in meinem zugegeben noch recht jungen Leben, die ich so leicht nicht los werden kann. Meine Mutter ist alkoholabhängig, obwohl ich nicht mal genau weiß, ob das das richtige Wort dafür ist. Ich habe mich ehrlich gesagt nie getraut diesen "Zustand" klar zu definieren. Klar ist jedenfalls, dass Alkohol bei uns immer eine große Rolle gespielt hat. Es wurde eher Wein gekauft vom letzten Geld als Brot, die Stimmung meiner Mutter war immer erst ausgelassen fröhlich, kurz danach war sie wütend und aggressiv und letztendlich sentimental und depressiv. Ein ständiges auf und ab der Gefühle und jeden Tag ein neues Drama, so ungefähr verlief die meiste Zeit meiner Jugend. Manchmal ist meine Mutter tagelang von zu Hause verschwunden, hat uns drei Kinder alleine gelassen und sich permanent wechselnden Männerbekanntschaften hingegeben.
Wir haben selbstverständlich alles dafür getan, das Verhalten unserer Mutter geheim zu halten. Aus Selbstschutz und natürlich auch aus Scham. Ich war zu diesem Zeitpunkt nicht besonders gut in der Schule, habe oft geschwänzt um bei meinem kleinen Bruder zu sein, weil meine Mutter aus ihrem Vollrausch nicht aufwachen wollte. Ich hatte so gut wie keine Freunde, konnte niemanden zu mir nach Hause einladen und war ziemlich schnell ziemlich einsam. Zu meinem eigenen Ärger habe ich meine Mutter aber wahnsinnig geliebt und wollte ihr helfen. So gut ich eben konnte mit 12 Jahren. Ich habe mich um den Haushalt und die Wäsche gekümmert, habe meinen kleinen Bruder versorgt und eingekauft und natürlich alles dafür getan, dass meine Mutter ihren Job nicht verliert. Ich habe sie am Telefon entschuldigt, wenn die Kollegen anrief und gesagt, sie sei sehr krank und könne nicht arbeiten kommen. Später bin ich dann einfach zu ihren Putzjobs hingegangen und hab ihre Arbeit erledigt anstatt zur Schule zu gehen.
Ich war schrecklich verzweifelt und wahnsinnig froh, als ich mit 17 endlich ausziehen durfte. Ich dachte all meine Probleme würden sich in Luft auflösen. Aber meine Mutter hat mich leider dennoch regelmäßig im Rausch angerufen, mich beschimpft und mich beschuldigt ich hätte ihr Leben zerstört. Ich habe mir trotzdem weiter Sorgen um meinen kleinen Bruder gemacht, der immernoch bei ihr lebt. Und irgendwie sind die Jahre vergangen... heute habe ich ein relativ entspanntes Verhältnis zu meiner Mutter. Sie kommt mich oft besuchen, wir telefonieren öfter, sie ist eine tolle Oma für meinen Sohn. Ich weiß nicht, ob sie noch trinkt. Wir schweigen über dieses Thema. Ich habe sie immernoch sehr gern und meine Wut über all die Sachen ist verflogen. Aber dennoch werde ich oft von diesen Erinnerungen geplagt und ich ertappe mich dabei, dass ich gegenüber Menschen die trinken vorschnell urteile. Ich rede dabei über einen völlig "normalen" Konsum von Alkohol. Ein paar Bier auf einer Geburtstagsfeier, ein Glas Wein zu einem guten Essen... das alles fällt mir schwer zu akzeptieren. Im Grunde weiß ich, dass nicht jeder der trinkt so ist wie meine Mutter. Und sicher weiß ich, es ist eine Krankheit. Aber mein Herz begreift es noch nicht. Und so muss ich mich immer wieder zur Ordnung rufen.

Ich habe so viele Fragen, die ich meiner Mutter nicht stellen kann. Aus Angst unsere Beziehung endgültig zu zerstören.


Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit.
Liebe Grüße,
Eure Casi
Casi
 

Re: Bitte Mami, hör auf zu trinken

Beitragvon cats47 » Do. 03.03.2016, 09:35

Hallo Casi,

meine Mutter ist erst im Alter alkoholabhängig geworden. Ich, selbst Alkoholikerin,
war mit der Sorge um sie oft überfordert. Wieviel schwerer muß das für ein
Kind sein. Ich habe großen Respekt vor dem was du geleistet hast. :respekt:
Auch davor das du deinen Frieden mit ihr machen konntest.
Meine Mutter ist seit 9 Jahren tot aber ich kann ihr nicht vergeben.
Diese Stärke habe ich nicht.

LG cats
cats47
 

Re: Bitte Mami, hör auf zu trinken

Beitragvon Casi » Fr. 04.03.2016, 23:10

Liebe cats,

ich danke dir recht herzlich für deine Antwort.
Meiner Mutter zu verzeihen war eine Entscheidung die ich mir nicht leicht gemacht habe. Und der Weg dahin war wahrlich kein Zuckerschlecken. Aber irgendwann ging es. Irgendwann war ich gelöst von meiner Wut und meiner Trauer. Ich wünsche dir von Herzen, dass du das auch schaffen wirst. Nicht um deiner Mutter Willen, sondern einzig und allein für dich und dein Seelenheil.
Du schreibst, dass du selbst Alkoholikerin bist. Wäre es zu anmaßend von mir, wenn ich dich fragen würde, ob du die Menschen in deiner Umgebung, insbesondere die die du liebst, ähnlich verletzt, wie meine Mutter es mit mir getan hat?
Ich verstehe, wenn du darauf nicht antworten möchtest. Aber ich versuche zu verstehen, ob das zu dieser Krankheit dazu gehört, oder ob ich tatsächlich eine Mitschuld an dem schlechten Befinden meiner Mutter hatte.

Ganz liebe Grüße,
Deine Casi
Casi
 

Re: Bitte Mami, hör auf zu trinken

Beitragvon Morgan » Sa. 05.03.2016, 00:27

Hallo Casi,

wichtige männliche Bezugspersonen in meinem Leben waren Alkoholiker.
Eines weiß ich ganz genau, ich war nicht Schuld daran und Du bist daran auch nicht schuld.
Wie kann ein Kind an soetwas Schuld sein?

Als ich in meinen Dreißigern war, wollte ich es wissen, vergeben hatte die da zwar schon, doch ich wollte verstehen und sprach sowohl mit meinem Vater als auch mit meiner Mutter über die Situation in meiner Kindheit. Nach diesem Gespräch, hatte ich sie verstanden und wußte mich geliebt von ihnen und wußte, sie hatten mir ihr Bestes geschenkt, zu mehr waren sie nicht in der Lage.

Vielleicht sprichst Du Deine Mutter doch mal ganz vorsichtig an und schaust, wie sie darauf reagiert. Nur sie kann Dir sagen, daß Du keine Schuld hattest, nur sie kann Dir diese Schuld, die sie Dir gegeben hat auch wieder nehmen, wenn ich Deine Worte richtig verstanden habe. Doch Du kennst Deine Mutter und Dich, von daher kann ich eigentlich nichts dazu sagen, vergib mir, wenn ich Dir damit zu nahe getreten bin.

HG Morgan
Morgan
 

Re: Bitte Mami, hör auf zu trinken

Beitragvon Casi » Sa. 05.03.2016, 10:45

Hallo liebe Morgan,

du bist mir mit deinen Zeilen keinesfalls zu nahe getreten. Ich bin froh um jede Erfahrung und jeden Ratschlag den Menschen bereit sind mit mir zu teilen.
Ich habe tatsächlich bereits ein paar Mal versucht mit meiner Mutter über die Situation zu sprechen. Sie weicht leider eher aus und sagt, sie weiß, dass sie nicht immer alles richtig gemacht hat und sie ist stolz darauf, dass aus mir trotzdem "was geworden ist". Da fällt es mir leider schwer ihr nicht zu sagen, dass ihr Anteil an meinem mehr oder weniger erfolgreichen Leben nicht besonders groß ist und das es ein harter Kampf war.
Das Thema Alkohol wird jedenfalls weiterhin mit keiner Silbe erwähnt. Für sie ist das nicht wirklich real. Manchmal glaube ich, das tut sie ein Stück weit aus Selbstschutz. Ich fürchte, wenn sie die Erinnerungen als real betrachten würde, würde sie daran kaputt gehen. Tief in meinem Herzen steckt die Überzeugung, dass sie im Grunde weiß, was sie "falsch" gemacht hat. Sie konnte wohl damals einfach nicht anders sein.
Aber du hast Recht. Vielleicht sollte ich sie wirklich noch mal darauf ansprechen.
Ich danke dir vielmals für deine Worte.

Liebe Grüße,
Deine Casi
Casi
 

Re: Bitte Mami, hör auf zu trinken

Beitragvon cats47 » Sa. 05.03.2016, 11:09

Dich trifft keine Schuld Casi. :cuddle:
Gerade als Kind fühlt man sich so leicht verantwortlich aber es ist nicht so.
Sucht hat mit Suche zu tun. Das man das eigene Leben bewußt nicht
aushalten kann. Realitätsverlust,Größenwahn und dann wieder Abstürze ins
Selbstmitleid gehören mit zu den Folgen des Alkohols.
In meinem Leben gibt es außer meiner Therapeutin und meiner Putzfrau
keine anderen Menschen mehr.
Zu Beschimpfungen und Drohungen habe ich im Suff eigentlich nie geneigt.
Das ist wahrscheinlich Typ abhängig. Ich werde eher melodramatisch,
versinke im Selbstmitleid und klammere.
cats47
 

Re: Bitte Mami, hör auf zu trinken

Beitragvon Casi » Sa. 05.03.2016, 11:16

Danke cats :) Vor allem für deine offenen Worte. Mir liegt wirklich viel daran, diese Krankheit besser verstehen zu lernen. Und wenn du so von Melodramatik und Klammern schreibst, kommt mir das wirklich sehr bekannt vor. Das heißt ja wirklich, das gehört zu der Krankheit und ist keine Charakterschwäche seitens meiner Mutter. Unter diesem Aspekt ist die ganze Sache auf jeden Fall zuträglicher für meinen verwirrten Kopf.

Ganz liebe Grüße,
Deine Casi
Casi
 

Re: Bitte Mami, hör auf zu trinken

Beitragvon Morgan » Di. 08.03.2016, 00:59

Hallo liebe Morgan,
Hallo liebe Casi,

du bist mir mit deinen Zeilen keinesfalls zu nahe getreten. Ich bin froh um jede Erfahrung und jeden Ratschlag den Menschen bereit sind mit mir zu teilen.
DANKE für Deine liebevollen Worte.
Ich habe tatsächlich bereits ein paar Mal versucht mit meiner Mutter über die Situation zu sprechen. Sie weicht leider eher aus und sagt, sie weiß, dass sie nicht immer alles richtig gemacht hat und sie ist stolz darauf, dass aus mir trotzdem "was geworden ist". Da fällt es mir leider schwer ihr nicht zu sagen, dass ihr Anteil an meinem mehr oder weniger erfolgreichen Leben nicht besonders groß ist und das es ein harter Kampf war.
Das, was sie Dir da sagt, ist in meiner Wahrnehmung eine Entschuldigung, oder? Auch mein Vater, der ähnlich reagierte, wie Deine Mutter, war zu mehr nicht in der Lage, doch dies genügte mir. Wenn sie sagt, daß sie stolz darauf ist, daß trotzdem aus Dir was geworden ist, dann verstehe ich es so, daß sie meint, sie ist stolz darauf, daß aus Dir trotz ihrem falschen Verhalten Du aus Dir so viel gemacht hast. So nehme ich ihren Satz wahr.
Das Thema Alkohol wird jedenfalls weiterhin mit keiner Silbe erwähnt. Für sie ist das nicht wirklich real. Manchmal glaube ich, das tut sie ein Stück weit aus Selbstschutz.
Sehr gut möglich.
Ich fürchte, wenn sie die Erinnerungen als real betrachten würde, würde sie daran kaputt gehen.
Auch dies ist sehr gut möglich.
Tief in meinem Herzen steckt die Überzeugung, dass sie im Grunde weiß, was sie "falsch" gemacht hat. Sie konnte wohl damals einfach nicht anders sein.
Ja, und so nehme ich dies auch wahr. Du könntest ihr ja sagen: Ich weiß, Du hast Dein Bestes gegeben, doch ich glaube heute noch, ich bin daran schuld gewesen, daß es damals so war. Damnit hättest Du alles gesagt und dennoch nicht den Alkohol direkt angesprochen, oder?
Aber du hast Recht. Vielleicht sollte ich sie wirklich noch mal darauf ansprechen.
Warte auf den richtigen Zeitpunkt, wenn sie und Du dafür bereit seit. Du wirst wissen, wann es soweit ist. Ich weiß nur, wenn ich bei meinem Vater auf den richtigen Zeitpunkt gewartet hätte, wäre er nie gekommen. Da habe ich dann einfach den für mich richtigen Zeitpunkt gewählt. Du kennst Deine Mutter und weißt, wie es zu tun ist.
Ich danke dir vielmals für deine Worte.
Ich danke Dir für Dein Vertrauen.

Liebe Grüße,
Deine Casi
Dir auch liebe Grüße Morgan
Morgan
 

Re: Bitte Mami, hör auf zu trinken

Beitragvon hiddengirl » Sa. 19.03.2016, 16:27

Hallo Casi, also erstens einmal, das ist schrecklich, ich bin war beim Lesen nahe am Weinen...
Ich finde, du bist wahnsinnig stark, echt unglaublich, wie du das alles gemeistert hast! Ich selbst habe nur vage Erfahrung damit, als mein Vater noch bei uns wohnte, hat er sich 1 Mal in der Woche betrunken, und als Kind habe ich das oft gar nicht so richtig mitbekommen. Erst mit 7. Ob er immer noch trinkt, weiss ich nicht. (Er nimmt auch Drogen). Auf was ich hinauswill: Meine Mutter hat nun einen neuen Freund, und der trinkt auch in normalen Masse, aber gern. Anfangs war das auch schwierig für mich, und ich fand es seltsam, einfach so Alkohol im Haus zu sehen, ohne dass ich es wegräumen sollte. Früher haben wir immer den Alkohol (für Gäste) versteckt, und wenn mein Vater im Haus war, haben auch die Gäste keinen Alk bekommen - also, das war neu für mich. Ich hab mich mitterweile daran gewöhnt, aber eben: Sogar für mich war das Anfangs schwierig. Da hast DU alles recht dazu, damit Mühe zu haben!!! :shock: :shock:
Du reisst das Glas ja keinem aus der Hand... Hast du eine/n Parter/in, die/der trinkt, also normal? Weiss der/diejenige davon?
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Re: Bitte Mami, hör auf zu trinken

Beitragvon Casi » So. 20.03.2016, 21:25

Hallo liebe hiddengirl,

vielen Dank für deine Antwort.
Ja ich habe einen Partner der von dieser Problematik weiß. Zum Glück trinkt mein Freund keinen einzigen Tropfen. Schon seit Jahren nicht mehr. Nicht, weil er mal damit Probleme hatte sondern aus tiefster Überzeugung. Das kommt mir natürlich sehr entgegen. Aber meine Freunde und Bekannte trinken natürlich "normal" Alkohol. Auch mal einen über den Durst. Damit kann ich nur ganz schwer umgehen. Ich werd aber auch schon wütend, wenn ich wild fremde Menschen betrunken sehe.

Liebe Grüße,
Deine Casi
Casi
 

Re: Bitte Mami, hör auf zu trinken

Beitragvon hiddengirl » Mi. 23.03.2016, 18:53

Casi hat geschrieben:Hallo liebe hiddengirl,

vielen Dank für deine Antwort.
Ja ich habe einen Partner der von dieser Problematik weiß. Zum Glück trinkt mein Freund keinen einzigen Tropfen. Schon seit Jahren nicht mehr. Nicht, weil er mal damit Probleme hatte sondern aus tiefster Überzeugung. Das kommt mir natürlich sehr entgegen. Aber meine Freunde und Bekannte trinken natürlich "normal" Alkohol. Auch mal einen über den Durst. Damit kann ich nur ganz schwer umgehen. Ich werd aber auch schon wütend, wenn ich wild fremde Menschen betrunken sehe.

Liebe Grüße,
Deine Casi


Hi, also das mit dem Partner ist ja wirklich sehr praktisch!! :)
Was meinst du denn mit wütend?
Ist dein Ziel, nicht mehr wütend zu werden, oder willst du einfach nicht, dass die anderen das nicht merken?
Und, wird es immer einfacher für dich oder ist das nicht der Fall?
Ich würde mir - bei den Normal Konsumierenden - einfach immerzu sagen, dass man auch kontrolliert konsumieren kann, und irgendwann merkst/erfährst du dann ja auch selbst, dass diese normal Konsumierenden Bekannten damit umgehem können, und dann wird's leichter, denk ich...
Tut mir leid, ich weiss irgendwie auch nicht gerade den ultimativen Rat, bei mir persönlich wurde es einfach immer einfacher und einfacher und nun ist's ganz okay... :shock: :( Tut mir echt leid
hiddengirl
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Re: Bitte Mami, hör auf zu trinken

Beitragvon Casi » Mi. 23.03.2016, 21:51

Hallöchen hiddengirl,

na das mit der Wut ist so eine Sache. Ich habe zum Beispiel letztes Jahr in meinem Urlaub ein einschneidendes Erlebnis mit einem stark alkoholisierten jungen Mann gehabt. Ich bin lange am Strand spaziert, war also in einer grundsätzlich sehr entspannten Stimmung. Und als ich zum Auto zurück lief, kam mir ein schwankender junger Mann entgegen. Er war offensichtlich stark alkoholisiert und stellte sich dann gegen einen Baum und öffnete seine Hose zum Urinieren. Dabei konnte er kaum auf den Beinen stehen bleiben. Und dieser Anblick machte mich rasend. Weil es mir einfach nicht on meinen Kopf geht, wie man so dermaßen die Kontrolle verlieren kann. Über sich und seinen Körper. Dabei ist mir ganz schlecht geworden und dann kam auch schon eine Panikattacke. Das hat bei mir halt gleich eine ziemlich heftige Wirkung. Kneipen kann ich gar nicht erst besuchen und irgendwelche Feste, selbst auf privatem Boden, sind für mich eine einzige Qual.
Mein Ziel wäre es, diese Wut los zu werden. Sie fühlt sich falsch an und das ist sie ganz sicher auch. Besonders wenn sie sich gegen Fremde richtet. Ich möchte Alkoholismus endlich als das akzeptieren können was es ist - eine Krankheit. Mein Kopf weiß das längst! Aber der Rest meines Körpers mag da nicht so recht gehorchen und das frisst mich auf.
Den Eindruck das es einfacher wird habe ich leider nicht. Die einzigen Menschen bei denen ich Alkoholkonsum wirklich akzeptieren kann sind meine Schwester und meine Schwägerin. Da macht es mir ganz und gar nichts aus, wenn die trinken. Nicht mal dann, wenn es harter Alkohol ist. Warum das so ist, weiß ich nicht. Es ist einfach okay für mich.

Liebe Grüße,
Deine Casi
Casi
 

Re: Bitte Mami, hör auf zu trinken

Beitragvon hiddengirl » Sa. 16.04.2016, 16:55

Casi hat geschrieben:Hallöchen hiddengirl,

na das mit der Wut ist so eine Sache. Ich habe zum Beispiel letztes Jahr in meinem Urlaub ein einschneidendes Erlebnis mit einem stark alkoholisierten jungen Mann gehabt. Ich bin lange am Strand spaziert, war also in einer grundsätzlich sehr entspannten Stimmung. Und als ich zum Auto zurück lief, kam mir ein schwankender junger Mann entgegen. Er war offensichtlich stark alkoholisiert und stellte sich dann gegen einen Baum und öffnete seine Hose zum Urinieren. Dabei konnte er kaum auf den Beinen stehen bleiben. Und dieser Anblick machte mich rasend. Weil es mir einfach nicht on meinen Kopf geht, wie man so dermaßen die Kontrolle verlieren kann. Über sich und seinen Körper. Dabei ist mir ganz schlecht geworden und dann kam auch schon eine Panikattacke. Das hat bei mir halt gleich eine ziemlich heftige Wirkung. Kneipen kann ich gar nicht erst besuchen und irgendwelche Feste, selbst auf privatem Boden, sind für mich eine einzige Qual.
Mein Ziel wäre es, diese Wut los zu werden. Sie fühlt sich falsch an und das ist sie ganz sicher auch. Besonders wenn sie sich gegen Fremde richtet. Ich möchte Alkoholismus endlich als das akzeptieren können was es ist - eine Krankheit. Mein Kopf weiß das längst! Aber der Rest meines Körpers mag da nicht so recht gehorchen und das frisst mich auf.
Den Eindruck das es einfacher wird habe ich leider nicht. Die einzigen Menschen bei denen ich Alkoholkonsum wirklich akzeptieren kann sind meine Schwester und meine Schwägerin. Da macht es mir ganz und gar nichts aus, wenn die trinken. Nicht mal dann, wenn es harter Alkohol ist. Warum das so ist, weiß ich nicht. Es ist einfach okay für mich.

Liebe Grüße,
Deine Casi


Hallo Casi,
Okay, das ist natürlich ein Problem... :?
Ich denke, du hast ganz einfach ein Trauma - auch wenn die Ausdrucksweise 'ganz einfach' da ein wenig falsch ist, tut mir leid.
Also das würde dazu passen, dass dein Körper immer noch reagiert, obwohl dein Kopf schon längst eines besseren belehrt wurde. Und das würde auch mit dem von deiner Schwiegermutter und deiner Schwester zusammenpassen - die 2 kennst du so gut, dass du wirklich 100 % überzeugt sein kannst, dass sie die Kontrolle behalten werden. Aber um die Wut loszuwerden, habe ich jetzt keinen konkreten Tipp - ausser, zu einem Fachmann/Fachfrau zu gehen (->Traumaüberwindung), wäre da vielleicht mein Tipp. Tut mir leid, ich bin vermutlich wirklich nicht gerade eine grosse Hilfe :cry: :oops:
Versuche vlt einfach weiterhin, deinem Körper zu sagen, dass die Reaktion falsch ist... Viellecht hilft's irgendwann doch...? Bei mir hat das geklappt, ich weiss jetzt gard auch nicht weiter...
hiddengirl
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