Meine Mama hat ein Trauma..

Thematik dieses Forums: Dissoziationen wie Depersonalisation, Derealisation und andere dissoziative Zustände sowie Traumata und ihre möglichen Folgen, so wie u.a. auch die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), die akute Belastungsreaktion oder die Dissoziative Identitätsstörung (DIS) bzw. Multiple Persönlichkeitsstörung (MPS).

Meine Mama hat ein Trauma..

Beitragvon sweety-label » Do. 10.02.2011, 22:27

Hallo mein Name ist Janet und ich bin 16 Jahre alt.
Ich weiß im Moment einfach nicht weiter! Ich habe niemandem mit dem ich drüber reden kann, niemand der mir zuhört. Vielleicht liegt es daran, dass ich meine Trauer nicht rauslassen kann und mich nicht traue jemandem zu sagen, wie es mir geht, weil ich Angst habe, dass man mich nicht versteht und mich einfach allein lässt! Ich habe mich entschlossen, all das was mich wegen der Krankheit meiner Mutter bedrückt in ein Forum zu schreiben..Einfach alles rauszulassen, was sich im Laufe der Jahre angestaut hat..

Meine Mutter hatte 2004, nach der Geburt meiner Schwester, mehrere Zusammenbrüche. Sie war psychisch am Ende! Sie kam nicht mehr klar und wusste nicht, was mit ihr los ist. Sie ging zum Arzt und der wusste es auch nicht. Ab da an war sie bei mehreren Ärzten und irgendwann hat einer der Ärzte festgestellt, dass sie Depressionen hat. Sie hat Medikamente bekommen, doch es wurde nicht besser. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer... Meine Mutter hat sich dann in eine Nervenklinik einliefern lassen. Es wurden ein paar Behandlungsmethoden durchgeführt. Am Anfang hatte man das Gefühl, es geht meiner Mutter immer besser, doch wir haben uns alle geirrt! Sobald sie aus der Klinik draußen war, ging es wieder Berg ab.
Sie hat sich irgendwann noch einmal einliefern lassen, doch das ging abermals in die Hose.
Kein Medikament, keine Therapie hat geholfen.
Die Ärzte haben rumspekuliert, habe immer wieder neue Krankheiten entdeckt.
Sie sollte neben den Depressionen auch Angstzustände haben.
Sie hat wieder andere Medikamente bekommen..
Es hat nicht geholfen.. Meine Mama war ganz weit unten. Sie hat nur noch geheult. Wollte sich selbst was antun! Das geht mir so nah! Ich will meine Mama nicht verlieren!
Irgendwann war es dann so schlimm, dass sie in die geschlossene Abteilung musste.
Sie hatte große Angst. Sie dachte, sie kommt dort nicht mehr raus.
Doch lange musste sie da nicht drin bleiben..
Als sie rauskam, hat sie mehrere Wochen eine Tagesklinik besucht.
Doch diese Tagesklinik konnte ihr auch nicht helfen.
Neben der Tageklink hat sie eine Therapie gemacht.
Aber leider die Falsche.. Das habe alle erst später bemerkt.
Die Ärzte haben alles mögliche ausprobiert, nichts half!
Meine Mutter hat die Lust am Leben verloren. Wollte am liebsten sterben.
Sie war auf einer Kur und einer Reha. Doch die haben ihr auch nicht geholfen..
Danach ist sie dann freiwillig in eine andere Nervenklinik gegangen, die ein bissche weiter weg war.
Mein Vater war arbeiten, doch wir haben sie so oft besucht wie es ging oder wie wir durften.
Wir haben sie alle zu Hause vermisst, mein Papa, meine kleine Schwester, mein kleiner Bruder und Ich.
Das war der längste Aufenthalt, den sie in einer Klinik hatte, es müssen so im 4 Monate gewesen sein.
Als sie wieder zu Hause war, ging alles wieder von vorne los.
Ihr ging es sehr schlecht.. Ich habe angefangen, daran zu denken, dass wir Kinder daran schuld sind, dass sie nicht gesund wird. Am Meisten habe ich mir selbst Vorwürfe gemacht. Ich habe meine Mama nie in den Arm genommen.. Ich weiß nicht warum, aber ich kann es bis heute nicht.. Ich habe sie so sehr lieb, aber ich kann ihr das nie sagen. Ich kann meine Gefühle nicht rauslassen. Bin verschlossen..

Es kam die Zeit, in der sie nicht mehr alleine zu Hause bleiben konnte. Es musste immer jemand da sein. Mein Vater war arbeiten, meine Schwester im Kindergarten und mein Bruder und Ich in der Schule.Auch wenn wir Kinder zu Hause waren, konnte sie nicht alleine mit uns bleiben. Sie hatte panische Angst, dass sie uns was antun könnte, obwohl ihre Theapeutin immer wieder gesagt hat, dass meine Mutter das nie tun würde. Meine Oma war ganz oft bei uns, wenn mein Vater arbeiten war, doch auf Dauer war das keine Lösung.

