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Umgang mit Zwangsstörung?

BeitragVerfasst: Sa. 24.10.2015, 13:41
von Mirai
Ich wollte mal fragen, wie andere Betroffene es schaffen, mit ihrer Zwangsstörung umzugehen und ob sie sie auch in der Therapie thematisieren.

Bei mir ist es so, dass ich sie zu Beginn der ambulanten Therapie angesprochen habe, gefragt worden bin, wie viel Zeit meine Zwänge in Anspruch nehmen und das Thema dann damit erledigt war, aber ein gewisser Leidensdruck ist dennoch konstant da.

Erschwerend kommt bei mir hinzu, dass sich mein Zwang relativ leicht verbergen lässt, wenn man mich nun nicht gerade vierundzwanzig Stunden am Tag beobachten würde. Selbst in meiner zehnwöchigen stationären Therapie habe ich es "geschafft", damit nicht aufzufallen und es nicht ein einziges Mal erwähnt, sodass es als Diagnose gar nicht bei mir aufgetaucht ist.

Manchmal spiele ich es selbst herunter, aber den inneren Zwang zu haben, kontrollieren zu müssen, ob das Fenster richtig zu ist, ob die Steckdosenleiste wirklich aus ist, ob der Wasserhahn ganz zugedreht ist, ob der Herd ausgeschaltet ist oder ob die Tür richtig abgeschlossen ist, ist einfach nervig. Auch wenn das bei mir am Tag vielleicht nur zwanzig Minuten Zeit in Anspruch nimmt, ist das mit sehr viel innerer Anspannung verbunden, weil ich mir nun mal selbst misstraue und die Sachen fast immer mehrmals kontrollieren muss, um mich selbst zu beruhigen und das ist sicherlich krankhaft.

Leider bin ich da auch der Ansicht, dass das ein Krankheitsbild ist, das man kaum therapieren kann und bei dem auch Medikamente nichts bringen, zumindest habe ich noch nie von einem Medikament gehört, dass Zwänge auf wundersame Weise verschwinden lässt oder lindert.

Kennt jemand das Problem? Redet ihr offen über eure Zwangserkrankung oder schämt ihr euch ebenfalls und lasst es deshalb auch unter den Tisch fallen? :(

Re: Umgang mit Zwangsstörung?

BeitragVerfasst: Sa. 24.10.2015, 14:21
von Charlotte
Erfahrungen habe ich nicht, aber einen Gedanken dazu:
Mirai hat geschrieben:Leider bin ich da auch der Ansicht, dass das ein Krankheitsbild ist, dass man kaum therapieren kann [...]

Ich denke, dass es zumindest einen Versuch wert wäre. Es wird ja einen Grund haben, dass du diese Zwangsstörung entwickelt hast, irgendetwas wirst du damit ja kompensieren wollen, vermutlich etwas, an das du dich jetzt aus dem Stehgreif gar nicht mehr erinnern kannst. Aber vielleicht würde es helfen, den Ursachen dafür auf den Grund zu gehen und das, was auch immer diesem Verhalten zugrunde liegt, zu therapieren, so dass die Zwangshandlungen unnötig werden.

Re: Umgang mit Zwangsstörung?

BeitragVerfasst: Mi. 23.03.2016, 19:09
von hiddengirl
Hi Mirai,
Dieser Text könnte praktisch von mir sein, nur mit dem
Unterschied, dass ich bis vor ein paar Sekunden noch nicht wusste, dass das eine Zwangsstörung ist (und ich war noch nie in ner Klinik). Ich hoffe allerdings darauf, dass das therapierbar ist, obwohl ich, auch wenn ich wüsste, wie ich es therapieren könnte, diese Therapie gar nicht in Anspruch nehmen könnte - da müsste ich ja zumindest meiner Mutter zugeben, dass ich diese Zwänge - als was sie sich zu meinem Leidwesen vor einer Minute gerade herausgestellt haben - besitze.
Also, kurzgefasst, ich kenne das sehr gut. (;
Nur fängt es jetzt auch noch damit an, dass ich viel zu oft die Hände wasche. Das ist mir zwar bewusst, aber ich jedsmal denke ich wieder, dass es genau DANN sehr wohl berechtigt sei. Das hast du nicht? Mit dem Waschen?

Re: Umgang mit Zwangsstörung?

BeitragVerfasst: So. 22.05.2016, 19:58
von Shadowlights
Eine Wunderpille gegen Zwangsstörungen gibt es meines Wissens nach leider nicht.

Therapieren kann man es aber. Mit viel Willenskraft, Geduld und geeigneten Therapeuten.

Als meine Zwänge zum ersten mal von einem Therapeuten bemerkt worden sind wollte man wissen, wie viel Zeit sie am Tag in Anspruch nehmen. Ich konnte das überhaupt nicht einschätzen. Also hab ich angefangen jedes mal, wenn ich einer Zwangshandlung nachgehe die Zeit zu stoppen. was sich dann zu einem weiteren Zwang entwickelt hat. Nicht sooo optimal.