Ein Arzt hat dann herausgefunden, dass sie ein Trauma von ihrer Kindheit hat. Sie begann eine Traumatherapie. Die macht sie jetzt schon seit ca. einem Jahr. Sie nimmt andere Medikamente.
Als mein Vater zur Arbeit musste, ist sie völlig durchgedreht. Sie wollte nicht, dass er geht. Er sollte bei ihr bleiben. Mein Vater hat sich dann ein paar Tage krankschreiben lassen.Doch er konnte das ja nicht immer machen. Meiner Mutter ging es sehr schlecht und mein Vater hat sich entschieden,seine Arbeit aufzugeben, damit er bei meiner Mutter sein kann.Ich glaube auch, dass er Angst hatte (genau wie Ich), dass sich meine Mutter wieder was antun will.
Vor ein paar Monaten, hat die Therapeutin meine Mutter hypnotisiert. Sie hat herausgefunden, dass ihr Vater sie, als sie noch klein war, missbraucht hat.
Meine Mutter hat seit ihrer Kindgheit keinen guten Kontakt zu ihrem Vater und verabscheut ihn, weil er als Vater grausam war! Er hat sie und ihre Schwester geschlagen, hatte Kontrollzwänge, wollte sich aber nicht helfen lassen, weil er der Meinung war, dass er normal ist.
Naja auf jeden Fall ist meine Mutter zutiefst geschockt und absolut fertig gewesen, als sie von ihrer Therapeutin erfahren hat, dass sie von ihrem Vater missbraucht worden ist.
Sie stürzte in ein tiefes Loch. Sie konnte NICHTS mehr ohne meinen Vater machen.
Mein Vater kann nicht mehr alleine irgendwohin fahren. Meine Mutter muss immer dabei sein.
Sogar wenn er mal für ein paar Minuten im Keller war, ist sie fast durchgedreht.
Das geht jetzt schon knapp 1 Jahr so.
Unsere Familie reißt immer mehr auseinander! Meiner Mutter geht es fast jeden Tag schlecht, und wir wissen nicht, was wir tun sollen...
Ich lasse es mir nie anmerken, dass mich die Krankheit meiner Mutter belastet.
Ich will nicht, dass meine Mutter merkt, wie sehr ich darunter leide.. Wie oft ich mich nachts in den Schlaf weine! Das einzige was ich mir wünsche ist, dass sie eines Tages wieder gesund wird! Ich habe Angst, dass ich sie irgendwann verliere..
Meine Mutter ist zwar stark.. muss schon seit knapp 6 Jahren jeden Tag kämpfen, doch auch die Stärksten, gehen irgendwann zu Grunde..

Ich hoffe, es hat sich jemand die Zeit genommen, sich das hier alles durchzulesen. Es tut mir leid, dass es so lang geworden ist, doch ich musste mal alles rauslassen...
Ich hoffe jemand weiß, wie ich mich fühle.
Vielleicht ist ja auch jemand dort draußen, dem es genauso geht wir mir.
Ich weiß langsam nicht mehr weiter... :cry:
Zuletzt geändert von sweety-label am Fr. 08.04.2011, 23:42, insgesamt 2-mal geändert.
sweety-label
 

Re: Meine Mama hat ein Trauma..

Beitragvon kratzetatze » Fr. 11.02.2011, 10:16

Was soll man in soch einer Situation antworten? Es macht sprach- und hilflos. Ich glaube ich kann es einwenig nachfüllen: Einwenig war es als würdest du meine Geschichte erzählen, nur letztendlich gravierender. Das mit immer schlechter gehen kenne ich auch gut, nur dass mir Psychosomatik geholfen hat, vielleicht aber auch weil meine Kinder dabei zu ihrem Vater, meinem Exmann, kamen und ich mir um sie keine Angst mehr machen musste, war nur traurig.

Ich weiß gar nicht was man dir raten könnte, scheinbar habt ihr schon alles versucht, außer dass ich deine Verzweifelung nachvollziehen kann. *dich feste umarmen will* :troest:
kratzetatze
 

Re: Meine Mama hat ein Trauma..

Beitragvon Vanilla » Fr. 11.02.2011, 10:53

es ist gut, dass du alles mal raus lassen konntest.
Leider kann ich auch nicht wirklich einen Rat gehen, deine Mutter hat ja schon viel versucht. :troest:
Wer kümmert sich denn um deine Sorgen, hast du jemanden?
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
Unbekannt

Ja, ich hasse meine MS und sie mich scheinbar auch. Aber manchmal sitzen wir auch zusammen und lachen gemeinsam über meinen Gang

There is sugar on the radio
Benutzeravatar
Vanilla
Vielschreiber
 
Beiträge: 10272
Registriert: Do. 26.11.2009, 17:29

Re: Meine Mama hat ein Trauma..

Beitragvon holisse » Sa. 12.02.2011, 02:02

Hi Sweety-label,

ich finde es absolut super, dass du dir einen Ort gesucht hast, um darüber zu sprechen.

sweety-label hat geschrieben:Ich lasse es mir nie anmerken, dass mich die Krankheit meiner Mutter belastet.
Ich will nicht, dass meine Mutter merkt, wie sehr ich darunter leide.. Wie oft ich mich nachts in den Schlaf weine! Das einzigste was ich mir wünsche ist, dass sie eines Tages wieder gesund wird! Ich habe Angst, dass ich sie irgendwann verliere..


Ist deine Mutter sich bewusst wie sehr ihr alle unter diese Situation leidet ? Redet ihr darüber mit ihr oder ist es eher eine Art "Eiertanz" um die Mutter herum ?

Gruss, Holisse
holisse
 

Re: Meine Mama hat ein Trauma..

Beitragvon Vanilla » Di. 15.02.2011, 22:52

Hi Sweety-label,wie geht es dir inzwischen? :cuddle:
Dir wurde dieses Leben gegeben, weil du stark genug bist um es zu leben.
Unbekannt

Ja, ich hasse meine MS und sie mich scheinbar auch. Aber manchmal sitzen wir auch zusammen und lachen gemeinsam über meinen Gang

There is sugar on the radio
Benutzeravatar
Vanilla
Vielschreiber
 
Beiträge: 10272
Registriert: Do. 26.11.2009, 17:29


Zurück zu Dissoziationen, Trauma/PTBS und MPS/DIS

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste